05. März 2019
Recruiting-Hack: So bekommen Sie auf einen Schlag und völlig kostenneutral mehr Bewerber
Lesezeit: 7 Min. Karriere-WebsitesRecruiting
Die Welt ist aus dem Häuschen, Gazetten und einschlägige Online-Medien berichten landauf, landab: Die Bahn hat deutlich mehr Bewerber generiert, seitdem sie das Anschreiben abgeschafft hat. Dazu erst mal ganz herzliche Gratulation! Es war nur konsequent, das Anschreiben abzuschaffen, zumal dieses “Instrument” der Personalauswahl keinerlei Relevanz hat (es sei denn, Sie suchten jemand, dessen Sprach- und Rechtschreibkenntnisse essenziell für den Job wären). Aber jedes Unternehmen da draußen, wirklich jedes, kann auf einen Schlag ohne jegliche Mehrkosten mit dem nachfolgenden Recruiting-“Hack” innerhalb kürzerer Zeit mehr Bewerbungen generieren.
Bewerbung ohne Anschreiben sorgt für mehr Bewerber
Was war die Aufregung groß letztes Jahr, als die Bahn mit einer bahnbrechenden Neuigkeit für Schlagzeilen sorgte: Die Bahn schafft das Anschreiben ab, hieß es. Und nun, ein paar Monate später, gibt es das erste Resümee. Klar, dass da auch ordentlich die Presseschleuder angekurbelt wird und so las man gestern, welche Erfolge diese Maßnahme zeigt. So heißt es etwa in der Berliner Zeitung “Anschreiben gestrichen: Bahn erhält mehr Bewerbungen“, Wiwo berichtet “Deutsche Bahn schafft Anschreiben ab: Zahl der Bewerber steigt” und das Handelsblatt textet “Deutsche Bahn: Bewerbung ohne Anschreiben zieht mehr Bewerber an“. Rund 10 Prozent mehr Bewerbungen für Ausbildungs- und Studienplätze hat die Bahn im Zeitraum zwischen November und Januar seit Abschaffen des Anschreibens generiert.
“Wir führen den deutlichen Anstieg der Bewerbungen für Ausbildungs- und Studienplätze auch auf den Wegfall des Anschreibens zurück. In Informations- und Bewerbungsgesprächen erhalten wir viel positives Feedback von den Kandidaten zu diesem Schritt.”
Das sollte ein klares Signal für Unternehmen sein, die immer noch an diesem mittelalterlichen Auswahlinstrument festhalten und eine Bewerbung sofort aussortieren, sobald auch nur ein Schreibfehler im Anschreiben enthalten ist. Klar, irgendwie muss man ja den dicken Stapel an Bewerbungen kleinkriegen. Gut, dass man selbst mit bestem Beispiel vorangeht und den ein oder anderen Rechtschreibfehler in der Stellenanzeige oder auf der Karriere-Website einbaut. Man hält sich eben an den guten alten Spruch: Wer im Glashaus sitzt, soll ruhig mit Steinen werfen.
Deutlicher Anstieg an Bewerbungen – das geht auch anders!
Wo wir auch schon beim Thema wären. Nicht beim Steinewerfen, sondern bei der Karriere-Website. Denn dort liegt der Hund begraben. Ich meine das jetzt nicht inhaltlich bezogen – welch inhaltsleere Floskeln auf deutschen Karriereseiten gedroschen werden und welche Austauschbarkeit dort vorherrscht, zeigt ja auch sehr schön wieder das Potentialquarkpark-Ranking (es ist geradezu grotesk, wie Unternehmen brav und ohne zu Hinterfragen den Kriterienkatalog der Schwedischen Studienmacher in blindem Gehorsam abarbeiten – jedes Jahr ein neues Feature mehr, check – nur um sich selbst mit aussagefreien Awards zu schmücken, die dem Bewerber aber so was von an der Regio Glutea vorbeigehen), sondern quasi der Recruiting-Hack, auf den ich mich in der Schlagzeile ganz Click-baiting-mäßig beziehe. Und ja, es ist der Hack, nicht das Hack.
Der Karriere-Button-Hack
Denn es ist ein ganz simpler Trick, mit dem Sie im Nu reichlich neue Bewerbungen (und ungeahnte Reichweite als Arbeitgeber) generieren können (eigentlich ist das kein Trick. Vielmehr das Einschalten des gesunden Menschenverstands). Ich nenne es den Karriere-Button-Hack. Platzieren Sie einfach den Karriere-Button dort, wo er immer zu sehen ist, nämlich in der Hauptnavigation. Und schon erreichen Sie auf einen Schlag auf einmal Leute, die sich nie über eine Bewerbung bei Ihnen Gedanken gemacht haben. Weil Sie sie schlicht und einfach nicht als Arbeitgeber auf dem Schirm hatten. Welche Potenziale nicht nur die Bahn, sondern auch Unternehmen wie die Lufthansa, wie die Telekom, wie IKEA, wie sämtliche Autobauer, wie die Sparkassen und die meisten anderen Banken , wie sämtliche Einzelhandelsketten und zig Tausend andere Unternehmen da draußen verschenken, ist nahezu grotesk. Keiner scheint sich Gedanken über die verschiedenen Websitebesucher bzw. Karriere-Website-Besucher zu machen. Oder sagen wir so: die wenigsten.
Anhand eines simplen Rechenbeispiels will ich Ihnen aufzeigen, wie Sie im Nu viele neue Bewerber gewinnen können (egal, ob Sie Bahn heißen oder REWE oder IKEA oder HWSCUNDG). Dazu, man möge mir das verzeihen, greife ich aus gegebenem Anlass auf die Deutsche Bahn zurück. Schließlich freut die sich gerade wie Bolle über 10 Prozent mehr Bewerber. Oh, wow! Die Deutsche Bahn verfügt über eine der meist aufgerufenen Websites in Deutschland. Wahrscheinlich waren auch Sie schon auf dieser Seite. Sie lautet auf den schönen Namen bahn.de. Im Durchschnitt 31.000.000 (einunddreißig Millionen) Besuche verzeichnet diese Website. Im Monat.
Jeder Besucher Ihrer Website ist ein potenzieller Bewerber. Jeder.
Jeder, der die Website der Deutschen Bahn besucht (verstehen Sie Deutsche Bahn als Platzhalter und setzen Sie nach Belieben Ihren Unternehmensnamen ein), ist ein potenzieller Bewerber. Jeder. Oder zumindest ein Multiplikator. Wenn Sie Ihre Website-Statistiken auswerten, werden Sie feststellen, dass der Karrierebereich nach der Homepage wahrscheinlich der zweithäufigst aufgerufene Bereich Ihrer Website ist. Möglicherweise auch nicht, dann könnte es daran liegen, dass Sie den Link gut verstecken. Bspw. unter einer Rubrik wie “Über uns” oder “Unternehmen”. Oder aber Sie sind ganz clever und packen den Karrierebereich unter “Service”, “Kontakt” oder “News”. Oder aber eben, so wie neben der Bahn viele andere auch, in den Footer. Hier verstecken Sie ihn möglichst zwischen Punkten wie Impressum, Beförderungsbedingungen, Nutzungsbedingungen, Datenschutz, Konzern, Kooperationen und Bahnshop. So sorgen Sie dafür, dass ihn garantiert nur die finden, die wirklich explizit danach suchen.
Nur 40 Prozent sind aktiv auf der Suche nach einem Job. 60 Prozent aber durchaus offen für einen Wechsel.
Nur ist es eben so, dass wir einen ziemlich engen Arbeitsmarkt haben. In einigen Bundesländern und Branchen herrscht sogar Vollbeschäftigung. Laut StepStone-Studie Jobsuche im Fokus sind nur 40 Prozent der Arbeitsmarkt-Teilnehmer aktiv auf Jobsuche. Denen können Sie möglicherweise einen Karriere-Button zwischen Impressum, Beförderungsbedingungen, Nutzungsbedingungen, Datenschutz, Konzern, Kooperationen und Bahnshop zumuten, weil diese ihn verzweifelt suchen werden.
Was aber ist mit den anderen 60 Prozent? Die sind laut dieser Studie zwar fest im Job, aber durchaus offen für einen Wechsel. Und wenn wir uns jetzt noch die Gallup-Studien anschauen, werden wir feststellen, dass die Leute da draußen sogar verdammt wechselwillig sind. Weil sie Dienst nach Vorschrift machen müssen. Weil sie von Führungskräften, die diesen Namen nicht verdienen, ausgebremst werden. Weil der Job stupide ist. Weil der Mitarbeiter in dem Unternehmen nur ein Produktionsfaktor ist. Diese Menschen sind Ihre Chance! Diesen 60 Prozent müssen Sie signalisieren, hey, wir sind ein toller Arbeitgeber, wir zeigen Wertschätzung, wir leben unsere Werte im täglichen Miteinander, bei uns bist du Mensch, bei uns darfst du es sein!
Die Bahn könnte auf einen Schlag und ohne Kosten mehrere Tausend Bewerber mehr haben. Könnte.
Kommen wir zurück zur Bahn. Wenn nur 5 Prozent (und diese Zahl ist definitiv zu gering, es werden wohl 10-mal so viele sein) auf den gut sichtbar in der Hauptnavigation platzierten Karriere-Button klicken würden, wären das auf einen Schlag 1.550.000 Besucher auf der Karriere-Website mehr (zum Vergleich: aktuell verzeichnet die Karriere-Website ca. 440.000 Visits). Wenn Sie Ihre Karriere-Website nun noch so gestalten würden, dass sich ein potenzieller Bewerber dort wiederfindet und abgeholt fühlt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass Sie daraus auch mehr Bewerbungen generieren. Klar, wenn die Seite keine inspirierenden Inhalte bereithält, sind 90 Prozent Ihrer Besucher wieder weg. Und kehren niemals wieder. Aber selbst, wenn es nur 10 Prozent wären, die Sie mit Ihrem Auftritt überzeugen, so wären das auf einen Schlag 155.000 Bewerber mehr. Wohlgemerkt: pro Monat!
31.000.000 x 0,05 = 1.550.000
1.550.000 x 0,1 = 155.000
Ohne auch nur einen einzigen Cent zu investieren! DAS wäre ein deutlicher Anstieg mehr. In EINEM Monat, anstatt in dreien.
Voraussetzung bei dem Ganzen ist aber, dass Sie den Anreiz bieten, damit sich diese 60 Prozent mit Ihnen als Arbeitgeber auseinandersetzen und sich dann bei Ihnen bewerben. Wenn Sie den Karriere-Button gut versteckt platzieren wird Ihnen das nicht gelingen. Aber dann können Sie immer noch das Anschreiben abschaffen. Und so auf einen Schlag 10 Prozent mehr Bewerber innerhalb von drei Monaten generieren.*
*Wären Sie der Arbeitgeber Bahn, könnten Sie zudem Durchsagen per Lautsprecher machen, Job-Empfehlungen auf Tickets oder einen Hinweis auf der millionenfach heruntergeladenen App DB-Navigator platzieren. Also da auf sich aufmerksam machen, wo sich ihre potenzielle Zielgruppe ohnehin schon tummelt. Auf einen Schlag hätten Sie mehr als 10 Prozent an Bewerbern. In weniger als drei Monaten. Für null Euro Kosten.
Fachkräftemangel: Wirklich "händeringend auf der Suche nach Personal" ist in den Kommunen keiner
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Christian B. Rahe
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Mario
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