24. Januar 2017
Stellentitel: Von Ninjas, Nerds und Superhelden
Lesezeit: 2 Min.
RecruitingStellenanzeigen
Ach ja, alleine mit Beiträgen über kreative Stellentitel ließe sich ein ganzer Blog füllen. Hier hatte ich schon über so manche abstruse (und für Bewerber garantiert nicht auffindbare) Jobtitel geschrieben. Wer erinnert sich nicht gerne an den “Referent Reservierung Spezial AVB/K“, den “Field Execution Specialist” oder den “regionalen Ressourcen-Manager”? Ganz besonders beliebt auch der “Referent” (und dies nicht nur für Wiederkäuer und Schweine). Und wenn es ganz kreativ und außergewöhnlich werden soll, müssen eben (Super-)Helden, Ninjas und Nerds herhalten.
Wobei erstgenannte Titel oben eher intern gebräuchliche Begriffe aufgreifen. Aktuelles Beispiel dazu ist der “Ingenieur Marktraumumstellung”. Verabschieden Sie sich aber von der Vorstellung, dass der Marktraum umstellt ist. Denn damit hat das Ganze wenig zu tun. Vielmehr geht es hier um die Umstellung von L- auf H-Gas. Das allerdings muss man erst mal wissen :). Aber wäre es ohnehin nicht viel passender, nach einem “Marktraumumstellungs-Super Hero” zu suchen? Oder einem “Marktraumumstellungs-Ninja”? Oder “Marktraumumstellungs-Rockstar”?
Zunehmend Superhelden-Titel in Stellenangeboten

Der Kreativität mancher Personalabteilungen ist offenbar keine Grenzen gesetzt (zumindest was das Kreieren von Stellentiteln angeht, ansonsten herrscht eher ein Ideenmangel), denn zunehmend finden sich solche “Superhelden-Titel” in Stellenanzeigen. Und das wiederum hat Auswirkungen auf die Anzahl der passenden Bewerber. Da nämlich keiner die Stellenanzeigen findet, heißt es dann wieder: Fachkräftemangel.
Oder wer soll Titel wie “FEARLESS FRONTEND NINJA ( – hier konnte man sich wohl nicht einig werden und sucht vorsichtshalber noch eine(n) “Heldin/Held” in Klammern)”, “Website Hero – Design & Code”, “Customer Service Hero DACH”, “Online Marketing Hero”, “Java Superheld” oder “Requirements Ninja” finden?
Abgesehen davon, dass Stellentitel und Auftritt schon irgendwie zusammen passen sollten…

Auch ein “Struktur-Nerd”, “DIGITAL, TEAMPLAYER UND NERD” oder “Entrepeneurial Digital Nerd” wurden gesichtet. Alleine den dazu gehörigen und (unglaublich) wort- und bildwitzigen Aufmacher kann ich Ihnen als “Aufklärender Arbeitgebermarken-Auftritts-Optimierungs-Guru keinesfalls vorenthalten:

Die Top 5 der dämlichsten Stellentitel
Nun denn, diese ultrakreativen Stellentitel sind leider keine Ausnahme. Die Job-Metasuchmaschine Joblift hat nämlich einmal untersucht, wie häufig solche “Superhelden-Titel” vorkommen. Dazu wurden alle 8.410.937 Stellenanzeigen ausgewertet, die auf der Plattform in den letzten 12 Monaten veröffentlicht wurden. Das Ganze aufbereitet in Form einer hübschen Infografik:

Das kommt also dabei heraus, wenn Arbeitgeber versuchen, anstatt gängiger Stellentitel auf vermeintlich kreative zu setzen. Hinter den häufig genannten Evangelisten, (Super-)Helden, Rockstars und Ninjas verbergen sich nämlich zumeist geläufige Berufe wie Softwareentwickler oder Verkaufs- und Servicekräfte. Der Versuch, darüber Bewerber zu ködern, dürfte aber nach hinten losgehen. Denn welcher Bewerber googelt schon nach Ninja, Nerd, Superhero oder Rockstar, wenn er auf der Suche nach Stellenangeboten ist?
Und auch die Damen und Herren, die bei Jobware, StepStone & Co. für die Kategorisierung zuständig sind, finden das nicht lustig. Selbst Plattformen, die auf Semantik-Technologien setzen oder Google mit seiner Cloud Jobs API, werden bei Nerds und Gurus an ihre Grenzen gebracht. Vor allem wenn der Titel zudem noch Rechtschreibfehler enthält.
Fazit: Witzischkeit kennt eben doch Grenzen. Vor allem bei Stellentiteln. Der Bewerber wiederum kennt kein Pardon.
Update Recruiting 17.01 - die Recruiting Topics im Januar 2017