16. Juni 2011
Machen Social Media dumm? Über das Ende der deutschen Rechtschreibung
Lesezeit: 6 Min. Social Media
Machen Social Media eigentlich dumm? Verroht, wenn man so will, die deutsche Sprache? Spielt Rechtschreibung im Kontext von Social Media eigentlich überhaupt keine Rolle mehr? Diesen Eindruck könnte man manchmal – oder sollte ich besser sagen – ziemlich häufig? haben, wenn man sich insbesondere Statusmeldungen auf Facebook oder Tweets auf Twitter anschaut. Abgesehen von der Orthographie und der Grammatik an sich, wird dort in der Regel alles klein geschrieben (auch wenn ich selbst einer derjenigen welchen wo bin, die mit Sicherheit keine Ausnahme bilden (man schaue nur mal auf meine Facebook-Seite zu Karriere Fanpages auf Facebook)). Sogar ganze Blogs werden mittlerweile in Kleinschreibung verfasst.
Es ist also tatsächlich so, dass im Zeitalter des immer schneller und dynamischer werdenden Social Web (Achtung: Kein Hype! Es handelt sich vielmehr um eine fortschreitende (R)Evulotion des Internet und das Kommunikationsverhaltens (und wird sich auch nicht zurück auf den Stand von gestern entwickeln, nur weil Facebook einmal nicht mehr sein wird) Schreibstil und Rechtschreibung leiden. Auf Twitter sind diese Auswüchse besonders extrem. Hier hat man aufgrund der knappen Zeichenwahl (140 Zeichen) ja nun nicht mehr viel Möglichkeiten, sich klar zu artikulieren und so findet man hier Meldungen, deren kryptische RT Zeichen für Viele wie @Böhmische #Dörfer wirken mögen. …
Bewerber-Anfragen auf Karriere-Pages – Rechtschreibung überbewertet?
Aber auch auf Facebook nimmt man es mit der deutschen Sprache respektive Rechtschreibung nicht so genau. Was man so im Privaten und Verborgenen tut, ist die eine Sache. Wenn man nun aber als Fan einer Karriere-Page respektive Bewerber Kontakt zu seinem potenziellen Arbeitgeber aufnimmt, so ist das schon was anderes. Letztendlich geht’s ja beim Kontakt zum potenziellen Arbeitgeber darum, einen perfekten Eindruck zu hinterlassen – sei es am Telefon, im E-Mail-Verkehr oder anderer Bewerberkorrespondenz. Nach wie vor ist es so, dass viele Bewerbungen schon aussortiert werden, nur weil sie Rechtschreibfehler aufweisen (ob das der richtige Schritt ist, sei mal dahin gestellt). Und dann wird so auf Karriere- oder Ausbildungspages auf Facebook kommuniziert?
Abgesehen davon würde ich auch jedem empfehlen, gerade denjenigen, die sich derzeit im Bewerbungsprozess befinden, zweierlei Dinge zu überprüfen. Zum einen das Profilbild (klar, wenn man einen muskulösen Oberkörper hat oder ein schickes Dekolleté vorweisen kann, ist das durchaus ein netter Anblick. Nichtsdestotrotz sollte man bei der Wahl des Bildmotivs vorsichtig sein), zum anderen die Privatspäre-Einstellungen. Nicht selten findet man da Angaben, die nicht unbedingt für die ganze Weltöffentlichkeit oder neugierige Personaleraugen bestimmt sind (wobei die natürlich nie und nimmer ;-) die Gelegenheit nutzen, sich die Profile anzuschauen. Haha.) Also Augen auf beim Brillenkauf bzw. bei der Darstellung des Facebook-Profils und Augenkrebs verursachende Profilbilder und allzu offenherzige Profile vermeiden. Nicht jeder muss wissen, welch merkwürdige Vorlieben Sie haben, mit wem Sie gemeinsam ins Fitnessstudio gehen und wer Ihre Freunde sind!
Rechtschreibfehler schlecht für Unternehmensreputation
Aber selbst viele Unternehmen geben bei der Außendarstellung ein schlechtes Bild ab, wie ja bspw. die KIMATEK-Studie der Uni Kiel eindrucksvoll nahe gebracht hat. Wir erinnern uns, im Rahmen dieser Studie wurden die Texte der Karriere-Websites von 30 namhaften Arbeitgebern aus verschiedenen Branchen sprachwissenschaftlich untersucht. Und natürlich auch auf orthografische und grammatikalische Schwächen. Und siehe da, diejenigen, die immer von ihren Bewerbern fordern, möglichst akribisch und sorgfältig ihre Unterlagen zu erstellen, gehen selbst mit schlechtem Beispiel voran. Das wie gesagt auf der „klassischen“ Karriere-Website. Dass sich so etwas natürlich negativ auf das Arbeitgeber-Image oder gar die Reputation niederschlägt, sollte eigentlich klar sein. Nichtsdestotrotz wurden die entsprechenden Texte bis dato nicht angepasst. Was umso peinlicher ist und ein umso schlechteres Licht auf die Unternehmen wirft.
Aber auch (oder gerade) auf Facebook-Pages oder auf Twitter sieht es nicht besser aus. Hier geben sich rechtschreibtechnisch Bewerber und Unternehmen die Klinke in die Hand.
Ich meine, ich äußere mich da in aller Weltöffentlichkeit als potenzieller Bewerber auf einer Karriere-Page, wo JEDER mitlesen kann, dann strotzt so ein Post nur vor Fehlern und dann soll ich als Unternehmen ernsthaft darauf eingehen? Gut, wie gesagt, auf einigen Pages sieht man von Arbeitgeberseite her nicht unbedingt Besseres.
Aber ist das gut so? Ist das das Maß aller Dinge?
Der Mediatreff-Blog schreibt gar:
Fehler in Rechtschreibung und Grammatik vermitteln dem Leser ein äußerst negatives Bild vom Unternehmen. Hier werden mangelnde Sorgfalt, Unzuverlässigkeit oder ein niedriges Bildungsniveau assoziiert. Ist der Ruf erst ruiniert, führt dies fast zwangsläufig zu sinkenden Umsatzzahlen. Hinzu kommt, dass sich ein so geschädigtes Image nur sehr schwer reparieren lässt – wenn überhaupt.
Aber wird letztendlich Rechtschreibung nicht ohnehin überbewertet und kommt es wie eigentlich so oft im Leben eher auf die inneren Werte, als auf das Äußere an? Mal ganz ehrlich. Ich bin ja nun nicht mehr der Jüngste und bin mit der wenn man so will „alten“ Rechtschreibung aufgewachsen und fühlte mich immer fit und sicher. In Rechtschreibung konnte mir keiner was vormachen. Und dann kam die Rechtschreibreform. Und dann die Reform der Rechtschreibreform. Und dann wurde hier und auch mal da wieder ein bissl was angepasst. Meine jüngeren Leser werden da keine Probleme mit haben, die kennen nur die eine Variante. Aber für uns etwas älteres Semester ist das Ganze schon eine Zumutung. Vor allem dann, wenn man sieht, dass bei vielen Verlagen ein Sch… auf die Rechtschreibreform gegeben wird und man in „alter“ Schreibweise die Bücher verlegt. Was also soll dann das Bohei um die Schreibweise auf Facebook oder Twitter ;-)?
In den USA gab es sogar 2008 eine Untersuchung dazu, welche Auswirkungen die Kommunikation im (Social) Web auf die schriftliche Ausdrucksfähigkeit hat. Und tatsächlich hat die Ausdrucksweise durch die 140-Zeichen-Welt gelitten (damals wurden nur Teenager befragt, ich bin aber davon überzeugt, dass es “Erwachsene” genau so trifft):
- 50 % der befragten Teenager verwenden in Hausaufgaben nicht die richtige Groß- und Kleinschreibung und Zeichensetzung
- 38 % übernehmen Instant Messaging- oder E-Mail-Abkürzungen wie etwa LOL (was im Übrigen nicht für „Lots of Love“ steht, wie der ein oder andere meinen mag, sondern für „Laughing out loud“)
- 25 % haben ;-) und andere Emoticons verwendet.
Wie auch immer, ich plädiere für eine Liberalisierung der deutschen Rechtschreibung. Dann müssen wir auch nicht mehr über groß- und Kleinschreibung diskutieren. LOL!
Social Media machen nicht dumm
Ach ja, und um noch einmal auf die Überschrift zurückzukommen: Social Media machen nicht dumm. Im Gegenteil. Allein das Auseinandersetzen mit dem Thema und das Verstehen dieser Medien sichert anderen gegenüber einen immensen Wissensvorsprung. Darüber hinaus können über Social Media viele Informationen abgerufen und geteilt werden, es kann gemeinsam an Projekten von all überall auf den Tannenspitzen auf der Welt gearbeitet werden, in einer Form die so niemals möglich gewesen wäre. Insofern verhalten sich also solche Unternehmen dumm, die solche Seiten für Mitarbeiter sperren, weil diese nicht vom Innovationsvorsprung profitieren werden und auch die Motivation ihrer Mitarbeiter im Keim ersticken. Auch kann es wenig förderlich sein, als Unternehmen eine Page auf Facebook zu erstellen, den Mitarbeitern den Zugang zu Facebook während der Arbeitszeit aber zu verwehren. Das ist absolut kontraproduktiv und wenig glaubwürdig. Aber das ist jetzt wieder ein anderes Thema.
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