19. Juli 2024

Wie sinnvoll ist die WhatsApp-Bewerbung?
Es wirkt schon fast anachronistisch, wenn ich heute, im Jahr 2024 über die Bewerbung per WhatsApp schreibe. Gut 10 Jahre
weiterlesen01. Dezember 2022
Lesezeit: 8 Min. Karriere-WebsitesPersonalmarketingRecruitingStellenanzeigen
“Haben wir Ihr Interesse geweckt?” so oder so ähnlich lauten die meisten Abgesänge in Stellenanzeigen. Zunächst einmal ist es ja grundsätzlich gut, wenn überhaupt ein solcher “Abgesang”, also so eine Bewerbungsaufforderung vorhanden ist. Schließlich gibt es genügend Stellenanzeigen, wo es nicht mal die gibt. Einerseits. Andererseits: Meistens ist die Stellenanzeige so dröge formuliert, dass man diese Frage ohnehin nur mit “nein” beantworten kann. Wie aber könnte man – angenommen eine Stellenanzeige würde wirklich Lust auf eine Bewerbung machen – diese Bewerbungsaufforderung stattdessen formulieren und warum? Oder ist eine solche Aufforderung zur Bewerbung gar komplett überflüssig?
Eine Stellenanzeige, das kann ich gar nicht oft genug betonen, ist ein Instrument der Selbstselektion. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass sie das wichtigste Selbstselektions-Instrument im Recruiting, ja gar, das wichtigste Instrument im Recruiting ist. Warum? Nun ja, auch wenn die Stellenanzeige immer wieder totgesagt wird und das “Post & Pray” (also das Schalten der Stellenanzeige und abschließende Beten, dass sich bitte, bitte, bitte jemand bewerben möge) laut diverser Propheten der Vergangenheit angehört, die Stellenanzeige erfreut sich allerbester Gesundheit und ist nach wie vor in den meisten Fällen der erste Kontaktpunkt – für Bewerber zum Unternehmen, für Unternehmen zum Bewerber.
Leider verstehen die wenigsten Unternehmen die Wirkung einer guten Stellenanzeige, wie ließe sich sonst die schlechte Qualität, wie ließe sich sonst die Austauschbarkeit und Beliebigkeit der meisten Stellenanzeigen erklären? So untersuchten etwa die Marktforscher von index über 11 Millionen Jobinserate von 620.000 Unternehmen und fanden heraus, dass die Anforderung “Teamfähigkeit” in über 7,3 Millionen Stellenanzeigen zu finden war, “Selbstständigkeit wurde über 5,7 Millionen Mal erwähnt, die “Kommunikationsfähigkeit” rund 4 Millionen Mal gefordert und “Zuverlässigkeit” über 3,9 Millionen Mal, gefolgt von “Flexibilität (mehr als 3,2 Millionen Nennungen). Ein wunderbarer Beleg für die Beliebigkeit von Formulierungen. Denn warum jemand “teamfähig”, “selbstständig”, “kommunikationsfähig”, “zuverlässig” oder “flexibel” sein soll und was das im Kontext der Stelle bedeutet, können die wenigsten erraten. Meine Empfehlung daher:
Ersparen Sie potenziellen Mitarbeitern Rätselraten, sprechen Sie Klartext!
Erklären Sie, warum der neue Mitarbeiter teamfähig sein soll und was das im Kontext der Stelle bedeutet, erklären Sie, was Sie sich im Kontext unter selbstständig vorstellen, was unter kommunikationsfähig usw. Grundsätzlich lautet meine Empfehlung immer, Aufgaben und Anforderungen in einen Kontext zu bringen. Umso klarer wird’s!
Würde die Stellenanzeige als das, was sie ist – nämlich ein Instrument der Selbstselektion und eine Einladung zur Bewerbung – verstanden werden, wäre die Bewerber-Welt ein großes Stück besser und Ihr Recruiting erfolgreicher.
… ja, würde genau das passieren, dann würde die Chance exponentiell steigen, dass sich die PASSENDEN bewerben (und nicht möglichst viele und dann erst im Vorstellungsgespräch die negativen Aspekte auf den Tisch gelegt werden, woraufhin viele Kandidaten wütend das Gespräch verlassen, weil sie sich nie beworben hätten, wenn sie gewusst hätten, was auf sie zukommt und ihrem Frust auf kununu und via Mundpropaganda Ausdruck verleihen, was Ihre Recruiting-Bemühungen zusätzlich erschwert) und das Recruiting wertvolle Ressourcen anderweitig einsetzen könnte (etwa, weil Sie sich das Sichten solcher unpassenden Kandidaten und die für die Tonne geführten Gespräche hätten vermeiden können).
Aber auch der “Abgesang”, Ihr “Interesse geweckt?”, also die Bewerbungsaufforderung kann (und sollte) für diese Selbstselektion genutzt werden. Doch dazu später. Ich habe mir erlaubt, anhand verschiedener Google-Abfragen zu ermitteln, wie oft “Haben wir Ihr Interesse geweckt” und andere vergleichbare leere Floskeln (etwa in der “schreibfaulsten” und am wenigsten wertschätzenden Variante “Interesse geweckt?”) in Stellenanzeigen und/oder auf Karriere-Websites verwendet werden. Es verwundert nicht, dass ich je nach Suchabfrage zwischen 15.000 und 1,3 Millionen Einträge gefunden habe. Das zeigt einmal mehr die Einfallslosigkeit (oder Gleichgültigkeit?), die im Kontext Bewerberkommunikation herrscht und ist darüber hinaus ein weiterer Beleg dafür, dass ein Großteil dessen, was in den Medien gerne als “Fachkräftemangel” kolportiert wird, eher in den Unternehmen zu finden ist, als draußen.
Grundsätzlich sollte eine Stellenanzeige immer als Aufforderung, als Einladung zur Bewerbung verstanden werden. Dies erreichen Sie neben all den oben genannten Aspekten (und durch eine zielgruppengerechte, kontextuelle Darstellung der Benefits) durch eine freundliche, aktivierende Bewerbungsaufforderung.
Machen wir kurz einen Selbsttest. Fragen Sie sich:
Ist eine der folgenden Floskeln – “Interesse?” oder “Interesse geweckt?” oder “Haben wir Ihr Interesse geweckt?” –
eine freundliche, aktivierende Bewerbungsaufforderung, die Lust auf die Bewerbung macht?
Ich denke, die Antwort liegt auf der Hand. Was tun, sprach Zeus also zum wiederholten Male. Im Grunde gibt es zwei Ansätze, wobei ich Ihnen Ansatz 2 eher ans Herz legen würde – siehe auch Stichwort Selbstselektion.
Schauen wir uns einmal Ansatz 1 an. Hier geht es zunächst einmal um eine sympathischere, grundsätzlich wertschätzende Bewerbungsaufforderung, die sich vom Einheitsbrei des “Haben wir dein Interesse geweckt?” abhebt. Das sind etwa Formulierungen wie:
Hier legt der Fokus also generell auf einer freundlicheren, möglicherweise motivierenden Ansprache. Diese Aufforderung zur Bewerbung ist definitiv eher als Einladung zur Bewerbung zu verstehen als das mantraartig wiederholte “Interesse geweckt?”.
Nun ist die Stellenanzeige wie oben geschrieben ja ein, wenn nicht sogar DAS wichtigste Instrument der Selbstselektion im Recruiting. Da stellt sich die Frage, warum man die Bewerbungsaufforderung nicht auch dafür nutzen sollte. Um a) einen letzten Motivationsschub zu geben und b) noch ein letztes Mal die Passung abzuprüfen. Hier lassen sich noch mal verschiedene Themen unterbringen, etwa die
Dieser zweite, von mir aus Gründen klar bevorzugte, Ansatz, kann dann bspw. für einen Verkäufer so aussehen
Für einen Busfahrer so
Für einen Service-Menschen im SHK-Handwerk (aka Klempner) so
Für einen HR-Businesspartner so
Ich denke, das Prinzip ist klar. Diese Form der Bewerbungsaufforderung ermöglicht dem Rezipienten noch einen letzten Check, “passt die Stelle zu mir, passe ich zur Stelle”, liefert einen letzten Motivationsschub, ist alles andere als austauschbar und zahlt positiv auf Candidate Experience und Arbeitgebermarke ein.
Dem Ganzen setzen Sie die Krönung der Schöpfung auf, wenn Sie neben Nennung einer konkreten Ansprechperson (nebst Anschrift) auch noch kurz skizzieren, wie der anschließende Bewerbungsprozess aussieht. Und nun: Streichen Sie das “Interesse geweckt?” oder “Haben wir Ihr Interesse geweckt?” ein für alle Mal aus Ihrem Recruiter-Wortschatz.
Disclaimer:
Grundsätzlich sollte klar sein, dass eine solche Bewerbungsaufforderung die Floskel-Formulierung nur dann wirklich sinnvoll ersetzt, wenn der Rest der Stellenanzeige – also Aufgabenbeschreibung und Anforderungsbeschreibung sowie die Darstellung des WARUM – überzeugt. Anders gesagt: Eine wertschätzende, auf die Stelle bezogene Bewerbungsaufforderung ersetzt keine schlechte Stellenanzeige.
19. Juli 2024
Es wirkt schon fast anachronistisch, wenn ich heute, im Jahr 2024 über die Bewerbung per WhatsApp schreibe. Gut 10 Jahre
weiterlesen26. Oktober 2022
Das ist mal ein echter Geniestreich und ein konsequenter Ansatz, den die Jobbörse Indeed im Rahmen der “Indeed FutureWorks” am
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