Ihre Karriere-Website: Dreh- und Angelpunkt im Recruiting
Die Karriereseite ist und bleibt der Dreh- und Angelpunkt im Recruiting und das Herzstück im Personalmarketing. Sie ist oft der erste und entscheidende Kontaktpunkt für potenzielle Bewerber – und vor allem der letzte, denn hier startet die Bewerbung. Doch bringt Ihre aktuelle Karriere-Website wirklich die gewünschten Ergebnisse und die richtigen Bewerber?
Oder verlieren Sie Talente an die Konkurrenz, weil Ihre Karriereseite nicht überzeugt?
Als erfahrener Berater und „Karriereseiten-Guru“ mit über 20 Jahren Erfahrung helfe ich Ihnen, Ihre Karriere-Website in einen echten Bewerbermagneten zu verwandeln und Ihren Recruiting-Erfolg zu beflügeln. Gemeinsam heben wir Ihre Candidate Experience auf das nächste Level und sorgen dafür, dass sich die richtigen Bewerber für Sie entscheiden.
Warum die Karriere-Website entscheidend für Ihren Recruiting-Erfolg ist
Eine erfolgreiche Karriere-Website ist weit mehr als nur eine digitale Stellenbörse oder digitale Visitenkarte als Arbeitgeber. Sie muss in drei Disziplinen glänzen:
- Auffindbarkeit (SEO & UX): Was nützt die beste Karriereseite, wenn sie nicht gefunden wird? Eine Top-Platzierung in Suchmaschinen wie Google (inklusive Google for Jobs) ist die Basis, um überhaupt von potenziellen Kandidaten wahrgenommen zu werden. Eine Top-UX die Voraussetzung, dass die Jobs und relevante Informationen auch garantiert gefunden werden.
- Relevanz & Zielgruppenansprache: Einheitsbrei war gestern. Ob Software-Entwickler, Azubi, Bauingenieur, Produktionsmitarbeiter oder Pflegefachkraft – jede Zielgruppe braucht spezifische Informationen und eine Ansprache, die sie wirklich erreicht und emotional abholt. Nur so fühlen sich potenzielle Bewerber verstanden und wertgeschätzt.
- Überzeugende Candidate Experience & Conversion: Vom ersten Klick bis zur abgeschickten Bewerbung muss der Prozess nahtlos, intuitiv und positiv sein. Lange Ladezeiten, unklare Strukturen oder komplizierte Bewerbungsformulare kosten Sie wertvolle Kandidaten – Studien zeigen Abbruchraten zwischen 45 bis 70 % auf der “letzten Meile”.
Die Lösung: Eine durchdachte Bewerbungsarchitektur
Erfolgreiche Karriere-Websites entstehen nicht zufällig. Mein Ansatz basiert auf der von mir entwickelten “Bewerbungsarchitektur“. Diese verbindet vier kritische Elemente nahtlos miteinander, um Bewerbungsabbrüche zu minimieren und qualifizierte Bewerbungen zu maximieren:
- Die “eigentliche” Karriereseite mit ihren Inhalten: Relevante, zielgruppengerechte Informationen, authentische Einblicke ins Unternehmen und eine intuitive Nutzerführung (UX).
- Stellenportal/Jobbörse: Ein nahtlos in die Karriere-Website integriertes Stellenportal mit einfacher und funktionierender Suche, präzisen Filtern und einer klaren Darstellung der Jobs.
- Stellenanzeigen: Nahtlos in die Karriereseite integrierte Stellenanzeigen mit überzeugenden, auf die Zielgruppe zugeschnittenen Inhalten und klarem Call-to-Action.
- Bewerbungsprozess: Einfache, schnelle und transparente Bewerbungsformulare ohne unnötige Hürden oder Medienbrüche zum externen ATS.
Mit diesem ganzheitlichen Ansatz und meiner “Candidate First“-Philosophie ist sichergestellt, dass Ihre Karriere-Website nicht nur informiert, sondern begeistert und konvertiert.
Meine Leistungen: Passgenaue Lösungen für Ihre Karriere-Website
Ob Sie eine komplett neue Karriereseite benötigen, Ihre bestehende optimieren möchten oder strategische Unterstützung suchen – ich biete Ihnen maßgeschneiderte Lösungen:
Karriereseiten-Manufaktur: Maßgeschneiderte Karriere-Websites mit Wow!-Effekt
Gemeinsam mit meinen Partnern der Karriereseiten-Manufaktur erstellen wir individuelle, “handgefertigte” Karriere-Websites, die Ihre Arbeitgebermarke authentisch widerspiegeln und technisch wie inhaltlich überzeugen. Wir befreien Sie von den Restriktionen vieler Standard-Bewerbermanagementsysteme und schaffen eine perfekte Candidate Experience – inklusive Google for Jobs Optimierung und auf Wunsch Unterstützung bei der Content-Erstellung.
Mehr über die Karriereseiten-Manufaktur erfahren
Karriereseiten-Sprint: In 4 Tagen zum Prototyp Ihrer neuen Karriereseite
Keine Lust auf langwierige Konzeptionsphasen? Mit dem Karriereseiten-Sprint entwickeln wir gemeinsam mit Ihrem Team in nur vier Tagen einen testbaren Prototyp Ihrer neuen Karriere-Website. Durch Design Thinking Methoden, schnelles Prototyping und die Einbindung aller Stakeholder kommen wir schneller zu besseren Ergebnissen und starten zügig in die Umsetzung.
Mehr über den Karriereseiten-Sprint erfahren
Karriereseiten-Audit (Karriere-Website-Check): Wissen, wo Sie stehen
Sie haben bereits eine Karriereseite, sind aber unsicher über deren Performance? Mit meinem umfassenden Audit prüfe ich Ihre Seite anhand von über 200 Kriterien – von Auffindbarkeit (SEO) über Zielgruppenansprache und Usability bis hin zum Bewerbungsprozess. Sie erhalten einen detaillierten Bericht mit Stärken, Schwächen und konkreten, priorisierten Handlungsempfehlungen. Optional auch als interaktiver Online-Audit im gemeinsamen Austausch.
Klassische Konzeption & Strategieentwicklung
Als Alternative zum Sprint biete ich auch die klassische Konzeption einer Karriereseite an. Hier entwickle ich eine maßgeschneiderte Strategie inklusive Zielgruppenansprache, Informationsarchitektur und detaillierten Entwürfen (Wireframes/Mockups) – eine präzise Roadmap für die Umsetzung Ihrer neuen Karriere-Website.
Optimierung & Sparring: Expertise auf Abruf
Sie möchten Ihre bestehende Karriereseite optimieren oder benötigen eine zweite Meinung zu einem Konzept Ihrer Agentur? Gerne stehe ich Ihnen als erfahrener Sparringspartner zur Seite – bei strategischen Entscheidungen, Konzept-Reviews, Technologieauswahl oder der Qualitätssicherung während der Umsetzung.
Workshops & Seminare: Wissenstransfer für Ihr Team
Möchten Sie das Know-how zur Optimierung Ihrer Karriereseiten intern aufbauen? Ich biete maßgeschneiderte Inhouse-Workshops und Seminare an, in denen wir gemeinsam Konzepte erarbeiten oder Ihr Team befähigen, selbst Hand anzulegen.
Profitieren Sie von über 20 Jahren Karriereseiten-Expertise
Seit 2003 faszinieren mich Karriere-Websites – vor allem die auch heute noch brachliegenden Potenziale als “Recruitingboost”. Meine Leidenschaft und Expertise habe ich nicht nur in unzähligen Projekten für namhafte Kunden eingebracht, sondern auch im weltweit ersten Fachbuch zum Thema „Karriere-Websites mit Wow!-Effekt“ gebündelt (jetzt in 2. Auflage).
Das Buch: Karriere-Websites mit Wow!-Effekt
Auf 462 Seiten erfahren Sie Schritt für Schritt, wie Ihre Karriereseite zum Bewerbermagneten wird. Das Standardwerk für alle, die im Recruiting und Personalmarketing erfolgreich sein wollen.
Sind Sie bereit für eine Karriere-Website, die begeistert und Ergebnisse liefert?
Egal, ob Sie am Anfang stehen, eine Optimierung planen oder einfach nur sicherstellen wollen, dass Sie keine Bewerber mehr verlieren: Lassen Sie uns sprechen!
Ich freue mich darauf, gemeinsam mit Ihnen eine Karriere-Website mit echtem Wow!-Effekt zu gestalten, der kein Bewerber widerstehen kann.
Wenn man sich schon mal (s)einen Herzenswunsch erfüllt und das erste Buch über Karriere-Websites schreibt, welches darüber hinaus recht erfolgreich ist und bereits tolle Rezensionen bekommen hat, dann gibt’s eigentlich keinen Grund, das nicht zu feiern. Hab ich mir gedacht und es auch gemacht. In exklusivem Rahmen gab es wohl eine bis dato eher seltene Spezies einer Lesung. Denn es ist wohl eher ungewöhnlich aus einem Fachbuch zu lesen. Trotzdem habe ich mir das nicht nehmen lassen. Schließlich schreibt man nicht alle Tage ein Buch und verbindet solch eine Veranstaltung mit einem guten Zweck.
Der nachfolgende Artikel dürfte wohl so einige Unternehmen in der Republik be- und tief in deren Recruiting-Mark treffen. Möglicherweise sind nämlich diverse Karriere-Websites ab Mitte Oktober nicht mehr aufrufbar. Da in vielen deutschen Unternehmen noch mit dem Internet Explorer, und da bevorzugt mit veralteten Versionen, gearbeitet wird, werden wohl nur wenige Recruiting-Verantwortliche das Desaster registrieren. Betroffen sind nämlich “nur” diejenigen User, die mit dem Chrome-Browser ins Internet gehen. Dumm nur, dass Chrome mittlerweile der meistgenutzte Browser ist, mit dem natürlich auch Bewerber ins Internet gehen.
Kennen Sie Pfedelbach? Sehen Sie, ich auch nicht. Auch die Tatsache, dass Pfedelbach bei Öhringen liegt, hilft mir nicht wirklich weiter. Denn das kenne ich genau so wenig. Und selbst die Tatsache, dass das so zwischen Heilbronn und Schwäbisch Hall liegt, macht’s nicht einfacher. Oder kennen Sie als Münchner, Mainzer, Bielefelder, Berliner oder Stuttgarter Heilbronn. Mit Schwäbisch Hall sieht das anders aus. Da kommt ja dieser komische Fuchs her, den kennen wir wirklich. Was aber macht ein “Hidden Champion”, wenn er Nachwuchs aus den großen Städten an sich binden will? Er sollte Standort-Marketing auf seiner Karriere-Website betreiben. Unbedingt!
Eigentlich ganz einfach, so eine Grundstruktur einer Karriere-Website, oder? Es gibt ja so viele Seiten, an denen man sich orientieren kann, da muss man das Rad nun wirklich nicht neu erfinden. Eine Einteilung der Zielgruppen nach Schülern, Studenten, Absolventen und Berufserfahrenen und fertig ist die Laube. Noch ein bisschen “Arbeiten bei XY” hier, ein paar Stellenangebote dort und fertig ist das Grundgerüst. Ganz falsch ist das nicht. Man muss das Rad nicht neu erfinden. Das gilt insbesondere für die Anordnung der Navigationselemente und die “Bedienung” der Website. Aber ist das wirklich so einfach mit dieser Zielgruppen-Kategorisierung? Und sind Studenten wirklich Studenten oder doch Studierende?
Manchmal tut es mir echt leid, dass ich hier in aller Öffentlichkeit anhand konkreter Beispiele aus der Praxis zeige(n muss), was in der schönen weiten Online-Personalmarketing-Welt alles so schief läuft. Denn es geht mir ja nicht darum, einzelne Personen oder Unternehmen an den Pranger zu stellen, sondern Transparenz zu schaffen und aufzuklären. Und es ist nun mal so, dass man a) aus Fehlern (anderer) einfach am besten lernen kann und b) Beispiele aus der Praxis nun einfach am besten veranschaulichen können, welche Fehler gemacht werden und wie man die in Zukunft vermeiden (bzw. schnell nachbessern) kann. (Im Übrigen spielt natürlich auch das Thema Auffindbarkeit (s. u.) eine wesentliche Rolle. Schließlich soll doch mein Blog einer möglichst großen Masse bekannt und über möglichst viele Suchbegriffe gefunden werden ;-)).
Im Übrigen habe ich die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen, das können Sie mir glauben. Aber die Fehler, die ich im Folgenden anhand zwei Beispielen von Karriere-Websites aufzeigen werde, wären mit Einschalten des (gesunden, oftmals aber unterschiedlich ausgeprägten) Menschenverstandes wenn nicht zu vermeiden, so doch zu verringern gewesen. Aber eins nach dem anderen… (mehr …)
Wie jetzt? Was will er denn jetzt schon wieder? Nun wird sich wahrscheinlich der ein oder andere denken, der Knabenreich hat ‘ne Macke (ich weiß, der ein oder andere denkt es sowieso, aber sei es drum, jeder soll denken, was er will und schließlich machen Macken ja sympathisch und sind, Achtung: authentisch ;-)), will er uns doch weismachen, dass die Sprache Einfluss auf das Recruiting bzw. das Personalmarketing hat. Erstens sage ja nicht ich das (so eine Satzstellung würde übrigens sofort negativ in die Bewertungen der Studie einfließen, wie wahrscheinlich ohnehin mein gesamter Schreibstil), sondern die Studie “Personalrekrutierung durch Sprache” und zweitens – wenn wir mal ganz ehrlich sind – ist das auch nicht wirklich verwunderlich, oder? Wer fühlt sich schon angesprochen von Textwüsten (Achtung, Sie befinden sich gerade in einer!), leeren Floskeln (die versuche ich zu vermeiden), Plattitüden (dito), “passiven” Texten oder Behördensprache (Nominalstil) (die finden Sie hier definitiv nicht)? Wohl die wenigsten unter uns. Nichtsdestotrotz gibt es genug Beispiele von Karriere-Websites, deren Texte genau diese Merkmale aufweisen. Und das hat eben diese Studie – Untertitel: “Trends und Tendenzen in der sprachlichen Gestaltung von Karrierewebseiten” untersucht und wissenschaftlich bewiesen. Dafür erst einmal ein Dank an die Uni Kiel sowie Promerit und Schelenz Personalkommunikation, die das “Kieler Modell zur Analyse von Texten auf Karrierewebsites” (KIMATEK) erst möglich gemacht haben.
Ich weiß, Sie würden jetzt viel lieber was über die neuen Karriere-Pages von Continental oder Medtronic oder die Azubi-Page von REWE erfahren oder wissen, was Social Media Recruiting denn nun eigentlich kostet der ob Studierende Arbeitgeber-Präsenzen auf Facebook nun wirklich ablehnen (noch etwas Geduld, die Auswertung kommt in Kürze), aber wir wollen bei all dem “Hype” um Social Media eins nicht vergessen: die gute alte Karriere-Website. Schließlich ist und bleibt sie Dreh- und Angelpunkt aller Personalmarketingaktivitäten und wird auch nicht durch Karriere-Pages zu ersetzen sein (wenn auch Karriere-Fanpages für Arbeitgeber ein hervorragendes Medium darstellen, mit potenziellen Kandidaten einen Dialog auf Augenhöhe zu führen – allerdings gelingt dies nur wenigen – noch mal zur Erinnerung: es reicht NICHT, nur eine Page aufzusetzen und dabei zu sein, es gilt diese auch mit Leben zu füllen und sich dem Dialog zu stellen). Aber ich schweife schon wieder ab, kommen wir zum Kern des Artikels zurück, nämlich der Personalrekrutierung durch Sprache auf Karriere-Websites. Vor einigen Tagen hatte ich ja schon über die Studie berichtet, mittlerweile hatte ich aber auch die Gelegenheit, die gut 80 Seiten umfassende Studie durchzuarbeiten, die ich nur jedem, der für Karriere-Websites verantwortlich ist oder für eben diese textet, ans Herz legen kann (zu beziehen ist sie ausschließlich bei den Herausgebern Schelenz Personalkommunikation oder Promerit).
Ein entscheidender Erfolgsfaktor für Karriere-Websites ist die Sprache
Denn wie heißt es da so schön:
“Der Erfolgsfaktor für die Personalrekrutierung via Internet ist die Sprache”
(und dies gilt natürlich nicht nur für Karriere-Websites. Natürlich kann ich durch eine ansprechend gestaltete direkte Ansprache auch auf Facebook Karriere-Pages mehr erreichen, als durch das ausschließliche Posten irgendwelcher Links. Und durch das dem Medium angemessene “Du” erreiche ich wohl auch mehr als durch “Sie” und “sehr geehrte(r)…” Aber das nur am Rande).
Ein wichtiger Punkt bei der Studie war auch der Aspekt Adressatenbezug: Schüler, Studenten, Hochschulabsolventen und Professionals haben nun mal unterschiedliche Interessen, Erwartungen und Wünsche. Daher ist es doch ganz klar, dass bspw. die Zielgruppe Schüler = Azubis anders abgeholt werden muss, als dies bei Absolventen der Fall ist. Oder? So haben doch für einen Schüler, der auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz ist, detaillierte Informationen zur Bewerbung eine ganz andere Relevanz als für Professionals (obwohl das so ist und dies einem der gesunde Menschenverstand sagt, sieht die Realität auf deutschen Karriereseiten leider allzu oft ganz anders aus).
Bei dieser Studie wurden die Texte der Karriere-Websites von 20 börsennotierten Unternehmen (E.on, Vattenfall, EnBW, RWE, RheinEnergie, Deutsche Bank, Commerzbank, UniCredit Group, Sparkasse, Postbank, Siemens, Bosch, Volkswagen, BWM, BASF, McKinsey, PwC, KPMG, BCG, Deloitte) nach einem detaillierten Kriterienkatalog durch eine Gruppe von Sprachwissenschaftlern untersucht, bewertet und in einem Ranking dargestellt. Primäre Zielgruppen im Recruiting waren Ingenieure und Betriebswirte bzw. Banker (ich habe neulich die Schreibweise “Bänker” gesehen – aber das war glaube ich in dem ohnehin volksverdummenden Sender RTL, lt. Duden gibt’s die eingedeutschte Variante nicht). Die Analyse der Webseiten erfolgte auf vier Ebenen:
- Makroebene
Textualität: Was unterscheidet einen Text von einer losen Ansammlung einzelner Wörter?
Text-Bild-Beziehungen: In welchem Verhältnis stehen Text und Bild zueinander?
Hypertextualität/Materialität: Wie genügt die Karriere-Website den spezifischen Anforderungen des Mediums Internet?
- Mesoebene:
Grammatik: Fehler, Wortarten und alles rund um den Satzbau
Stil: das, was “zwischen den Zeilen” steht
Argumentation: das, was ausgesagt wird und was darüber ausgesagt wird
- Mikroebene:
Wortebene: Namen, Wortbildung, Fremdwortgebrauch und Fachsprachlichkeit
Konzeptebene: Begriffsdefinitionen, semantische Komplexität, Argumente, Metaphern
Verständlichkeit: Adressatenbezogene Verständlichkeit auf der Wort-, Wortgruppen- und Satzebene
- Pragmatizität:
Adressatenbezogenheit in Bezug auf Schüler, Studierende und Berufserfahrene
Authentizität ;-): Sprachliche Seriosität, Glaubwürdigkeit, Herstellen von Vertrauen durch Sprachhandeln
Nach einer detaillierten Analyse von mehr als 700 (!) einzelnen Webseiten (mit 95.659 Wortformen) der 20 untersuchten Karriere-Websites wurde ein fundiertes Ranking der Unternehmen vorgenommen, doch dazu am Ende dieses Artikels mehr. Eines vorweg: Keines der Unternehmen erreichte die maximal erreichbare Punktzahl von 100 Punkten. BMW war hier mit 91 Punkten Klassenbester, dicht gefolgt von Siemens.
Spannend finde ich bei dieser Studie, dass hier nicht nur die Texte an sich (also quasi der Content), sondern auch der Text-/Bildbezug, die Bezeichnung der Links, die Verlinkung der Texte untereinander, die Überschriften, der Pfad (Breadcrumb-Navigation), Quantität des Textes (Textwüsten, s. o. :-)) und sprachliche Qualität etc. untersucht wurden – auch auf den Adressatenbezug wurde geachtet. Natürlich ist die KIMATEK-Studie sehr wissenschaftlich geschrieben, aber das haben wissenschaftliche Studien ja so an sich. Dafür bekommt man aber auch einen interessanten Einblick in die Sprachwissenschaft und lernt viele neue Begriffe kennen. Begriffe wie Topoi, Illukotion oder Textualität waren mir auf jeden Fall neu. Alles in allem eine sehr empfehlenswerte Studie, die in keinem Personalmarketeerbücherschrank fehlen sollte, weil sie viele wertvolle Hinweise für das Erstellen von Karriere-Websites mit auf den Weg gibt.
Hier ein paar hübsche Stilblüten von den Karriereseiten der untersuchten Unternehmen:
“Sie haben bereits anderswo bis zu zwei Jahre Berufserfahrung gesammelt?”
“Sie erhalten auf jeden Fall wenige Tage nach Ihrer Bewerbung eine Eingangsbestätigung, so dass Sie wissen, Ihre Bewerbung ist bei uns eingegangen.”
“Wir unterstützen Sie dabei und bieten Ihnen eine individuelle Unterstützung […]”
“Darüber hinaus wird jede Initiative im Rahmen eines strategischen Personalcontrollings fortlaufend überwacht und kontrolliert, um einen erfolgreichen Verlauf sicherzustellen.”

Vattenfall – Störung melden. Überladene Navigation, der Störung melden-Button hat insbesondere vor der aktuellen Atomenergiedebatte einen faden Beigeschmack und gehört hier nicht her
Fazit der Studienmacher:
- Auf nahezu allen Karriere-Websites gibt es noch erhebliches sprachliches Optimierungspotenzial (und nicht nur da ;-))
- Dies betrifft alle Kriterien: Textualität, Text-/Bildbezug, Verlinkung, Grammatik, Stil, Argumentation, Verständlichkeit, Adressatenbezogenheit, Authentizität uvm.
Empfehlungen:
- Die Gestaltung von Karriereseiten sollte nach Auffassung der Studienautoren unbedingt durch sprachwissenschaftliche Expertise unterstützt werden (hm, hier mag man streiten. Ein guter Texter mit Personalmarketing-Expertise sowie Lektorat sind hier meiner Meinung nach ausreichend, aber dies sollte auch wirklich in Anspruch genommen werden!)
- Regelmäßige Evaluation der sprachlichen Qualität und Aktualität der Karriere-Website (ohne wenn und aber, ja)
- Bei einem Relaunch oder Teil-Relaunch einer Karriere-Website auch die Quantität und Qualität der Texte mit berücksichtigen (na logo! Das sollte eigentlich selbstverständlich sein, wird aber nur allzu oft aus Budgetgründen in die Hände der Personalabteilung oder der Unternehmenskommunikation gelegt).
Texte sind Teil Ihrer Arbeitgebermarke! Vergessen Sie das nicht!
Ich sag es ja immer wieder (und lege bei meiner Karriere-Website Analyse ein wesentliches Augenmerk auch auf die Textanalyse), nun aber ist es amtlich:
Die Sprache auf vielen Karrierewebsites großer deutscher Unternehmen ist oft nur als mangelhaft zu bezeichnen.
Wer sich einmal auf den Karriere-Websites der Unternehmen umschaut, wird das schnell selbst feststellen. Insbesondere die Ansprache der Azubis wird hierbei generell vernachlässigt. Aber nicht nur bei Azubis geht die Bewerberansprache an der Zielgruppe vorbei. Egal, auf welchen Ebenen man sich tummelt, egal wer mit welchen Texten angesprochen wird – in den meisten Fällen wird das Arbeitgeberversprechen nicht ersichtlich bzw. erschöpft sich in Behördensprache und Plattitüden. Und das setzt sich dann leider nur allzu oft auf den Facebook Karriere-Pages fort. Aber zurück zur Studie, die von Promerit und Schelenz Personalkommunikation herausgegeben und von der Uni Kiel durchgeführt wurde.
Eine interessante Studie mit hohem Mehrwert, die eine Karriere-Website eben nicht nur danach beurteilt, ob etwas auf der Seite vorhanden ist oder nicht (Potentialpark) oder Kriterien wie Navigation und Interaktivität bewertet, sondern eine qualitative Analyse der Website nach sprachwissenschaftlichen Kriterien ermöglicht.
Leider wird bei Karriere-Websites den Texten nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt, nicht selten schreibt die Personalabteilung die Texte “mal eben selbst”. Und das, obwohl im Tagesgeschäft ohnehin alles drunter und drüber geht. Manchmal sollte man also jemanden damit beauftragen, der sich damit auskennt. Nur allzu oft werden leere Worthülsen präsentiert, man schmeißt mit Fremdwörtern um sich und argumentiert nur sehr selten aus der Nutzersicht der Bewerber. Mit der Studie der Uni Kiel liegt nun erstmals ein Modell vor, mit dem sich die Sprache auf Karrierewebsites qualitativ analysieren lässt. Auf Basis dieser KIMATEK-Studie (KIMATEK steht für Kieler Modell zur Analyse von Texten auf Karrierewebsites) sollen weitere Studien entstehen.
Für die Studie untersuchten die Kieler Wissenschaftler die Karriere-Websites von BASF, BMW, Bosch, Boston Consulting Group, Commerzbank, Deloitte, Deutsche Bank, EnBW, E.ON, McKinsey, KPMG, Postbank, PwC, RheinEnergie, RWE, Siemens, Sparkasse, UniCredit Group, Vattenfall und Volkswagen nach Kriterien wie Grammatik, Stil, Wortgebrauch sowie Adressatenorientierung und Authentizität.
Einigen Unternehmen mangele es zudem an einer „schlüssigen Argumentation“, heißt es in der Studie: Leistungsversprechen an Bewerber kommunizieren sie ausschließlich auf der Behauptungsebene. Dabei steht doch sogar in jedem Bewerbungsratgeber, wie wichtig es ist, entsprechende Behauptungen mit Beispielen zu belegen :-). Aber das ist ja leider kein Einzelfall: da wird von Bewerbern gefordert, Sie sollten schlüssig argumentieren und oberste Sorgfalt walten lassen und dann schaut man auf die Karriere-Websites der Unternehmen oder in die Unternehmenskorrespondenz und findet nicht eben wenig ortographische Fehler.
Wesentliche Mängel:
- Zu viel Text pro Seite
- Monologische Texte
- Wortwüsten & Worthülsen
- Behördensprache
- Passivität
- Fremdwortverliebtheit
- Plumpes Eigenlob
- Orthographische Fehler
Sprache ist ein konstitutives Element für das Entstehen von Arbeitgebermarken. Die Ergebnisse der Studie bestätigen meinen Eindruck aus der Praxis, dass es hier noch sehr viele Verbesserungs- und Differenzierungsmöglichkeiten gibt. Als Herzstück des Employer Branding müssen Karrierewebsites auch in sprachlicher Hinsicht kontinuierlich optimiert werden.
Diese Aussage von Bernhard Schelenz, einem der Initiatoren der Studie, kann ich nur unterstreichen. Und so etwas evaluiert eben keine Potentialpark-Studie …
Und in diesem Beitrag finden Sie mehr über die (mangelhafte) Sprache auf Karriereseiten.
Um überhaupt in den Genuss der (im Idealfall reichlich vorhandenen) Informationen auf einer Karriere-Website zu gelangen, muss der Zugang so gestaltet werden, dass der Mitarbeiter von morgen diese Informationen auch wirklich findet.
Was nützt mir die beste Website, wenn Sie nicht gefunden wird? Oder die Informationen nicht gefunden werden? Letztendlich entscheidet doch im War for Talents die Tatsache, wie schnell und zielgenau ein potenziell geeigneter Kandidat und eine potenziell geeignete Stelle zueinander finden.
Regel Nr. 1 lautet also, dass die Unternehmenshomepage unter einem einfachen, in der Öffentlichkeit bekannten Namen erreichbar ist. Will sagen, dass man über eine intuitive Eingabe des Unternehmensnamens in die Adresszeile des Browsers die Seite problemlos finden sollte. Perfekt ist es, wenn die Seite über die Eingabe von verschiedenen Adressen erreicht werden kann, da es bei einigen Unternehmen nicht unbedingt eindeutig ist, unter welcher Adresse es im Internet auftritt (nehmen wir z. B. mal die Post: da gibt es dpwn, post, deutsche-post – um nur einige Varianten zu nennen). Das Zusammenschreiben von getrennten Begriffen, Ergänzungen wie z. B. „online“, die Rechtsform (z. B. AG), sowie die Verwendung von zu langen Begriffen als URL sollte nach Möglichkeit vermieden werden. Auch sollten Abkürzungen nur dann verwendet werden, wenn sie in der breiten Öffentlichkeit hinlänglich bekannt sind (z. B. BASF, DB), da sich vollständige Begriffe einfacher merken lassen als irgendwelche kryptischen Abkürzungen.
Eine weitere Möglichkeit, die gewünschte Website zu erreichen, besteht über die Eingabe des Suchbegriffes in Suchmaschinen (Google). Regel Nr. 2 lautet daher: Die Website muss unbedingt unter den ersten 10 Treffern sein. Alles andere entspricht quasi einem nicht sichtbar sein, da nur die wenigsten User bereit sind, mehrere Ergebnisseiten zu durchforsten. Und da das so ist, gibt’s demnächst einen kleinen Exkurs zum Thema SEO. Das ist nicht etwa eine spanische Automarke, sondern steht für Search Engine Optimization – oder neudeutsch Suchmaschinenoptimierung.
Da die HR-Website unmittelbar von der Unternehmens-Homepage erreichbar sein sollte, muss die Personalmarketing-Rubrik sofort klar erkennbar und anwählbar sein. Wie Studien über Internetnutzung zeigen, verlassen Besucher die Seite schon nach zwei bis drei durchgeführten Klicks, wenn sie nicht die gewünschten Informationen erhalten. Also, Regel Nr. 3: Karriere-Button bitte auf die Startseite. Nur da gehört er hin. Und das gilt auch für Online-Shop-Seiten oder Einzelhändler. Da dulde ich keine Widerrede! Und bitte den Button eindeutig benennen, also z. B. „Jobs und Karriere“, “Human Resources“, “Karriere” oder dergleichen. Denn so ein auffällig platzierter Karriere-Button oder ein auf der Unternehmenshomepage eingebundener Hinweis auf vorhandene Stellenangebote ermuntert nicht nur aktive Job-Sucher, sondern spricht auch passiv „Suchende“ an. Regel Nr. 4: Offene Vakanzen direkt auf der Unternehmensstartseite promoten. So hat der ungeduldige Surfer Gelegenheit, direkt nach für ihn in Frage kommenden Angeboten zu schauen, ohne den Umweg über die Karriere-Seite gehen zu müssen. Vor allem wird hier auch wieder der passiv Suchende angesprochen. Sollte das aus unternehmenspolitischen Gründen nicht machbar sein, die Stellensuchmaske bitte spätestens auf der Karriere-Startseite einbinden und den Suchenden nicht erst noch mit ein paar weiteren Klicks in die Irre führen.
Regel Nr 5: Einprägsame URL für die Karriere-Seite verwenden (das ist, einfach gesprochen, die Internetadresse). Die lässt sich nicht nur leichter merken, sondern sorgt auch für eine bessere Positionierung in Suchmaschinenergebnissen.
Fazit: Es reicht nicht, eine tolle Karriere-Website zu haben. Sie muss auch gefunden werden :-).
Und hier bietet das Internet immer mehr Möglichkeiten, die Site zu promoten. Vor allem die Social Media spielen dabei eine immer größere Rolle. Klar, dass die einen eigenen Artikel verdient haben.
Alles kalter Kaffee? Im Prinzip ja. Nichtsdestotrotz aktueller denn je. Schauen Sie sich einfach mal ein paar Karriere-Websites an und Sie werden feststellen, dass viele Unternehmen einen Großteil dieser Basics nicht beherzigen.
Während ich diesen Artikel schreibe, sind es draußen 34 Grad, die Luft flimmert, und klares Denken fällt mir bei 29 Grad Innentemperatur besonders schwer. Aber nicht nur mir geht es so, denn die zweite Hitzewelle in diesem Jahr hat Deutschland fest im Griff. Und während viele in ihren überhitzten Büros sitzen und versuchen, produktiv zu bleiben, kippen anderswo viele Angestellte einer nach dem anderen um: Bauarbeiter brechen zusammen, Pflegekräfte kämpfen um jeden Atemzug (ihren eigenen und den ihrer kollabierenden Patienten), und Ihre Pizza oder das bestellte Kleid lassen lange auf sich warten, weil Fahrer nicht mehr fahrtüchtig sind.
Das geschilderte Szenario ist nicht die Zukunft, sondern hier und heute die Realität. Und während Sie diesen Text lesen, versterben Menschen an den direkten und indirekten Folgen der Hitzewelle oder brechen zusammen.
Hitzewellen als das größte unkalkulierbare Geschäftsrisiko
Vergessen Sie den “Fachkräftemangel”. Die deutsche Wirtschaft steht vor einer deutlich unbequemeren Wahrheit: Hitzewellen sind das größte, unkalkulierbare Geschäftsrisiko – und die wenigsten Unternehmen sind darauf vorbereitet. Was als “schöner Sommertag”, wie es ihn früher immer schon gab, verniedlicht wird, entpuppt sich in Wahrheit als tödliche Bedrohung für das Leben und die Gesundheit der vermeintlich wertvollsten Ressource: der Mitarbeiter eines Unternehmens.
Hitze senkt kognitive Leistungsfähigkeit und Aufmerksamkeitsspanne
Die wissenschaftlichen Fakten sind eindeutig: Bereits ab 26 °C Raumtemperatur sinkt die kognitive Leistungsfähigkeit messbar um bis zu 12 Prozent. Bei extremer Hitze über 30 °C können die Verluste dramatische 30–70 Prozent erreichen. Die Reaktionsgeschwindigkeit verlangsamt sich um bis zu 25 Prozent, die Aufmerksamkeit lässt um 15 Prozent nach. Schon eine Erhöhung der Körpertemperatur um nur ein Grad auf 38 °C führt zu signifikant reduzierter geistiger Leistungsfähigkeit – das ist kein Unbehagen, sondern medizinisch messbare kognitive Beeinträchtigung.
Und die nächste Hitzewelle kommt bestimmt. Mit einer Mitteltemperatur von 10,9 °C war 2024 in Deutschland das bisher wärmste Jahr seit 1881. Und die neun wärmsten Jahre seit 1881 liegen alle im 21. Jahrhundert. Während es in den 1950er Jahren in Deutschland durchschnittlich drei Hitzetag pro Jahr gab, wurden 2024 bereits durchschnittlich 12,5 solcher heißen Tage beobachtet. Unvergessen das Jahr 2018 mit im Schnitt 20,4 Hitzetagen. Tendenz: exponentiell steigend. Als Hitzetag oder heißen Tag bezeichnet man Tage mit einer einer Tageshöchsttemperatur von 30 °C oder mehr.
Die Hitze als tödliche Gefahr
Die Fakten sind so erschreckend wie eindeutig. Mit einer Durchschnittstemperatur, die 2024 bereits 3,1 °C höher lag als in den ersten 30 Jahren systematischer Wetteraufzeichnungen (1881–1910), hat sich Deutschland in eine tödliche Hitzefalle verwandelt. Klingt polemisch? Ist es leider nicht. Denn die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Ein paar Fakten:
Hitzebedingte Sterblichkeit steigt kontinuierlich
Das Robert Koch-Institut dokumentiert einen kontinuierlichen Anstieg der hitzebedingten Sterblichkeit – bereits 2019 gab es 47 Prozent mehr hitzebedingte Todesfälle als in der Referenzperiode 2000–2005. In den letzten Jahren starben jeweils etwa 3.000 Menschen pro Sommer an den direkten Folgen der Hitze. Im extremen Rekordjahr 2018 waren es über 7.000 Hitzetote. Allein für die drei Jahre 2018 bis 2020 wird geschätzt, dass 19.300 Menschen der Hitze zum Opfer gefallen sind.
Hitze tötet mehr als der Straßenverkehr
Um diese Dimension zu begreifen: In Deutschland sterben jährlich etwa 2.800 Menschen im Straßenverkehr – Hitze tötet also mehr Menschen als Verkehrsunfälle. Doch während wir Milliarden in Verkehrssicherheit investieren, Gurtpflicht durchsetzen und Tempolimits diskutieren, ignorieren wir den tödlicheren Killer Hitze systematisch. Klar, Klimawandel gibt’s ja keinen.
Wohlgemerkt: Diese Menschen starben nicht in der Sahara oder in Kalifornien – sie starben in Deutschland, manche davon möglicherweise sogar in Ihrem Unternehmen. Und die tödliche Schwelle ist niedriger als gedacht: Bereits bei einer Wochenmitteltemperatur ab 20 Grad Celsius steigt die Sterblichkeit messbar an – und zwar nicht nur bei “vulnerablen Gruppen”, sondern in der gesamten arbeitenden Bevölkerung.
Bleibt es – so wie jetzt – über mehrere Tage in Folge heiß, ohne nächtliche Abkühlung, steigt die Sterblichkeit weiter an und erreicht nach etwa drei bis vier Tagen ein gleichbleibend hohes Niveau (Umweltbundesamt, 2025). Genau eine solche Situation haben wir auch in den nächsten Tagen. Und es werden nicht die letzten dieser Art sein.
Hitzewellen am Arbeitsplatz: Belastung und Gesundheitsrisiko
Auch die Zahlen zu den Folgen der Hitzewellen am Arbeitsplatz sind verheerend: 23 Prozent aller Beschäftigten – hochgerechnet über 10 Millionen Menschen – fühlen sich bei Hitze während der Arbeit stark belastet. Bei Pflegekräften sind es katastrophale 49 Prozent, bei Bau- und Handwerksbetrieben 28 Prozent. 19 Prozent aller Beschäftigten haben bereits hitzebedingte Gesundheitsprobleme erlitten – von Kreislaufkollaps bis Hitzschlag.
Der Preis der Ignoranz: Wenn Arbeitsschutz zur Überlebensfrage wird
Wirtschaftliche Schäden durch Hitze
Die gesundheitlichen Auswirkungen sind verheerend und betreffen jeden einzelnen Mitarbeiter. Das Umweltbundesamt berechnet direkte wirtschaftliche Schäden durch hitzebedingte Produktionseinbußen für die Jahre 2018 und 2019 auf 5 Milliarden Euro. Hinzu kommen indirekte Schäden von bis zu 5,3 Milliarden Euro. Aber das sind alles nur Randnotizen.
Entscheidend ist die eingeschränkte Arbeitsfähigkeit durch extreme Hitze. Denn die Abnahme der Produktivität von bis zu 12 Prozent bei Hitzebelastung entsteht nicht etwa durch Faulheit oder Unwilligkeit, sondern durch medizinisch messbare kognitive Einschränkungen und körperliche Erschöpfung. So belegen bspw. Harvard-Studien, dass Studenten in nicht-klimatisierten Gebäuden 13 Prozent langsamere Reaktionszeiten zeigten und 10 Prozent weniger korrekte Antworten bei Rechenaufgaben gaben. Mit anderen Worten: Die Menschen leiden nachweislich unter der Hitze.
Hitze und kognitive Leistungsfähigkeit
Eine Fraunhofer-Studie belegt diesen verheerenden Mechanismus: Moderate Wärmebelastung beansprucht die Selbstkontrollressource des Gehirns. Zur Erklärung: Eine Wärmebelastung gilt dann als moderat, wenn sie mit einer gefühlten Temperatur von 29 °C bis 35 °C einhergeht, die als warm, aber noch nicht als heiß oder extrem belastend empfunden wird. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) stuft Hitzewarnungen ab einer gefühlten Temperatur von 32 °C als starke Wärmebelastung ein.
Aufgaben, die Selbstkontrolle benötigen – also praktisch jede anspruchsvolle Bürotätigkeit –, verschlechtern sich bei erhöhten Temperaturen signifikant. Der physiologische Beweis: Bei 33 °C fällt der Blutzuckerspiegel – das Korrelat der Selbstkontrollressource – dramatisch ab. Internationale Studien zeigen: Bei Dehydrierung und Überhitzung sinkt die Leistung bei komplexen kognitiv-motorischen Aufgaben um weitere 9 Prozent, bei visuell-motorischen Aufgaben sogar um 16 Prozent!
Gefährdung systemrelevanter Berufe
Bei Pflegekräften – der systemrelevanten Säule unserer Gesellschaft – können 17 Prozent bei Hitze die von ihnen erwartete Arbeit nur noch mit Mühe schaffen. Das bedeutet: Jede fünfte Pflegekraft ist in akuter gesundheitlicher Gefahr, während sie gleichzeitig vulnerable Patienten versorgen muss. Wenn die Aufmerksamkeit um 15 Prozent sinkt und die Reaktionszeit um ein Viertel verlangsamt ist, werden lebensrettende Entscheidungen dann schnell zur tödlichen Lotterie.
Tatsächlich sind Pflegeeinrichtungen nicht ausreichend auf extreme Hitze vorbereitet, kritisiert der Sozialverband VdK. Vor allem ältere Gebäude ohne Klimaanlage heizen sich schnell auf und stellen daher eine Gefahr dar. Ein Hitzeschutzplan für Einrichtungen wie Pflegeheime, Krankenhäuser oder betreute Wohngemeinschaften ist daher unabdingbar, um Bewohner und Mitarbeiter vor den gesundheitlichen Risiken extremer Hitze zu schützen. Und was für Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser gilt, sollte auch für alle anderen Unternehmen gelten.
Hitze am Arbeitsplatz kostet Leben
Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) warnt vor dramatischen Entwicklungen: 2020 starben weltweit 4.200 Arbeitnehmer durch Hitzewellen, in Europa stieg die Zahl hitzebedingter Arbeitsunfälle seit 2000 um 16,4 Prozent (ILO, 2024) – und das ist erst der Anfang. Ein paar weitere Zahlen gefällig?
- 22,85 Millionen Arbeitsunfälle jährlich durch übermäßige Hitze
- 18.970 Todesfälle pro Jahr durch Hitze am Arbeitsplatz (nicht nur Hitzewellen)
- 231 Millionen Beschäftigte waren 2020 Hitzewellen ausgesetzt (66 % Anstieg seit 2000)
- 2,4 Milliarden Beschäftigte (70 % der globalen Belegschaft) sind übermäßiger Hitze ausgesetzt
Und es dürfte jedem klar sein, dass der Klimawandel diese Zahlen auch für Deutschland massiv verstärken wird.
Die lebensbedrohlichen Gefahren: Wenn das Büro zur Gesundheitsfalle wird
Risiken für Wissensarbeiter
Die Ignoranz gegenüber den Auswirkungen auf Büroangestellte ist besonders verheerend. Während die Belastungen für physisch arbeitende Menschen offensichtlich sind, werden die Risiken für Wissensarbeiter systematisch unterschätzt. Laut Umweltbundesamt erwarten über 40 Prozent der Befragten, dass sich Hitze künftig stark oder sehr stark auf ihre Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz auswirkt. Hitze verursacht nicht nur Unbehagen, sondern bedeutet Einschränkungen und Belastungen am Arbeitsplatz:
- Massive kognitive Einschränkungen: Das Gehirn ist bei Überhitzung nicht mehr zu komplexen Denkprozessen fähig. Wissenschaftliche Studien belegen einen Leistungsverlust von bis zu 70 Prozent bei extremer Hitze.
- Erhöhte Aggressivität und Konfliktpotenzial: 13 Prozent der Beschäftigten empfinden sich bei Hitze als gereizter gegenüber Teams und Kunden.
- Dramatische Belastung für Menschen mit psychischen Vorerkrankungen: Burnout-Raten explodieren während Hitzewellen.
- Kardiovaskuläre Notfälle: Herzinfarkte und Schlaganfälle steigen exponentiell an.
Flüssigkeitsverlust und Leistungsabfall
Bei einer Temperatur von über 30 Grad Celsius verliert der menschliche Körper täglich drei Liter Flüssigkeit durch Schwitzen – bei schwerer körperlicher Arbeit sogar noch mehr. Das kann zu einer lebensgefährlichen Dehydrierung führen. Bereits ein Flüssigkeitsverlust von zwei Prozent des Körpergewichts reduziert die geistige Leistungsfähigkeit um 20 Prozent. Da das Durstgefühl erst einsetzt, wenn bereits zu viel Flüssigkeit verloren wurde, ist vorbeugendes Trinken überlebenswichtig.
Die tödliche Bedrohung für alle Berufsgruppen
Hitze auf dem Weg zur Arbeit
Auch der Weg zur Arbeit wird bei einer Hitzewelle schnell zur quälenden Herausforderung: 68 Prozent aller Berufspendler fahren mit dem Auto zur Arbeit, weitere 13 Prozent nutzen öffentliche Verkehrsmittel. Doch beide Optionen können bei Hitze zur Qual werden: überhitzte Busse und Bahnen ohne ausreichende Klimatisierung, Schienenverformungen ab 40 °C, die zu Streckensperrungen führen, sowie Staus in ungekühlten Fahrzeugen. Hinzu kommen die durch die Hitze begünstigte Ozon- und Pollenbelastung.
Hier bietet sich Homeoffice als Alternative an – doch nur bei „mobilem Arbeiten” können Beschäftigte selbst über ihren Arbeitsort entscheiden. Allerdings kann ein Arbeitsplatz im lichtdurchfluteten vierten Stock, der sich wie bei mir direkt unter dem Dach befindet und aktuell eine Innentemperatur von 28 Grad aufweist, das Problem auf Dauer nicht lösen.
Hitze in Bau und Handwerksbetrieben
Bau- und Handwerksbetriebe: Hier arbeiten die Menschen bei 40 Grad unter direkter Sonneneinstrahlung, teils in schwerer Schutzkleidung und mit schwerem Gerät. Hitzschläge sind nicht die Ausnahme, sondern werden schnell zum Normalfall. Daher sieht bei Außentemperaturen über 30 °C die ASR (Technische Regeln für Arbeitsstätten) A3.5 Raumtemperatur bereits besondere Schutzmaßnahmen wie längere Mittagspausen und Sonnensegel vor.
Bei Dachdeckern hat der Klimawandel bereits eine fundamentale Umkehr bewirkt: In den immer wärmeren Wintermonaten wird das traditionelle Saison-Ausfallgeld mittlerweile seltener benötigt – stattdessen sind es die heißen Sommer, die das Ausfallrisiko dramatisch erhöhen. Bei 30 Grad am Boden entstehen auf dem Dach schnell bis zu 50 Grad – Arbeitstemperaturen, die medizinisch nicht mehr zumutbar sind. 2020 führte das Dachdeckerhandwerk als erste Branche das “Sommer-Ausfallgeld” ein – die rechtliche Anerkennung, dass der Sommer zur neuen Problemsaison geworden ist.
Hitze in Industrie und Logistik
Industrie und Logistik: In ungekühlten Lagerhallen entstehen Temperaturen von bis zu 50 Grad. Maschinenabwärme sorgt für noch mehr Kuscheligkeit. Gabelstaplerfahrer kollabieren, Produktionslinien müssen gestoppt werden, Lieferketten brechen zusammen.
Lieferfahrer und Paketboten: Diese systemrelevanten Kräfte arbeiten ohne Klimaanlagen in überhitzten Fahrzeugen, die sich bei Sommerhitze in fahrende Öfen verwandeln. Bei 12- bis 16-Stunden-Arbeitstagen ohne ausreichende Pausen entstehen Innentemperaturen von über 50 Grad – Arbeitsbedingungen, die zu Kreislaufkollaps und Hitzschlag führen. 85 Prozent der Paketdienstleister verstoßen gegen das Arbeitsschutzgesetz – während ihre Fahrer in lebensgefährlicher Hitze zusammenbrechen.
Hitze bei Feuerwehr und Rettungskräften
Feuerwehr und Rettungskräfte: In schwerer Schutzausrüstung bei Temperaturen über 30 Grad droht Hitzschlag bereits nach Minuten. Diejenigen, die anderen das Leben retten sollen, kollabieren selbst unter der tödlichen Hitzebelastung. Das Feuerwehrmagazin empfiehlt daher, bei schweißtreibenden Einsätzen bereits vor dem Einsatz ausreichende Trinkmengen aufzunehmen und Atemschutzträger medizinisch zu überwachen.
Hitze im Gesundheits- und Bildungswesen
Gesundheits- und Sozialwesen: Pflegekräfte in überhitzten Altenheimen kämpfen nicht nur gegen ihre eigene Erschöpfung, sondern müssen gleichzeitig die exponentiell steigenden Zahlen hitzebedingter Notfälle bewältigen. In Deutschland starben in den beiden Hitzesommern 2018 und 2019 insgesamt etwa 15.600 Menschen an den Folgen der Hitzebelastung.
Bildungseinrichtungen: Kitas und Schulen werden zu Brutstätten für Hitzschläge. Erzieherinnen und Lehrkräfte können nicht mehr funktionieren, Kinder sind in akuter Lebensgefahr. Eltern können nicht zur Arbeit, weil Einrichtungen schließen müssen.
Die externe Katastrophe: Waldbrandrisiko als unterschätzte Bedrohung
Deutschland brennt – und auch Unternehmen sind betroffen
Deutschland brennt. 2023 verzeichnete Deutschland 1.059 Waldbrände mit einer Schadensfläche von 1.240 Hektar – deutlich über dem langjährigen Mittel von 710 Hektar. Brandenburg allein verlor 765 Hektar Wald, mehr als die Hälfte der gesamtdeutschen Waldbrandfläche. Mit dem neuen Temperaturrekord von 2024 – dem wärmsten Jahr seit 1881 – und dem langfristigen Temperaturanstieg von 3,1 °C seit Beginn der Messungen warnen auch hierzulande Experten vor drastisch steigenden Waldbrandrisiken durch den Klimawandel.
Folgen für Unternehmen: Produktionsausfall und Infrastrukturverlust
Während konkrete globale Zahlen zu zerstörten Betriebsstätten fehlen, zeigen verfügbare Daten das Ausmaß: Allein in den USA wurden seit 2005 über 129.000 Strukturen durch Waldbrände zerstört, darunter Tausende Geschäftsgebäude. Das Camp Fire 2018 vernichtete 528 Betriebsstätten, die Brände in Los Angeles 2025 über 16.000 Wohn- und Geschäftsgebäude.
Im Klartext heißt das: Bei der zunehmenden Hitze und Dürre sind auch Ihre Unternehmensstandorte in akuter Gefahr. Ein einziger Waldbrand kann Jahrzehnte des Aufbaus in Stunden vernichten. Evakuierungen führen zu wochenlangen Produktionsausfällen, Zulieferer fallen aus, IT-Infrastruktur wird zerstört. Das Waldbrandrisiko steigt durch den Klimawandel exponentiell – und die meisten Unternehmen haben keinerlei Notfallpläne.
Frankreich als Vorbild für Hitzeschutz
Frankreich macht vor, wie es geht. Nach der verheerenden Hitzewelle 2003 mit über 15.000 Toten entwickelte Frankreich den “Plan National Canicule” – einen vierstufigen nationalen Hitzeschutzplan, der Leben rettet und die Wirtschaft stabilisiert.
Konkrete Unternehmensverpflichtungen in Frankreich
Das französische System umfasst konkrete Unternehmensverpflichtungen:
Rechtliche Durchsetzung:
- Gesetzliche Pflicht: Artikel L4121-1 des Arbeitsgesetzes verpflichtet Arbeitgeber, alle notwendigen Maßnahmen für Sicherheit und Gesundheit zu ergreifen
- Empfindliche Strafen: Bei Verstößen gegen Arbeitsschutzbestimmungen drohen sowohl zivilrechtliche Haftung als auch strafrechtliche Sanktionen. Diese können Geldstrafen von 10.000 Euro pro betroffenem Mitarbeiter betragen, bei Wiederholung sogar bis zu 30.000 Euro. Zusätzlich ist ein Jahr Gefängnis möglich. (Art. L4741-1 Code du travail).
Verpflichtende Unternehmensmaßnahmen:
Darüber hinaus ergeben sich für Arbeitgeber weitere Verpflichtungen:
- Mindestens 3 Liter Trinkwasser pro Tag und Mitarbeiter
- Anpassung der Arbeitszeiten: Frühere Anfangszeiten, Vermeidung der heißesten Stunden
- Bereitstellung kühler Pausenräume oder klimatisierter Bereiche für Regeneration
- Integration des Hitzerisikos in das betriebliche Risikobewertungsdokument (DUER)
Wohlgemerkt, diese Maßnahmen sind verpflichtend. Ein Verstoß führt zu den oben genannten empfindlichen Strafen!
Eskalationsstufen bei Hitzewarnungen:
Bei Hitzewarnungen gibt es zudem Eskalationsstufen, die bis zu einem Arbeitsstopp führen können.
- Bei Alarmstufe Orange/Rot: Tägliche Neubewertung der Risiken durch den Arbeitgeber
- Anpassung oder Unterbrechung besonders gefährlicher Tätigkeiten
- Möglicher Arbeitsstopp, wenn Schutzmaßnahmen unzureichend sind.
Das Ergebnis: Frankreich rettet Leben und setzt Standards
Das Ergebnis: Frankreich hat die Zahl der Hitzetoten drastisch reduziert und gleichzeitig klare, durchsetzbare Standards für Unternehmen geschaffen. Französische Arbeitgeber wissen exakt, was sie bei welcher Temperaturschwelle tun müssen – und welche Konsequenzen ihnen bei Nichteinhaltung drohen.
Deutschland hinkt 20 Jahre hinterher – mit tödlichen Folgen für Beschäftigte.
Von der Pflicht zur Strategie: So wird Hitzeschutz zum Zeichen verantwortungsvoller Unternehmensführung
Stufe 1: Das rechtliche und ethische Minimum (Die Pflicht)
Rechtliche Grundlagen und Verbindlichkeit
Die Arbeitsstättenregel ASR A3.5 ist nicht optional, sondern Gesetz. Sie basiert auf der Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) und dem Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) und definiert klare Temperaturschwellen sowie das T-O-P-Prinzip als verbindliche Hierarchie der Schutzmaßnahmen.
Wichtige Klarstellung: Die ASR A3.5 hat Vermutungswirkung – bei Einhaltung gilt die rechtliche Verpflichtung als erfüllt. Abweichungen sind möglich, müssen aber mindestens das gleiche Schutzniveau gewährleisten.
Bußgeldrisiken und Durchsetzung
- Bußgeldrahmen: Verstöße können mit bis zu 25.000 Euro Bußgeld geahndet werden
- Kontrollen: Gewerbeaufsichtsämter führen unangemeldete Kontrollen durch
- Konsequenzen: Von verbindlichen Anordnungen bis zur Stilllegung von Anlagen möglich
- Systematische Erhebungen: Fehlen bisher, was die Wichtigkeit proaktiver Compliance unterstreicht
Das T-O-P-Prinzip im Detail
Das T-O-P-Prinzip ist die verbindliche Rangfolge im Arbeitsschutz:
(T) – Technische Maßnahmen: Höchste Priorität
Ziel: Gefahrenquelle baulich oder apparativ beseitigen oder reduzieren
Pflichtmaßnahmen:
- Effektive Lüftungssteuerung: “Freie Nachtkühlung” nutzen – nur lüften, wenn es draußen kühler ist als drinnen
- Sonnenschutzsysteme: An allen Fenstern, Oberlichtern und Glaswänden. Außenliegende Jalousien sind effektiver als innen liegende Vorhänge
- Wärmequellen eliminieren: Nicht benötigte Geräte (Drucker, Kopierer, Beleuchtung) ausschalten, nicht nur in Stand-by versetzen
- Künstliche Luftbewegung: Ventilatoren zur Unterstützung (Wichtig: Kühlen nur die Haut durch Verdunstung, bei extremer Hitze können sie kontraproduktiv sein)
(O) – Organisatorische Maßnahmen: Arbeit anpassen
Wenn technische Lösungen nicht ausreichen
Kernmaßnahmen:
- Arbeitszeiten optimieren: Körperliche Aktivitäten in kühlere Morgenstunden verlegen
- Pausenmanagement: Verlängerte Pausenzeiten und Phasen der “Entwärmung” (15 Minuten pro Stunde bei Hitzearbeit)
- Kühle Rückzugsräume: Bereitstellung klimatisierter Räume für Regenerationspausen
- Kleiderordnung lockern: Leichte, helle und lockere Kleidung ermöglichen
- Gefährdungsbeurteilung anpassen: Hitzerisiko dokumentieren und Schutzmaßnahmen festschreiben
- Außenarbeiten: Bei extremer Hitze Arbeitsstopp in Erwägung ziehen
(P) – Personenbezogene Maßnahmen: Der letzte Schutzwall
Erst nach Ausschöpfung der T- und O-Maßnahmen
Mindeststandards:
- Getränkeversorgung: Kostenlos, mindestens 3 Liter pro Person und Tag, stündlich trinken auch ohne Durstgefühl
- Angepasste Ernährung: Leichte Kost statt schwerer, fettreicher Mahlzeiten
- Gekühlte Getränke: Ungesüßte Tees und Saftschorlen, sehr kalte Getränke vermeiden
- Medikamentenkontrolle: Hitzeverträglichkeit bei Herz-/Nierenerkrankungen prüfen
- Aktive Kühlung: Kaltes Wasser über Handgelenke, kühle Fußbäder, Kompressen
- Schulungen: Alle Mitarbeiter zu Hitzegefahren und Erste-Hilfe-Maßnahmen
- Früherkennung: Aufklärung über Schwindel, Verwirrtheit, Erschöpfung
- Vulnerable Gruppen: Besondere Schutzmaßnahmen für Schwangere, ältere Mitarbeiter, chronisch Kranke
- Außenarbeiten: Hitzeschutzkleidung und Sonnenschutz bereitstellen
Rechtliche Schwellenwerte der ASR A3.5
Die Temperaturschwellen sind rechtlich verbindlich:
Integration des Hitzerisikos in betriebliche Abläufe
Verpflichtende Dokumentation:
- Aufnahme des Hitzerisikos in die Gefährdungsbeurteilung
- Regelmäßige Aktualisierung der Schutzmaßnahmen
- Integration von DWD-Hitzewarnungen in Arbeitsplanung
- Entwicklung von Notfallprotokollen
Best Practice Orientierung: Französisches Modell Frankreich hat seit Juli 2025 ein gestaffeltes System basierend auf Météo-France Warnungen:
- Gelb: Erste Anpassungen der Arbeitsorganisation
- Orange: Verstärkte Maßnahmen, Pausenverlängerung
- Rot: Arbeitsstopp bei exponierten Tätigkeiten, tägliche Risikoneubewertung
Praktische Umsetzung und Compliance
Sofortmaßnahmen für Rechtssicherheit:
- Gefährdungsbeurteilung aktualisieren (bis spätestens vor der nächsten Hitzewelle)
- T-O-P-Maßnahmen dokumentieren und priorisiert umsetzen
- Mitarbeiterschulungen zu Hitzeschutz durchführen
- Notfallpläne entwickeln und kommunizieren
- Regelmäßige Überprüfung der Maßnahmen etablieren
Messbare Erfolgsindikatoren:
- Weniger hitzebedingte Arbeitsausfälle
- Reduzierte Unfallzahlen bei hohen Temperaturen
- Höhere Mitarbeiterzufriedenheit
- Vermeidung von Bußgeldern und rechtlichen Konsequenzen
Stufe 2: Der strategische Vorteil (Die Kür)
Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Unternehmen, die jetzt strategisch in den Schutz des Lebens und der Gesundheit ihrer Mitarbeiter investieren, werden die Gewinner im “War for Talents” sein. Während Stufe 1 die rechtlichen Mindestanforderungen erfüllt, schaffen strategische Investitionen nachhaltigen Wettbewerbsvorteile.
Klimatechnische Investitionen – Leben retten und Produktivität steigern
Kerninfrastruktur für Hitzeschutz:
- Professionelle Klimaanlagen mit intelligenter, energieeffizienter Steuerung und vorausschauender Wartung
- Wärmedämmung und bauliche Hitzeschutzmaßnahmen als nachhaltige Langzeitinvestition
- Mobile Kühlsysteme für flexible Einsätze in verschiedenen Arbeitsbereichen
- Notstromaggregate für kritische Infrastruktur bei hitzebedingten Stromausfällen
- Intelligente Gebäudesteuerung mit automatischer Anpassung an Wettervorhersagen
Strategische Aktionspläne – Verantwortung zeigen
Proaktive Hitzevorsorge nach deutschem Standard:
- Unternehmensweite Hitzeaktionspläne mit klaren Eskalationsstufen und messbaren Kriterien
- Frühwarnsysteme gekoppelt an DWD-Hitzewarnungen mit 5-Tage-Trendvorhersage für strategische Planung
- Flexible Homeoffice-Regelungen bei Hitzewellen als Alternative zu überhitzten Arbeitsplätzen und Pendlerwegen
- Automatisierte Notfallprotokolle basierend auf DWD-Warnstufen mit täglicher Risikoneubewertung bei kritischen Temperaturen
- Business Continuity Planning mit Hitzeszenarien inklusive geplanter Arbeitsstopps bei unzureichenden Schutzmaßnahmen
Innovative Arbeitsmittel – Gesundheit fördern
Moderne Ausstattung für maximalen Schutz:
- Klimatisierte Fahrzeugflotten (kritisch für Lieferfahrer, Außendienstmitarbeiter und mobile Teams)
- Klimatisierte Pausenräume und Regenerationszonen als Rückzugsorte bei extremer Hitze
- Ergonomische Arbeitsplätze mit Mikroklima-Steuerung für individuelle Temperaturanpassung
- Wearable Technology zur Körpertemperaturüberwachung bei Risikopersonen und exponierten Arbeitsplätzen
- Intelligente Schutzausrüstung mit integrierten Kühlsystemen für Außenarbeiten
Gesundheits-Monitoring – Leben schützen
Präventive Gesundheitsvorsorge:
- Präventive Gesundheitschecks vor der Hitzesaison zur Identifikation gefährdeter Mitarbeiter
- Kontinuierliche Überwachung von Risikogruppen (Schwangere, ältere Mitarbeiter, chronisch Kranke)
- Partnerschaften mit Arbeitsmedizinern und Notfallversorgung für schnelle professionelle Hilfe
- Mental Health Support für hitzebedingte psychische Belastungen und Stress-Management
Technologie-Integration für optimalen Schutz
Digitale Hilfsmittel und Monitoring:
- Echtzeit-Temperaturüberwachung mit automatischen Warnmeldungen
- Predictive Analytics für vorausschauende Hitzeschutzplanung
- Mobile Apps für Mitarbeiter mit Hydratationserinnerungen und Gesundheitstipps
- Dashboard-Systeme für Management zur Überwachung der Schutzmaßnahmen-Effektivität
Wettbewerbsvorteile durch strategischen Hitzeschutz
Messbare Vorteile:
- Produktivitätssteigerung: Die Arbeitstemperatur hat enormen Einfluss: Bei 25°C sind Menschen nahezu doppelt so produktiv wie bei 20°C (Cornell-Studie: 100% vs. 54% effektive Arbeitszeit).
- Fehlerreduktion: Bis zu 15 % weniger Arbeitsfehler bei angemessenen Temperaturen.
- Gesundheitsförderung: 58 % der Beschäftigten leiden unter zu hohen Sommertemperaturen, zwei Drittel haben hitzebedingte Beschwerden. Mehr Hitzeschutz am Arbeitsplatz führt zu signifikant weniger hitzebedingten Ausfälle nund Arbeitsunfällen.
- Unfallprävention: Nachweislich erhöhtes Unfallrisiko bei Hitzebelastung.
- Arbeitgeberattraktivität: Deutlicher Vorteil im Recruiting und Employer Branding durch demonstrierten Mitarbeiterschutz.
- Compliance-Sicherheit: Vermeidung von Bußgeldern bis zu 30.000 Euro und rechtlichen Risiken.
- Mitarbeiterbindung: Aufgrund der gesundheitsfördernden Maßnahmen dürfte auch die Fluktuation in Unternehmen mit Hitzeschutz deutlich geringer ausfallen.
Rechtliche Zukunftssicherheit
Angesichts des Klimawandels und steigender Temperaturen ist eine Verschärfung der rechtlichen Anforderungen absehbar. Unternehmen, die bereits heute über die Mindeststandards hinausgehen, sind optimal vorbereitet auf:
- Kommende Gesetzesanpassungen
- Erweiterte Fürsorgepflichten
- Strengere Dokumentationsanforderungen
- Verschärfte Haftungsrisiken
Dieser Leitfaden basiert auf den aktuellen rechtlichen Bestimmungen (ASR A3.5, Stand 2022), dem französischen Dekret 2025-482 und aktuellen Best Practices. Er stellt zunächst die Mindestanforderungen dar und zeigt darüber hinaus strategische Entwicklungsmöglichkeiten auf.
Der entscheidende Recruiting-Vorteil: Wie Sie sich als verantwortungsvoller Arbeitgeber positionieren
Hitzeschutz als Wettbewerbsvorteil
Der Fachkräftemangel wird durch Hitzestress dramatisch verschärft. Mitarbeiter werden zunehmend bewusster auswählen, für wen sie arbeiten. 28 Prozent der Beschäftigten machen sich bereits Sorgen, dass ihr Betrieb langfristig nicht ausreichend auf wiederkehrende Hitzeperioden vorbereitet ist. Und wer befürchtet, dass ein Unternehmen nicht ausreichend auf Hitzewellen vorbereitet ist, wird auch bei der Wahl des Arbeitgebers ganz genau hinschauen.
Vor den sich verschärfenden klimatischen Bedingungen dürfte klar sein, dass Unternehmen oder sogar ganze Berufsbilder ohne professionellen Hitzeschutz zunehmend gemieden werden.
Die ernüchternde Realität: Deutschland ist Entwicklungsland beim betrieblichen Hitzeschutz
Während Frankreich seit Juli 2025 systematische Hitzeschutzpläne für Unternehmen rechtlich durchsetzt, hinkt Deutschland dramatisch hinterher. Eine aktuelle Recherche nach deutschen Unternehmen mit systematischen Hitzeschutzplänen offenbart ein erschreckendes Bild. Vorreiter gibt es offenbar nur im besonders vulnerablen Gesundheitswesen.
Vorreiter Gesundheitswesen
So hat bspw. das Unfallkrankenhaus Berlin einen umfassenden Hitzeschutzplan entwickelt, der sich an den Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes orientiert. Bei Warnstufe 1 (gefühlte Temperatur etwa 32 °C) und Warnstufe 2 (38 °C) wird eine interne Warnkette in Gang gesetzt. Der Plan wurde zunächst auf einer Modellstation der Unfallchirurgie umgesetzt und soll schrittweise auf weitere Klinikteile ausgeweitet werden.
Ein Musterhitzeschutzplan für den Rettungsdienst wurde von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) entwickelt.
Das Projekt “Hitzeresiliente und Gesundheitsfördernde Lebens- und Arbeitsbedingungen in der stationären Pflege (HIGELA)” wird von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) und dem AWO Bundesverband geleitet und vom BKK Dachverband gefördert. Es wird in fünf Projektregionen umgesetzt: AWO Bezirksverband Oberbayern, Sachsen-West, Mittelrhein, Rheinland und Württemberg.
Privatwirtschaft: Komplettes Versagen der Marktführer:
Hingegen scheint ein dokumentierter Hitzeschutzplan bei DAX-Unternehmen Mangelware zu sein. Zumindest finden sich hierfür keinerlei Belege. Sprich: SAP, Siemens, BMW, Mercedes, VW, BASF, Deutsche Telekom, Allianz & Co. verfügen alle nicht über einen systematischen Mitarbeiterschutz vor Hitze.
Offenbar arbeiten Millionen von Beschäftigten in Deutschlands Unternehmen ohne Hitzenotfallpläne. Automobilhersteller ignorieren die extreme Hitzebelastung in ihren Produktionshallen scheinbar komplett. Chemiekonzerne sind trotz lebensgefährlicher Kombinationen aus Hitze und Gefahrstoffen offensichtlich ohne Schutzmaßnahmen. Logistik- und Lieferdienste lassen ihre Mitarbeiter weiterhin in fahrenden Backöfen schmoren. Handwerks- oder Bauunternehmen setzen ihre Mitarbeiter weiter der Hitze aus, obwohl gerade dort viele Außenarbeiter am meisten von der Hitze betroffen sind.
Sollte es doch ein Unternehmen mit Hitzeschutzplan geben – immer her mit den Infos!
Die Marktlücke als historische Chance für Pioniere
Diese unglaubliche Lücke könnte eine einmalige Chance in Sachen Employer Branding und Recruiting sein! Bei 40 DAX-Unternehmen mit über 2 Billionen Euro Marktkapitalisierung und keinem einzigen dokumentierten Hitzeschutzplan erleben wir ein beispielloses Marktversagen. Klar ist: Deutschland steht bei zunehmenden Hitzewellen vor einem Paradigmenwechsel – und Sie können als Vorreiter die Standards definieren, denen andere folgen.
Warum jetzt der perfekte Zeitpunkt ist:
- Komplettes Marktversagen: Selbst die 40 größten deutschen Unternehmen haben versagt – das ist Ihre Chance, denn Sie sind praktisch allein auf dem Spielfeld
- Maximale Aufmerksamkeit: Medien und Fachpresse suchen verzweifelt nach Best Practice-Beispielen in Deutschland
- Gesellschaftlicher Wandel: Klimabewusstsein steigt weiterhin, besonders bei jüngeren Fachkräften
- Regulatorische Unsicherheit als Chance: Während andere Unternehmen auf gesetzliche Vorgaben warten, können Sie bereits Standards setzen und sich als verantwortungsvoller Arbeitgeber positionieren
Der massive First-Mover-Advantage wartet auf Sie
Medialer Aufmerksamkeitswert: Als eines der ersten deutschen Unternehmen mit systematischem Hitzeschutz werden Sie automatisch zum Medien-Darling. Fachmedien, lokale Presse und sogar überregionale Medien werden über Sie als Vorreiter berichten.
Bewerbermagnet-Effekt: Top-Kandidaten werden gezielt zu Ihnen wechseln. In Bewerbungsgesprächen werden Sie erleben, wie Kandidaten explizit nach Ihrem Hitzeschutz fragen – und begeistert reagieren, wenn Sie konkrete Maßnahmen vorweisen können.
Branchenführerschaft: Sie setzen die Standards, denen Ihre gesamte Branche folgen wird. Ihre Konkurrenten werden Ihre Maßnahmen kopieren – aber Sie bleiben der Pionier, der als erster das Leben seiner Mitarbeiter geschützt hat.
Zukunftssicherheit: Sie sind optimal vorbereitet für den Fall, dass regulatorische Entwicklungen eintreten. Während andere Unternehmen dann hektisch nachziehen müssen, haben Sie bereits Jahre der Erfahrung und optimierte Prozesse.
Die letzte Warnung: Handeln Sie jetzt, oder tragen Sie die Konsequenzen
Die Klimakrise wartet nicht auf Ihre Entscheidung. 2024 war das wärmste Jahr seit 1881. Bereits der Juni brachte mehrere Hitzetage und der Hochsommer steht erst bevor. Wetterexperten bezeichnen diesen “historisch heißen Sommerstart” nicht als einmaliges Extremereignis, sondern als Ausdruck einer besorgniserregenden Klimadynamik.
Hitze wird zunehmend zur Bedrohung, das sollte dieser Artikel zeigen.
Jede Hitzewelle, die uns und die Unternehmen unvorbereitet trifft:
- belastet Menschen,
- kostet Menschenleben,
- vernichtet Produktivität,
- zerstört Kundenbeziehungen,
- gefährdet die Unternehmensexistenz
Ihre Entscheidung bestimmt Ihre Zukunft
Die Investition in Hitzeschutz ist nicht nur eine moralische Verpflichtung – sie ist der entscheidende Wettbewerbsvorteil der kommenden Dekade. Unternehmen, die jetzt handeln, werden überleben und profitieren. Von leistungsfähigen und motivierten Mitarbeitern, von überzeugten Bewerbern. Von einem unschlagbaren Wettbewerbsvorsprung.
Die anderen werden in der Hitze des sich verschärfenden Klimawandels untergehen.
Die nächste Hitzewelle kommt bestimmt. Die Frage ist nicht ob, sondern wie viele Ihrer Mitarbeiter sie überleben werden – und ob Ihr Unternehmen zu den Gewinnern oder Verlierern zählen wird.
Die Zeit der Ignoranz ist vorbei. Jetzt ist die Zeit, zu handeln – bevor es zu spät ist.
Hitzeschutz ist kein Nice-to-have mehr – sondern echte Überlebensstrategie.