27. Mai 2015
Studie Azubi-Recruiting Trends 2015: Bewerbung am liebsten per Post
Lesezeit: 4 Min. AusbildungsmarketingRecruiting
Bist du krass? So biederte sich seinerzeit die Stadt Krefeld bei potenziellen Auszubildenden an. Und bei Saturn (Österreich) ist nicht nur Geiz, sondern auch Karriere geil. Klar, was auch sonst. Wenn es darum geht, wo Auszubildende angesprochen werden wollen, so ist das natürlich Facebook. Und Eltern haben einen wesentlichen Einfluss auf die Wahl des Ausbildungsplatzes. Selbstverständlich wird die Bewerbung im Zeitalter von Whatsapp am liebsten per Smartphone abgeschickt. Tatsächlich? Was wollen Azubis von Arbeitgebern wirklich, was ist für sie wichtig? Spannende Erkenntnisse dazu liefert die sechste Ausgabe der Studie Azubi-Recruiting Trends.
Im Übrigen die größte Studie zu diesem Thema, die von u-Form Testsysteme durchgeführt und von Prof. Daniela Eisele von der HSBA HamburgSchool of Business Administration wissenschaftlich betreut wird. Befragt wurden im Frühjahr 2015 1.428 Auszubildende und Bewerber sowie 799 Ausbildungsverantwortliche. Nachdem sich in Bezug auf Fragen, wie Azubis nach ihrem Arbeitgeber suchen und welche Infos sie wünschen in den letzten beiden Studien nichts geändert hat, lag dieses Mal der Schwerpunkt eher auf Aspekten wie “was sie suchen und wie sie sich bewerben”. Dieses Jahr gibt es zudem erstmals eine Spezial Edition Gastgewerbe und eine Studie in Österreich.
Spaß bei der Arbeit wichtiger als Geld
Eine wesentliche Erkenntnis, die Sie im Rahmen der Kommunikation als Arbeitgeber respektive Ausbildungsbetrieb beachten sollten: Geld allein ist nicht alles. Im Gegenteil: Der Großteil der Befragten legt auf Sinn und Spaß bei der Arbeit besonderen Wert. 56,7 Prozent der befragten Azubis streben nach Erfüllung im Beruf. Spaß bei der Arbeit hat höchste Priorität. Für 21,2 Prozent bedeutet private Selbstverwirklichung das A & O. Lediglich 22,1 Prozent arbeiten in erster Linie, um Geld und Einfluss zu erreichen. Dafür nehmen sie unter Umständen auch in Kauf, dass der Spaß an der Arbeit selbst zurücksteht. Denen ist dann wohl nicht zu helfen :-).
Ohne Azubis geht in Betrieben nichts
Eine Frage, die Ausbildungsverantwortlichen gestellt wurde, war die nach den Auswirkungen des Nicht-Ausbildens. Über 62 Prozent der Ausbildungsverantwortlichen glauben, dass sie den Fach-und Führungskräftebedarf ohne Azubis nicht decken können.
Die Ergebnisse überraschen mich nicht wirklich. Vielmehr frage ich mich, warum Unternehmen nicht alles tun, um Azubis zu rekrutieren, wenn sie doch (ohne Frage!!!) so wichtig sind für das Fortbestehen des Unternehmens. Klar, es sind nicht nur die Unternehmen, es sind vor allem die Bildungspolitik und der Akademisierungswahn, die es Unternehmen zunehmend erschweren, die passenden Bewerber zu finden. Aber es ist auch keine Lösung, zu jammern. Wie schrieb ich neulich so schön in meiner Kolumne Recruiting auf haufe.de? „In den meisten Fällen ist das, was als Fachkräftemangel empfunden wird, nichts anderes als Ihr mangelndes Engagement, sich als Arbeitgeber zu verkaufen.“
Ausbildung nur lokal?
Unter dieses mangelnde Engagement fällt im Übrigen auch, dass Ausbildungsbetriebe vorwiegend lokal, in der näheren Umgebung nach dem hoffnungsfrohen Nachwuchs suchen. Was auf den ersten Blick naheliegend scheint (wer möchte schon gerne von Muttis Rockzipfel weg, so offensichtlich die Denke), ist auf den zweiten gar nicht mehr so einleuchtend. Zum einen, weil es sich durchaus lohnen kann, den Suchradius zu erhöhen (umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die frohe Botschaft auch mehr potenzielle Bewerber erreicht), zum anderen aber weil die Damen und Herren Bewerber gar nicht so “immobil” sind, wie man gerne glauben mag.
Rolle der Eltern bei der Ausbildungsplatzwahl
Das Unternehmen Tantalor geht in seinen Personalmarketing-Bemühungen den richtigen Weg und spricht Eltern als Multiplkatoren an, um Nachwuchs für seine Minen im Kongo zu gewinnen. Auch wenn die Bedeutung der Eltern bei der Wahl des Ausbildungsplatzes nicht so hoch ist, wie von Ausbildungsverantwortlichen eingeschätzt, so ist sie doch nicht zu verachten. Vor allem, wenn es um die Bewerbung geht. Mehr als 41Prozent der Auszubildenden und Bewerber werden stark von ihren Eltern unterstützt. Finde ich spannend, sind die Eltern doch oftmals gar nicht so online-affin, wie die Kids selbst. Aber nun denn…
Bewerbung am liebsten per Post
Und wo wir gerade bei der Bewerbung sind – was ist denn wohl die beliebteste Bewerbungsform? Das wird jetzt vor allem die freuen, die sich beharrlich weigern, auf das Kosten und Zeit sparende E-Recruiting zu setzen. 71 Prozent der Bewerbenden finden die Bewerbung per guter alter Schneckenpost nämlich (leider) geil. Damit sind das sogar mehr Befürworter als auf Seiten der Ausbildungsverantwortlichen.
Guckst du! Keine nennenswerte Bedeutung hat übrigens die Bewerbung per Smartphone. Wobei ich 11 Prozent gar nicht mal so wenig finde… Aber als die E-Mail seinerzeit eingeführt wurde, hat ihr auch keiner größere Bedeutung beigemessen. Insofern…
Natürlich bietet die Studie weitere interessante Erkenntnisse, die alle darzustellen aber den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Außerdem sollen Sie ja einen Anreiz haben, die komplette Studie anzufordern. Übrigens, mit dem Erwerb tun Sie was Gutes: Zum einen sich selbst, weil Sie sich einen Überblick über die neuesten Azubi-Recruiting Trends verschaffen können. Zum anderen, weil der Erlös an die gemeinnützige Initiative ROCK YOUR LIFE, die durch gezieltes Mentoring besonders Hauptschülern den Weg in die duale Ausbildung ermöglicht, gespendet wird.
Rückblick Recruiting 2015 - was im Frühjahr los war
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JungesHerz