21. November 2017
Google Jobs mit neuen Funktionen
Lesezeit: 5 Min. RecruitingStellenanzeigen
Es brodelt. Gewaltig. Noch nicht in Deutschland, aber es ist wohl nur noch eine Frage von wenigen Monaten, bis Google auch hier die Jobbörsen-Landschaft ordentlich durchrütteln wird. Es ist ein bisschen still geworden seit der Einführung von “Google for Jobs” im Juni dieses Jahres, zuletzt aufgegriffen hatte ich das Thema für das Sonderheft E-Recruiting der Personalwirtschaft. Nun gibt es also gleich zwei Gründe, sich des “Jobbörsen-Disruptors” anzunehmen. Spannend ist dabei nicht nur die Gehaltsangabe in den Stellenanzeigen.
Da es nun schon wieder ein paar Monate her ist, ein kurzer Refresh: Vor einigen Monaten hat Google in den USA seiner Suchmaschine eine eigene Jobsuchmaschine einverleibt. Ein Nutzer muss nun nicht mehr die einzelnen Jobbörsen oder Karriere-Websites ansteuern, sondern bekommt seine Stellenangebote unmittelbar da präsentiert, wo er auch sucht: Auf Google. Und künstliche Intelligenz macht es möglich, Suchergebnisse wesentlich treffsicherer darzustellen, als es bisher möglich war.
Seit Einführung von Google Jobs verzeichnet man dort einen Zuwachs von 60 Prozent an Arbeitgebern. Millionen von Nutzern, so Google, wurden so seit Einführung der Jobsuche innerhalb der Suche auf die Jobs aufmerksam. Auf Basis von Nutzerfeedbacks führt Google nun einige neue Features ein, um den Bewerbungsprozess zu erleichtern. So finden Nutzer ab sofort Gehaltsinformationen, verbesserte Standorteinstellungen, neue Bewerbungsoptionen und demnächst auch die Möglichkeit zum Abspeichern einzelner Jobs (Favoriten-Funktion).
Gehaltsangabe direkt bei den Jobs
Fragt man Menschen, was für sie ein wichtiger Grund ist (wenn nicht gar der wichtigste), den Job zu wechseln bzw. anzutreten, so gehört das Gehalt immer dazu. Hier in Deutschland ist das Ganze ein Tabu-Thema, was aber so langsam aufweicht (mehr dazu in einem meiner nächsten Podcasts). Und obwohl das liebe Gehalt so wichtig ist im Job-Entscheidungungs-und-Findungs-Prozess halten sich Arbeitgeber lieber bedeckt. In den USA ist das nicht anders. Und so fehlen nach Einschätzung von Google bei über 85 Prozent der Stellenangebote entsprechende Angaben. Googles Ziel ist aber, dem Nutzer die Informationen zu geben, die er sucht. Und so findet dieser nicht nur schon von Beginn an Arbeitgeberbewertungen (Company Reviews – sofern vorhanden), ab sofort werden (sofern vorhanden) Gehaltsinformationen abgebildet.
“Typical pay for this type of work”.
Diese basieren auf Berufsbezeichnung, Standort und Angaben des Arbeitgebers und stammen aus Quellen wie Glassdoor, PayScale, LinkedIn, Paysa oder aus den Stellenanzeigen selbst. Klar dürfte sein, dass das Unternehmen, welches hier mit Transparenz glänzt, die Nase vorn hat. Alleine die Tatsache, dass Angaben gemacht werden, stärkt das Vertrauen und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Bewerbung.
Verbesserte Standortsuche
Google hat auch bei der Standortsuche nachgebessert. So kann der Nutzer nun mittels Filter eine Umkreissuche zwischen 2, 5, 15, 30, 60 und 200 Meilen (und darüber hinaus) starten und bekommt künftig nur noch die Jobs angezeigt, die in dem gewählten Umkreis um seinen Standort liegen. Dass der optimale Arbeitsweg direkt mit angezeigt wird, ist fast schon selbstverständlich.
Vereinfachte Bewerbungsmöglichkeit
Bisher war es so, dass der Nutzer per Klick auf den Bewerben-Button auf die jeweilige Seite geführt wurde, über die der Job in Google Jobs landete. Ab sofort kann der Nutzer wählen, wie bzw. über welchen Kanal er sich bewerben möchte: Über die Karriere-Website bzw. das Arbeitgeber-eigene ATS, über die jeweilige Jobbörse, bei der er vielleicht ein Profil hinterlegt hat, per Facebook oder, klar: mittels Google Hire.
“Now when we find the same job in multiple places on the web, we’ll give you a choice of which site you’d like to visit to view the job.”
Dass es bei der Online-Bewerbung massive Unterschiede gibt, wird schnell deutlich, wenn man die einzelnen Links anklickt. Mitunter landet man auf einer Seite, auf der dann die Jobsuche komplett neu gestartet werden muss oder wo man sich – wie etwa bei Linkedin – erst einmal dort anmelden muss, um die Stelle überhaupt zu sehen. Das gibt natürlich massive Abzüge in der Candidate Experience. Gewinnen wird hier also wohl das Unternehmen (oder das ATS oder die Jobbörse), welches den einfachsten Bewerbungsprozess bietet. Und hier die Nase vorn zu haben, zahlt sich aus. Denn je besser der Bewerbungsprozess, desto mehr Traffic in der Konsequenz auch für die Jobbörse.
Denn warum umständlich, wenn es auch einfach geht? Hier stehen Jobbörsen dann in einem zusätzlichen Wettbewerb zueinander. Das dürfte spannend werden. Vor allem vor dem Hintergrund, weil sich indeed, immerhin Jobbörse Nr. 1 weltweit, nicht bei Google Jobs tummelt. Eine folgenschwere Entscheidung, die den Jobbörsen-Giganten deutliche Marktanteile kosten dürfte.
Job-Favoriten
Zu guter Letzt will Google dem Jobsucher den Prozess noch vereinfachen, in dem er seine Job-Favoriten abspeichern und dann über jedes Gerät abrufen kann. Dieses Feature soll in den nächsten Wochen ausgerollt werden.
Stellenangebote “Google freundlich” gestalten, Google Jobs kommt auch nach Deutschland
Nun könnten Sie sagen: Na und? Interessiert mich nicht, betrifft ja nur die USA. Nun, zum einen ist das Ganze natürlich von immenser Bedeutung für Unternehmen aus Deutschland, die in den USA Standorte haben und dort suchen. Klar, dass das nur funktioniert, wenn die Website auch in den USA gehostet wird (aber da gibt’s ja einige. Ist nur wiederum die Frage, wie es um Ihr ATS bestellt sind. Denn das sind ja eigentlich die wahren Jobauffindungsvermeider oder wie ich zu sagen pflege: Die Feinde im Bett der Recruiter). Und die Jobs gefunden werden. Noch einmal daher der dringende Appell, die Jobs “Google freundlich” zu gestalten (das betrifft nicht nur Google Jobs, das gilt allgemein).
Darüber hinaus ist es aber so, dass Google Jobs auch nach Deutschland kommt. So wurde auf dem Jobboard-Summit in London bekannt, dass es nur noch wenige Monate dauern wird, bis Google Jobs auch in Deutschland verfügbar sein wird. Umso wichtiger also, dass Sie nicht gänzlich unvorbereitet sind, sondern von Anfang von Googles Jobsuchmaschine in der Suchmaschine profitieren.
Update: Google for Jobs ist seit dem 18. März in einer “Testversion” und seit dem 22. Mai offiziell für alle in Deutschland verfügbar.
Was Recruiting-Influencer für 2018 vorhersagen | TALENTpro Blog