29. Juli 2012
Schluss mit dem Fanwachstum um jeden Preis!
Lesezeit: 8 Min. Social Media
Seit dem ich dieses (oder meinetwegen auch diesen) Blog betreibe wiederhole ich schon fast seit Beginn meiner geistigen Ergüsse, dass die Anzahl der Fans nichts mit der Qualität von Facebook Karriereseiten zu tun hat. Das ist nun mittlerweile über zwei Jahre her und trotz der gebetsmühlenartigen Wiederholungen gibt es doch noch sehr, sehr viele beratungsresistente Gemüter da draußen. Noch einmal: Es geht nicht um Fanwachstum um jeden Preis. Es geht um nachhaltiges und organisches Wachstum. Vielmehr noch: Es geht um nachhaltiges Engagement. Und um das “Zuhören“. Und um das Verstehen. Verstehen, was die Zielgruppe eigentlich will. Verstehen, wie Social Media und in diesem Falle natürlich Facebook tickt.
Fanwachstum nicht der entscheidende Indikator
Sind Sie wirklich der Meinung, dass Fanwachstum um jeden Preis in irgendeiner Art und Weise zielführend ist? Klar, es geht immer um den Schwanzvergleich (ich hab so viele Fans – und du?) und wahrscheinlich wird Ihr Chef Ihnen wohlwollend auf die Schultern klopfen. Dieses wenig zielführende Vorgehen – Fanwachstum um jeden Preis – sei es durch den Kauf auf dubiosen Portalen oder bei eBay, sei es durch nicht minder dubiose Gewinnspiele, ist nicht Sinn und Zweck des Ganzen (mal ganz am Rande: Was machen Sie eigentlich mit den ganzen Fans? Was bringt es Ihnen außer Augenwischerei und ein paar wohlwollender Worte Ihres Vorgesetzten? Da hätte ich doch gerne einmal eine Antwort drauf. Aber Hand aufs Herz: Nichts, oder?). Es mutet schon ein wenig seltsam an, wenn Unternehmen quasi aus dem Nichts innerhalb weniger Tage mehrere Hundert oder gar über Tausend Fans generieren. Klar spielen da auch Facebook-Ads mit rein. Aber ein Schelm, wer Böses dabei denkt, dass es hier immer mit rechten Dingen zugeht. Selbst die CDU kauft Fans (und fliegt damit auf die Schnauze :-)).
Also, wir haben gelernt (haben wir doch, oder?), dass es nicht um das Fanwachstum um jeden Preis geht. Aber was ist dann das entscheidende Kriterium? Ist es nicht die Art und Weise, wie Unternehmen und Fans miteinander interagieren? Ich weiß, ich weiß, es gibt viele Unternehmen da draußen (ich würde sogar mal sagen, dass es die Mehrheit ist – was auch teilweise an fragwürdigen “Beratungs”leistungen dubioser Agenturen liegt, die nur das schnelle Geld wittern), die verstehen Facebook als reinen Marketingkanal. Sie posaunen ihren üblichen PR-Floskel-Einheitsbrei nach draußen (idealerweise dann noch automatisiert) und scheren sich einen Dreck darum, ob das bei den Fans ankommt, oder nicht (und weil es eben nicht ankommt, werden Fans dann mal rasch billig eingekauft). Diese Unternehmen werden ewig so weiter machen bzw. irgendwann dann resignieren und sagen, dass man es doch schon immer gewusst hat, dieser neumodische Social Media Krams ist nicht mehr als ein Hype, von wegen mehr Umsatz, von wegen mehr Bewerber, das funktioniert doch gar nicht. Und so verwundert es mich nicht, dass so einige der Facebook Karriere- und Ausbildungsseiten, die ich in meine Übersicht aufgenommen hatte, nicht mehr da sind. Frei nach dem Motto: Lohnt sich ja eh nicht (manchmal passen die Voraussetzungen in der Tat nicht – sei es bedingt durch die Unternehmenskultur, durch die nicht vorhandenen personellen oder zeitlichen Ressourcen, sei es das mangelnde Know-how im Umgang mit Facebook & Co. (und Vorsicht! Hände weg von irgendwelchen Agenturen oder “Beratern”, die Ihre Facebook-Seite betreuen. Bei Social Media geht es um Authentizität, um die Menschen in den Unternehmen, die mit den Menschen, die demnächst vielleicht Teil Ihres Unternehmens werden, interagieren und mit ihrem Gesicht Flagge nach Außen zeigen. Das kann eine Agentur wohl kaum leisten, oder?)).
Übrigens, gerade las ich einen Blogpost zum Thema. Eine der Kernaussagen, die ich mehr als doppelt unterstreichen und mindestens drei Ausrufezeichen hinzufügen würde: Most companies use social, but it doesn’t mean they are social. Sollten Sie unbedingt lesen, lohnt sich!
Aber wenn es doch nicht um das Fanwachstum geht – wie kann ich denn sehen, ob ich mit dem, was ich da auf Facebook tue auch erfolgreich bin, werden Sie sich jetzt vielleicht fragen. Wie sehe ich, ob ich meine Fans erreiche? Wie ich im Vergleich mit meinem Engagement zu anderen Seiten dastehe? Ja, wie? Während Sie zwar, was die eigene Performance angeht, die Facebook Insights auswerten können, steht es um ein Benchmark mit anderen – bspw. aus der gleichen Branche, mit der gleichen Fanzahl, mit der gleichen Zielgruppe – doch eher schlecht bestellt. Eine Lücke, die ein neues Tool schließen soll. Fanpage Karma, so der Titel der neuen Plattform, ging inoffiziell bereits Anfang des Jahres am Start und ist nach nun diversen Testings und Kunden-Feedback seit ein paar Wochen endlich für jedermann zu erreichen.
Mit Fanpage Karma das Engagement auf Facebook-Seiten messen
Auf den Punkt gebracht ist Fanpage Karma ein Online Tool zur Analyse (primär) der Interaktion auf Facebook Fanpages. Es geht darum, Fan Engagement zu messen und zu verbessern. Etwas detaillierter gesprochen: Fanpage Karma unterstützt die Seitenbetreiber, die Potenziale einer Facebook-Seite besser zu nutzen. Und dabei geht es nicht nur um reine Statistiken, schon gar nicht um nackte Fanzahlen. Vielmehr steht das Fan-Engagement selbst im Vordergrund. Eigentlich eine Binsenweisheit (die aber nicht oft genug wiederholt werden kann: Auf Facebook geht es darum, dass möglichst viele Nutzer die Beiträge einer Seite liken, kommentieren und teilen). Wenn eine Seite es nämlich nicht schafft, ihre Fans zu involvieren, werden die Beiträge solcher Seiten seltener und weniger prominent angezeigt – auch bei den eigenen Fans. Fanpage Karma soll nun helfen, das zu verhindern. Und so können Sie mit dem Tool nicht nur die eigenen Stärken und das Optimierungspotenzial Ihrer Seite erkennen, sondern schnell und verständlich Wettbewerb und Vorbilder analysieren. Auf diese Art und Weise lassen sich schnell beliebte Formulierungen, Inhalte und Zeiten für Posts identifizieren. Und natürlich ist es auch möglich, Benchmarkings und Analysen fürs Reporting zu erstellen.
Die Features im Überblick:
- Dashboard mit KPIs und Vergleichsanalysen
- E-Mail Morning Reports
- Sofort-Benachrichtigungen für Posts jeder beliebigen Fanpage
- Detail-Analysen mit interaktiven Graphen für jede Fanpage (Stand 23.7.2012)
- Karmawert als Indikator für Engagement
- Page Performance Indikator als Kombination aus Karmawert und Wachstum der Fananzahl für jede Seite
- Post-Historie mit Engagement-Auswertung
- Analyse der Posting-Zeiten nach Tagen und Stunden mit Engagement-Auswertung
- Analyse der Post-Typen mit Engagement-Auswertung
- Inhaltsanalysen, d. h. beste und schwächste Posts, Wortanalyse und Linkanalyse
- Anzeige aller Posts von Fans der letzten 30 Tage inklusive verborgener Posts
- Auswertung der Reaktion der Fanpage auf Posts der Fans
- Top Fans der Fanpage
- Anteil männlich/weiblich der engagierten Fans
- Historische Entwicklung von Fans, Talking About, Karma und Page Performance
- Vergleich zweier Fanpages Rankings von Fanpages in Listenform
- Druckfähige Reports mit Kommentierungsmöglichkeit für jede Fanpage
Und so kann dann bspw. so ein Vergleich zweier Karriere-Pages aussehen (ist das nicht toll, so ist noch ein viel detaillierter Schwanzvergleich möglich als mit den reinen Fanzahlen. Das spornt an! Oder nicht? ;-)
Aber wenn wir ehrlich sind, haben wir solche Kindergartenspiele nicht nötig, oder? Schauen wir uns dann doch einfach mal die Detailauswertungen an. Als Beispiel habe ich mir die Karriere-Fanpage der DFS ausgesucht, die (bis auf den Titel ;-)) m. E. schon von Anbeginn bis heute eine der vorbildlichsten Facebook Karriereseiten ist.
Fanpage Karma zeigt nicht nur die Posts der letzten 90 Tage an und wie die Fans damit interagiert haben, sondern auch wann und wie viel gepostet wurde und wann letztlich das meiste Engagement der Fans zu verzeichnen war.
Natürlich gibt es auch Aussagen darüber, welche Inhalte gepostet wurden und wie der jeweilige Erfolg dort war (also bspw. wie viele Likes und Kommentare es auf eine Statusmeldung, ein Bild, ein Video etc. pp. gab). Auch werden sowohl die Top Posts den schwächsten gegenüber gestellt, so dass man sehen kann, welche Posttypen besonders erfolgreich waren und welche gar nicht.
Besonders gut gefällt mir die Rubrik Fan Posts, wo ich sehen kann wann von Fans gepostet wurde und wie die Seite mit den Fans interagiert hat.
Es lassen sich sogar die Fans herausfiltern, die besonders aktiv waren. Vielleicht ein interessanter Aspekt, interessante Kandidaten zu identifizieren?
Mein Resümee: Fanpage Karma ist auf jeden Fall ein Tool, welches man unbedingt im Auge behalten sollte. Einfacher und übersichtlicher seine Facebook-Seite auszuwerten und sie vor allem zu benchmarken, ist meines Erachtens kaum möglich. Und bei einem Schnäppchenpreis von nicht einmal 50 Euro im Monat, bei dem Sie eine uneingeschränkte Zahl von Facebookseiten auswerten können, heißt es unbedingt zuschlagen! (Nein, ich werde nicht für diesen Post bezahlt. Hm, warum eigentlich nicht…? :-))
Und natürlich gibt’s als Service für meine Leser (und nicht nur die) eine Auflistung der aktuell von mir erfassten Karriere- und Ausbildungspages auch auf Fanpage Karma. Und wer seine Page vermisst: Das liegt entweder daran, dass die Seite zu wenig Fans verzeichnet (100 sollten es schon sein) oder nicht ausreichend mit den Fans interagiert. Oder aber es wurde noch keine Vanity URL vergeben. Dies ist leider erschreckend oft der Fall, selbst bei Seiten, die schon einige Monate online sind.
Und wer noch mehr über die Hintergründe zu Fanpage Karma erfahren möchte, warum das Ganze überhaupt “Karma” heißt und warum sich nicht der Werte “Talking About” oder “Engagement Rate” bedient wird – ein Interview mit einem der Macher, Stephan Eyl, folgt in Kürze. Stay tuned!
allfacebook.de | Whitepaper: Braucht jedes Unternehmen eine Facebook Karriere-Page? (PDF, 13 Seiten)
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Anne Seeanner
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