15. Januar 2015
BÄM! Glassdoor jetzt auch in Deutschland!
Lesezeit: 8 Min. Employer BrandingPersonalmarketingRecruiting
BÄM! Heute morgen, quasi jetzt, ist das eingetroffen, was ich vor zwei Monaten prognostiziert hatte. Okay, mein Tipp war Dezember. Aber wäre das ganze Weihnachtsgedöns nicht, hätte ich mit meiner Prognose recht gehabt. So die Aussage von Joe Wiggins, Senior PR Manager bei Glassdoor. Hätte, hätte, Fahrradkette. Dennoch, sollte es mal nicht mehr so laufen, werde ich vielleicht doch noch eine Karriere als Wahrsager bei AstroTV einschlagen. Womit ich recht gehabt hätte? Na, dass Glassdoor, das Portal, welches weltweit für eine ungeahnte Arbeitgebertransparenz steht, startet und den deutschen Markt von hinten aufrollt. Und bingo!
Aber eins nach dem anderen. Denn der ein oder andere wird sich wahrscheinlich jetzt fragen, wer oder was Glassdoor eigentlich ist. Am einfachsten ließe sich das so erklären:
Glassdoor ist der TripAdvisor für Arbeitgeberbewertungen. Da aber auch wiederum nicht jeder TripAdvisor kennt (das ist wiederum DAS Bewertungsportal für Hotels und Unterkünfte, also weltweit jetzt), hilft diese Erklärung wahrscheinlich nicht viel. Daher Erklärungsversuch Nummer 2: Glassdoor ist das amerikanische kununu. Wer kununu immer noch nicht kennt, kununu ist DAS Arbeitgeberbewertungsportal im deutschsprachigen Markt. Während wir aufgrund der Vermählung von Xing und kununu (daher der Begriff “xununu”) in diesem Markt kaum Wettbewerb und einen Quasimonopolisten haben (klar, es gibt Portale wie jobvoting, Bizzwatch, meinchef und kelzen), wird sich das ab heute ändern. Denn Glassdoor ist nicht irgendwer. Glassdoor ist das größte Arbeitgeberbewertungsportal (bzw. die größte Online Job- und Karriere-Community) weltweit. Oder, Erklärungsversuch Nummer 3: Arbeitgebertransparenz = Glassdoor.
Und Glassdoor hat viel vor. Und eine prall gefüllte Kriegskasse: Nachdem vor einigen Wochen bereits 50.000.000 an Investorengeldern flossen, hat Google (!) Capital noch mal eine Schippe drauf gelegt: 70.000.000. So. Und nun kommen Sie. 120.000.000 harte Dollars. Eine ganze Menge Holz. Mit der sich ordentlich was anfangen lässt. Z. B. ein Markteintritt in Frankreich. Hier war es ja vor einigen Wochen soweit (ich berichtete). Und seit dem geht das Portal dort durch die Decke. Nun Deutschland. Das wird spannend.
Glassdoor steht für eine nie da gewesene Arbeitgebertransparenz
Aber zurück im Text, zurück zu Glassdoor Deutschland. Es ist ja nun nicht so, dass Glassdoor hierzulande unbestelltes Neuland betritt. Schon so einige deutsche, global agierende Unternehmen sind bereits seit Längerem auf glassdoor.com vertreten. Nun aber wird auch der deutsche Markt erobert. Und so bietet Glassdoor ab sofort Jobsuchenden in Deutschland u. a. dank Kooperationen mit hiesigen Jobbörsen direkt zum heutigen Start nicht nur mehr als 500.000 Stellenangebote, sondern bereits 30.000 Bewertungen, Gehaltsangaben und Fotos von Arbeitsplätzen zu fast 6.500 Unternehmen (was natürlich der Tatsache geschuldet ist, dass es ja schon Bewertungen deutscher Arbeitgeber auf glassdoor.com gab, die aber freundlicher- und sinnvollerweise für glassdoor.de vom Englischen ins Deutsche übersetzt wurden). Zum Vergleich (der natürlich etwas hinkt, weil man damals quasi unbefleckt an den Start ging): Als Glassdoor auf dem US-amerikanischen Markt startete, waren es 3.000 Unternehmensbewertungen und Gehaltsangaben von über 250 Arbeitgebern. Dennoch eine Zahl, die sich sehen lassen kann und sich mit Sicherheit innerhalb kurzer Zeit drastisch nach oben verändern wird.
Eigentlich kann man aber kununu und Glassdoor nicht wirklich in einen Topf werfen, zu unterschiedlich sind die Plattformen. Der Ursprung von Glassdoor liegt nämlich im Gehaltsvergleich. Was würde wohl passieren, wenn jemand die Ergebnisse einer Mitarbeiterbefragung für das gesamte Unternehmen im Drucker vergisst und diese dann ins Internet eingestellt werden? Tja, was wohl? (Nicht nur) hier in Deutschland würde es einen Riesen#aufschrei geben. Stellen Sie sich das mal vor, Transparenz über die Gehälter Ihrer Kollegen. Das geht doch gar nicht :-) Oder etwa doch? Neulich fragte ich einen Freund, was er denn in seiner Position als Produktmanager verdienen würde. Er wollte es mir nicht verraten. Woher kommt nur diese Tabuisierung? Genau diese Frage haben sich Rich Barton und Robert Hohman (beide seinerzeit noch bei Expedia) 2007 auch gestellt. Auch sie diskutierten darüber, dass es oftmals tabu ist, über Vergütungen zu sprechen. Warum sind Informationen zu Gehältern und die Ergebnisse interner Befragungen in einer Welt, die immer transparenter wird, so schwer zu finden, fragten sie sich. Und zogen noch einen Kollegen von Expedia, Tim Besse, hinzu. Resultat war dann die Gründung von Glassdoor. Ziel war und ist es, mehr Transparenz in einen Bereich zu bringen, der sehr wichtig für unser Leben ist – unsere Arbeit. Glassdoor sollte Menschen helfen, bessere Entscheidungen hinsichtlich ihrer Karriere treffen zu können. Oder um es mit dem Glassdoor-Leitbild auszudrücken:
“To help people everywhere find jobs and companies they love.”
Gehaltsvergleich auf Glassdoor
Schauen wir uns doch noch mal rasch ein paar der Glassdoor-Features im Detail an. Fangen wir an mit dem Gehaltsvergleich. In dem unten gezeigten Beispiel sehen Sie, was bei EY, Alda ein Human Resources Consultant im Durchschnitt verdient. Insgesamt gibt es in diesem Beispiel 11.ooo Einträge – anonym zusammengetragen von den Mitarbeitern, versteht sich. Denn die können selber Angaben zum Gehalt für bestimmte Positionen machen – sei es das Jahresgehalt oder der Stundenlohn. Außerdem bietet die Gehaltsübersicht Auskünfte über andere Formen der Entlohnung wie beispielsweise Provisionen, Aktienanteile, Boni oder Gewinnbeteiligungen. Als Interessent haben Sie nun im Übrigen auch die Möglichkeit, nach Berufserfahrung zu filtern und bekommen somit wirklich auch eine tolle Vorstellung davon, mit was Sie in die Gehaltsverhandlung gehen bzw. ob sich die Bewerbung überhaupt lohnt. Seiten wie Gehaltsvergleich.de oder ähnliche können also einpacken ;-)
Natürlich bietet Glassdoor auch Unternehmensbewertungen – klar sonst wäre es ja auch kein Arbeitgeberbewertungsportal. Aber hier gibt es noch ein paar interessante Details. So kann beispielsweise auch direkt die Führungskraft bewertet werden. Und ein Nutzer kann ähnlich wie bei Hotelbewertungsportalen auch, eine Empfehlung aussprechen.
Das Give-to-get-Prinzip
Und: Es gibt keine ausschließlichen Sternebewertungen. So etwas wie die aussagearme Expressbewertung, bei der Sie als Arbeitgeber ja im Prinzip keine Möglichkeit haben, zu reagieren, gibt es also nicht. Denn bei Glassdoor gilt das so genannte Give-to-get-Prinzip. Was so viel bedeutet wie: Gibst du mir Infos, gebe ich dir auch welche. Ein faires Modell, denn der Nutzer erhält freien Zugriff auf alle Informationen, sobald er einen eigenen Beitrag eingestellt hat bzw. sich bei Glassdoor angemeldet hat (das geht rubbeldikatz, per Facebook, Google+ bzw. E-Mail-Adresse und Passwort). Sie können dann zum Beispiel anonym eine Gehaltsangabe hinterlegen, einen Arbeitgeber, ein Vorstellungsgespräch oder die Zusatzleistungen des Arbeitgebers bewerten (hier ist eine Mindestzeichenmenge erforderlich, “leere” Bewertungen gibt es also nicht), Fragen aus Vorstellungsgesprächen teilen oder einfach Fotos vom Arbeitsplatz einstellen. Hat man sich angemeldet, gibt Glassdoor einem 10 Tage Gelegenheit, sich mit der Plattform vertraut zu machen. Spätestens dann sollte man aber die Community an den Erfahrungen teilhaben lassen. Klar, geben und nehmen ist die Devise. Mir gefällt der Ansatz sehr gut! Auf diese Weise ist Glassdoor wohl die einzige Job-Plattform, die Informationen in dieser Tiefe und mit so vielen Details zur Verfügung stellt.
Apropos auf Bewertungen reagieren: Zu einer bestmöglichen Transparenz und Arbeitgeber-Reputation gehört es auch, auf Bewertungen Stellung zu nehmen. Während das bei anderen Portalen mit viel Detektivarbeit verbunden ist, überhaupt diesen Button zu finden, ist das bei Glassdoor ausdrücklich erwünscht und wird gefördert. Und so finden Sie unmittelbar unter jeder Bewertung die Möglichkeit, eine Stellungnahme auf eine Bewertung abzugeben. Vorbildlich!
Fotos vom Arbeitsplatz
Ein weiteres Highlight: Auf Glassdoor haben die Nutzer selbst die Möglichkeit, Fotos von ihrem Arbeitsplatz hochzuladen. Jobsuchende können so beispielsweise sehen, ob Mitarbeiter in einem offenen Großraumbüro oder in geschlossenen Einzelbüros arbeiten und wie gemeinsam genutzte Räume wie die Küche, Lobby oder Essensbereiche aussehen. Wie bei TripAdvisor oder Holidaycheck bekommt man also einen echten Eindruck vom bewerteten Unternehmen. Nämlich aus der Perspektive der Mitarbeiter. Tschüss Hochglanzprospekt, willkommen Wirklichkeit. Das nenne ich mal Transparenz!
Warum diese Transparenz so wichtig ist? 26 Prozent der deutschen Arbeitnehmer finden, dass ihr Job hinter den Erwartungen zurück bleibt, die während des Bewerbungsprozesss geweckt wurden. Das sind Ergebnisse einer Studie, die Harris Interactive im Auftrag von Glassdoor durchgeführt hat. Ob man sich damit dann zufrieden gibt? Oder ob man wohl dazu neigt, sein Leistungsniveau auf Sparflamme zu reduzieren, sich anderweitig umzuschauen und sich dann auf Glassdoor & Co. zu verewigen? Transparenz ist also das Stichwort.
Transparenz für Arbeitgeber
Und die wird auch für Arbeitgeber geboten: So können Sie jederzeit nachvollziehen, welche Faktoren sich auf ihre Rekrutierungsmaßnahmen und ihre Arbeitgeber-Marke auswirken. Über einen freien Zugang können Unternehmen auf Bewertungen antworten, einfache Reputationsanalysen abrufen, Vergleiche mit anderen Unternehmensprofilen erstellen und unangemessene Bewertungen melden. Und: Ein Profil auf Glassdoor ist kostenlos. Sie selber können dann dort Angaben über Ihr Unternehmen hinterlegen und das Ganze mit Bildern dokumentieren.
Fit for mobile
Nun wäre eine solche Website nur halb so gut, wenn sie nicht für mobile Endgeräte optimiert wäre. Zumal nahezu 50 Prozent der monatlichen Visits auf Glassdoor von mobilen Endgeräten kommt. Tendenz seit Monaten stark steigend. Und während also bspw. xununu nach wie vor in der mobilen Ansicht eher einem Trauerspiel gleicht, startet Glassdoor auch hier durch.
Abgesehen davon, dass natürlich für eine optimale Nutzerfreundlichkeit gesorgt sein muss, gilt es natürlich auch, die Ladezeit möglichst gering zu halten. Und auch da liegt Glassdoor ganz weit vorne (lt. pingdom 1,57 vs. 12,82 Sekunden). Und als wäre es nicht genug, gibt es bereits zum Going live neben der mobil optimierten Website auch noch eine App. Und die nicht nur für das meist verbreitete Handybetriebssystem Android, sondern auch noch für alle Apple-Jünger. Allerdings ist eine App ja nur so lange gut, so lange sie auch einen Mehrwert bietet. Aber auch hier: volle Punktzahl!
Das soll fürs erste reichen, jetzt sind Sie dran, sich ein Bild von Glassdoor zu machen. Oder Sie lesen noch mal bei Eva auf Online-Recruiting.net oder den Kollegen von T3N nach, was diese über Glassdoor schreiben. Oder die erste (teilweise zu Recht) geharnischte Kritik von Stefan Scheller, der durch Glassdoor die Candidate Experience deutscher Unternehmen gefährdet sieht.
Und für alle Ewiggestrigen, die nach wie vor das Böse in solchen Plattformen vermuten, noch einmal eine Gegenüberstellung von Mythen und der Realität.
So. Jetzt bereit, in eine neue Ära der Arbeitgeberbewertungen einzutauchen?
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