27. Juni 2019
Welche Auswirkungen Googles Jobsuche jetzt schon zeigt
Lesezeit: 4 Min. RecruitingStellenanzeigen
Nun ist Google for Jobs in Deutschland bereits seit Mai 2019 am Start. Seitdem hat sich viel getan: So hat bspw. Google allen anderen Jobbörsen in Deutschland hinsichtlich Sichtbarkeit in der Google-Suche das Wasser abgegraben (was nicht sonderlich verwundert). Axel Springer hat ordentlich mit Googles Macht zu kämpfen. Und viele Unternehmen kämpfen auch. Allerdings eher mit der technischen Umsetzung oder mit der eigenen Unzulänglichkeit. Und manche schlafen lieber weiter. Andere wiederum haben es binnen eines Monats nicht einmal geschafft, gravierende und offensichtliche Fehler zu beseitigen. Zeit, hier bei diesen schweißtreibenden Temperaturen mal wieder etwas Licht ins Dunkel zu bringen.
Leidet die Sichtbarkeit der anderen Jobbörsen?
Wirklich überraschend ist es eigentlich nicht, nein, sogar logisch und naheliegend. Google hat in puncto Sichtbarkeit allen anderen Jobbörsen das Wasser abgegraben (wie sollen die auch eine Chance haben, steht Google doch bei den organischen Suchergebnissen nahezu immer auf Platz 1). Wobei – das ist so eigentlich nicht richtig. Richtig ist, dass die klassischen Jobbörsen – allen voran indeed und StepStone massiv an organischer Sichtbarkeit verloren haben. Klar, Googles blaues Jobwunder dominiert die Suchergebnislisten. Ist aber wiederum so herzensgut, dass man andere Jobbörsen, die zur Suche passende Jobs ausgeschrieben haben, via “Stellenangebote suchen bei” oberhalb des eigentlichen Job-Containers verlinkt (dieses Feature ist übrigens zum Start von Google for Jobs in Deutschland lanciert worden und gab es so bisher noch nicht in den anderen über 100 Ländern, in denen Googles Jobsuch-Erlebnis schon länger verfügbar ist). Insofern profitieren einige der Jobbörsen also auf diese Weise (ja, sogar die eben genannten). Und die, die bei Google for Jobs sowieso schon mitmischen, profitieren ohnehin: Nämlich von zusätzlicher Sichtbarkeit. Auf einmal gelangen Jobbörsen in das Bewusstsein der Nutzer, von denen sie vorher nie gehört haben. Stark, oder?
LinkedIn dominiert und wirkt als Spam-Schleuder
Allerdings trübt hier wiederum die Power von XING oder gar LinkedIn die Freude der anderen. Insbesondere LinkedIn fällt hier ziemlich auf: Das allerdings ist kein Kunststück, schließlich liegt das daran, dass LinkedIn derzeit alles crawlt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist und sich in seinen eigenen Jobmarkt einverleibt.
“Tatsächlich werden aktiv immer wieder Jobs unterschiedlicher Sourcen auf Linkedin gecrawled. In der Regel freuen sich unsere Kunden darüber, vorausgesetzt die Jobs werden korrekt und vollständig gezogen…” LinkedIn
“Alles” ist leider nicht ganz richtig. Vielmehr wird das gecrawlt, was seinerseits schon gecrawlt wurde, also bspw. die Feeds von Plattformen wie neuvoo oder jobijoba, um nur zwei zu nennen. Nicht die der Karriere-Websites selber. So werden bspw. von einem meiner Kunden 226 Jobs auf LinkedIn ausgespielt. Und das, obwohl dieser aktuell nur 82 auf seiner Karriere-Website ausgeschrieben hat und nicht aktiv bei LinkedIn schaltet. Hier kann man also schon nicht mehr von Dubletten, sondern eher von Buletten Dribletten sprechen. Auf der einen Seite können sich Recruiter da freuen, bekommen ihre Jobs doch so eine erhöhte (kostenlose) Reichweite, auf der anderen Seite können sich Bewerber ärgern, weil entweder die Jobs nur rudimentär auf LinkedIn wiedergegeben werden, abgelaufen sind oder aber es den Plattformen eigentlich nur darum geht, Nutzerdaten abzugreifen. Ob Sie als Arbeitgeber also wirklich davon profitieren oder das Ganze negativ auf Ihre Außenwahrnehmung einzahlt, müssen Sie entscheiden. Aber keine Angst, schließlich verspricht LinkedIn: “Wenn Kunden allerdings damit nicht einverstanden sind, dann können wir das gerne mit dem Kundendienst lösen und die Jobs von LinkedIn nehmen.”
StepStone spürt Googles blaue Job-Box
Während LinkedIn massiv von Google for Jobs profitiert, schauen andere in eine sorgenvolle Zukunft. Axel Springer etwa, bzw. Mathias Döpfner, der den Konzern von der Börse lösen und ihn nun einem US-Investor einverleiben will. Und da hätte Google for Jobs ihm fast den Deal verhagelt. So schätzen Analysten etwa den Markt so ein, dass Google for Jobs massive Auswirkungen auf das Jobbörsen-Business des Medienunternehmens haben werde. Dort ist man der festen Überzeugung, “dass Google letztendlich damit beginnen wird, Stellenanzeigen direkt an Unternehmen zu vermarkten und Plattformen wie [Springers] Stepstone aus dem Weg zu räumen.” Während man etwa bei Reuters oder T3N lesen konnte, dass StepStone seit Google for Jobs erste Federn lassen muss, dementierte Döpfner dies allerdings: Man habe bisher keine Auswirkungen durch den neuen Wettbewerber gesehen, ließ er verlauten.
Aber auch von anderer Seite erhält Google starken Gegenwind und so haben 23 andere Jobbörsen (die durchaus von Googles Reichweite und Traffic profitieren), Wettbewerbsbeschwerde wegen Googles Jobsuche eingelegt. Es bleibt also spannend, wie sich die Dinge entwickeln. Für Sie als Arbeitgeber gibt es allerdings kein Grund, die mannigfaltigen Vorteile nicht zu nutzen. Welche das sind und wie Sie in den Nutzen dieser gelangen, habe ich in meinem Beitrag zum Deutschlandstart von Google for Jobs geschrieben. Und nun: gutes Gelingen!
Google for Jobs: Alles, was Sie über Googles Jobsuche wissen müssen
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