Jobs? Karriere? Die richtige Bezeichnung des “Karriere”-Buttons

Lesezeit: 6 Min. Karriere-WebsitesPersonalmarketingRecruiting

Ich weiß nicht, wie oft ich bereits – ob off- oder online – über den Karriere-Button geschrieben habe. Direkt in meinem vierten Artikel, das war im März 2010, widmete ich dem Türöffner für Bewerbungen einen Artikel. Und immer nannte ich diesen Menüpunkt “Karriere”. Weil, so die logische Schlussfolgerung, ein Menüpunkt, der auf den Karriere-Bereich verweist, natürlich auch mit “Karriere” benannt wird (abgesehen davon, dass das aus dem amerikanischen Raum importiert war, wo die ersten Karriereseiten auftauchten und diese über den Punkt “Careers” zugänglich waren). Nun beschäftige ich mich bereits seit 2003 mit Karriereseiten. Das Karriere-Verständnis hat sich seitdem geändert, ja, die Karriereleiter hinaufzustolpern ist heutzutage für viele gar nicht mehr erstrebenswert, da ist die Frage schon berechtigt, ob der Begriff “Karriere” überhaupt noch treffend ist. Aber was, wenn nicht “Karriere”? “Jobs”? “Jobs & Karriere”? Was ganz anderes?

Wie sollte man den Karriere-Button benennen?

Geht es um den Karriere-Button (ich nenne ihn trotz einer klaren Meinung von über 1.600 Bewerbern weiterhin so – mehr dazu im Laufe des Textes -, das macht es einfacher, auch vom Lesen her, als wenn ich schreiben würde “der Menüpunkt, der auf den Karrierebereich einer Unternehmens-Website verweist”), so ist es eigentlich ganz logisch, den “Karriere” zu nennen. Seitdem es Karriereseiten gibt – also seit ca. 25 Jahren – wurde der Link zur Karriereseite beschreibend benannt: “Karriere”. Ein Begriff, der durch ewige Prägung auch in den Hirnen der Nutzer verankert ist. Und die, wenn sie eine Website abscannen, diesen auch aus dem Augenwinkel wahrnehmen (vorausgesetzt, er ist prominent platziert). Und vor allem nach Klick auf diesen Button auch entsprechende Inhalte erwarten.

Kein Karriere-Button? Keine Bewerber!

Bezeichnung “Karriere” als Erwartungshaltung?

Wird dieser Link nicht entsprechend benannt, so wird er im Zweifelsfall auch nicht wahrgenommen. Oder aber, der Nutzer landet nicht bei den Inhalten, die er erwartet hatte. Ein Beispiel: In sozialen Einrichtungen etwa ist der Begriff “Karriere” eher verpönt. Stattdessen wird – sofern sie denn überhaupt vorhanden ist, im Gesundheits- und Sozialwesen ist das noch eher die Ausnahme – dann mit Begriffen wie “Mitarbeitende” gearbeitet. Mit der Folge, dass dieser Begriff und damit die Seite nicht wahrgenommen wird, weil man ja nach dem scannt, was man kennt: “Karriere”.

“Jobs” für Stellenangebote vorbehalten

Dann gibt es Unternehmen, die kennzeichnen den Punkt mit “Jobs”. Doch was impliziert der Begriff “Jobs”? Dass man nach Klick auf den Link dort auch welche vorfindet, also Stellenangebote. Nicht mehr und nicht weniger. Eine Karriere-Website besteht ja aus weitaus mehr als nur den Jobs. Im Idealfall zumindest. Ansonsten wäre der Begriff Karriereseite auch falsch. Und insofern ist der Begriff “Jobs” auch nicht der richtige.

Wer will heute schon noch Karriere machen?

“Karriere” streng genommen auch nicht. Denn wirklich “Karriere machen” wollen heutzutage die wenigsten, die “klassische Karriere” hat ausgedient. Wie also den Punkt benennen?

Nun kann man Vermutungen anstellen, eine teure Agentur beauftragen, einen Kreativ-Workshop einberufen oder sich selbst unter der Dusche einen lustigen Begriff einfallen lassen – oder das machen, was Sie ohnehin viel öfter machen sollten: Ihre Zielgruppe befragen.

1.600 Bewerber. Eine klare Meinung.

Genau das haben wir gemacht. Wir, das sind der Anbieter von E-Recruiting-Software softgarden und ich. Und weil wir uns gedacht haben “wenn wir sowieso schon fragen, dann fragen wir doch mal, wo die Nutzer diesen Menüpunkt auch erwarten” und haben genau das gemacht. Wir haben gefragt: Wie sollte der Menüpunkt heißen? Und: Wo erwarten Sie ihn? Sollte Ihnen die Marketing-Abteilung also mal wieder quer kommen und kackdreist behaupten, der Karriere-Button im Footer sei Standard, so können Sie getrost drei Dinge erwidern:

  1. “Nur, weil etwas Standard ist, ist es noch lange nicht gut” (das ist übrigens etwas, was Sie sich fürs ganze Leben hinter die Ohren schreiben und die Dinge “die man immer schon so gemacht hat” hinterfragen sollten)
  2. “Bewerber haben eine klare Meinung und erwarten was anderes”. Und verweisen dann auf diesen Blogartikel. Oder die gesamten Studienergebnisse.
  3. “Verstecken wir den Menüpunkt, der auf den Karriere-Bereich unserer Corporate-Website verweist, findet ihn keiner. Und wenn ihn keiner findet, gibt’s auch keine Bewerbungen. Auch nicht bei euch im Marketing” (betrachten Sie Marketing gerne als Platzhalter und ersetzen Sie ihn durch die Abteilung, die Ihr Vorhaben einer guten Auffindbarkeit und erhöhten Bewerbungseingangs konterkariert). Dass der Menüpunkt im Footer keine Beachtung findet, können Sie bspw. über eine Heatmap herausfinden. HR4good-Blogger Marcel Rütten hat das mal für Sie aufbereitet.

Menüpunkt für die Karriereseite gehört in die Hauptnavigation

Und wo sollte der Menüpunkt nun platziert sein? Und was wäre die perfekte Bezeichnung für diesen? Die Antworten sind eindeutig.

Ist ein Unternehmen wirklich ernsthaft an neuen Mitarbeitern interessiert und will es auch denen den Zugang ermöglichen, die eigentlich gar nicht aktiv auf Jobsuche sind, so gehört der entsprechende Menüpunkt ohne Wenn und Aber in die Hauptnavigation. Während ich das seit Jahren gebetsmühlenartig wiederhole und mich dabei bisher lediglich meines gesunden Menschenverstandes und meiner langjährigen Projekterfahrungen bedient habe, habe ich nun die Antwort von über 1.600 Bewerbern:

Gut zwei Drittel (62,3 Prozent) der Bewerber erwarten den Menüpunkt in der Hauptnavigation. 22 Prozent schauen zwar auch in der Sekundärnavigation, ist der Button aber dort versteckt, bedeutet das in der Konsequenz auch deutlich weniger Bewerber. Und vor allem bedeutet es, dass Sie die nicht erreichen, die nicht aktiv auf Jobsuche sind (also den Großteil der Arbeitsmarktteilnehmer, der aber sehr wohl wechselwillig ist).

Footer ohne Relevanz

Der Footer (also der Bereich ganz unten auf der Website, den keiner ansteuert, siehe auch o. g. Heatmap) rangiert in der “Beliebtheitsskala” weit abgeschlagen auf Platz 4 (6,3 Prozent) und das wohl auch nur deswegen, weil leidgeprüfte Bewerber mittlerweile festgestellt haben, dass ein Großteil der Unternehmen im Rahmen einer groß angelegten Bewerbervermeidungsstrategie den Button gerne dort versteckt. 8,5 Prozent der Bewerber haben hinsichtlich der Platzierung des Buttons übrigens jegliche Erwartungshaltung aufgegeben. Die freuen sich, wenn das Unternehmen überhaupt über eine Karriereseite verfügt.

Bezeichnung “Jobs & Karriere” für den Karriere-Button bei Bewerbern favorisiert

Bleibt noch die Frage, wie denn der Menüpunkt, der auf den Karriere-Bereich einer Unternehmenswebsite verweist, eigentlich heißen sollte. Auch hier sind sich nahezu zwei Drittel (59,3 Prozent) der Bewerber einig: “Jobs & Karriere” sollte der Button benannt sein.

Gerade einmal 30 Prozent bevorzugen den Begriff “Karriere”. Hätten Sie’s gedacht?

“Jobs” als Begriff für Karriere-Button eher ungeeignet

Und auch dass “Jobs”, ein Begriff, der auf vielen Websites den Weg zum Karrierebereich weist, in der Bewerbergunst ganz weit hinten liegt, dürfte viele überraschen. Lediglich 6 Prozent der Bewerber befürworten diese Bezeichnung. Eigentlich logisch, die Bezeichnung sollte nur dem vorbehalten sein, was dort primär angepriesen wird: nämlich den Jobs, den Stellenangeboten. Schließlich sollten Menüpunkte immer eindeutig und beschreibend und konkreten Rubriken vorbehalten sein. Insofern ist auch klar, warum Bezeichnungen wie “Arbeiten bei…” (2 Prozent) und “Über uns” (1,6 Prozent) in der Gunst der Bewerber ganz weit hinten liegen.

In diesem Sinne; machen Sie das beste draus und weisen Sie Ihren Bewerbern den rechten Weg! Hier gibt’s alle Erkenntnisse aus der Umfrage “Karriereseite – was wollen Bewerber”.

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Moin! Ich bin Henner Knabenreich. Als Recruiting-Aktivist und Arbeitgebermarkenauftrittsoptimierer helfe ich Unternehmen, mit einer wertschätzenden und menschenzentrierten Ansprache passende Mitarbeiter zu finden. Mein Fokus: Karriereseiten, Stellenanzeigen und eine Bewerbungsarchitektur, die aus Interessenten Bewerber macht. Mein Wissen teile ich auch als Speaker, Personalmarketing-Coach, Berater und als Fachbuchautor der weltweit ersten Bücher über Karriereseiten und Google for Jobs. Ich hinterfrage den Status quo, lege gern den Finger in die Wunde und sage, was ich denke – und nicht, was alle hören wollen. Sie möchten mich für einen erfrischenden Vortrag buchen, eine wirklich funktionierende Karriereseite aufbauen, suchen einen Sparringspartner für Employer Branding oder wollen mit bewerberzentrierten Stellenanzeigen punkten? Dann kontaktieren Sie mich gern per E-Mail oder LinkedIn – ich freue mich auf Sie!
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