11. Juli 2018
Bewerber vermeiden – so geht’s! Teil 3: Unnahbar sein
Lesezeit: 9 Min. Employer BrandingKarriere-WebsitesPersonalmarketingRecruitingStellenanzeigen
Nun ist es gut drei Monate her, seitdem ich hier die letzten ultimativen Tipps bereitgestellt habe, wie Sie der Bewerberflut den Hahn abdrehen. Drei Monate, die Sie hoffentlich gut genutzt haben, um Baustein 1 und 2 der Bewerbervermeidungsstrategie umzusetzen. Nun fragen Sie sich wahrscheinlich schon die ganze Zeit, welches das dritte Modul dieser effizienten und Ressourcen fürs Tagesgeschäft schaffenden Strategie ist. Ich will sie nicht länger auf die Folter spannen: Möglichst unnahbar zu sein, das ist die letzte Essenz der Bewerbervermeidungsstrategie. Mit Unnahbarkeit verprellen Sie garantiert den letzten, allerhartnäckigsten Bewerber.
Es ist schon traurig. Gibt man die Suchphrase “Bewerber vermeiden” (ohne Anführungsstriche) bei Google & Co. ein, so gibt es zwar zigtausend Treffer, welche Fehler Bewerber bei Bewerbungen und Bewerbungsgesprächen vermeiden sollten – Arbeitgeber aber schauen in die Röhre. Tipps für ein entspanntes, bewerberfreies Leben, um endlich wieder ohne Störungen dem Tagesgeschäft nachgehen zu können, finden Sie weder in der karrierebibel, noch im Focus, nicht in der Personalwirtschaft oder im Human Resources Manager, geschweige denn im frisch relaunchten personalmagazin. Im Gegenteil: Gerade Personalers Hauspostillen glänzen mit Desinformation. Das ist umso erschreckender, sind doch viele Unternehmen in Deutschland ganz weit vorne, wenn es darum geht, Bewerbern den Zugang zum Unternehmen zu verwehren. Nur plaudert offenbar keins davon gerne aus dem Nähkästchen. Zeit, dass sich das ändert.
Trotz sinkendem Erwerbspersonenpotenzial, Vollbeschäftigung und demografischer Entwicklung immer noch Bewerbungen
Denn auch wenn das Erwerbspersonenpotenzial sukzessive sinkt, wir in einigen Bereichen und Bundesländern nahezu Vollbeschäftigung erreicht haben, die demografische Entwicklung einen zusätzlichen Beitrag leistet, dass lästige Bewerbungen ausbleiben und nur 21 Prozent der gesamten Arbeitsmarkt-Teilnehmer aktiv auf Jobsuche sind, es gibt immer noch Schlupflöcher für allzu emsige und furchtlose Bewerber. Doch keine Sorge, auch diesem Treiben lässt sich ein Riegel vorschieben! In meiner jahrelangen Beratungstätigkeit und in direkter Zusammenarbeit mit HR-Profis aus dem gesamten Bundesgebiet habe ich basierend auf dieser Ausgangslage drei Bausteine entwickelt, wie Sie sich die lästigen Bewerber vom Hals halten können und Sie sich endlich wichtigeren Dingen, als der Bewerberansprache und dem Recruiting widmen können!
In Teil 1 der perfekten Bewerbervermeidungsstrategie haben Sie gelernt, dass man als Arbeitgeber am besten nicht auffindbar ist, um auf diese Weise lästige Bewerbungen zu vermeiden. Ganz weit vorn in dieser Disziplin sind bspw. die Deutsche Bahn, die Deutsche Telekom oder aber die Deutsche Lufthansa und Audi. Die Liste könnte ich beliebig fortsetzen. Es steht Ihnen frei, dies in Ihren Gedanken oder aber auch am Ende des Artikels via Kommentar zu tun.
In Teil 2 haben Sie erfahren, wie Sie mit austauschbaren Worthülsen und Stock-Fotos die Bewerber, die sich trotz Ihrer Bemühungen auf Ihre Karriere-Website verirrt haben oder über Ihre Stellenanzeigen gestolpert sind, in die Flucht schlagen. In Teil 3 erfahren Sie nun, wie Sie die garantiert die letzten dieser lästigen Spezies von einer Bewerbung abhalten.
#3 Seien Sie unnahbar!
Leider lässt es sich bei vielen Unternehmen trotz aller gut gemeinten Tipps zur ultimativen Unsichtbarkeit und Austauschbarkeit eben doch nicht vermeiden, dass sich vorwitzige Interessenten zu einer Bewerbung bemüßigt fühlen. Umso wichtiger ist es also, den Weg dahin mit möglichst vielen Hürden zu erschweren – bzw. im Idealfall unmöglich zu machen!
Benennen Sie keinen Ansprechpartner!
Schaut man so in diverse Studien, so ist so mancher bestimmt überrascht und verunsichert, wie einfach es doch ist, beim Bewerber zu punkten. Die Benennung eines Ansprechpartner respektive die Nennung der Kontaktdaten steht bei Bewerbern nämlich ganz hoch im Kurs. Was bedeutet das nun für Sie? Ganz einfach: Machen Sie es, wie so viele Ihre Wettbewerber auch: Benennen Sie um Himmels Willen keinen Ansprechpartner. Weder für Rückfragen zur Stelle noch zur Bewerbung. Sollen die sich doch durchfragen.
Vermeiden Sie jegliche Kontaktaufnahme-Möglichkeiten. Jegliche.
Kein Ansprechpartner bedeutet auch keine Angaben von Namen. Den zu verraten, käme Harakiri gleich. Wenn ein Bewerber was will, soll er sich doch durchfragen. Keine Angst, er scheitert garantiert schon am Empfang (den Sie vorher selbstverständlich gebrieft haben), der den Bewerber erfolgreich abwimmelt. E-Mails? Wollen Sie wirklich im Tagesgeschäft auch noch von lästigen Bewerbungen gestört werden? Das Postfach platzt doch ohnehin aus allen Nähten! Und wenn E-Mail, dann möglichst anonym. Meine Empfehlung, wenn kein Weg an der E-Mail vorbei geht: Nutzen Sie die info@-Adresse auch für Bewerbungen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die nie bei Ihnen aufschlagen, steigt ins Unermessliche! Oder, noch besser: Machen Sie es wie einige clevere Unternehmen und zwingen Sie Bewerber, Ihre E-Mail mit kryptischer Betreffzeile an eine noch kryptischere E-Mail-Adresse zu senden. Dass das Verlinken der Social-Media-Profile ebenfalls tabu ist, sollte klar sein. Oder wollen Sie, dass da auf einmal ganz viele potenzielle Bewerber in Ihren Kontakten rumschwirren? Eben. Hier gibt’s mehr Tipps zur perfekten Kontaktvermeidungsstrategie.
Setzen Sie auf Zwangs-Logins bei der Bewerbung!
Irgendwie schaffen es doch immer wieder ein paar vorwitzige Zeitgenossen, unter dem Radar durchzufliegen und bei Ihnen auf dem Bewerbungsportal zu landen. Was nun? Auch hier hat sich schon tausendfach eine Lösung bewährt und wird erfolgreich von Anbietern von E-Recruiting-Software befeuert: Das Zwangs-Login bei der Bewerbung. Möchten Sie, dass Bewerber, die bisher noch guter Dinge waren und kurz vorm Absenden ihrer Bewerbung standen, freundlich, aber bestimmt in die Schranken weisen, so ist diese Patent-Lösung auf jeden Fall Erfolg versprechend. Das Zwangs-Login sorgt garantiert für weniger Bewerber.
Verwenden Sie möglichst umständliche & umfangreiche Bewerbungsformulare!
Zwangs-Login ist schon ein konsequenter Schritt und siebt bereits einige der Bewerber aus. Setzen Sie noch einen drauf: Mit möglichst umständlichen und umfangreichen Formularen. Warum sollte ein Bewerber nur seine Kontaktdaten eingeben müssen und seine Bewerbung per PDF hochladen, wenn es doch wesentlich komplizierter geht: Auch wenn sich das System die Daten per Parsing aus dem CV ziehen könnte: zwingen Sie Bewerber unbedingt, sämtliche Kontaktdaten auch im Formular zu hinterlegen. Mein Tipp: Verwenden Sie Formulare, bei denen auch die Angabe des Landes erforderlich ist. Hier am besten in Form einer Liste, wo der Bewerber aus sämtlichen Ländern auswählen muss und Deutschland erst durch Scrollen ausgewählt werden kann. Idealerweise kennzeichnen Sie jedes Feld (auch AGG-kritische) als Pflichtfeld, auch das wird für viel Frust beim Bewerber sorgen. Insbesondere dann, wenn auch eine gestandene Führungskraft sämtliche Felder hinsichtlich Ausbildung und Schul-Laufbahn ausfüllen muss. Das nervt und sorgt garantiert für hohe Absprungraten.
Hohe Absprungraten (und damit weniger Bewerbungen) erzielen Sie auch, wenn Sie einen Bewerber über mehrere Klicks von der Karriere-Website zum Stellenportal, von da zur Stelle, von da zum Online-Portal, von da zur Bewerbung, von da zum Zwangs-Login, von da… führen.
Einer Untersuchung der E-Recruiting-Profis Wollmilchsau zufolge gehen durchschnittlich 70 Prozent der Bewerber bei der Online-Bewerbung verloren. Das sind Zahlen, die Hoffnung machen!
Ermöglichen Sie keine Bewerbung per Post & E-Mail!
Auch wenn die Bewerbung per E-Mail bei Bewerbern die beliebteste Form ist, sich zu bewerben und die Post-Bewerbung bei einigen Kandidaten immer noch gerne genutzt wird – sorgen Sie dafür, dass eine Bewerbung auf diese Weise nicht möglich ist. Vergessen Sie nicht, Sie wollen Bewerbungen vermeiden. Diese Kanäle zu öffnen, würde einem Öffnen der Büchse der Pandora gleich kommen! Und wenn doch mal was auf diesem Wege rein kommt? Ignorieren! Doch dazu gleich mehr.
Bieten Sie keinen mobil optimierten Bewerbungsprozess!
Klar, dass sowohl Ihre Karriere-Websites als auch die Stellenanzeigen sowie der sich daran anschließende Bewerbungsprozess auf keinen Fall smartphone-tauglich sein sollten! Immer mehr Menschen nutzen das Smartphone auch, um sich über Jobs und potenzielle Arbeitgeber zu informieren – und im schlimmsten Falle sogar sich zu bewerben – ergo würden Sie sich die Hölle auf Erden gestalten, wenn Sie einen Zugang via Smartphone ermöglichen. Mein Tipp: Lassen Sie Ihre Karriere-Website auf dem aktuellen Stand und bremsen Sie auch vorwitzige Kollegen aus dem Marketing, die u. U. einen mobil optimierten Web-Auftritt nach vorne treiben wollen, aus. Schildern Sie den Kollegen den Ernst der Lage und greifen Sie auf die hier genannten Empfehlungen zurück! Merke: Wer auf mobile Recruiting setzt, wird auch mehr Bewerbungen bekommen. Also, Finger weg!
Pflegen Sie Ihr XING-/LinkedIn-Profil nicht!
Im Zeitalter von Social Media kommen viele Anfragen auch über diese Kanäle. Bewerber wollen Ihre “Best Buddys” sein und sich mit Ihnen auf XING und LinkedIn verbrüdern. Schieben Sie dem einen Riegel vor! Am besten, indem Sie dort gar nicht erst präsent sind. Sie wollen auf die Filterbubble Linkedin nicht verzichten? Dann gestalten Sie Ihr Profil wenigstens so, dass es möglichst auf Bewerber abschreckend wirkt. Das gelingt z. B., indem man kein Profilbild hinterlegt (oder nur eins mit einem schlecht ausgeleuchteten Selfie) und möglichst wenig Angaben über sich, seine Interessen und sein Portfolio hinterlegt. Klar, dass Active Sourcing tabu für Sie ist. Und bei “passive Sourcing” – also der Kandidat kontaktiert Sie – stellen Sie sich einfach tot. Wenn’s zu penetrant wird, blockieren Sie einfach den Nutzer oder melden Sie ihn als Spam. So werden dann auch Ihre Kollegen nicht weiter belästigt werden können. Hier gibt’s mehr zum Thema Social Media-Profile von Recruitern.
Reagieren Sie nicht auf Bewerbungen!
Das mit dem Totstellen funktioniert nicht nur bei den Social-Media-Profilen, sondern auch bei Bewerbungen. Wieso sollten Sie auf eine Bewerbung reagieren? Sie haben ja schließlich nicht darum gebeten. Sollte dann ein Bewerber die Frechheit besitzen und nach dem Stand der Bewerbung fragen, so weisen Sie ihn in seine Schranken. Lassen Sie sich am Telefon verleugnen, briefen Sie Empfang oder Kollegen, wie man Bewerber harsch (oder gelangweilt) abwimmelt oder seien Sie einfach nicht erreichbar. Weder per Mail, noch per Telefon.
Bewerbervermeidungsstrategie sukzessive anpassen
Sie sehen, es gibt viele Mittel und Wege, Bewerber zu vermeiden. Pfeifen Sie auf Candidate Experience und erst recht Candidate Centricity. Das ist neumodischer Schnickschnack, den keiner braucht. Meine Empfehlung ist es, alle genannten Bausteine umzusetzen und auszuprobieren. Nicht jeder wird sofort den Erfolg versprechen, den Sie sich wünschen, nicht jeder wird auch bei Ihnen funktionieren. Aber bedenken Sie stets: Wenn Sie etwas wirklich möchten, probieren Sie es einfach aus. Im schlimmsten Falle scheitern Sie, aber dann fangen Sie eben wieder von vorne an.
Denn klar, es gibt Sie, die Bewerber, die jede Mauer und jeden Stacheldraht überwinden, denen kein Berg zu hoch ist, kein Karriere-Button zu unauffindbar, kein Stellentitel zu austauschbar, keine Anforderung zu hoch, kein Bewerbungsformular zu lang, kein Unternehmen zu unnahbar. Bei denen hilft nur, Ihre Strategie zu hinterfragen, zu analysieren und anzupassen. Es ist noch kein Bewerbervermeidungsmeister vom Himmel gefallen! Starten Sie einfach wieder mit Baustein 1 und ziehen Sie wirklich alle Register der ultimativen Bewerbervermeidungsstrategie. Dann werden auch Sie bald wieder genug Zeit fürs heißgeliebte Tagesgeschäft übrig haben! Fangen Sie jetzt gleich an!
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