Es xununut wieder: Xing-Stellenanzeigen mit Arbeitgeberbewertungen von kununu

Lesezeit: 5 Min. Employer BrandingRecruitingSocial MediaStellenanzeigen

An kununu geht ja eigentlich kaum ein Weg vorbei. Ob man das als Arbeitgeber nun will oder nicht. Entweder Bewerber stolpern via Google über die Einträge in kununu oder aber man wird via Xing auf die Arbeitgeberbewertungen aufmerksam. Denn dort zeigt man ja Dank “xununu-Deal” seit einiger Zeit Flagge. Der neueste Clou aus dem Hause xununu: Die Stellenanzeige mit integrierter Arbeitgeberbewertung.

Ja, es gibt kein Entrinnen mehr in Sachen Arbeitgeberbewertungen. Wie schon erwähnt, findet der gemeine Bewerber, von mir auch liebevoll Candidatus Oeconomicus genannt, dank Google und cleverer Suchmaschinenoptimierung die Bewertungen auf kununu oftmals vor den eigentlichen Unternehmenseinträgen. Was des einen Freud, ist des anderen Leid. Das ist aber schon lange so, immerhin gibt es diese Redewendung nicht erst seit der Vermählung von Xing und kununu, selbst Nana Mouskouri sang schon davon:

“Es ist schon so seit alter Zeit
Des einen Freud ist des andern Leid
Was früher war, gilt auch noch heut’
Des einen Freud ist des andern Leid”

Es xununut sehr

Worauf ich hinaus will: Die Unternehmen, die gut bewertet wurden, freuen sich über die zusätzliche Aufmerksamkeit (denn damit können Unternehmen sehr wohl in Sachen Employer Branding punkten), die, die sagen wir mal nicht ganz soo gut dastehen, würden sich am liebsten im Sand verkriechen. Das funktioniert aber nicht.

Schon gar nicht seit der “Zwangsverknüpfung” des Unternehmensprofils auf Xing mit dem auf kununu. Während man früher wählen konnte, ob die Bewertungen von kununu auch im Unternehmensprofil angezeigt werden oder nicht, ist dies seit einigen Wochen keine Option mehr, sondern geht eher in Richtung “mitgehangen, mitgefangen“. Haben Sie noch gar nicht mitbekommen, was? :-)

Arbeitgeberbewertungen auf Xing

Dann ist Ihnen wahrscheinlich auch entgangen, dass Sie als Unternehmen nun unmittelbar aus dem Xing Unternehmensprofil bewertet werden können.

Und dass nun sogar eine “Expressbewertung” möglich ist. Das heißt kurz zusammengefasst, mit einem Klick kann man Sie bewerten. Ist auch an Ihnen vorbei gegangen? Macht ja nix. Dafür lesen Sie es ja jetzt hier bzw. im Blog der “Grünen 3”, auf dem man sich bereits zweimal mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Und welche Auswirkungen diese Expressbewertungen haben können und wie man da souverän drauf reagieren kann, sehen Sie hier. Gut reagiert, Infineon!

Auswirkungen der Express Arbeitgeberbewertungen am Beispiel Infineon

Und ich habe noch was für Sie: In Kürze werden die Arbeitgeberbewertungen sogar in die Stellenanzeigen, die in Xing geschaltet werden, integriert. Jaha. Egal, ob Stellenanzeige Text, Logo oder Design – überall prangt in Kürze die Arbeitgeberbewertung von kununu. Wie das dann aussieht, zeigt dieser Screenshot:

XING Stellenanzeige mit kununu Bewertung

Integration von Arbeitgeberbewertungen in Stellenanzeigen

Warum dieser Schritt? Eine aktuelle Umfrage von Xing unter 532 Angestellten im deutschsprachigen Raum hat ergeben, dass 90 Prozent der Arbeitnehmer bei der Jobsuche Informationen und Meinungen von Mitarbeitern wertvoller finden als die von offiziellen Karriereseiten der Unternehmen (dies entspricht im Wesentlichen generell dem Stellenwert von Mundpropaganda).

Tja, und dies hat man zum Anlass genommen, die Stellenanzeige “neu zu erfinden”. Voraussichtlich ab Ende Juli erhalten Jobsuchende dann authentische Erfahrungen und Informationen aus erster Hand. So sehen Sie dann auf XING dann unmittelbar, welche Ihrer Kontakte in dem Unternehmen arbeiten, welches die Anzeige geschaltet hat. Auch für den Fall, dass niemand aus Ihrem Netzwerk für das angestrebte Unternehmen tätig ist, hat Xing eine Lösung: Hier werden Sie auf diejenigen Ihrer Kontakte aufmerksam gemacht, die mit Mitarbeitern aus dem Wunschunternehmen verxingt sind. Über diese persönlichen Kontakte können Sie dann unkompliziert die Mitarbeiter wegen Informationen anzapfen, um – so Xing – “einen authentischen Blick hinter die Kulissen des potenziellen neuen Arbeitgebers zu werfen.”  Neu ist nun auch, dass man in den Stellenanzeigen sofort die Bewertungen von kununu sieht. Auf einer Skala von 1 bis 5 erfahren Sie auf einen Blick, wie aktuelle und ehemalige Mitarbeiter die Arbeitgeberqualität eingestuft haben. Auch die Anzahl der Bewertungen und die von Mitarbeitern bestätigten Benefits werden angezeigt.

Auf diese Weise bekommen Sie also auf einen Blick Informationen zu der Arbeitgeberqualität des Unternehmens und Sie können kann ausgehend von dieser Erkenntnis einschätzen, ob eine Bewerbung für Sie infrage kommt – oder auch nicht :-).

Ich find’s nen cleveren, sinnvollen Schachzug von xununu, kann mir aber vorstellen, dass das ein oder andere Unternehmen seine Konsequenzen ziehen wird und bis auf Weiteres von Schaltungen auf Xing absehen wird. Dies nimmt man dort aber offensichtlich in Kauf. Dort sieht man nämlich das Wohl seiner Mitglieder = Mitarbeiter der Unternehmen im Vordergrund. Für Unternehmen bietet es auf jeden Fall schöne Potenziale in Sachen Employer Branding.

Thomas Vollmoeller, CEO von Xing, dazu:

“Die Fachkräfte von heute lassen sich bei der Suche nach neuen beruflichen Herausforderungen nicht mehr von teuren Karriereseiten und Hochglanzbroschüren blenden. Sie wollen wissen, wie es wirklich im Unternehmen aussieht, wollen einen Blick hinter die Fassade werfen, bevor sie sich bewerben. Sie wollen Transparenz auf dem Arbeitsmarkt. Dabei gibt es keine bessere und ehrlichere Quelle als die Mitarbeiter. Unsere neuen Stellenanzeigen entsprechen genau diesen Anforderungen.“

Wir werden sehen. Ich finde es auf jeden Fall einen konsequenten Schritt. Wir sprechen ja schon etwas länger von einem Bewerbermarkt. Durch die zunehmende Bedeutung von Arbeitgeberbewertungen wird der Arbeitgeber sukzessive unter Zugzwang gesetzt. Und das ist gut so, denn hier trennt sich über kurz oder lang die Spreu vom Weizen. Wenn es darum geht, welche Faktoren für Bewerber entscheidend sind, so hat die Xing-Umfrage auch hier Antworten parat:

  • 87 Prozent der Job-Aspiranten würden die Chance nutzen, um sich über Themen wie Arbeitsatmosphäre oder Kollegenzusammenhalt zu informieren.
  • 66 Prozent interessieren „harte“ Faktoren wie Gehälter und Aufstiegschancen.
  • 53 Prozent erhoffen sich im Zuge dessen eine persönliche Empfehlung durch den Mitarbeiter.
  • 98 Prozent aller Angestellten wären bereit, sich mit ihrem direkten oder indirekten Kontakt über die Arbeitgeberqualitäten der eigenen Firma auszutauschen.

Warten wir also ab, inwieweit die Unternehmen die Chancen für ihre Employer Branding-Strategie entdecken oder aber wegen mangelndem Verständnis auf die Barrikaden gehen…

 

 

Kommentare (6)

Gehaltsangaben? Check! Glassdoor launcht in Deutschland | Online-Recruiting.net

[…] sehr Vieles “für umme” hergeben, lässt den Wettstreit “Xununu” (wie Henner das Gespann gerne bezeichnet) gegen Glassdoor schon beinahe unfair […]

personalmarketing2null

Word!

Stefan

Ich kenne mittlerweile viele Menschen die Kununu nutzen um nicht an "Verheizer" zu geraten. Wenn die Kritik höher ist und sich zwischendurch ein Fake-Firmen-Fan einschleicht, dann ist höchste Vorsicht angesagt. Ja, wir haben einen Bewerbermarkt, aber mittlerweile auch eine Generation die sich nicht mehr ausnutzen und belügen lässt. Meiner Meinung nach, ist es ein sehr gutes Instrument, damit sich die "Krankmacherfirmen" von selbst ausschalten. Im übrigen gibt es noch andere Seiten. Da gibt es kein entrinnen für die Firmen. Und die Zeiten, wo man mit grossen, tollen Stellungnahmen noch punkten konnte ist aus und vorbei. Als ehemaliger Personaler freue ich mich auf diese Erziehungsmaßnahme der "Wertschöpfer". Ich kann nur jedem empfehlen, sich lieber einen Aushilfsjob zu suchen, bevor man sich seine Lebensfreude in einem Psychoverein ruiniert. Abgesehen davon bin ich schon lange der Meinung, dass ein Putzjob vorübergehend mehr wert ist, als sich von einem arroganten AG komplett ruinieren zu lassen. Ich hoffe, dass sich solche Bewertungssystem weiterhin massiv ausbreiten werden. Wer etwas kann und will, wird es nicht nötig haben sich belügen, hinhalten oder ausnutzen zu lassen.

Meister Proppy

Oh ja, für Unternehmen kann das unangenehm werden. Ich wurde mal zum Vorstellungsgespräch eingeladen und sollte unbedingt am nächsten Tag kommen, trotz ca. 300€ Fahrtkosten mit dem ICE. Anstatt, wie abgesprochen, die Übernahme dieser Kosten, musste ich den Umweg über den Anwalt nehmen und hab dann den Bewerbungsprozess bei kununu bewertet und davor gewarnt. Anscheinend war ich nicht der einzige, und jetzt stehen da zig Einträge verärgerter Bewerber ;-) Auch was Mobbing angeht kann das heute schnell nach hinten losgehen...

personalmarketing2null

Hehe, das wär's noch :). Aber so viel Popularität wie Google wird xununu wohl nicht erlangen. Warten wir's ab. Ich habe schon ein erstes Feedback eines Kunden, der sein Kontingent nicht bei Xing verlängern wird. Das wird eine spannende Geschichte. Freu' mich auf euren Praxistest! LG Henner

Jan

Hey Henner, xununu - der Begriff schaffts noch in den Duden, pass auf! =) Wir sind auch sehr gespannt wie sich die neuen Stellenanzeigen "machen". Der Ansatz ist spannend. Wir geben zeitnah einen "Praxistest" ab! Lg, Jan
Über den Autor
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Moin! Ich bin Henner Knabenreich. Als Recruiting-Aktivist und Arbeitgebermarkenauftrittsoptimierer helfe ich Unternehmen, mit einer wertschätzenden und menschenzentrierten Ansprache passende Mitarbeiter zu finden. Mein Fokus: Karriereseiten, Stellenanzeigen und eine Bewerbungsarchitektur, die aus Interessenten Bewerber macht. Mein Wissen teile ich auch als Speaker, Personalmarketing-Coach, Berater und als Fachbuchautor der weltweit ersten Bücher über Karriereseiten und Google for Jobs. Ich hinterfrage den Status quo, lege gern den Finger in die Wunde und sage, was ich denke – und nicht, was alle hören wollen. Sie möchten mich für einen erfrischenden Vortrag buchen, eine wirklich funktionierende Karriereseite aufbauen, suchen einen Sparringspartner für Employer Branding oder wollen mit bewerberzentrierten Stellenanzeigen punkten? Dann kontaktieren Sie mich gern per E-Mail oder LinkedIn – ich freue mich auf Sie!
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