20. Juli 2023

Jobtitel vs. Skills: Ein Plädoyer für die Volltextsuche
Seitdem ich diesen Blog betreibe, immerhin seit 2010, schreibe ich darüber, wie wichtig der Jobtitel (oder auch Stellentitel) für den
weiterlesen13. Juli 2015
Lesezeit: 9 Min. RecruitingStellenanzeigen
Ich glaube, ich werde mal ein Buch schreiben. Also nicht als Herausgeber, wie es groß in Mode ist, sondern so richtig. Als Autor. Inhalt dieses Buches: Stellenanzeigen. Also nicht so, wie Sie jetzt meinen, ein Buch, in dem Sie Stellen für Ihre Bewerber inserieren können (mal ganz ehrlich, welchen Sinn sollte das haben? Aber ich glaube schon, dass ein Markt dafür wäre). Bei der Anzahl verzweifelter (und digital inkompetenter) Personalbeschaffenden da draußen, sondern ein Buch, in dem ich darstelle, welch unglaublich schönen Stellenkreationen es da draußen gibt. Wie heißt es so schön? Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst.
Ich fange mal bei Ihnen an, also einer der Zielgruppen meines Blogs, den Power-Recruitern und Super-Personalmarketieren. Stellen Sie sich mal vor, Sie wären auf Jobsuche. Sie wollten sich verbessern. Oder einfach mal was Neues machen, weil man keinen Pfifferling auf Ihre frechmutigen Ideen gibt, sondern lieber die graue Maus bleiben will. Was tun Sie also? Richtig, Sie warten, bis man Sie höchst professionell und mit Wertschätzung auf XING proaktiv anspricht, idealerweise von einem Recruiter, dessen Profil mehr oder weniger nichts über die Person selbst aussagt. Oder aber, Sie tun das, was die meisten Bewerber tun, wenn Sie auf Jobsuche sind. Sie konsultieren eine Jobbörse. Oder auch gleich Google. Und suchen bspw. nach einer Stelle als Recruiter. So weit, so gut. Schließlich sind Sie ja selbst einer. Und was spucken Ihnen da Google oder auch die gängigen Jobbörsen aus? Jede Menge Jobs als Recruiter. Klasse! Oder?
Wenn ich mich auch nicht wirklich an viel aus meinen Recht-Vorlesungen erinnern kann, einen Ausspruch werde ich nicht so schnell vergessen (und wende ihn auch gerne an): Es kommt drauf an. Nämlich darauf, was für ein Recruiter Sie sind. Nehmen wir also mal an, Sie haben Zeit Ihres Lebens (oder zumindest einen Teil davon) Positionen für technische Facharbeiter besetzt. Sie sind ein wahrer Profi auf dem Gebiet. Ihnen macht keiner ein X für ein U vor. Und dann finden Sie eine Stelle als Recruiter. Bingo. Denken Sie. Stellen aber bei genauerer Betrachtung fest, dass bspw. jemand gesucht wird, der Software-Entwickler beschaffen kann. Denken Sie, dass Sie der Aufgabe gewachsen sind? Mag sein, wenn Sie sehr von sich überzeugt sind. Aber im Grunde Ihres Herzens? Jemand, der Software-Entwickler rekrutiert, sollte schon ein wenig Ahnung von dem haben, was der Bewerber mitbringen muss. Sonst kann der Ihnen nämlich einen vom Pferd erzählen. Bzw. von irgendwelchen Codes und Sie verstehen nur Bahnhof. Wobei Software-Entwickler ohnehin lieber coden, als sich unprofessionellen Bewerbungsinterviews zu unterziehen.
Umso wichtiger ist es für Sie als suchendes Unternehmen also, einen möglichst konkreten Stellentitel zu wählen, der Auskunft über die zu besetzende Position gibt. Damit der suchende Bewerber Ihre Stellenanzeige wiederum findet. Ein paar Beispiele, wie Sie es garantiert schaffen, Ihre Bewerber im Unklaren zu lassen:
Es gibt so viele verrückte (oder nichtssagende) Stellentitel. Was ist daran so schwer, klar zu artikulieren, wen man eigentlich sucht?
Sie wissen nicht, wen Sie eigentlich suchen? Sie suchen gewissermaßen (wie so viele andere) eine eierlegende Wollmilchsau, einen Mitarbeiter, der nicht nur (Junior) Projektmanager ist, sondern auch noch für die Bereiche PR, Marketing, Business Development und HR zuständig ist – also ein Mädchen für alles (Achtung, AGG-Falle)?
Wie wäre es dann mit
Konzentration auf das Wesentliche ist für diesen Inserenten wohl ein Fremdwort. Man suhlt sich in Selbstdarstellung, spielt verschiedene Runden Bullshit Bingo, verschweigt aber lieber die Anschrift. Auch über den Einsatzort bzw. Unternehmens-Standort selbst hüllt man sich lieber in Schweigen. Klar, zu dieser verantwortungsvollen Position gehört es natürlich auch, erst einmal über das Unternehmen zu recherchieren, bevor man sich überhaupt für eine Bewerbung entscheidet. Wer das nicht packt, ist einfach auch nicht für die Stelle geeignet. Immerhin gibt’s aber Infos zu dem, was der Arbeitgeber bietet. Leider alles andere als selbstverständlich.
Sie haben eine Boutique und suchen jemanden für die Personaleinsatzplanung und Mitarbeiterentwicklung? Da bietet es sich doch an, die Stelle als
auszuschreiben.
Schließlich sind exzellente Mitarbeiter so rar wie exzellenter Kaffee. Das stellt in diesem Fall eindrucksvoll die Recruiting-Abteilung von Nestlé unter Beweis. Wie heißt es so schön? Gutes Personal ist schwer zu finden. Das zeigt sich auch bei der Erstellung der Stellenanzeige. Auch wenn die Stelle intern Boutique Assistant Manager heißen mag. Kein Mensch sucht danach. Demzufolge findet die Stelle auch kein Mensch. Und in welchem Kontext stehen der Einleitungssatz und die nachfolgende Stellenbeschreibung? Wo erfolgt die “Einladung” an den Bewerber? Und wer ist eigentlich Frau Singendonk? Und warum hat die keine Anschrift?
Und als letztes Beispiel dummdreister Stellentitel: Einen Jungakademiker fürs Brandmanagement finden Sie mit Sicherheit mit einer Stellenausschreibung als
Was zum Henker habe ich mir unter einem Praxis-Fortzubildenden vorzustellen?
Glauben Sie mir, die Frage nach der Bedeutung eines Stellentitels stellen sich viele Bewerber. Die Auffindbarkeit ist das wichtigste Erfolgskriterium einer Stellenanzeige überhaupt. Ohne eindeutig formulierten Jobtitel aber ist die Auffindbarkeit stark gefährdet. Also, gehen Sie mit gutem Beispiel voran und drücken Sie klar aus, wen Sie suchen.
Dass da noch ganz viel Luft nach oben ist, zeigt eine Untersuchung von stellenanzeigen.de aus dem Jahr 2011. Lediglich 4 Prozent der Befragten bescheinigen einen wirklich treffenden Jobtitel. Nicht einmal die Hälfte der befragten Bewerber ist der Meinung, dass der Stellentitel so gewählt ist, dass eine passende Position leicht zu finden ist. Wow. Das ist echt krass. Ein Großteil der Stellenanzeigen da draußen wird im Zweifelsfall aufgrund sinnentleerter oder aber allzu austauschbarer Stellentitel erst gar nicht gefunden. Und damit die Besetzung der entsprechenden Stellen massiv gefährdet. Hat da irgend jemand was von Fachkräftemangel gerufen?
Verschanzen Sie sich nicht hinter Anglizismen, internen Bezeichnungen und Trendbegriffen. Wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie eigentlich einen HR Business Partner oder einen Personalreferenten suchen, platzieren Sie im Zweifelsfall beide Begriffe im Stellentitel. Das erhöht auf jeden Fall die Chance, dass Ihre Anzeige besser aufgefunden wird. Schauen Sie bspw. auch bei Google, nach welchen Begriffen gegoogelt wird. Nutzen Sie Tools wie Google Trends, um bestimmte Suchbegriffe miteinander zu vergleichen.
Machen Sie den Hausfrauentest. Versetzen Sie sich in die Rolle des Bewerbers und überlegen Sie, mit welchen Begriffen Sie nach einer Stelle suchen würden. Und wenn Sie nicht sicher sind, fragen Sie jemanden, der es wissen müsste. Zum Beispiel die Kollegen aus der Fachabteilung. Setzen Sie sich damit auseinander, wie man Ihre Stellenanzeige im Web findet.
Sie wissen ja, exzellente Stellenanzeigen sind so rar wie exzellenter Kaffee. Ich würde sogar behaupten, Sie sind seltener. Also, gehen Sie mit gutem Beispiel voran und beweisen Sie mir mit Ihrer Stellenanzeige das Gegenteil.
20. Juli 2023
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