19. Juli 2024
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Wie sinnvoll ist die WhatsApp-Bewerbung?
Es wirkt schon fast anachronistisch, wenn ich heute, im Jahr 2024 über die Bewerbung per WhatsApp schreibe. Gut 10 Jahre
weiterlesen12. Juni 2015
Lesezeit: 7 Min. Karriere-WebsitesPersonalmarketingRecruitingStellenanzeigen
Candidate Experience, also die Erfahrungen, die ein Bewerber an sämtlichen Punkten im Kontext seines Bewerbungsprozesses sammelt, sollte immer positiv sein. So ein Candy Date zahlt nämlich auf die Arbeitgebermarke ein. Sagen Studien. Sagt der gesunde Menschenverstand. Wenn Sie so wollen, beruht ein positives Bewerbungserlebnis auch auf Barrierefreiheit. Je weniger Hürden, desto positiver auch das Bewerber-Erlebnis. Das hat auch die Telekom erkannt und wirbt nun in ihren Stellenanzeigen mit einer barrierefreien Bewerbung. Grund genug, sich das Ganze mal aus nächster Nähe anzuschauen.
Wir erinnern uns gerne an die Telekom, ist das doch der Arbeitgeber, der eigentlich gar nicht existiert. Zumindest nicht online auf der millionenfach (!) frequentierten Website (mehrere Millionen Zugriffe/Monat, versteht sich). Das ist besonders fatal, ist doch jeder Besucher (auch Ihrer Website!) ein potenzieller Bewerber. Unglaublich, was der magentafarbene Riese da an Potenzial verschenkt. Ich würde mal jede Wette eingehen, dass die Telekom ihren Bewerbereingang drastisch erhöhen würde, wenn bereits auf der Startseite telekom.de ein auffälliger Hinweis auf Karriere-Perspektiven oder konkret gesuchte Positionen platziert würde. Aber wahrscheinlich kämpft die Personalabteilung genau um diesen seit Jahren (hoffe ich zumindest), nur die Unternehmenskommunikation weiß es mal wieder besser.
Nun, egal. Also. Irgendwie hat es ein potenzieller Bewerber dann doch geschafft und ein Stellenangebot der Telekom entdeckt. Bspw. auf Monster. Bspw. als “Verkaufsgebietsleiter/in Telekom Shops VKG Kassel“. Also ein Verkaufsgebietsleiter in Telekom Shops. Soweit schon mal gut. Was aber ist ein oder eine VKG? Da hilft Google. Da haben wirs: VKG = Vereinigte Kirche Gottes. Was aber hat die Vereinigte Kirche Gottes mit der Stelle als Verkaufsgebietsleiter zu tun? Nur Gott weiß dies. Oder der Verfasser der Stellenanzeige. Und eben zurück zu dieser.
Schön ist ja, dass man z. B. sieht, wer denn der Ansprechpartner für eventuelle Rückfragen ist. Und sogar Telefon und E-Mail-Adresse werden genannt. Klasse! So weiß der Bewerber, mit wem er es zu tun hat. Das schafft Vertrauen! Blöd nur, dass keine Bewerbungsadresse genannt wird. An wen also adressiere ich die Bewerbung? Oder bin nur ich so old school, dass ich eine Bewerbung gemäß DIN 5008 erstelle? Wohl nicht, wenn man Bewerbungsratgebern im Netz glauben schenken darf :-) Was also macht der gemeine Bewerber? Er sucht die Anschrift. Zum Beispiel im Impressum. Ist so was barrierefrei? Definitiv nicht, nein.
Aber barrierefrei ist ja auch nicht, dass man den Stellentitel selbst (weiße Schrift auf unruhigem Bildhintergrund) nur schlecht lesen kann. Ebenso wenig barrierefrei sind die 12 (!) Aufzählungspunkte unter “Ihre Aufgaben”. Wer soll das alles lesen? Bereits nach drei Aufzählungspunkten neigt das Auge dazu, abzuschweifen. Als Empfehlung gelten fünf. Aber 12? Weniger ist mehr. Klar, es ist immer einfacher eine ganze Latte von Anforderungen zu benennen, als sich aufs Wesentliche zu konzentrieren. Heißt ja schon bei Goethe, Marc Twain, Voltaire oder Blaise Pascal (suchen Sie sich einen aus, es wird mehreren zugeschrieben): “Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen einen langen Brief schreibe, für einen kurzen habe ich keine Zeit.” Das ist aber fatal und wird im Zweifelsfall dazu führen, dass Sie deutlich mehr Bewerbungen (von unpassenden Bewerbern) sichten müssen, weil sich eben ganz viele in diesem Profil wiedererkennen. Oder zumindest in einem der 12 Punkte… Wäre es also nicht sinnvoller, nur die zu benennen, die am wichtigsten sind?
Dann haben wir noch “Unsere Leistungen im Überblick“. Also sagen wir so – wir sehen dort ein Tortenstück, eine Tischlampe, Pokerchips, Prozentzeichen und einen Erste-Hilfe-Koffer. Wofür mag das stehen? Kaffee & Kuchen, Hausbibliothek, Pokerturniere, Mitarbeiterrabatte und Erste-Hilfe-Kurse? Oder ist es gar kein Erste-Hilfe-Koffer, sondern ein Geldkoffer, der symbolisieren soll, dass man bei der Telekom so viel Geld verdient, dass man die Kohle besser in die Schweiz schafft? Merke: Icons sind gut, aber nur wenn sie selbsterklärend sind oder zumindest im Kontext zu einem klärenden Text stehen. Barrierefreiheit? Auch hier Fehlanzeige! Ich bin aber auch so unfair, schließlich erscheint da doch bei Mouseover ein erklärender Text… So? Na dann versuchen Sie das mal auf Ihrem Smartphone!
Ebenso wenig barrierefrei ist im Übrigen der Schriftschnitt bei “Über uns”, da online eher schlecht lesbar. Egal, ich moniere hier die Dinge, um die es ja eigentlich gar nicht. Es wird ja die barrierefreie Bewerbung versprochen. Denn: “Schwerbehinderte Bewerber werden bei gleicher Eignung bevorzugt behandelt.”
Haben Sie sich auch schon die ganze Zeit gefragt, was denn nun die barrierefreie Bewerbung eigentlich ist? Ich mich auch. Und ich habe keine Kosten und Mühen gescheut und meine Frustrationsschwelle vorher noch ganz schnell nach oben geschraubt, um das für Sie, liebx Lesx, am ohnehin schon geschundenen Leib zu testen!
Was würden Sie erwarten, wenn Sie auf einen Button “Jetzt Bewerben” (unter dem unmissverständlich “Barrierefrei Bewerben” steht) klicken? Ich kann Ihnen sagen, was ich erwartet hatte: Eine barrierefreie Bewerbung. Ein simples Formular, wo ich meinen CV hochladen kann. Vielleicht noch ergänzt um die Kontaktdaten, fertig. Und/oder: Bewerbung via XING oder LinkedIn. Zack bumm. Rubbeldikatz barrierefrei beworben. Wobei ich schon stutzig hätte werden müssen: One-Klick in 5 Minuten? Das hätte mir ein Warnsignal sein müssen. Und tatsächlich versteht die Telekom unter einer barrrierefreien Bewerbung offensichtlich etwas anderes.
Zunächst einmal muss man sich nämlich anmelden, um sich überhaupt bewerben zu können. “Richten Sie sich ein Benutzerkonto ein, um sich auf unsere Stellenangebote zu bewerben.”
Ich hatte ja oben geschrieben, dass ich vorsorglich meine Frustrationsschwelle bewusst nach oben gesetzt hatte. Eine weise Entscheidung.
Die Telekom bzw. deren Anbieter des Bewerbermanagement-Systems (sollte das etwa SAP sein?) hat sich dazu ein lustiges Gimmick einfallen lassen. Wer das Konto anlegen möchte, muss nämlich eine weitere Hürde meistern (von wegen barrierefrei!). Sie müssen nämlich erst einmal die Datenschutzerklärung lesen und akzeptieren. Bis Sie das aber gemerkt haben, haben Sie schon mehrfach den “Konto anlegen”-Button angeklickt und sich gewundert, dass nichts passiert. Bzw. sind wahrscheinlich schon weitergezogen, denn Sie wissen ja:
von @pm2null Dranbleiben bei der #job Suche! pic.twitter.com/UQuhDcLf4w
— TalentRocket (@TalentRocket) 11. Juni 2015
Und damit garantiert noch eine Hürde genommen wird, muss das Formular erst einmal bis zum Ende gescrollt werden.
DAS nenne ich mal barrierefrei! Danach wird es auch nicht barrierefreier. Eine Möglichkeit, sich via CV-Parsing oder XING/LinkedIn-Profil gibt’s dann immer noch nicht. Im Gegenteil. Die meisten Angaben in dem Online-Formular sind obligatorisch, sprich Pflichtangaben! Von wegen “in fünf Minuten schnell und einfach zum Traumjob“!
Vielmehr wird man dann nach einiger Zeit Inaktivität einfach aus dem System gekickt.
Immerhin wird man freundlich darauf hingewiesen. Ist doch auch was. Aber mal ganz ehrlich: Warum muss ich mich anmelden, um mich bewerben zu können? Warum biete ich eine Anmeldung nicht optional an? So wie in vielen anderen Online-Portalen? Hotel buchen oder Klamotten kaufen geht doch auch OHNE Anmeldung. Klar, derjenige welche wo sich dann seinen Bewerbungsstand übers System anschauen möchte, soll das tun und sich für diesen Service anmelden. Aber der dies nicht möchte, dem sollte es freigestellt sein und dem sollte der Bewerbungsprozess möglichst einfach gemacht werden. Barrierefrei sozusagen. Denn:
von @pm2null Dranbleiben bei der #job Suche! pic.twitter.com/UQuhDcLf4w
— TalentRocket (@TalentRocket) 11. Juni 2015
Übrigens: Die beschriebene Stelle des Verkaufsgebietsleiters finden Sie nicht in der Stellenbörse auf der Karriere-Website der Telekom – weder über die Suche nach Jobtitel, noch über den Ort.
Ein weiterer grob fahrlässiger Fehler. Denn in vielen Fällen geht man als Bewerber direkt auf die Karriere-Website, um nach weiteren Informationen über den Arbeitgeber zu suchen. Und nach der Stelle, die ja anderswo ausgeschrieben ist. Findet man die Stelle dann nicht, ist die Verwirrung groß. Ist die Stelle nicht mehr ausgeschrieben, fragt sich da der ein oder andere. Warum erscheint die Stelle auf Monster, aber nicht auf der Telekom-Seite selber, der nächste. Zu Recht.
Barrierefrei geht definitiv anders. Aber ein Gutes hat das Ganze auf jeden Fall: Mal wieder ein wunderbares Beispiel, welches der Nominierung für die Goldene Runkelrübe mehr als würdig ist.
Übrigens: Wollen Sie wissen, wie es um Ihre eigene Candidate Experience bestellt ist? Dann melden Sie sich an für den Candidate Experience Awards!
19. Juli 2024
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Ob „Wie sind Sie auf uns aufmerksam geworden?“, „Wie haben Sie von uns erfahren?“ oder welche Formulierung auch immer: Diese
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