16. November 2023

Das mentale Modell im Kontext von Karriereseiten und Recruiting
Heute möchte ich Sie einmal mit dem mentalen Modell vertraut machen. Genauer gesagt: mit dem mentalen Modell im Kontext von
weiterlesen07. Januar 2016
Lesezeit: 5 Min. PersonalmarketingRecruiting
Ich kaufe mein Brot am liebsten beim Bäcker. Also beim echten Handwerksbäcker. Den zu finden, das gebe ich zu, wird immer schwieriger. Weil auch hier die Devise gilt: “Geiz ist geil”, Hauptsache billig also. Und so schießen so genannte “Back Factorys” wie Pilze aus dem Boden. Schon der denglische Name ist selten dämlich. Und die polnischen (oder noch schlimmer: chinesischen) Teiglinge kommen mir auch nicht auf den Tisch. Also auf zum ehrlichen Bäcker. Und wie wir dank eines unsäglichen mit Fremdschämfaktor besetzten Image-Recruiting-Videos wissen, ist das Bäckerhandwerk händeringend auf der Suche nach Nachwuchs. Klar, auch hier ist der Fachkräftemangel allgegenwärtig. Also das, was in der Regel eher das Ergebnis von unkreativem, leidenschaftslosem Recruiting ist. Man kann aber auch ganz andere Wege beschreiten. Wie der Bäcker Ströck aus Wien. Und einiges dazu lernen.
Für alle, die das Video des Bäcker-Handwerks noch nicht kennen (und noch einen Ohrwurm für den Rest des Tages benötigen oder noch besser: selbigen unter der Dusche nachträllern wollen), hier das Ganze noch mal in voller Pracht:
Tja, auch die Bäcker müssen sich was einfallen lassen, um Ihren Nachwuchs für sich zu gewinnen. Ist ja Fachkräftemangel. Da fällt mir ein: Wenn doch 2015 das Jahr des Kandidaten war, wie wäre es dann 2016 mit dem Jahr des Fachkräftemangels? Aber zurück im Kontext. Man kann dann entweder ein peinliches Video mit Pseudo-Rammstein-Soundtrack von (offensichtlich) koksverschnupften Kreativen einer ebensolchen Agentur produzieren lassen (vielleicht war es auch nur ganz normales Mehl, wer weiß das schon?) oder nachdenken, wie man auf sich als potenzieller Ausbildungsbetrieb aufmerksam macht und den “Bewerbungsaufwand” möglichst klein hält.
So wie beispielsweise der Mühlenbecker aus Westerburg (in der Nähe von Montabaur). Der nutzt nämlich ein Medium, welches ohnehin zu Tausenden über den Bäckerei-Tresen geht: Die gute alte Brötchentüte!
Hier wird nicht nur auf die Ausbildung, sondern generell auf die Jobs beim Mühlenbäcker aufmerksam gemacht. Super Sache, bekommt von mir ein klares Daumen hoch!
Auch der Bäcker Ströck aus Wien nutzt seine Brötchentüten sinnvoll. Hier geht man aber noch einen Schritt weiter. Ströck ist quasi DER Bäcker in Wien. 75 Filialen in und um Wien unterhält das Familienunternehmen und beschäftigt aktuell 70 Lehrlinge (so heißen die Azubis in Österreich).
Und obwohl das Unternehmen ja “nur” ein Handwerksbetrieb ist, verfügt das Unternehmen sogar über eine Karriere-Website. Und die kann sich wirklich sehen lassen. Fein säuberlich gegliedert findet sich hier jede fürs Unternehmen relevante Zielgruppe (Filiale, Backstube, Lehre, Zentrale, Gastronomie) wieder und diese zudem noch relevante Informationen. Hut ab!
Aber es soll heute nicht um die Karriere-Website gehen. Schließlich ist Brot verkaufen keine Rocket Science und es muss nicht immer Online-Recruiting sein. Sag’ nicht ich, sondern auf dem legendären Wiener HR Barcamp Eva Planötscher-Stroh, die nicht nur Head of Human Resources beim Wiener Großbäcker, sondern auch äußert online-extrovertiert ist.
“Brot verkaufen ist keine Rocket Science. Warum sollten wir dafür ein gewaltiges Online Recruiting bauen!” sagt @str_eva #hrbc15
— Christoph Athanas (@CAthanas) 2. Oktober 2015
Und so hatte man den eigentlich absolut naheliegenden Gedanken, potenziellen Kandidaten die Gelegenheit zu geben, den Bäcker Ströck unmittelbar kennen zu lernen, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich gegenseitig zu beschnuppern. Denn obwohl bei Ströck keine Chemie in die Backwaren kommt, muss sie zwischen Mitarbeitern und Unternehmen einfach stimmen. Daher haben Interessenten nun bereits seit Anfang Oktober die Möglichkeit, sich an drei Tagen pro Woche in der Wiener Innenstadt im so genannten Ströck Karrierezentrum vorzustellen und sich einen Eindruck vom Arbeitgeber bzw. von der Tätigkeit selbst zu verschaffen. Ohne Vorselektion, ohne Terminvereinbarung und ohne Bürokratie. Auf diese Weise gelingt Ströck eine gezielte und einfachere Bewerberansprache, als das über umständliche Online-Prozesse der Fall ist.
Schwerpunkt liegt auf den Verkaufspositionen. Schließlich erkennt man ein echtes Verkaufstalent oder persönliches Engagement nicht am Lebenslauf, sondern nur im wirklichen Umgang mit dem Menschen und im persönlichen Gespräch, wie mir Eva verraten hat. Und zwar egal, was der/diejenige vorher gearbeitet hat. Also auf jeden Fall was für Quereinsteiger – eine sehr heterogene Zielgruppe, die viele Unternehmen im Übrigen gar nicht auf dem Schirm haben.
Bei dieser Art der “terminfreien Bewerbung” entscheiden die Bewerber selbst, wann das Gespräch stattfindet. Klarer Vorteil für beide Seiten: Man ist schneller im neuen Job, im Idealfall sogarbinnen einer Woche.
Und das kommt an: Bereits in der ersten Woche waren 110 persönliche Bewerber im Karrierezentrum. Davon konnten 47 an die Filialen weitergeleitet werden und sieben Personen davon wurden eingestellt. Auch das Resümee Ende Dezember lässt sich sehen:
Ein Beispiel, dass zeigt, dass man dem “Fachkräftemangel” sehr wohl ein Schnippchen schlagen kann und das in meinen Augen Schule machen könnte (sollte!). Man muss eben nur wollen. Und eine gesunde Portion Frechmut schadet nie.
Wer sich das Ganze mal live und in Farbe anschauen will (Wien ist immer eine Reise wert und jetzt um eine Attraktion reicher):
Ströck-Karrierezentrum, Berggasse 13, 1090 Wien
Öffnungszeiten
Montag: 12:00 – 19:00 Uhr
Mittwoch: 06:30 – 16:00 Uhr
Freitag: 08:00 – 16:00 Uhr
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Florian Schrupp