24. Februar 2013
HR Barcamp 2013. Etwas Guerilla, viel Recruiting und noch mehr Netzwerken
Lesezeit: 8 Min. Archiv
Das war’s also, das HR Barcamp 2013 in Berlin. Das zweite seiner Art und – ja, ich gebe es offen und ehrlich zu (und stehe damit weiß Gott nicht alleine da :-)) – mein allererstes Mal. Und mit Sicherheit nicht das letzte, denn diese Veranstaltung sucht wirklich ihresgleichen. Oder um es mit den Worten Jörg Buckmanns zu sagen: “Das HR Barcamp toppt so manche hochkarätige Konferenz“.
Warum das so ist? Nun, der Charakter eines Barcamps ist nun einmal das Ungezwungene (spätestens am zweiten Tag war das bei allen Teilnehmern angekommen, die auf einmal statt des Anzugs am Vortag doch den Pullover oder den Hoodie und die Jeans vorzogen). Abgesehen davon, dass es ja eine “Un-Konferenz” ist, spielte aber auch der Rahmen des Ganzen, also die Location sowie die Teilnehmer selber, eine maßgebliche Rolle. Die diesjährige Location war das “Ahoy” – ein Coworking-Areal auf insgesamt 1.300 qm, wo sich Kreative und Agenturen in eigenen Büros oder auch einzelnen Plätzen tummeln. Die Teilnehmer waren ca. 150 Vertreter aus Unternehmen, Personaldienstleister und andere – wobei auf das richtige Verhältnis geachtet wurde. Un-Konferenz heißt so viel wie das eben weder Referenten noch Beiträge im Vorfeld fest standen. Im Gegenteil: Jeder, wirklich JEDER, konnte sich mit seinen Vorschlägen einbringen, über die dann abgestimmt wurde. Und so sah der Sessionplan für den ersten Tag aus:
Interessanterweise tauchte das Buzzword “Employer Branding” kein einziges Mal bei den Sessions auf. Welche Wohltat.
In keiner Session steht “Employer Branding” im Titel #hrbc13 (Wie findet ihr das?)
— André Luce (@raum441) 21. Februar 2013
Dafür aber gleich zweimal Guerilla. Einmal “Guerilla Lernen“, einmal Guerilla Recruiting. Und apropos Recruiting: Gleich in fünf Sessions tauchte der Begriff auf, darüber hinaus war das Thema aber auch Bestandteil weiterer Sessions. Insofern interessant, da ja nicht nur die klassische “Suppe” vertreten war, sondern auch Impulse aus vielen Unternehmen, von Personalverantwortlichen selbst, kamen.
Da es natürlich etwas schwierig ist, an allen Sessions teilzunehmen (es finden drei Sessions immer parallel statt), musste ich also die Qual der Wahl treffen. Meine Entscheidung am ersten Tag fiel auf
- Guerilla-Recruiting – wirksames Recruiting mit begrenztem Budget
- Wie sieht die perfekte Stellenanzeige aus?
- Internes “Marketing” bei der Einführung von Social Media und pfiffigen Ideen
Guerilla-Recruiting – wirksames Recruiting mit begrenztem Budget
Guerilla Recruiting klang spannend, die Session war es weniger. Vor allem entsprach das dort dargebotene in den meisten Fällen nicht wirklich dem Titel. Denn für die gezeigten Beispiele brauchte man doch teilweise nicht unerhebliches Budget. Aber auch bei einem fünf- oder sechsstelliger Betrag kann man durchaus von “begrenzt” sprechen, keine Frage :-) Zu sehen waren unter anderem Beispiele von Google, IKEA, Telekom und Ogilvy. Hier ein Beispiel eines Mittelständlers aus OWL, nicht ganz so “guerilla”, dafür aber mit weniger Budget.
Apropos Guerilla: Der eine oder andere sprach mich auf die von mir “gesponsorten” Müsliriegel an, auf denen ich mein Logo platziert hatte. Ob dies nun unter Guerilla-Marketing fällt, sei mal dahin gestellt.
Auf jeden Fall waren hier mit wenig Budget viele Leute zu erreichen :-). Und wer Nachschub für zuhause braucht: Der Riegel heißt “wow!bab”.
Nach der ersten Sessionrunde war dann auch schon gleich Mittagspause. Sogar an die Vegetarier war gedacht worden und so gab es garantiert Pferdefleisch-freie Lasagne. Die Zeit zwischen den Sessions bot sehr viel Gelegenheit zum Netzwerken. Ein Highlight für mich war das nach dem Promerit-Neujahrsempfang zweite “inoffizielle” personalblogger-Treffen mit Dominik Hahn, Jürgen Sorg, Jörg Buckmann, Stephan Grabmeier, Florian Schrodt, Alexandra Götze, Ellen Nagel und natürlich Jannis Tsalikis. Schließlich ist Jannis nicht nur Mit-Initiator der goldenen Runkelrübe, sondern neben Christoph Athanas einer der Initiatoren des HR Barcamps. Diesen dort zu treffen war also klar. Und natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, ein wenig Werbung für das Projekt zu machen.
Wie sieht die perfekte Stellenanzeige aus?
Aber weiter im Text. Als nächstes stand “die perfekte Stellenanzeige” im Raum. Beziehungsweise als Session an. Interessanterweise hatten für diese Session nur 16 Leute gevotet. Im Raum waren aber deutlich mehr Teilnehmer versammelt. Zurecht stellte Marcus Fischer die Frage:
#hrbc13 perfekte stellenanzeige ist voll – soviel Bedarf? Wo ist die Krise? twitter.com/marcusfischer/…
— Marcus Fischer (@marcusfischer) 21. Februar 2013
Nun, wie auch immer – Ziel war es, gemeinsam die Struktur der perfekten Stellenanzeige zu erarbeiten. Das ging aber gründlich nach hinten los und es war fast beschämend zu sehen, was dort geboten wurde bzw. in welcher Form dort diskutiert wurde. Daher aus gegebenem Anlass hier noch einmal der Hinweis auf die Jobware-Eyetracking-Studie und die damit einhergehenden Handlungsempfehlungen.
Internes “Marketing” bei der Einführung von Social Media und pfiffigen Ideen
Weiter ging es dann mit der Session von Florian Schrodt, Jörg Buckmann und Jürgen Sorg, die – ganz dem Charakter eines Barcamps entsprechend – sich morgens spontan zusammengeschlossen hatten, um über ihre Probleme beim Einführen von Social Media oder “pfiffigen Personalideen” zu sprechen bzw. mit dem Auditorium zu erarbeiten, wie man solche Projekte intern etablieren kann. Das Ganze schön am Thema Video aufgehängt. Denn alle hatten hier jeder auf seine Art und Weise mit der Einführung von Videos zu kämpfen. Das Ganze wurde auf unterhaltsame Weise von den drei Protagonisten dargebracht. Und so sahen die Lösungsansätze aus:
Definitiv mein Highlight am ersten Tag.
Nach so viel anstrengenden Sessions gabe es dann wieder reichlich Zeit zum Networking bei der HR Barcamp Mini-Party. Und natürlich auch für ein Feedback. Und das sah gar nicht so schlecht aus:
Am Freitag ging es dann mit der fünften Sessionrunde weiter. Aus dem reichhaltigen Angebot des zweiten Barcamp-Tages
wählte ich diesmal:
- Neueste diagnostische Forschung – Entscheidungsqualität im Fachkräftemangel: Wenn Frau Schmidt absagt, hätte Herr Müller auch
- Wie werden Mitarbeiter zu Arbeitgeberbotschaftern
- Mitarbeiter-Blogs – Was sie bringen, woran sie scheitern, wie man sie erfolgreich einführt
Schon am Vortag hatte ich mich mit Martin Becker, seines Zeichens Geschäftsführer von Viasto, über die spannende Studie unterhalten und war nun sehr gespannt auf die Ergebnisse.
Neueste diagnostische Forschung – Entscheidungsqualität im Fachkräftemangel: Wenn Frau Schmidt absagt, hätte Herr Müller auch
Zunächst sollte man erst einmal wissen, was Viasto eigentlich macht. Eigentlich ganz einfach. Mithilfe von Viasto ist es möglich, zeitversetzte Bewerberinterviews per Video durchzuführen. Hierzu erstellt der Recruiter einfach einen Fragenkatalog und hinterlegt das Ganze nebst Video auf der Plattform. Im nächsten Schritt hat dann der Bewerber die Möglichkeit das Ganze online und via Webcam zu beantworten. Ist jetzt wirklich sehr vereinfacht dargestellt, entspricht aber im Groben dem Vorgang. Dieses Video veranschaulicht das Procedere noch einmal etwas:
Auf diese Weise können also insbesondere bei der Vorauswahl auf beiden Seiten – beim Bewerber und beim Unternehmen – enorme Kosten eingespart werden. Die Studie zeigt deutlich die Potenziale solcher Interviews. Daher hier in Kürze mehr dazu und zur Studie. So viel vorab:
Wow: Zeitversetztes Videointerview mit Beobachterübereinstimmung von .91 #hrbc13
— André Luce (@raum441) 22. Februar 2013
Als nächstes stand für mich das Thema Arbeitgeberbotschafter auf dem Plan. Anne Stöckmann, ihres Zeichens Personalreferentin Kommunikation und Employer Branding bei Unister, berichtete aus der Praxis.
Wie werden Mitarbeiter zu Arbeitgeberbotschaftern
Anhand einiger Praxisbeispiele wurde gezeigt, wie Unister seine Mitarbeiter als Arbeitgeberbotschafter gewinnt. Auch das Thema kununu wurde heiß diskutiert. So ging es bspw. um das Thema, ob auf Bewertungen Stellung zu nehmen ist oder aber nicht. Selbstverständlich muss man. Keine Frage, oder? Auch um das Thema Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter ging es, leider eskalierte die Diskussion hier ein wenig, so dass nur wenig Zeit für wesentliche Infos blieb. Positiv sei hier noch der Hinweis von Jörg Buckmann auf die Social Media Ambassadoren der VBZ erwähnt.
Mitarbeiter-Blogs – Was sie bringen, woran sie scheitern, wie man sie erfolgreich einführt
So lautete der Name der letzten Session, moderiert von Jan Kirchner (atenta, Wollmilchsau). Auch hier wurde wieder eifrig diskutiert, bspw. wie man die Mitarbeiter zum Bloggen bringt oder ob es schlimm ist, wenn sich Content wiederholt. Gut gefiel mir, dass auch das eine oder andere Unternehmen vertreten war, welches selber bloggt und man Einblicke in deren Vorgehen bekam (z. B. OTTO Group, DFS Deutsche Flugsicherung, Maisberger, MSL Group). Schön dokumentiert und per Twitter festgehalten hat Karlheinz Pape die Session:
#hrbc13 Mitarbeiterblogs: Nur wenn man MA hat, die gern schreiben. Verordnen geht nicht. Aber Fragen lohnt sich.,sind mehr als man denkt.
— Karlheinz Pape (@KhPape) 22. Februar 2013
#hrbc13 In Unernehmensblogs möchte man Mitarbeiter des Unternehmens kennenlernen, und nicht das Unternehmen (klassisches Corporate-Gedudel)
— Karlheinz Pape (@KhPape) 22. Februar 2013
#hrbc13 Bei Otto dürfen selbst Azubis im Firmenblog schreiben, ohne dass jemand redigiert. Das geht ohne Probleme fürs Unternehmen.
— Karlheinz Pape (@KhPape) 22. Februar 2013
#hrbc13 “Habe viele Bewerbungsgespräche geführt, wo die Leute über den Blog gesprochen haben, und nicht über die Unternehmensseite”
— Karlheinz Pape (@KhPape) 22. Februar 2013
#hrbc13 Blogbeitragslänge ist unerheblich: Die, die sich informieren möchten, lesen gern auch längere Beiträge.
— Karlheinz Pape (@KhPape) 22. Februar 2013
Dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen, aber ich weise gerne noch mal auf mein Plädoyer für Mitarbeiter-Blogs hin :-).
Ja, und dann war es irgendwann vorbei, das HR Barcamp 2013.
Mein Fazit: Großartige Veranstaltung, tolle Themen, interessante Menschen, sehr gute Möglichkeit zum Netzwerken, klasse Location, großartige Gastgeber. Nächstes Mal gerne wieder!
Angenehmer Nebeneffekt: Der Hashtag #hrbc13 hat tatsächlich den ein oder anderen dazu animiert, ein Twitter-Konto anzulegen oder wenigstens sein altes zu reanimieren. Auch schön :-)
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