Stack Overflow Entwickler-Report: Wo Entwickler sind und was sie wollen

Lesezeit: 5 Min. RecruitingStellenanzeigen

Die SPD sucht derzeit einen Data Scientist. Und liegt damit voll im Trend. Denn die Nachfrage nach solchen Experten, die die Programmiersprachen R und Python beherrschen sollten, steigt. So der aktuelle Stack Overflow Entwicklerreport 2017. Allerdings wird die Stelle, die die SPD ausgeschrieben hat, wahrscheinlich nicht gefunden, ist sie doch als “Referent” deklariert und gut versteckt. Weswegen man als Data Scientist nun unbedingt diese Stelle antreten sollte, bleibt auch ungewiss. Ohnehin gehen die wenigsten Unternehmen auf ihre Mitarbeitervorteile ein. Welche bei Software-Entwicklern hoch im Kurs sind? Auch darüber gibt der Entwicklerreport Auskunft.

Nicht nur die SPD ist auf der Suche nach IT-Talenten. Generell ist die Nachfrage hoch, die qualifizierten Talente sind schwer zu finden. Was Sie wahrscheinlich auch schon gemerkt haben und vielleicht gehören Sie ja auch zu den 65 Prozent der Unternehmen, die gerne Code-Ninjas und Python-Gurus einstellen wollen. 71 Prozent sehen diesen Engpass an Fachkräften sogar als schädlich fürs Geschäft, so der Entwicklerreport in seiner Zusammenfassung. 41 Prozent der Befragten im Stack Overflow IT-Recruiter Report wiederum können nicht genug Entwickler für offene Positionen finden (in dem Zusammenhang fällt mir der alte Modern Talking-Gassenhauer “You are not alone” ein).

Data Scientist oder Referent, das ist hier die Frage

Wo ich mir dann wieder die Frage stelle: Wenn es doch schädlich fürs Geschäft ist, warum werden dann a) nicht gescheite Stellenanzeigen formuliert, b) diese in den zielgruppenaffinen Stellenbörsen geschaltet und c) natürlich auch andere Suchwege beschritten – wie bspw. Active Sourcing, Performance Personalmarketing oder digitale Mitarbeiterempfehlungsprogramme? Und warum zahlt man in vielen Fällen nicht die Gehälter, die gerechtfertigt wären (die Cost of Vacancy lässt grüßen) oder geht auf die Bedürfnisse der Entwickler ein? Nur mal so als Anregung.

Zurück zum Data Scientist (kleine Anekdote am Rande: nun gibt es sogar schon eine Jobbörse für Big Data Jobs. Kein Scherz!). Die Nachfrage nach solchen Datenjongleuren und anderen Experten wird unaufhaltsam wachsen. Dazu tragen wir selbst bei, in dem wir die Büchse der Pandora Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen selbst geöffnet haben. Industrie 4.0, IT Security, Cloud Computing, Internet of Things, Blockchain – um mal ein paar Buzzwords in den Ring respektive das WWW zu werfen – all diese Entwicklungen tragen dazu bei, dass der Markt immer enger wird.

Die häufigsten Entwicklertypen in Deutschland

Aktuell gibt es bspw. rund 4 Prozent an Data Scientists und noch mal so viele Machine Learning-Experten. Mehr als das fünfzehnfache tummelt sich bei den Web-Entwicklern (diese Zahlen stammen aus der Stack Overflow Datenbank). Hier sind es dann die Fullstack-Webentwickler (also die Mädchen für alles, Front- und Backend), die dominieren.

Die häufigsten Entwicklertypen in Deutschland

Geht es um die Skills, so dominiert Java. Java ist auch in Deutschland die dominierende Sprache für Softwareentwicklung in Unternehmen. Allerdings gibt es auch Ausreißer. Der Online-Handel ist stark auf PHP angewiesen, was möglicherweise darin begründet ist, dass PHP die erste Sprache für schnelle, flexible Webentwicklung war, als E-Commerce am entstehen war. Die Automobilunternehmen wiederum nennen Python als bevorzugte Technologie – vermutlich, weil sie stark im Machine Learning und der Datenwissenschaft ist.

Wachstumsstärkste IT-Technologien in Deutschland

Und so hat von September 2016 bis September 2017 Python an Wachstum zugelegt. Mit mittlerweile mehr als 10 Prozent aller Seitenaufrufe bei Stack Overflow hat sie Java als meistgesuchte Technologie überholt. Big Data, Machine Learning und KI lassen grüßen. Genauso die Programmiersprache R: Als am zweitschnellsten wachsende Technologie wird sie in denselben Gebieten eingesetzt.

Wachstumsstärkste Software-Technologien in Deutschland - Stack Overflow Entwicklerreport

Genau diese beiden Sprachen sollte der o. g. “Referent” beherrschen. Wenn er denn die Stelle überhaupt findet, ist sie doch auf der übermobiloptimierten Website nicht nur in die hinterste Ecke verbannt, sondern ausschließlich als PDF verfügbar (was einen Arbeitgeber in Zeiten von Mobile Recruiting ganz klar ins Aus manövriert) . Dann wäre noch die Frage, wie motiviert ein Data Scientist ist, sich auf eine befristete Stelle (!) zu bewerben, wenn er die gebotenen Mitarbeitervorteile beäugt (positiv sei anzumerken, dass immerhin welche genannt werden!). Genannt werden “Arbeit in einem interdisziplinären, kreativen Team“, “Agiles Projektmanagement“, “Möglichkeit, sich bei der Weiterentwicklung der einmaligen IT Infrastruktur des Analyseteams einzubringen“. Ein interdisziplinäres und insbesondere kreatives Team bietet sonst wohl kein Arbeitgeber.

Was Entwickler wirklich wollen

Aber was wollen Entwickler eigentlich? Und nach welchen Kriterien bewerten sie ein Stellenangebot? Auch dazu gibt der Entwickler-Report Auskunft.

  1. Möglichkeiten zur fachlichen Weiterbildung
  2. Programmiersprachen, Frameworks und Technologien, mit denen sie arbeiten
  3. Das Büro, in dem sie arbeiten
  4. Gehalt und Zusatzleistungen
  5. Projektmanagement-Stil des Unternehmens (z.B. Waterfall vs. Scrum)
  6. Dauer des Arbeitsweges
  7. Das Team und die Abteilung, in der sie arbeiten
  8. Der geforderte Erfahrungslevel
  9. Finanzierungsstatus bzw. die wirtschaftliche Situation des Unternehmens
  10. Die Möglichkeit im Home Office arbeiten zu können

Und mit diesen Benefits werben die Unternehmen

Mit diesen Benefits werben Arbeitgeber auf Stack Overflow um Entwicklertalente

Flexible Arbeitszeiten sind toll. Aber das Gehalt dann doch irgendwie auch nicht ganz unwichtig. Haben wir doch gerade gelernt, dass die Gehaltsangabe zu 40 Prozent mehr Bewerbungen führt und Google Jobs die Stellenanzeigen besser rankt, die über eine Gehaltsangabe verfügt. Da ist also noch viel Luft nach oben. Aber nicht nur da. Verwunderlich ist es schon, dass für Mentoring-Programme, die gesponserte Teilnahme an Konferenzen oder andere Investitionen in die Ausbildung der Kandidaten, die wenigsten Unternehmen werben. Vor allem vor dem Hintergrund, dass professionelle Schulungen für die Weiterentwicklung der Mitarbeiter essentiell sind, gräbt sich hier ein tiefes Fragezeichen in meine Stirn.

Welche Benefits schätzen Entwickler besonder - Stack Overflow Entwicklerreport

Das Fragezeichen wird tiefer, wenn ich mir so manche Stellenausschreibung anschaue. Weil wir ja gerade bei dem Data Scientist (bzw. dem Referenten) sind, den die SPD sucht: Dieser soll bspw. über einen “Abschluss in Ökonometrie, Statistik, Mathematik, Informatik, Maschinelles Lernen, Politikwissenschaft oder in einem ein ähnlichen Feld (Master oder Doktortitel bevorzugt); oder äquivalente praktische Erfahrung in der Arbeit mit statistischer Analyse” verfügen. Master oder Doktortitel bevorzugt. Ach ja, träumen darf man ja.

Da ist es vor dem Hintergrund schon interessant zu wissen, dass 32 Prozent “der professionellen Entwickler in Deutschland ihre formale Ausbildung als „nicht sehr wichtig“ oder „überhaupt nicht wichtig“ für ihren beruflichen Erfolg” einschätzen. Und: 93 Prozent der Entwickler bezeichnen sich zumindest teilweise als Autodidakten, die ihre Fähigkeiten im Selbststudium erlernt haben. Die formale Ausbildung ist also immer nur ein Teil des Ganzen. Gell. Insofern immer gut überlegen, ob es wirklich den Hochschul-Absolventen braucht oder vielleicht einfach jemanden, der das dringend notwendige Know-how mitbringt und eben ein echter Coding-Ninja ist.

Das sind die Coding-Hochburgen

Auch zu den Hochburgen dieser “Coding Ninjas” gibt der Report Auskunft. So sitzen bspw. 5,7 Prozent der deutschen Entwickler im hohen Norden, in Hamburg und Umgebung. In Frankfurt am Main arbeiten 7,5 Prozent der deutschen Entwickler. Auf Platz 3 liegt München mit 10 Prozent (wo gerade ganz frisch die Stack Overflow Niederlassung eröffnet wurde). Nicht etwa auf Platz 1, sondern auf Platz 2 der Entwickler-Hochburgen ist Berlin mit 11,4 Prozent. Spitzenreiter ist das Rhein-Ruhr-Gebiet mit knapp 12,8 Prozent der Entwickler.

Den vollständigen Stack Overflow Entwicklerreport 2017 gibt’s hier zum Download.

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Moin! Ich bin Henner Knabenreich. Seit 2010 schreibe ich hier über Personalmarketing, Recruiting und Employer Branding. Stets mit einem Augenzwinkern oder den Finger in die Wunde legend. Auf die Recruiting- und Bewerberwelt nehme ich auch als Autor, als Personalmarketing-Coach, als Initiator von Events wie der HR-NIGHT oder als Speaker maßgeblich Einfluss auf die HR-Welt. Sie möchten mich für einen erfrischenden Vortrag buchen, haben Interesse an einem Karriere-Website-Coaching, suchen einen Partner oder Berater für die Umsetzung Ihrer Karriere-Website oder wollen mit bewerberzentrierten Stellenanzeigen punkten? Ob per E-Mail, XING oder LinkedIn - sprechen Sie mich an, ich freue mich auf Sie!
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