Wenn du PR sagst, musst du auch HR sagen – Marc Raschke zu Influencer-Marketing, Bewerberansprache via Instagram und WhatsApp und Leibesinselschwund – Podcast Episode 13

Lesezeit: 7 Min. HRRecruiting

In meiner mittlerweile 13. Podcast-Episode geht’s um Influencer-Marketing mit Relevanz (!), warum HR und PR zusammenwachsen (oder zumindest den Schulterschluss wagen) sollten und wie man mit Authentizität und pfiffigen Ideen und Videos zu Leibesinselschwund (nicht nur) Bewerber begeistern und nebenbei noch viele Preise einheimsen kann (wobei letzteres nicht die Motivation sein sollte). Gesprochen habe ich darüber mit Marc Raschke, seines Zeichens Leiter der Unternehmenskommunikation des Klinikums Dortmund, im Tschillma in Wiesbaden.

Marc Raschke ist zwar gar kein HR’ler, sondern PR’ler, aber genau das macht das Ganze so interessant. Denn abgesehen davon, dass HR und PR viele Gemeinsamkeiten haben, zeigen seine Aktivitäten sehr schön, wie man sich mit cleveren (PR-)Ideen und viel Sympahtie als attraktiver Arbeitgeber in die Herzen der Bewerber spielen kann. Marc hat als PR’ler für seine Aktivitäten den Personalmanagement-Award gewonnen. Darüber hinaus war er nominiert für den German Brand Award sowie für den Publikumspreis für den deutschen Content-Marketing-Preis 2017. Dann nochmal für den Sonderpreis der Jury, beim Digital Communication Award 2017 stand er zumindest auf der Europa Top Five Shortlist. Den Personalmanagement Award 2017 hat er gewonnen für seine WhatsApp-Aktion fürs Krankenhaus Porz, wo er auch für die PR-Arbeit verantwortlich ist. Dann war er noch für den Personalmarketing Innovation Award nominiert, Top 4 Shortlist für die Recruiting-Kampagne beim HR Excellence Award usw. Ein echter Preisjäger also. Ganz nebenbei ist er auch noch Gründer von myregalbrett, für das er von Galileo auf ProSieben als Deutschlands erfolgsreichste Geschäftsidee ausgezeichnet wurde.

 

Analog zu HR ist es bei PR ähnlich, dass man in vielen Teilen mit seiner Arbeit erst wahrgenommen wird, wenn man für Aufmerksamkeit sorgt. Stichwort “Personal Branding” – was schlussendlich auch aufs Employer Branding einzahlt. Oder auch umgekehrt. Er selber ist schon ein wenig verwundert gewesen, dass er für die WhatsApp-Kampagne, die er 2017 für eine Woche im Krankenhaus durchgeführt hat, “wo quasi ein Handy wie so eine Art Wanderpokal von einem Mitarbeiter zum nächsten ging und der dann mal einen Tag lang aus seinem Leben, aus seinem Berufsleben, geWhatsAppt hat“. So bekam man als Außenstehender Einblicke auch in Bereiche, die man sonst in der Form nicht zu Gesicht bekommt. Marc war selber überrascht von der Resonanz. Schließlich wollte er einfach nur ausprobieren, welche Möglichkeiten WhatsApp in Sachen PR (und dabei idealerweise auf HR bzw. Recruiting einzahlend) bietet.

“Ich war überrascht. Ich wollte es immer mal ausprobieren, weil ich WhatsApp für einen absolut innovativen oder einen zukunftsträchtigen Kanal noch halte in Sachen PR. Ich dachte mir, wenn man PR mir HR dann noch verbinden kann, warum nicht.”

Mit WhatsApp eine digitale Brücke über den Rhein bauen

Ziel war es, junge Bewerbergruppen auf das Krankenhaus Porz als Arbeitgeber aufmerksam zu machen. Denn “obwohl es viele Rheinbrücken gibt und man ganz leicht von einer Seite zur anderen kommen kann, tun sich da Studenten immer etwas schwer mal rüberzukommen und da ihr Praktisches Jahr zu machen“, so Marc. Auch Azubis seien schwer zu finden. Daher war die Überlegung die “wirklich jungen Leute, die WhatsApp eh nutzen, über diesen Kanal mal anzusprechen und quasi die digitale Brücke über den Rhein zu bauen“. Das Konzept ging voll auf, ein Radiologe hatte die Nutzer sogar mal nachts mit in die Nachtschicht genommen und erzählt, wie er dann da Notfall-MRT machen muss. Ein Kardiologe “nahm die Teilnehmer mit zur Visite“. Auch in den OP bekamen die Nutzer Einblicke. Auch eine Geburt gab es und der erste Schrei des Kindes war dann als Audiodatei in der WhatsApp-Gruppe. Ein Moment, der Marc echte Gänsehaut bereitet hat.

“Wir haben einen vorhandenen Kanal WhatsApp einfach mal mit anderen Dingen befüllt als mit, was bringst du zur nächsten Grillparty mit.”

Dass das Krankenhaus Porz hierfür den Personalmanagement Award gewonnen hat, hat Marc selbst überrascht. “Da saßen die Personaler von den großen Unternehmen, was weiß ich, große Autobauer und sonst was. Die saßen da und so ein kleines, pardon, Provinzkrankenhaus, Krankenhaus Porz ist super übrigens, an dieser Stelle, aber nein, aber das hat im Verhältnis dazu dann sowas gewonnen. Da dachte ich so, Mensch!” Marc sieht viele Parallelen von HR zu PR. So auch die, “dass sich alle erstmal für die wichtigsten und für, die auch wirklich absolut ein Unternehmen nach vorne bringen können. Aber gleichzeitig haben so alle das Problem, dass wir überhaupt nicht wahrgenommen werden. Ich glaube ressourcentechnisch sind wir alle brutal unter…”

Tatsächlich sei die Denke gewesen, dass die Menschen sowieso immer ins Krankenhaus gingen, wenn es ihnen nicht gut geht, was auch der Grund dafür gewesen sei, dass Krankenhäuser nicht großartig die PR-Trommel gerührt haben. In der Folge blieben die Patienten aus. Übertragen auf HR bzw. Recruiting lässt sich das ebenso beobachten: Aktives Werben um Bewerber findet kaum statt. Die Einrichtungen, die über mangelnde Bewerbungen klagen, tun schlichtweg nichts. Oder aber nicht das richtige. Dass da jetzt ein “offener Krieg um die Bewerber tobt“, wie man ihn in anderen Regionen beobachten kann, findet Marc allerdings fragwürdig. So erzählt er von der Kampagne einer Frankfurter Klinik, wo man alle Fahrradsattel mit einem Überzieher mit dem Slogan “Umsatteln. Komm zu uns” versehen hatte und so auf die eigene Klinik aufmerksam machte.

“Dann erreichst du, dass das ein Wettrüsten von Ideen ist und am Ende springen die Pflegekräfte, die ehe nicht da sind, immer nur von einem Haus zum nächsten und da, wo gerade die beste Idee ist.”

Viel ist in der Vergangenheit falsch gemacht worden, hinzu kämen Gesetzesvorgaben, die bezüglich der Personalplanung so ohne Weiteres schlicht unmöglich seien zu erfüllen. “Auf einmal wurdest du über Nacht vor die Herausforderung gestellt als Krankenhaus, dass du jetzt spezialausgebildete Frühchen-Krankenschwestern brauchst. Die gibts aber gar nicht auf dem Markt und zwar auch nicht in der Menge, die du brauchst. Dann kommt noch hinzu, dass du eine Personalplanung brauchst, mindestens 3 Monate, so im Schnitt, 2 bis 3 Monate im Voraus. Du kannst doch aber gar nicht abschätzen wie in 3 Monaten die Frühchen-Situation auf deiner Station ist, musst aber trotzdem den Plan so schreiben.” 

Instagram für junge Pflegefachkräfte

Marc Raschke ist auch ein großer Fan von Instagram. Mit aller Bescheidenheit erwähnt er, dass der Instagram-Account vom Klinikum Dortmund mit über 4.800 der größte eines Krankenhauses in Deutschland ist. Marc ist der Überzeugung , dass Instagram “eigentlich der Kanal schlechthin, um junge Nachwuchskräfte in Sachen Pflege auch unter anderem zu kriegen” sei. Auch vor dem Hintergrund, dass solche Häuser mit geringem Budget ausgestattet seien, stelle Instagram eine hervorragende Möglichkeit dar, hier die Zielgruppe zu erreichen. Ich sehe das natürlich etwas differenzierter, nur dass ein Account viele Fans und Follower hat, bringt einem gar nichts, wenn dort keine relevanten Inhalte gepostet werden und man sich nicht auf den Dialog einlässt. Relevanz und Dialog sind letztendlich die Essenz von Social Media. Und natürlich müssen diese Präsenzen auch “gelebt” werden. Dienst nach Vorschrift funktioniert nicht im Social Web. Und ohne Geschichten erzählen zu können (neudeutsch Storytelling), sowieso nicht.

“Ich glaube, wir haben dieses Talent alle in uns so Geschichten zu erzählen, weil jeder erzählt dem anderen irgendwas. Abends beim Bier oder Mutter Tochter, das sind alles irgendwie Geschichten. Man muss sich nur dessen mal bewusst werden. Das versuchen dann zu professionalisieren, dieses Abrufen dieses Talents.”

Marc weiß das. Die Live-Chats mit Ärzten auf Instagram und Facebook haben mittlerweile echten Kultcharakter. Unbedingt mal anschauen, wenn Dr. Risse bspw. die Leibesinseln erklärt. Sie wissen nicht, was Leibesinseln ist? Ich sage ja, personalmarketing2null lesen macht schlau!

Aber abgesehen vom Kultstatus hat das Klinikum Dortmund durch seine Maßnahmen Influencer-Marketing mit Relevanz auf die Beine stellen können. Influencer-Marketing, dass so gut funktioniert, dass sogar mit Kusshand am Markt gesuchten Intensivpfleger aus Hessen ins coole Haus im Ruhrgebiet wechseln wollen. Guckst du. Bzw. hörst.

Wie ihm das gelungen ist, warum er mit dem Bewerber eine Currywurst essen gehen wird, wie er aus dem OP ein Symphonie.-Orchester gemacht hat, welche Bedeutung Störche für die Strategie des Krankenhaus haben, in welchem Zusammenhang Jean-Claude van Damme mit dem Klinikum Dortmund steht, wie richtig gutes Storytelling funktioniert (und das eigentlich jeder beherrscht) und wie gute PR aufs Recruiting einzahlt, erfahren Sie im Podcast. Viel Spaß dabei!

Natürlich gibt’s den Podcast auch bei iTunes

Links zur Episode:

Marc Raschke auf XING

Facebook-Seite Klinikum Dortmund

Facebook-Seite Krankenhaus Porz

Instagram-Account Klinikum Dortmund

Dr. Risse zu Leibesinselschwund

Das Spagat-Krankenhaus-Bett-Video

Der SAT-1-Bericht dazu

Das OP-Musik-Video

WDR-Bericht zum Video

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Über den Autor
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Moin! Ich bin Henner Knabenreich. Seit 2010 schreibe ich hier über Personalmarketing, Recruiting und Employer Branding. Stets mit einem Augenzwinkern oder den Finger in die Wunde legend. Auf die Recruiting- und Bewerberwelt nehme ich auch als Autor, als Personalmarketing-Coach, als Initiator von Events wie der HR-NIGHT oder als Speaker maßgeblich Einfluss auf die HR-Welt. Sie möchten mich für einen erfrischenden Vortrag buchen, haben Interesse an einem Karriere-Website-Coaching, suchen einen Partner oder Berater für die Umsetzung Ihrer Karriere-Website oder wollen mit bewerberzentrierten Stellenanzeigen punkten? Ob per E-Mail, XING oder LinkedIn - sprechen Sie mich an, ich freue mich auf Sie!
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