18. April 2017
E-Recruiting made by Google: Was kann Google Hire?
Lesezeit: 5 Min. Recruiting
Tja, da spekulierte ich vor einigen Wochen noch über die Cloud Jobs API von Google und was damit möglich ist – und nun das: Google testet gerade ein eigenes ATS, neudeutsch für Applicant Tracking System, also eben E-Recruiting-Tool oder auch Bewerbermanagement-Software. Tatsächlich hüllt sich Google zu dem Tool bisher in Schweigen und spricht selber von einem “Top Secret Project”.
Also, um was genau geht es eigentlich und was bedeutet das fürs Recruiting bzw. die Anbieter wie SAP, Taleo und viele andere? Tatsächlich kann man eigentlich nicht wirklich eine dieser Fragen abschließend beantworten. Das haben “Top Secret Projects” eben so an sich ;).
Google Hire, das Google eigene ATS
Was man an dieser Stelle sagen und auch definitiv so nachvollziehen kann: Bei Google Hire handelt es sich um ein ATS, also eben ein Bewerbermanagementsystem. Bzw. um eine Cloud basierte Bewerbermanagement-Software. Aktuell ist dieses E-Recruiting-Tool in einer Testphase und wird von einigen US-amerikanischen Firmen genutzt. Entwickelt wird das Tool von Bebop, einem Anbieter, dessen Ziel es ist, ” to build enterprise applications that enable people to seamlessly collaborate and accomplish complex tasks together. We’re on a mission to build apps that will be a refreshing change from the usual bland enterprise products and tools that companies so readily accept.” und den Google im Jahr 2015 erworben hat.
Zwar ist die Website ohne Weiteres über hire.withgoogle.com erreichbar, dann ist aber auch schon Schluss. Denn eine Anmeldemakse versperrt neugierigen Besuchern den Blick ins Innere der Plattform. Zwar ist theoretisch der Zugang mittels Google-Konto möglich, aber eben nur theoretisch. Denn offenbar können sich momentan nur Nutzer mit Einladung einloggen, eine Anmeldung mittels Google-Konto schlug nämlich nicht nur bei mir, sondern auch bei Journalisten und Bloggern aus der ganzen Welt fehl.
Was vielleicht auch so schlimm nicht ist, ist doch die Website nach klassischen Usability-Gesichtspunkten eher gewöhnungsbedürftig. Tatsächlich hat das Portal Crunchbase einige Unternehmen identifizieren können, die Google Hire bereits nutzen und so ist ein Zugang zu den Jobs, die im Übrigen bunt gemischt sind, doch möglich. Natürlich nutzt auch Bebop das Tool. Nachstehender Screenshot zeigt beispielsweise, die Job-Übersicht des Unternehmens Creative Technology. Dass es sich beim Jobtitel um einen anklickbaren Link handelt, ist tatsächlich nur per Mouseover ersichtlich. Auch im Bewerbungsformular ist nicht zu erkennen, was ein Link ist und was nicht.
Google Hire: Reduziert auf das Wesentliche
Auch das sich dann öffnende Stellenangebot ist nichts, wo einem ein “Wow!” entweichen würde. Eher ein “Gähn.” Da geht definitiv mehr. So ist bspw. offenbar selbst das Einbinden eines Videos nicht möglich, dieses wird zumindest in diesem Falle nur verlinkt. Aber es war ja auch noch nie der Anspruch von Google, was fürs Auge zu bieten. Schlichtheit und Simplizität stehen ja mehr oder minder synonym für Google. Und so ist denn auch das Bewerbungsformular keine Revolution, aber auf das Wesentliche beschränkt: Angabe von Vorname, Nachname, E-Mail-Adresse sowie Hochladen des Lebenslaufs (optional Telefonnummer, Website und Motivationsschreiben), Bestätigung, dass man kein Roboter ist (und das im Zeitalter von Robot Recruiting ;)) – fertig.
Nach einer Bewerbung bekommt der Nutzer dann noch eine E-Mail, mittels derer er dann bestätigen muss, dass er sich wirklich beworben hat. Dies wiederum wird ihm dann im Browserfenster bestätigt: “Application confirmed. You’re all done! Thanks for applying! We’ll review your information and get back to you as soon as possible.” heißt es dort.
Bringt Google Hire den gläsernen Bewerber?
Die Revolution ist viel mehr, dass Google überhaupt an einem eigenen ATS arbeitet. Und im Kontext Cloud Jobs API könnte das ein dickes Ding werden. Denn welche Plattform verfügt schon über eine solche Fülle an Daten, wie es Google tut? Und so könnten die Tage des Recruiters bald gezählt sein, ist doch hier die beste Voraussetzung von Matching in Bestform gegeben, wie es bspw. LinkedIn niemals schaffen kann. Und nicht nur die Tages des Recruiters können bald gezählt sein. Auch die des Bewerbers mit Privatleben. Und so schlagen die Wellen der Empörung schon recht hoch, wird doch derzeit kolportiert, dass Recruiter sämtliche Nutzerdaten eines Google-Accounts auslesen und auswerten können.
“Google’s latest creation aimed at the recruitment market could give bosses the ability to do full, uncensored background checks“, heißt es beispielsweise auf der Website von RT, einem (Fake-)News-Kanal.
Ob Google Hire wirklich den gläsernen Bewerber bringt, weiß nur Google. Wohin das mit solchen Fake-News führen kann, haben wir an anderer Stelle allerdings schon ausreichend gesehen. Wobei… Es ist schon interessant: Während Google bisher keinerlei Stellung zu sämtlichen Veröffentlichungen im Kontext Google Hire genommen hat, so war man ganz schnell dabei, Meldungen zu dementieren, dass Recruiter Zugriff auf sämtliche Nutzerdaten hätten. Selbstverständlich würden nur die Daten des Kandidaten an den Arbeitgeber weitergegeben, die von diesem freiwillig während der Online-Bewerbung übermittelt würden.
Und wie ein Google-Sprecher in dem Portal Gizmodo weiter zitiert wird: “Google does not share private information such as search or viewing history. Only the information that applicants input into Google Hire will be shared—for example, first name, last name, email address, resume, cover letter, etc..”
Fällt Ihnen was auf? Es heißt ausdrücklich, dass Google keine Daten an den Arbeitgeber weitergibt. Aber dass die Daten dennoch Google-intern ausgewertet werden können und basierend auf diesen Daten beispielsweise weitere Job-Empfehlungen ausgesprochen werden oder die Daten “algorithmisiert” in ein Matching einfließen können, wird nicht dementiert. Und genau das scheint mir vor dem Hintergrund der Cloud Jobs API nicht sooo fern zu liegen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Wobei es mir wirklich fern liegt, hier Fake News zu publizieren. Ich denke einfach nur laut ;).
Auf jeden Fall kann man gespannt sein, wie sich die Dinge entwickeln, ob das Tool in der Breite ausgerollt wird und auch deutsche Unternehmen in dessen Genuss kommen. Ich bleibe am Ball.
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