Azubi-Recruiting Trends 2019: Per Google zum Ausbildungsplatz

Lesezeit: 5 Min. Ausbildungsmarketing

Welche Medien nutzen Azubi-Bewerber eigentlich für die Suche nach einem Ausbildungsplatz? Dies ist nur eine von vielen spannenden Fragen, die im Rahmen der Azubi-Recruiting Trends 2019 beantwortet wurden. Deren Antwort sollte aber bei vielen Ausbildungsbetrieben die Alarmglocken schrillen lassen und Arbeitgeber endlich zum Handeln bewegen. Denn die Azubis liegen quasi auf der Straße. Zumindest nur wenige Mausklicks entfernt.

Google ist der Favorit bei der Suche nach Ausbildungsplätzen

Denn, man lese und staune: Die Generation ReZo bemüht (welche Überraschung) primär Google zur Suche nach Ausbildungsstellen. Gemäß der Ergebnisse der Azubi-Recruiting Trends 2019 hat die Relevanz von Google in den letzten Jahren stark zugenommen: 84,3 Prozent der Azubi-Bewerber nutzen Google „sehr oft“ oder „oft“ wenn es um die Suche nach einem Ausbildungsplatz geht. Eine Suche erfolgt in der Regel nach Ort und Ausbildungsberuf, weniger nach Branche oder gar Unternehmen. Platz 2 belegt die Jobbörse der Arbeitsagentur (54,8 Prozent), die immerhin von gut der Hälfte der Befragten „sehr oft“ oder „oft“ genutzt wird. Was schon fast verwunderlich ist, stellt doch die Nutzung der Jobbörse der Arbeitsagentur fast eine Art an Selbstkasteiung dar. Ungefähr gleichauf mit dem Usability-Desaster der Bundesbehörde stehen Ausbildungsplattformen (etwa aubi-plus oder ausbildung.de) und andere Jobbörsen. Diese nutzen 51,7 Prozent der Suchenden.

Google ist der Favorit bei Azubi-Bewerbern - Quelle Azubi-Recruiting Trends 2019

In diesem Zusammenhang ganz interessant ist eine Datenerhebung von indeed: Demzufolge sucht gut ein Drittel der Azubi-Bewerber ziemlich planlos einfach nur nach dem Begriff “Ausbildung” oder “Duales Studium”. Klar, wissen doch die wenigsten, was sie wirklich einmal werden wollen. Berufsorientierung in Schulen findet kaum statt, Arbeitsämter vermitteln vorwiegend in die Berufe, die man eben so kennt (bei 326 Ausbildungsberufen bleiben da so manche auf der Strecke – ganz zu schweigen von der Dunkelziffer der Dualen Studiengänge).

Ausbildungsbetriebe nutzen Google nicht

Das indes bietet nicht zuletzt dank Google for Jobs nun bisher nie da gewesene Chancen für Ausbildungsbetriebe. Die diese geschickt an sich vorüberziehen lassen. Doch dazu später mehr. Schaut man sich die Ausbildungsbetriebe an, so tun sie das, was sie eben so tun: Sie dämmern lethargisch vor sich hin. Es kommt schon fast einem Skandal nahe: Da jammern Ausbildungsbetriebe um Hilfe seitens der Politik und darüber, dass sie keine Bewerber finden und nutzen Google nicht für ihr Ausbildungsmarketing. 86,8 Prozent der befragten Ausbilder nutzt weder Google noch Youtube, um potenzielle Bewerber um einen Ausbildungsplatz zu erreichen. Wieder einmal agieren Bewerber und Unternehmen erfolgreich aneinander vorbei. Lediglich 10,1 Prozent der befragten Ausbilder nutzen Google AdWords zur Bewerberansprache. Dabei ist das Ganze dank Plattformen wie persomatch.de nie einfacher gewesen.

Google for Jobs bietet bisher nie da gewesene Möglichkeiten für Ausbildungsbetriebe

Und es geht ja noch einfacher! Seit 22. Mai 2019 ist Google for Jobs auch in Deutschland vertreten. Und bietet auch Ausbildungsbetrieben unglaubliche Chancen, potenzielle Kandidaten für eine Ausbildung zu erreichen. Insbesondere vor dem o. g. Aspekt, dass viele Nutzer ganz unspezifisch einfach nur nach “Ausbildung” googeln, eröffnen sich ungeahnte Perspektiven. Bekommt doch ein Nutzer alle möglichen Ausbildungsstellen angezeigt, die in seiner Nähe liegen. Und da der neue Job in der Regel möglichst nah an Muttis Rockzipfel liegen soll (40 Prozent der Jugendlichen ist die Nähe zum Wohnort das wichtigste Kriterium bei der Ausbildungsplatzsuche, eine weitere Erkenntnis der Azubi-Recruiting Trends 2019), kommen da Unternehmen und Berufe ins Sichtfeld des Suchenden, die er so ansonsten wahrscheinlich keines Blickes gewürdigt hätte (Kunststück, wie denn auch, machen doch die wenigsten Ausbildungsbetriebe auf sich aufmerksam).

Eine Suche nach Ausbildung bringt bei Google for Jobs jede Menge TrefferWie der Screenshot zeigt, bekommt der googelnde Bewerber um einen Ausbildungsplatz jede Menge Ausbildungsstellen von Unternehmen angezeigt, die in der Nähe seines unmittelbaren Wohnorts liegen. Wer als Ausbildungsbetrieb pfiffig ist, nutzt die Chance und macht seine Jobs Google-fit.

Nur am Rande sei erwähnt, dass den Erfolg des Inserats nicht die Stellenbörse ausmacht, sondern die Qualität dessen. Und da, das wissen wir spätestens seit der letzten Auswertung der Azubi-Recruiting Trends aus 2017, hapert es gewaltig. Zur Erinnerung: Bewerber wünschen sich

  • mehr Informationen zu den beruflichen Möglichkeiten nach der Ausbildung,
  • zum Ablauf der Ausbildung,
  • eine detaillierte, praxisnahe Beschreibung des Ausbildungsberufs,
  • Informationen zur Ausbildungsvergütung.

Bei einem Großteil der Stellenanzeigen dieser Republik fehlen alle diese Angaben oder aber die Stellenanzeige stellt das suchende Unternehmen selbstbeweihräuchernd in den Mittelpunkt und bereitet die weiteren Informationen in etwa so auf wie eine öffentliche Bekanntmachung. Und rekrutiert damit erfolgreich an der Zielgruppe vorbei. Aber das nur am Rande.

Mittelstand verschläft Google for Jobs

Bereits oben haben wir gelesen, dass die Unternehmen die Potenziale von Google ignorieren. Eine andere Untersuchung unterstreicht diese Ergebnisse. Hier wurden 500 Unternehmen aus dem Mittelstand untersucht, inwieweit sie Ihre Jobs für Google bzw. Google for Jobs optimieren. Das Ergebnis ist niederschmetternd: Lediglich 7 von 500 Unternehmen bereiten ihre Stellenangebote so auf, dass sie auch von Jobsuchenden bzw. Suchenden nach Ausbildungsstellen gefunden werden.

Aber warum sollte der Mittelstand besser dastehen, als etwa die DAX30? Auch hier sind 50 Prozent nicht Google-for-Jobs-fit. Wieder einmal werden massive Potenziale verschenkt. So schlimm kann es dann wohl doch nicht sein mit dem Fachkräftemangel, oder?


Social Media ohne Relevanz bei Ausbildungsplatzsuchenden

Nun heißt es ja immer wieder, die (jugendliche) Zielgruppe der Ausbildungsplatzsuchenden sei auf Social Media vertreten und würde auch dort nach Ausbildungsstellen suchen. Und klar, dass man der Jugend möglichst auf allen Plattformen nachstellt, wo sie sich vor den Werbeangriffen (respektive Ausbildungsmarketingbemühungen) der Unternehmen hinflüchtet. Oder sind Sie etwa noch nicht auf Instagram, Snapchat oder TikTok vertreten? Gut gemacht! Denn Social Media spielen nach wie vor eine untergeordnete Rolle: Lediglich 7,4 Prozent der Befragten nutzen YouTube  „sehr oft“ oder „oft“. Und bei Facebook, Instagram oder Snapchat gaben 72,3 Prozent an, dass sie diese überhaupt nicht zur Suche nach Ausbildungsplätzen nutzen. Selbst die totgesagten Printmedien erzielen da höhere Werte: Die werden immerhin von 39,3 Prozent wenigstens ab und zu genutzt.

Hier gibt’s die komplette Studie Azubi-Recruiting Trends 2019 mit vielen weiteren spannenden Erkenntnissen zum Download.

Kommentare (2)

Google for Jobs: Alles, was Sie über Googles Jobsuche wissen müssen

[…] der Jobsuchenden ihre Stellen googeln, sind es in Deutschland je nach Umfrage um die 50 Prozent (bei Azubis sogar 85!)  – Tendenz steigend. Insofern wiederhole ich gebetsmühlenartig die Wichtigkeit von SEO für […]

Azubi Recruiting Trends 2019: Online-Auswahltests eher nicht auf dem Smartphone… | Recrutainment Blog

[…] Wer sich damit intensiv beschäftigen mag, dem empfehle ich dringend, sich die Studie einmal direkt bei u-form:e zu bestellen. Und wer die 10 Euro Schutzgebühr aufbringt, der tut auch gleich noch etwas Gutes – diese gehen nämlich direkt an den Sozialpartner der Studie, an Teach First. Ebenfalls lohnende Kurzzusammenfassungen finden sich auch bei den Bloggern der Wollmilchsau und Personalmarketing2null… […]
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Moin! Ich bin Henner Knabenreich. Als Recruiting-Aktivist und Arbeitgebermarkenauftrittsoptimierer helfe ich Unternehmen, mit einer wertschätzenden und menschenzentrierten Ansprache passende Mitarbeiter zu finden. Mein Fokus: Karriereseiten, Stellenanzeigen und eine Bewerbungsarchitektur, die aus Interessenten Bewerber macht. Mein Wissen teile ich auch als Speaker, Personalmarketing-Coach, Berater und als Fachbuchautor der weltweit ersten Bücher über Karriereseiten und Google for Jobs. Ich hinterfrage den Status quo, lege gern den Finger in die Wunde und sage, was ich denke – und nicht, was alle hören wollen. Sie möchten mich für einen erfrischenden Vortrag buchen, eine wirklich funktionierende Karriereseite aufbauen, suchen einen Sparringspartner für Employer Branding oder wollen mit bewerberzentrierten Stellenanzeigen punkten? Dann kontaktieren Sie mich gern per E-Mail oder LinkedIn – ich freue mich auf Sie!
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