12. August 2013
Top-Stellenangebot: Fahrdienstleiter für Mainz dringend gesucht!
Lesezeit: 5 Min. Karriere-WebsitesRecruitingStellenanzeigen
Mittlerweile hat sich das peinliche Kuriosum wohl in der gesamten Republik herumgesprochen: In Mainz fehlt es an Fahrdienstleitern, die für einen sicheren, pünktlichen und wirtschaftlichen Betrieb sorgen. Ich als unmittelbar Betroffener und als für eine bessere Arbeitgeberkommunikation Eintretender fühle mich nun dazu verpflichtet, die Bahn bei ihren Bemühungen zu unterstützen und raschest möglich für Abhilfe zu sorgen.
Wer es noch nicht mitbekommen hat: Der Bahn fehlt es in Mainz an qualifiziertem Personal als Fahrdienstleiter. Die, die da sind, sind entweder krank oder im Urlaub. Und offensichtlich überfordert. Das wiederum führt dazu, dass der Bahnverkehr zum Erliegen kommt.
Keine nachhaltige Recruiting-Strategie?
Insbesondere der Fernverkehr war bisher betroffen, nun weitet sich das Ganze aber spürbar aus und selbst tagsüber ist der S-Bahn-Verkehr ist betroffen. Kritiker bemängeln die Personalpolitik schon länger und haben schon vor Jahren vor den Folgen gewarnt. 1000 Stellen alleine im Bereich der Fahrdienstleiter sind demnach zu besetzen! Aber der Bahn scheint es an einer vorausschauenden Recruiting-Strategie zu mangeln, denn warum sonst sollte sich dieses Problem überhaupt ergeben haben. So ermittelte ja auch index Marktforschung vor Kurzem, dass zwar die Bedeutung der Mitarbeitergewinnung für den Unternehmenserfolg stetig zunehme, dem Personalmarketing selber aber keine nennenswerte Bedeutung beigemessen wird.
Auch bei der Bahn war man sich der strategischen Bedeutung offensichtlich lange nicht bewusst. Oder war wie so viele Arbeitgeber der Meinung, der Fachkräftemangel sei nur ein von den Medien lanciertes Schreckgespenst und würde schon an einem vorübergehen. Oder der spanische Arbeitsmarkt werde es schon richten :-) Und jetzt versucht man mit allen möglichen Mitteln, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren und bspw. mit Recruiter-2.0-Teams auf die Suche nach den raren Talenten zu gehen.
Aber abgesehen davon: Was unternimmt die Bahn denn nun konkret, um diese Stellen zu besetzen? Eine Frage, die mich umtreibt und auf die ich Antworten suche. Und einige habe ich gefunden.
Was liegt wohl am nächsten, wenn es darum geht, Personal zu suchen? Wir erinnern uns alle an die bisher nie da gewesene millionenschwere, sogar mit aufwendiger Fernsehwerbung in Szene gesetzte Employer Branding-Kampage. Regelmäßig flimmert dieser Spot auch heute noch über unsere Fernseher und weist auf über 7000 offene Stellen in über 500 Berufen hin. Und einer davon ist natürlich auch der des Fahrdienstleiters:
Selbstverständlich fehlt im Video auch der Hinweis zur Karriere-Website nicht. Und genau dahin begebe ich mich auf der Suche nach Antworten… Denn naiv wie ich bin, denke ich mir, dass die Bahn den Job ja ausgeschrieben und weitere Informationen hinterlegt haben muss, wenn dieser Job so wichtig ist, dass man bei Nichtbesetzung sogar zum Gespött der Nation werden kann.
Hm. Das erste, was man machen könnte, wäre bspw. ein Hinweis direkt auf der Startseite. Der fehlt aber. Nun gut, dann rufen wir mal die Stellenbörse auf und geben da “Mainz” ein. Wir sind ja auf der Suche nach einem Job dort. Mal schauen, was passiert…
Wie wir sehen, sehen wir nix. Das, so muss ich zugeben, macht mich stutzig. Heißt es nicht, es würde händeringend ein Fahrdienstleiter für Mainz gesucht? Ich bin irritiert und versuche es über die Freitextsuche. Über die Eingabe von “Fahrdienstleister” in die Suchmaske muss ich doch was finden. Oder?
In der Tat. Schon bei Eingabe der ersten Buchstaben bietet mir die Autovervollständigen-Suche den Fahrdienstleiter und sogar 132 mögliche Ergebnisse an. Ob Mainz mit dabei ist? Da ich mir nicht alle 132 Ergebnisse anschauen will, versuche ich es noch einmal über die Orts-Suche. Wieder wird mir Mainz nicht unmittelbar unter den Suchergebnissen angeboten. Ich bleibe aber hartnäckig und siehe da, auf einmal sind es sechs Ergebnisse. Jetzt bin ich aber doch gespannt…
Bingo! Aber so was von!
Fahrdienstleiter für Mainz dringend gesucht!
Als wäre nichts gewesen, schlummert da das Stellenangebot. Bereits im Februar 2013 wurde es veröffentlicht. Hier ist es in seiner vollen Pracht:
Was mir übrigens auch aufgefallen ist: Das Stellenangebot der Bahn finden Sie nicht über Google. Zumindest nicht unter den ersten 10 Treffern. Auch sonst lässt sich die Stelle nicht aufspüren. Weder bei den gängigen Stellenbörsen, noch bei Metajobbörsen od. Ä. Da ist noch viel in Sachen Suchmaschinenoptimierung zu leisten. Auf kimeta und meinestadt jedoch werde ich fündig. Offensichtlich bedient sich die Bahn aber nun eines Personaldienstleiters wie dem TÜV Süd. Zumindest läuft die einzige Ausschreibung, die man über Google finden kann, über selbigen.
Klar, mir ist bewusst, dass nur das reine Schalten von Online-Stellenanzeigen nicht das Problem löst. Nichtsdestotrotz zeigen sich hier neben der mangelhaften (oder fehlenden) Personalmarketing-Strategie klare Versäumnisse. Naheliegend wäre ja auch entsprechende Werbung auf den Bahnhöfen oder in Zügen in der Region (noch naheliegender natürlich: nicht immer Personal raus schmeißen, um den Gewinn um jeden Preis zu erhöhen). Auch hier: Fehlanzeige. Nun versucht man, die Mitarbeiter aus dem Urlaub zu holen und sogar Pensionäre zurück zu holen. Man kann sagen, das Bahn-Chaos führt einem sehr schön vor Augen, wohin einen eine fehlende Personalmarketing-Strategie und der so genannte Fachkräftemangel hin führen kann. Vielleicht geben ja meine ultimativen Tipps gegen den Fachkräftemangel die ein oder andere Inspiration?
Ich auf jeden Fall habe mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln meine Pflicht getan und auf die Stelle hingewiesen. Trotz allem hat das Ganze einen faden Nachgeschmack. Denn ganz offensichtlich nutzt die Bahn längst nicht alle Potenziale, diese Stelle zu besetzen. Und das, obwohl das erklärte Ziel ist, bis 2020 zu den Top-Arbeitgebern zu gehören (ganz schön dumm, die Bahn-Leute. Da stopfen Sie Ogilvy Millionen in den Rachen – dabei hätten es ein paar Tausend Euro auch getan und man hätte sich ein hübsches Siegel kaufen können :-)). Und nun müssen Sie und ich die Suppe auslöffeln. Vielleicht wäre der Job aber auch was für die Schlecker-Frauen? So eine Umschulung sollte doch kein Problem sein. Wie auch immer, kein feiner Zug der Bahn. Im wahrsten Sinne des Wortes.
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Hans Ulrich Würth