28. April 2015
Das ZDF und die Sache mit dem Corporate Social Media Manager
Lesezeit: 6 Min. RecruitingSocial MediaStellenanzeigen
Erinnern Sie sich noch an die Stellenanzeige der ARD Programmdirektion, für die vor zwei Jahren ein Social Media Manager gesucht wurde? Klar, dieses wunderbare Beispiel war seinerzeit sogar für die Goldene Runkelrübe nominiert. Und hätte wohl auch gewonnen, wenn die Kreissparkasse Birkenfeld ihr nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Was die ARD kann, können wir schon lange, dachte man sich wohl auch beim ZDF und legt nun nach. Die öffentlich-rechtliche Medienanstalt aus Mainz sucht nämlich einen Sachbearbeiter. Bzw. einen Corporate Social Media Manager. Was ja quasi das Gleiche ist. Update: Das ZDF hat auf meine Anfrage reagiert – siehe unten.
Diese Stellenausschreibung ist mal wieder ein mustergültiges Beispiel dafür, wie Sie es a) gezielt schaffen, eine negative Candidate Experience zu garantieren, b) nicht nicht Employer Branding zu betreiben und c) zu zeigen, dass das Verständnis von Social Media bei so einigen (in diesem Fall dem ZDF) nicht angekommen ist (Social Media muss (vor)gelebt werden, in der Unternehmenskultur verankert sein. Wenn dem nicht so ist, kommt so was raus wie beim nachfolgenden Beispiel).
Das ZDF sucht einen Sachbearbeiter
Das ZDF sucht nämlich einen Sachbearbeiter. Respektive eine Sachbearbeiterin. Das an sich ist nicht fatal. Sachbearbeiterjobs gibt es wie Sand am Meer. Ohne die Sachbearbeiter dieser Welt würde kein Unternehmen laufen. Keins. Gut, zugegeben, Sachbearbeiter heißen nicht immer Sachbearbeiter. Auch wenn Sie den Job eines solchen machen. Und das ist auch gut so. Schließlich ist die Bezeichnung “Sachbearbeiter” in etwa genau so aussagekräftig wie “Referent“. Nur, dass sich da eben Tausende von Spielarten hinter verbergen können. Zum Beispiel die eines “Corporate Social Media Managers”. Ja, Sie haben richtig gelesen. Beim ZDF hat ein “Corporate Social Media Manager” den Status eines Sachbearbeiters. Sie glauben mir nicht?
Jetzt glauben Sie mir, oder? Und fallen garantiert, so wie ich, vom Glauben ab. Obwohl – ist schon ein toller Sachbearbeiter-Posten, mit Führungsfunktion und allem Zipp & Zapp. Gibt’s eben nur beim ZDF. Update: Das ZDF hat heimlich still und leise, während ich quasi hier am Schreiben bin, einfach den Sachbearbeiter entfernt. So geht das nicht, liebes ZDF. Hier einfach meine Bloggerei konterkarieren!
Was es nicht nur beim ZDF gibt, ist eine zum Himmel schreiende Candidate Experience (so nennt man das heute, gemeint sind damit im Grunde die Erfahrungen, die ein Bewerber im Laufe seines Bewerbungsprozesses macht). Ausgehend von der Startseite zdf.de, braucht es sage und schreibe fünf Schritte (zdf.de -> Das ZDF -> Unternehmen -> Karriere -> Karriere im ZDF -> Sachbearbeiter/in (Corporate Social Media Manager/in) [mehr], um zum Stellenangebot zu kommen. Mindestens drei zu viel.
Social Media-Kanäle werden nicht bespielt
Natürlich ist man beim ZDF auf Draht, und so weiß man, dass eine Schwalbe noch keinen Sommer, respektive eine Stellenausschreibung nur auf der Karriere-Website noch keine Bewerber macht (dass eine bessere Auffindbarkeit des Stellenangebots an sich schon die Wahrscheinlichkeit erhöht, von Bewerbern gefunden zu werden, lassen wir an dieser Stelle einfach mal unter den Tisch fallen) und schaltet daher auch auf anderen Jobbörsen (online), wie bspw. stellenanzeigen.de. Oder die Stellenanzeige auf Xing. Und hier verzichtet man dann auf den Sachbearbeiter und konzentriert sich ganz und gar auf den Corporate Social Media Manager. Was an sich ja schon mal ein Schritt in die richtige Richtung ist. Kurz bin ich davor, das ZDF für diese weise Entscheidung zu loben. In aller Öffentlichkeit. Aber ich kann mich zurückhalten.
Was würden Sie tun, wenn Sie eine Stelle zu besetzen hätten, die sich an jemanden richtet, der nicht nur Social Media-affin ist, sondern auch noch eine Position als Corporate Social Media Manager bekleiden soll. Genau, Sie beauftragen einen Headhunter. Nein, natürlich nicht. Sie gehen dahin, wo die Zielgruppe ist. Und nutzen vor allem die Kanäle, die Ihnen zur Verfügung stehen. Weil Sie die ja als Voll-Profi alle bespielen.
Das ZDF beispielsweise verfügt gleich über mehrere Seiten und Accounts auf Facebook bzw. Twitter. Alleine die Seite des ZDF auf Facebook hat über 400.000 Fans. Über 400.000 potenzielle Kandidaten also. Oder aber zumindest Multiplikatoren. Und nun raten Sie mal, auf wie vielen dieser Kanäle die Stelle – ich erinnere: gesucht wird ein Corporate Social Media Manager, also jemand der eine gewisse Affinität zu Social Media mitbringen sollte und sich demzufolge (wahrscheinlich zumindest) in eben diesen Kanälen aufhält – kommuniziert wird. Na?
Daneben! Es sind exakt null Posts aufzufinden, die auf diese Stellenausschreibungen hinweisen. Null. Stattdessen jede Menge unnützer Cat Content. Eine Stelle als Corporate Social Media Manager, auf die nicht in den sozialen Medien hingewiesen wird? Hm.
Nun, glücklicherweise gibt es eine Community, die diese Stelle sehr wohl bemerkt hat und sie entsprechend zu würdigen weiß. Zum Beispiel hier:
Das @ZDF sucht einen Corporate Social Media Manager: https://t.co/YyhCts9bJc || Bewerbungen bitte ausschließlich per Snapchat.
— martingiesler (@martingiesler) 28. April 2015
Jetzt fällt es mir wie Schuppen aus den Haaren: Das Ganze ist eine gefickt eingeschädelte geschickt eingefädelte Viral-Kampagne des ZDF. Und ich lasse mich auch noch zum Handlanger machen.
Eins ist klar: Das ZDF hat diesen Menschen dringend nötig. Sehr dringend sogar. Und schließlich lockt ja auch “eine Vergütung, die der Tätigkeit entspricht“. Jaha! Eine Vergütung, die der Tätigkeit entspricht. Als Sachbearbeiter also auf jeden Fall Mindestlohn und Tarifstufe was auch immer im öffentlichen Dienst.
Nun gut, wer sich trotzdem bewerben möchte, hier noch einmal die Stelle in ihrer vollen Pracht:
Bewerbung als Corporate Social Media Manager nur per Post
Allerdings muss er sich als zukünftiger Corporate Social Media Manager dessen bewusst sein, dass er sich nur per Post bewerben kann. Ja, Sie haben richtig gelesen. Dennoch, ich wiederhole es gerne: Auf die Stelle als Corporate Social Media Manager können Sie sich nur per Post bewerben. Oder sagen wir so: “Bewerbungen per E-Mail können leider nicht berücksichtigt werden.” So. Und nun? Selbst bei der Stellenanzeige auf stellenanzeigen.de (das ist eine Online-Stellenbörse) besteht keine Möglichkeit, sich online zu bewerben (in der Regel bieten solche Online-Stellenbörsen die Möglichkeit, einen Online-Bewerben-Button zu implementieren). Bei Xing könnten Sie das ZDF aber evtl. austricksen. Denn dort können Sie sich (zumindest theoretisch) online direkt beim Ansprechpartner bewerben. Und wie Sie sehen, ist sogar Internetnutzung beim ZDF möglich! Sogar als Corporate Social Media Manager! Sa-gen-haft!
Ob das allerdings wirklich bewusst so gedacht ist? Ich habe vorsichtshalber mal angefragt (bezeichnend auch, dass das Profil erst einen Tag vor Stellenschaltung angelegt wurde. Und das als Leiterin Abteilung Zentrale Aufgaben Hauptabteilung Kommunikation…). Die Antwort reiche ich Ihnen umgehend nach finden Sie am Schluss des Artikels!
So lange empfehle ich den Verantwortlichen des ZDF das Seminar Social Media-Grundlagen der ARD-ZDF-Medienakademie. Inhalt u. a.: “Welche Relevanz haben die Netzwerke für ARD, ZDF und Co?” Ziele des Seminars: Die wichtigsten Social-Media-Anwendungen kennen lernen, deren Bedeutung für die journalistische Arbeit einschätzen und sinnvolle Anwendungen für eigene Projekte identifizieren! Na, bitte. Einfach gleich anmelden. Oder wahlweise auch gerne bei mir.
Update: Das ZDF hat auf meine Anfrage reagiert:
Obwohl ich mich ja via Xing beworben habe, sei “eine Bewerbung via Xing nicht möglich“, heißt es da. Und weiter:
“Der derzeitige Stand der Technik verbunden mit den datenschutzrechtlichen Anforderungen ermöglicht leider nur eine Bearbeitung von Bewerbungen auf dem Postweg.”
Zudem freut es das Kommunikations-Team des ZDF, wenn mich “das bürokratische Hindernis nicht schreckt” und sie mit meiner Bewerbung rechnen dürfen.
Wie auch immer: Das ZDF hat dank meines bescheidenen Blogartikels und einer unglaublich regen Community auf Facebook und Twitter mittlerweile so viel virale Aufmerksamkeit und Reichweite, dass die Besetzung der Stelle nun gesichert sein dürfte. Was mich natürlich sehr freut!
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