18. Juni 2018
WM-Fieber im Recruiting: Wie Arbeitgeber die Fußball-WM für die Bewerberansprache nutzen
Lesezeit: 4 Min. Employer BrandingPersonalmarketing
Deutschland ist im WM-Fieber. So ein bisschen zumindest. Und auch wenn Deutschland im seinem ersten Spiel der Fußball-Weltmeisterschaft nicht wirklich überzeugt hat, so sorgt das sportliche Großereignis in Russland trotz fragwürdiger Rahmenbedingungen in vielen Unternehmen in den nächsten Wochen für Gesprächsstoff. Nicht nur Tippspiele zur Fußballweltmeisterschaft haben Hochkonjunktur, findige Arbeitgeber haben die WM längst fürs Recruiting entdeckt.
WM-Fieber, das ist auch Tippspiel-Fieber. Zumindest für Fußballbegeisterte, zu denen ich nicht gehöre – was wohl auch gut erklärt, warum ich mich bisher immer Fußball-Themen verweigert habe. Tatsächlich sind gemäß einer Umfrage unter 4.000 Arbeitnehmern bei mehr als jedem vierten Teilnehmer Tippspiel-Runden im Büro geplant. Auch die HR-Community tippt unter HRtipptWM. 88 Prozent sagen, dass die WM eine erhebliche Rolle in den Gesprächen am Schreibtisch, an der Kaffeemaschine oder in der Mittagspause spielt. Und tatsächlich sind 29 Prozent sogar der Ansicht, Fußballsachverstand sei in solchen Gesprächen karrierefördernd. Welche Rolle die WM in Vorstellungsgesprächen spielt, wurde indes nicht gefragt ;)
WM-Tippspiele stärken das Wir-Gefühl
Wenn das Ganze also so ein heißes Thema ist, müsste die Fußball-WM doch auch ein prima Aufhänger fürs Recruiting bzw. in der Bewerberansprache sein. Oder zumindest, um die Reichweite und Bekanntheit als Arbeitgeber zu stärken. Die Wirkung bspw. eines WM-Tippspiels darf nicht unterschätzt werden – sowohl nach innen, als auch nach außen. So kann ein ein solches Tippspiel bspw. das Wir-Gefühl oder das Teambuilding (was machen eigentlich Fußball-Verdrossene in diesem Zusammenhang?) fördern (zusammen jubeln und so), Wertschätzung gegenüber Mitarbeitern ausgedrückt werden und in Summe auf die Unternehmenskultur einzahlen.
Bewerberansprache via WM-Spielplan
Oder wie wäre es, Bewerber zu so einem Tippspiel einzuladen und auf diese Weise Kontakte zu knüpfen oder aufrecht zu erhalten?
Oder man macht es wie die Aareal-Bank aus Wiesbaden. Diese nutzt zwar kein WM-Tippspiel, hat aber geschickt die Bewerberansprache mit einem WM-Planer verbunden. So einen WM-Planer können Fußball-Begeisterte immer gebrauchen. Und warum dort nicht eine Arbeitgeberbotschaft unterbringen? So dachte auch “HR-Artist” Sebastian Sellinat und brandete mal eben die im Din-A2-Format gestalteten WM-Planer für das im M-Dax notierte Finanzinstitut. Mit Erfolg. Das Ding geht weg wie warme Semmeln – sowohl in der Bank, als auch unter Bewerbern. Und da so ein Planer über die Zeit von 4 Wochen und länger hängt und von vielen gesehen wird, ist natürlich auch der Reichweiteneffekt nicht zu unterschätzen.
Während man bei der Bundeswehr nicht verstanden hat, dass es zur Reichweitenmessung auch bestimmter Indikatoren bedarf, verweist der WM-Planer aus Wiesbaden nicht auf die klassische URL der Karriere-Website, sondern auf arbeiten-in-wiesbaden.de.
WM-Spielplan im Tausch gegen den Lebenslauf
Aber das ist noch nicht alles: Auch bei der “Vermarktung” der WM-Planer geht man ungewöhnliche Wege. Und so erhalten Bewerber den WM-Planer gegen einen eingesandten Lebenslauf. Eine originelle Idee, die ankommt, wie mir Sebastian verraten hat: “Mit dem WM-Planer wollen wir internes und externes Personalmarketing machen. Die peppige Variante mit T-Shirts zum Stecken hat einen Gamification-Ansatz. Und klar, dass unser Claim nicht fehlen darf. Das Feedback intern wie extern war auf jedenfalls sehr positiv. Auch in unserem Stellenportal, wo wir Planer gegen Lebenslauf tauschen.”
Wir sind morgen auf der “Enter-IT-Messe” an der Goethe-Uni in Frankfurt! Sei dabei und unterhalte Dich mit unseren IT-lern und bekomme einen coolen WM-Planer von geschenkt!https://t.co/fgi93FKhXf #it #messe #wm2018 #recruiting @aareal #karriere
— Career@AAREAL (@aarealcareer) 6. Juni 2018
Einen anderen Weg geht die Agentur Antoni aus Berlin. Auf Ihrer Facebook-Seite bewerben die Kreativen auch einen WM-Planer, diesen allerdings in elektronischer Form. Der WM-Kalender integriert sich per Klick in diverse Kalender-Formate und so sind sämtliche Spielpaarungen bspw. direkt in Outlook eingebunden. So lassen sich die Termine dann bewusst so legen, dass sie mit eventuellen WM-Spielterminen kollidieren.
Versteckte Recruiting-Botschaften
Der Clou bei diesem Kalender: Bei einigen Spiel-Paarungen ist eine Recruting-Botschaft “versteckt”. Und so heißt es dann bspw beim Spiel Deutschland : Mexiko: “Germany vs. Mexico or … a job @antoni? There’s no ‘I’ in ‘Team’, but there’s a number 9 in Germany’s – and they’re in dire need of one! If you like hedging your bets and can turn data into information, information into insight, and insight into business decisions – you might fit in at antoni! We’re on the search for a Data Analyst who understands the strength in numbers and help businesses grow. If you think you’re a possible candidate, let us know.”
Willst du dir wirklich ein gähnend langweiliges WM-Spiel antun oder die Zeit sinnvoll nutzen – sprich dich bei antoni bewerben – so die Botschaft. Ein charmanter Ansatz. Dank medialer Streuung durch die Kanäle von Horizont und W&V sowie die von der Agentur bespielten Social-Media-Plattformen bekommt der WM-Kalender zwar zusätzliche Reichweite und wird in den Medien als “Trojanisches Pferd im Recruiting” abgefeiert, wird aber auf der Website der Agentur wiederum nicht prominent vermarktet.
Ob analoger WM-Planer oder digitaler WM-Kalender, die zwei Beispiele zeigen sehr schön, wie man ein mediales Großereignis auch für Recruiting und Bewerberansprache nutzen kann. Und für alle, die dieses Mal nicht auf die Idee gekommen sind: In vier Jahren gibt’s wieder eine Chance.