16. April 2020
Stellenanzeigen und Corona: Klarheit für Bewerber schaffen
Lesezeit: 16 Min. Employer BrandingKarriere-WebsitesPersonalmarketingRecruitingStellenanzeigen
Aktuell leben wir in einer unbeständigen Welt voller Unwägbarkeiten und Unklarheiten. Was morgen oder übermorgen ist, weiß keiner so recht. Nicht nur Social Distancing bestimmt unser Leben, manche sind auch von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit betroffen. Und dennoch: In manchen Branchen, bei so manchen Unternehmen (auch abseits der Gesundheitsbranche) brummt der Laden. Es wird weiter rekrutiert, es wird weiter eingestellt, ja, es wird sogar weiter “ongeboardet”, wie man so schön neudeutsch sagt. Nur – woher soll ein potenzieller Bewerber das wissen? Woher soll er wissen, dass Sie weiterhin rekrutieren? Woher soll er wissen, dass trotz Corona weiterhin eingestellt wird? Am einfachsten wäre es, genau das offen zu kommunizieren: in Stellenanzeigen. Und auf der Karriereseite. Aber wer tut das wirklich?
Um mir ein (natürlich nicht repräsentatives) Bild davon zu verschaffen, habe ich mir einmal exemplarisch die Stellenanzeigen bei einer großen deutschen Jobbörse angeschaut. Stand heute (15.4.2020) hat dieses Jobportal 69.254 Stellenangebote veröffentlicht. Über die Suchbegriffe “Corona” und “Covid” habe ich nun nach Stellen gesucht, die diesen Begriff beinhalten. 548 Stellen werden mir bei der Suche nach “Corona” ausgespuckt, 147 bei der nach “Covid”.
Nicht einmal 1 Prozent der Unternehmen veröffentlicht in Stellenanzeigen Infos zum Bewerbungsprozess in Zeiten von Corona
In Summe sind das 695 Stellenanzeigen (von 69.254 aktuell veröffentlichten!), die an irgendeiner Stelle einen der Suchbegriffe enthalten. Das sind mal gerade 1 Prozent aller derzeit veröffentlichten Stellenanzeigen! Wobei alleine 314 der “Corona”-Stellen auf ein und denselben Inserenten zurückfallen. Womit sich der Anteil noch mal drastisch reduziert.
Mir ging es bei meiner Suche nicht um Stellentitel wie “#Coronahelden” oder “Pädagogische Teamleitung (m/w/d) für Inklusion und Schulassistenz / bitte auch in Corona-zeiten bewerben!“, sondern darum, herauszufinden, inwieweit das Unternehmen einen potenziellen Bewerber davon in Kenntnis setzt, ob es überhaupt ernsthaft am Rekrutieren ist und wie dann möglicherweise der Bewerbungsprozess oder das Onboarding abläuft. Und da reduziert sich die Zahl der Stellenangebote auf einen zweistelligen Betrag bzw. auf einen Prozentwert unter 1. Besonders verstörend: Gerade bei den Stellen, wo es tatsächlich um Jobs rund um Corona geht, finden sich Angaben zu einem “Corona-gerechten” Bewerbungsprozess nur selten bis gar nicht.
Transparenz und Wertschätzung in diesen Zeiten das A & O im Recruiting
Nun könnten Sie argumentieren, natürlich sind die Unternehmen am Rekrutieren, warum sonst sollten die Unternehmen Stellenanzeigen schalten? Meine Antwort darauf: So natürlich ist es nicht. Abgesehen davon, dass viele Jobbörsen auch Stellen online haben, die bereits vor der Corona-Krise veröffentlicht wurden und immer mal wieder verlängert werden, ist die Verunsicherung bei potenziellen Bewerbern dennoch groß. Suchen die jetzt wirklich, sind die Jobs aktuell, ist mir ein Arbeitsplatz sicher?, so die Fragen, die sich viele stellen. Gerade weil wir in einer Zeit der Unklarheit und Ungewissheit leben, ist es umso wichtiger, dass Arbeitgeber für Transparenz sorgen und auf diese Weise Wertschätzung gegenüber dem Mitarbeiter von morgen zeigen. Transparenz und Wertschätzung sind das A & O im Recruiting – und das nicht nur in Zeiten von Corona, nun aber umso mehr. Weil es in unsicheren Zeiten Vertrauen braucht. Und das verspielen viele Arbeitgeber gerade.
Umso naheliegender wäre es dann doch, potenzielle Bewerber entsprechend zu informieren und Antworten zu liefern bzw. für Klarheit zu sorgen. Etwa in dem man darüber informiert, dass Bewerbungsprozesse trotz Corona weiterlaufen. Und wie diese ablaufen. Dass trotz Corona ein sicherer Arbeitsplatz garantiert werden kann.
Wie Arbeitgeber in Stellenanzeigen Corona thematisieren
Dass nicht einmal 1 Prozent der Stellenanzeigen darüber informiert, stimmte mich schon nachdenklich. Nun wollte ich wissen, wie genau Unternehmen denn eigentlich darüber informieren. Und ob sie das, wenn sie es denn in der Stellenanzeige tun, auch auf der Karriere-Website oder im firmeneigenen Jobportal kommunizieren (nein, tun sie in den seltensten Fällen, aber es gibt auch Lichtblicke). Natürlich konnte ich für einen Blogartikel diese Auswertung nur “zu Fuß” und nur anhand einer Stichprobe der Veröffentlichungen durchführen. Dennoch lässt das Ergebnis tief blicken und offenbart eine weitere Facette der perfekten Bewerbervermeidungsstrategie.
Update: Mit index Anzeigendaten als Kooperationspartner habe ich die Daten aus 130 Jobbörsen und 198 Printmedien über einen Zeitraum von mehreren Monaten auswerten lassen. Dieses Ergebnis ist deutlich repräsentativer, aber ebenso wenig schmeichelhaft und hier nachzulesen.
Wie Unternehmen vorgehen, wenn es darum geht zu signalisieren, dass das Leben respektive das Recruiting trotz Corona weitergeht, möchte ich Ihnen anhand folgender Beispiele darstellen.
“Trotz Corona…” im Stellentitel
Einstellungen auch in Coronazeiten, das spiegelt sich in vielen Fällen bereits im Stellentitel wider, in etwa in der Form “trotz CORONA – wir suchen Software-Entwickler PHP / MySQL / Laravel (m/w/d)“, “Fitnesskaufmann-Studioleiter (m/w/d) ab sofort trotz Corona” oder auch “Trotz Corona wir suchen weiterhin Friseur/-in / Stylist/-in , jedes WE frei“. Abgesehen vom “trotz Corona” im Stellentitel war’s das dann aber auch. Den Zusatz “trotz Corona” mit in den Stellentitel zu packen empfiehlt sich übrigens (nicht nur) aus SEO-Gründen nicht. Damit ein Stellentitel vollständig angezeigt wird, haben Sie ca. 60 Zeichen zur Verfügung. Das gilt insbesondere für die Google-Suche, aber auch Jobbörsen drehen in der Vorschau bei der Zeichenzahl den Hahn ab. Den Hinweis sollten Sie also an anderer Stelle, und dann auch vernünftig, platzieren. Etwa im Einstiegstext.
Corona-Infos im Einstiegstext der Stellenanzeige
Infos im Einstiegstext finden sich tatsächlich nur selten. Noch seltener als im “Abgesang”, also der (hoffentlich vorhandenen) Bewerbungsaufforderung, die deutlich kreativer ausfallen kann als “Haben wir Ihr Interesse geweckt?“. Hier ein paar Beispiele, die ich bei meiner Stichprobe gefunden habe. Am einfachsten gelingt es in etwa so:
“Der Kreis Rendsburg-Eckernförde sucht, auch in Zeiten des Coronavirus, im Fachbereich Zentrale Dienste zum nächstmöglichen Zeitpunkt Sie zur Verstärkung als Referent Gremienbetreuung (m/w/d)“
im Abgesang findet sich dann noch folgender Hinweis “Vorstellungsgespräche können via Videokonferenz geführt werden oder es ist genügend Platz im Raum vorhanden, so dass ein Abstand eingehalten werden kann. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung!”
So weiß ein potenzieller Bewerber gleich zwei Dinge. Nämlich, dass weiterhin eingestellt wird und wie die Vorstellungsgespräche geführt werden. Das geht natürlich besser, ist aber für eine kommunale Verwaltung gar nicht so übel. Einen guten Einstieg vermittelt auch das nachfolgende Beispiel. Hier wird die mögliche Unsicherheit beim potenziellen Bewerber gleich mit den ersten Zeilen zerstreut:
“Corona-Krise? Nicht bei uns! Wir, die H&H Datenverarbeitungs- und Beratungsgesellschaft mbH, suchen weiterhin Verstärkung. Technologisch sind wir auch für virtuelle Vorstellungsgespräche bestens gerüstet, sodass Sie dafür nicht einmal das Haus verlassen müssten.“
Das nachfolgende Beispiel liefert noch weitere Informationen für Bewerber:
“Bei FDM läuft alles wie gewohnt weiter. Wir stellen weiterhin Consultants ein und freuen uns über eure Bewerbungen. Aufgrund von COVID-19 haben wir alternative Arbeitsregelungen eingeführt, um sicherzustellen, dass es unseren Mitarbeitern gut geht. Ab sofort wird in allen FDM-Zentren aus der Ferne gearbeitet. Es finden virtuelle Trainings und Video-Interviews statt und unsere Mitarbeiter erhalten zusätzlich Zugang zu Webinaren und virtuellen Veranstaltungen. Die Trainings beginnen im April, Mai und das ganze Jahr über. Wenn du deine Karriere im IT- oder Business-Bereich beginnen möchtest, freuen wir uns von dir zu hören!“
Das nachfolgende Beispiel liefert sogar Hinweise darauf, dass auch das Onboarding virtuell erfolgt.
“Update: Obwohl Covid-19 derzeit viele Beeinträchtigungen verursacht, führen wir bei Avira unsere täglichen Geschäftsaktivitäten wie gewohnt weiter, damit wir dem Versprechen an unsere Kunden treu bleiben – jetzt noch mehr als je zuvor: Die Menschen in der vernetzten Welt zu schützen. Und wir tun dies aus der Sicherheit unseres Zuhauses. Dies bedeutet unter anderem, dass wir nach wie vor neue Mitarbeiter einstellen, aber alle unsere Interviews nun online stattfinden. Wir haben sogar schon unseren ersten neuen Kollegen erfolgreich virtuell an Bord gebracht.“
Gut gefällt mir auch dieses Beispiel:
“In Zeiten von Covid-19 rücken wir als Team noch enger zusammen und sind auch im Home-Office gemeinsam stark! Trotz der Corona-Krise suchen wir nach einem...”
Auch bei diesem allerdings recht weit unten im Einstiegstext platzierten Absatz weiß der Leser, okay, hier könnte ich mich durchaus bewerben, die meinen es wirklich ernst:
“PS.: Wir sind in der glücklichen Lage, dass unsere Auftragslage von Corona unberührt ist. Aus diesem Grund suchen wir auch aktuell nach Verstärkung für unser Team.”
“Hinweis zur aktuellen Corona-Lage:
Deine Bewerbung wird auch weiterhin ganz normal bearbeitet. Die Vorstellungsgespräche führen wir derzeit über google-hangout-Meetings oder telefonisch durch.“
Tatsächlich kommen auf die Idee, Hinweise zum Umgang mit Corona in der Stellenanzeige bereits im Einstiegstext zu platzieren, nur wenige. Zu wenige, denn der Einstiegstext ist das, was die meisten Betrachter einer Stellenanzeige als Erstes wahrnehmen.
Die “Covid-19-Erklärung” in der Bewerbungsaufforderung
Die meisten thematisieren den Umgang mit Covid-19 – wenn überhaupt – erst im bereits erwähnten Abgesang. Was zwar deutlich besser ist, als nichts und Sie auf diese Weise die Nase im Verhältnis zum Wettbewerb schon ganz weit vorne haben, es sie aber möglicherweise dennoch Bewerber kosten kann. Weil möglicherweise eben keiner so weit liest. Die meisten Informationen beziehen sich auf veränderte Bewerbungsprozesse in Form von Bewerbungsgesprächen per Telefon oder “Videochat”. Diese Anmerkungen spiegeln auch ganz gut die Ergebnisse aus der Umfrage zu Recruiting in Zeiten von Corona wider.
Bewerbungsgespräche bei vielen per Video möglich
Manche sind recht konkret, andere wiederum lassen viel Platz für Interpretation. Je konkreter aber die Informationen sind, umso größer die Bereitschaft, sich auf das Bewerbungsabenteuer in Zeiten von Corona einzulassen.
“Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Situation durch den Corona-Virus keine Auswirkungen auf unseren Bewerbungsprozess hat. Wir prüfen Ihre eingegangene Bewerbung schnellstmöglich und informieren Sie zeitnah über Neuigkeiten im Bewerbungsprozess. Bei Fragen rund um Ihre Bewerbung können Sie sich selbstverständlich gerne an uns werden. Als Alternative zu persönlichen Gesprächen bieten wir aktuell Telefon- oder Video-Interviews an.”
“Wir freuen uns sehr, dass Sie sich bewerben und ein Teil der #Jungefamilie werden wollen. Aufgrund der aktuellen Situation (COVID-19) stellen wir voraussichtlich erst wieder zum 01. Juli 2020 ein. Gern sichten wir Ihre Bewerbung schon heute, so können wir, sobald sich die Situation entspannt, direkt mit Ihnen in Kontakt treten.”
“Aufgrund der aktuellen Covid 19 Situation führen wir auch telefonische Bewerbungsgespräch durch.”
“Information zum Ablauf in Bezug auf COVID 19: Aktuell werden wir solange wie nötig Interviews, bei denen wir normalerweise persönlichen Kontakt hätten, gemäß der Richtlinien des Robert Koch Instituts, per Videokonferenz durchführen.”
“Der Schutz unserer (zukünftigen) Mitarbeiter ist unser oberstes Gebot. Daher werden wir auf Grund der aktuellen COVID 19 – Situation (Coronavirus) unsere Vorstellungsgespräche nur noch per Video-Telefonie (Webex) durchführen. Darüber hinaus können wir eine Remote-Einarbeitung gewährleisten, so dass ein Onboarding bei Neueinstellung problemlos möglich ist.”
“In Zeiten von Corona: Wir führen derzeit unsere Bewerbungsgespräche per Telefon und Videochat. Es gibt daher keine Verzögerungen in diesem Prozess.”
“Auch wenn Corona uns alle vor Herausforderungen stellt: Wir suchen weiter Charakterköpfe, die langfristig zu uns passen und freuen uns auf Ihre aussagefähige Onlinebewerbung.”
“Auch in der Corona-Krise sind wir auf der Suche nach Mitarbeitern, denn unsere Mitarbeiter sind der Erfolgsfaktor unseres Unternehmens.
Werden Sie Teil unseres Teams und senden Sie uns Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen unter Angabe der o. g. Referenznummer ausschließlich über unser Bewerbungsformular.
Wir passen unsere Arbeitsprozesse an und „treffen“ Sie im ersten Schritt via Videokonferenz!”“Wir sind auch während der weltweiten Corona-Pandemie weiter für Sie da!
Vorstellungsgespräche beispielsweise können über viele Kanäle wie Telefon, Skype oder Microsoft Teams durchgeführt werden.”“In Abhängigkeit der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie wird das Vorstellungsgespräch möglicherweise nicht persönlich vor Ort sondern per Videokonferenz stattfinden.”
“Auch wir nehmen die aktuelle Situation im Hinblick auf Corona ernst und verzichten vorerst auf persönliche Bewerbungsgespräche für ein erstes Kennenlernen. Alternativ nutzen wir hier die Möglichkeit von Video-/Telefon-Interviews.”
“Leider müssen wir aufgrund der aktuellen Situation, bedingt durch den Corona-Virus, etwas umplanen, da es unser oberstes Bestreben ist, sowohl unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch Sie bestmöglich vor Schaden bzw. einer Erkrankung zu bewahren. Daher möchten wir Sie vorher darüber informieren, das wir die Vorstellungsgespräche zunächst per Videokonferenz durchführen werden.”
“Die aktuelle Entwicklung der Corona-Pandemie werden wir im gesamten Bewerbungsverfahren angemessen berücksichtigen.”
“Hinweis: Aufgrund der aktuellen Lage (Corona-Krise) ziehen wir Telefoninterviews vor einer persönlichen Vorstellung in Betracht.”
“Auf Grund der momentanen Corona-Pandemie ergreifen wir präventive Maßnahmen. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass Bewerbungsgespräche vermehrt telefonisch oder per Videochat stattfinden. Die Gesundheit von Ihnen und unseren Mitarbeitern steht für uns im Mittelpunkt. Vielen Dank!”
“Wir haben in der Corona-Phase auch unseren aktuellen Bewerbungsprozess umgestellt: Die Kontaktaufnahme läuft wie gehabt per E-Mail und Social Media. Für das Bewerbungsgespräch bieten wir Dir einen Video-Call für die Face-to-Face Kommunikation an, um so auch ohne direkten Kontakt eine persönliche Gesprächssituation zu simulieren.”
“Die Bewerbungsinterviews werden voraussichtlich am 30. April 2020 stattfinden, wenn sich die aktuelle Gefahrenlage (durch den Corona-Virus) bis dahin entschärft hat.”
“Hinweis zum Schutz vor Corona:
Auch mit der Gesundheit unserer Bewerber*innen gehen wir verantwortungsvoll um. Deshalb finden wir Wege, Vorstellungsgespräche sicher, z.B. per Telefon oder Video, stattfinden zu lassen.”“Wichtig: Wir lassen uns nicht aufhalten und sind auch in Zeiten von Corona weiterhin für Dich da. Bitte habe jedoch Verständnis dafür, dass Vorstellungsgespräche bis auf Weiteres nur über Video stattfinden können. Wenn Du zwischenzeitlich Fragen hast oder einen Zwischenstand zu deiner Bewerbung haben möchtest, dann melde dich gern telefonisch“
Leider beziehen sich die meisten Angaben ausschließlich auf die Bewerbungsgespräche, die bei vielen Unternehmen nun tatsächlich auch virtuell möglich sind. Das Thema Onboarding findet sich so gut wie gar nicht, eine Ausnahme bildet da diese Aussage:
“Darüber hinaus können wir eine Remote-Einarbeitung gewährleisten, so dass ein Onboarding bei Neueinstellung problemlos möglich ist.“
Mit Schutzmaske zum Bewerbungsgespräch
Ein Unternehmen nutzt die Aufgabenbeschreibung auch dazu, die “corona-gerechten” Arbeitsbedingungen darzustellen:
“Achtung aufgrund von Corona haben wir Schutzmaßnahmen für unsere Belegschaft ergriffen
3 Schicht Mo-Sa 6 Tag x 6 Std =36 Std pro Woche werden zu 40 Std bezahlt (voller Lohnausgleich). Zunächst bis 01.05.2020, Verlängerung wahrscheinlich.
Die Arbeitsplätze stehen mit ausreichend Abstand zueinander.
Es wird eine Schutzmaske zum Bewerbungsgespräch gestellt, aufgrund der Mangelsituation bringen Sie bitte ihre eigene Maske mit.“
Seine eigene Maske zum Bewerbungsgespräch mitzubringen, ist natürlich schon wieder so ein Punkt, der Fragen aufwerfen dürfte. Zumindest die, woher man so eine Maske bekommt. Und warum das Unternehmen so wenig Wertschätzung zeigt und keine bereitstelt (ich vermute, da oben fehl ein “k” ansonsten macht der Satz wenig Sinn).
“Trotz Corona”-Benefits
Manche Unternehmen greifen das Thema Corona ausschließlich in ihren Benefits, also im Punkt “Was wir bieten” auf, in etwa so:
“Trotz Corona-Krise – ein sicheres Arbeitsverhältnis in einer inhabergeführten, soliden wachsenden Unternehmensgruppe”
“einen sicheren Arbeitsplatz auch in Zeiten von Corona”
“(In der Corona-Phase arbeiten wir von zu Hause aus)“
Die Corona-Thematik auf der Karriereseite
Klar ist, Stellenanzeigen in Jobbörsen finden nur die, die explizit auf Jobsuche sind. Explizit auf Jobsuche sind momentan (aber auch ansonsten) im Verhältnis, insbesondere unter den hoch qualifizierten Fachkräften, eher wenige. Umso wichtiger ist es also, denjenigen, die durch Neugierde oder Zufall auf Ihrer Karriereseite landeten – das soll ja bei einem prominent platzierten Karriere-Button durchaus vorkommen -, unmissverständlich klar zu machen, dass Sie trotz Corona einstellen und natürlich auch wie die Prozesse laufen. Klar, Rex Kramer, der Gefahrensucher würde sich in Krisenzeiten auch ohne zusätzliche Informationen bewerben.
Eine qualifizierte Fachkraft, die sich ob ihres Marktwertes bewusst ist, und nicht Rex Kramer heißt, aber eher nicht. Fehlen Infos darüber, ob rekrutiert wird und wie möglicherweise ein Bewerbungs- und Onboarding-Prozess aussieht, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Bewerbung ausbleibt. Klug sind da die Unternehmen, die entsprechende Informationen bereitstellen.
Im einfachsten Falle geht das so:
Wie man das Ganze deutlich umfangreicher und wertschätzender gestaltet damit Sympathiepunkte beim Leser sammeln kann (und die Wahrscheinlichkeit einer Bewerbung erhöht), zeigt dieses Beispiel:
Der Leser bekommt jede Menge Informationen zum Bewerbungsprozess, die kaum Fragen offen lassen.
Unterseiten zum Umgang mit Corona
Manche Unternehmen gehen noch einen Schritt weiter: Hier gibt’s dann jeweils eine ganze Seite über den Umgang mit dem Corona-Virus im Kontext Bewerbung. Ein Aufwand, der meines Erachtens durchaus gerechtfertigt ist, aber in den meisten Fällen prominenter verlinkt bzw. platziert werden dürfte. So bietet etwa der Gesundheitskonzern Fresenius eine umfangreiche FAQ-Seite an, die zwar aus den extern veröffentlichten Stellenanzeigen verlinkt wird, aber nicht direkt von der Karriere-Startseite oder von der Jobsuche aus – was die Anzahl der Bewerbungen noch mal befeuern dürfte. Auch beim Personalvermittler FDM ist der Hinweis zur Corona-Seite eher unscheinbar und auch nicht auf der Karriere-Startseite platziert, womit auch hier Potenziale verschenkt werden.
Hinweise auf Karriereseiten Mangelware
Tatsächlich sind solche Hinweise aber Mangelware auf (den von mir besuchten) Karriereseiten (allesamt waren das die Karriereseiten der ausschreibenden Unternehmen). Und es kommt schlimmer: Wenn Hinweise zum “Bewerbungsverfahren unter Corona-Umständen” platziert werden, so finden sich diese zwar in den extern veröffentlichten Stellenanzeigen, nicht aber in denen auf der Karriereseite. Ein unverzeihlicher Fehler, der sich bitter rächen dürfte. Was mir in diesem Kontext zudem auffiel: tatsächlich gibt es immer noch Unternehmen, die über keine Karriereseite verfügen und ihre Jobs ausschließlich extern veröffentlichen. Was bedeutet, dass sie nur 30 Tage im Jahr als Arbeitgeber wahrgenommen werden und somit für einen Großteil an potenziellen Mitarbeitern unsichtbar sind. Aber das ist ein anderes Thema.
Abschließende Handlungsempfehlungen für die “Corona-gerechte” Gestaltung von Stellenanzeigen und Karriereseiten
Bleibt mir nur, Ihnen als auch in Corona-Zeiten rekrutierendes Unternehmen abschließend ein paar Empfehlungen mit auf den Weg zu geben.
- Kommunizieren Sie klar, dass Sie auch zu Corona-Zeiten einstellen
- Der Stellentitel ist dazu weniger geeignet. Einfach deswegen, weil ein (Stellen)-Titel nicht wesentlich mehr als 60 Zeichen haben sollte, da er sonst nur unvollständig in Suchen, primär aber bei Google, angezeigt wird. Meine Empfehlung: Nutzen Sie den Einstiegstext für entsprechende Informationen. Einige der o. g. Beispiele mögen als Inspiration dienen.
- Ergänzen Sie Hinweise zum Bewerbungsprozess während Corona nicht nur in den auf Jobbörsen veröffentlichten Stellenanzeigen, sondern auch in denen auf Ihrer Karriere-Website!
- Informieren Sie darüber, dass Sie trotz Covid-19 auch weiter aktiv sind, unmittelbar auch auf der Karriere-Startseite und im Rahmen der Jobsuche. Platzieren Sie zumindest einen Teaser/Störer, der auf eine entsprechende Unterseite verweist. Hier eignet sich bspw. die Seite, die Sie (hoffentlich) zum Thema Bewerbungsprozess bereitstellen.
- Informieren Sie darüber, wie der aktuelle Bewerbungsprozess bei Ihnen abläuft und welche Voraussetzungen es dafür braucht (bspw. Technik, Equipment…) Hinweise, dass es möglicherweise gerade etwas länger dauert, sind ebenfalls hilfreich.
- Informieren Sie darüber, wie die Einstellung (das Onboarding) erfolgt. Ob erst nach der Corona-Pandemie (wenn Sie das Datum denn wissen) oder auch zeitnah. Gibt es ein virtuelles Onboarding, muss der Mitarbeiter anreisen, wenn ja: wie sehen die Verhältnisse vor Ort aus, wie ist der Mitarbeiter ggf. geschützt?
Grundsätzlich gilt: Je transparenter Sie agieren, je offener und ehrlicher Sie gegenüber potenziellen Mitarbeitern sind, umso dankbarer werden diese sein (und sind im Zweifelsfall auch bereit, zu warten). Und umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass überhaupt Bewerbungen eingehen und Sie im Recruiting profitieren.
Und nun: Happy Recruiting! Lassen Sie sich von diesem Virus nicht kleinkriegen und bleiben Sie gesund!
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Stefan Jost