28. Juni 2017
Bewerberansprache: 5 Tipps für die perfekte Kontaktvermeidungsstrategie
Lesezeit: 6 Min. Karriere-WebsitesPersonalmarketingRecruiting
Sie finden Bewerber sind so ziemlich das Lästigste, was Ihren geregelten Arbeitsalltag stört? Sie möchten alles dafür tun, dass man Sie nicht mit lästigen Anrufen oder Mails im Tagesgeschäft behelligt? Bewerbungen zu sichten ist nicht so Ihr Ding? Sie sind der Meinung, eine positive Candidate Experience und Studienergebnisse, die klar sagen, dass Kontaktmöglichkeiten ein Top-Kriterium bei Bewerbern sind, seien absolut überbewertet? Prima, dann habe ich hier die fünf Top-Tipps für die Umsetzung einer perfekten Kontaktvermeidungsstrategie bei der Bewerberansprache!
Es ist echt eine Crux. Da hat man sich um die Erstellung einer Präsentation für die neue HR-Strategie zu kümmern, überlegt, wie man ein paar Mitarbeiter los wird, “kreiert” gerade mit einer Kreativ-Agentur eine (neue, die alte passte irgendwie nicht so ganz) “Employer Brand” oder überlegt sich, wie man möglichst effizient das Weiterbildungsbudget auf den Kopf hauen kann (möglichst teuer soll die Veranstaltung schon sein, und unter einem schicken 5-Sterne-Hotel als Veranstaltungsort geht schon mal gar nix) und dann werden Sie jäh durch einen Anruf aus Ihren Tagträumen Aufgaben gerissen. Am Telefon: Ein Bewerber mit Fragen zur Stelle. Während Sie sich noch fragen, wer den Anrufer überhaupt zu Ihnen durchgestellt hat, poppt in Ihrem Outlook eine E-Mail auf. Da will doch tatsächlich jemand Informationen zur Stelle. Dabei haben Sie doch bei der Formulierung Ihrer Stellenanzeige extra alles dafür getan, dass man sich nicht bewirbt. Schließlich könnte kein Mensch jemals so einem Anforderungsprofil entsprechen…
Kennen Sie das geschilderte Szenario? Wollen auch Sie lieber Ihrem Tagesgeschäft nachgehen, anstatt sich um lästige Bewerber zu kümmern? Dann habe ich hier die ultimativen Tipps zur Umsetzung einer perfekten Kontaktvermeidungsstrategie bei der Bewerberansprache (hm, eigentlich ist Bewerberansprache nicht richtig, denn genau die wollen wir ja vermeiden)!
Tipp 1: Schalten Sie keine Stellenanzeigen
Erster Tipp (eigentlich reicht der vollkommen aus, beherzigen Sie diesen, können Sie sich die nachfolgenden schenken): Verzichten Sie auf das Schalten von Stellenanzeigen. Umso größer ist die Chance, dass man nicht auf Sie aufmerksam wird und sich bei Ihnen bewirbt. Sie wollen den Anschein erwecken, dass Ihr Unternehmen Personal sucht und auf das Schalten einer Stellenanzeige nicht verzichten? Dann helfen folgende Tipps garantiert weiter:
- Veröffentlichen Sie die Anzeige auf Ihrer Website gut versteckt bspw. unter “Über uns”, “Unternehmen”, “Kontakt”, “News”, “Service” oder “Impressum”.
- Schalten Sie die Anzeige keinesfalls in irgendeiner Jobbörse. Deren Reichweite wird ohnehin immer geringer. Außerdem würde das nur dazu führen, dass man doch auf Sie aufmerksam wird.
- Sicherheitshalber veröffentlichen Sie die Anzeige als JPG oder anderes Bildformat.
- Idealerweise mehrere über- bzw. untereinander – in der Größe und im Layout eines einfachen Print-Stelleninserats.
- Alternativ können Sie auch die Stellen, die Sie anzubieten haben, alle auf einer Seite veröffentlichen. Für welche Variante Sie sich auch entscheiden: Sie stellen so garantiert sicher, dass weder Google noch irgendwelche Job-Crawler Ihre Jobs entdecken und ein Bewerber bei einer Google-Suche über Sie stolpert.
Tipp 2: Verzichten Sie auf eine Karriere-Website
Informationen über das, was Sie als Arbeitgeber zu bieten haben, braucht kein Mensch. Schenken Sie sich diesen Bereich auf Ihrer Unternehmens-Homepage und investieren Sie anstatt einer Karriere-Website lieber in eine Facebook-Karriereseite. Die sind sogar umsonst. Sie sollten aber auf jeden Fall jede Möglichkeit des Dialogs unterbinden!
Leider besteht schon eine Karriere-Website (hoffentlich nicht mobil optimiert? Das würde die Chance, von Bewerbern auch über mobile Endgeräte gefunden zu werden, drastisch erhöhen!)? Auch dann müssen Sie nicht verzagen, folgen Sie einfach
Tipp 3: Vermeiden Sie jegliche Kontaktmöglichkeit
Kommunizieren Sie auf keinen Fall irgendwelche Kontaktdaten. Vermeiden Sie unbedingt die Nennung eines persönlichen Ansprechpartners sowie dessen E-Mail-Adresse und Telefonnummer. Diese Daten sowie die Unternehmensanschrift haben auch in der Stellenanzeige nichts zu suchen. Auch die Verlinkung mit Social-Media-Profilen auf XING oder LinkedIn sollte unbedingt vermieden werden. Kontaktanfragen seitens Bewerbern wären ansonsten möglich. Apropos XING/LinkedIn: Klar sollte auch, dass Sie Ihr Profil möglichst nicht pflegen: Ein Bild des Ansprechpartners sowie weiterführende Informationen über Ihre Interessen oder was Sie als Arbeitgeber zu bieten haben, sollten Sie unbedingt vermeiden. Am besten ohnehin, Sie legen gar nicht erst ein entsprechendes Profil an.
Tipp 4: Sorgen Sie dafür, dass man Sie garantiert nicht erreichen kann
Sie wollen den schönen Schein wahren, haben vielleicht gerade mehrere Tausend Euro in den Sand gesetzt in eine kreative Employer Branding-Kampagne investiert und suggerieren, Sie seien ein attraktiver Arbeitgeber? Dann dürfen Kontaktmöglichkeiten auf Ihrer Karriere-Website oder in den Stellenanzeigen natürlich nicht fehlen. Aber keine Angst, Sie müssen trotzdem nicht erreichbar sein:
- Verwenden Sie eine anonyme E-Mail-Adresse: personal, bewerbungsservice oder hr@ sind schon ein guter Weg, die Königsklasse jedoch ist die info@-Adresse. So können Sie davon ausgehen, dass von Bewerbern geschickte Mails garantiert im digitalen Nirvana untergehen.
- Eine gute Möglichkeit der Bewerbungsvermeidung ist auch ein möglichst komplizierter Bewerbungsprozess bzw. möglichst kniffelige Bewerbungsprozeduren. Bspw., indem Sie Bewerber dazu auffordern, sich mit einem umständlichen Kürzel in der Betreffzeile zu bewerben. Es versteht sich von selbst, dass Bewerbungen ohne dieses kryptische Kürzel nicht berücksichtigt werden.
- Zwingen Sie den Bewerber, sich erst einmal registrieren zu müssen, falls er eine Frage hat. So setzen Sie die Hürde für eine Kontaktanfrage sehr hoch und Sie können davon ausgehen, dass lästige Anfragen der Vergangenheit angehören.
- Kommunizieren Sie ausschließlich Telefonnummern, über die man Sie nicht erreichen kann oder der Anrufer bei Personen raus kommt, die keine Ahnung von den Anliegen haben: Zum Beispiel der Empfang (in der Regel zu erkennen an der 0-Nummer – als die sich dieser Kontakt auch in den meisten Fällen entpuppt). Sehr beliebt auch die Bewerber-Hotline, die nicht besetzt ist. Konsequenterweise setzen Sie eine kostenpflichtige 0900-er oder 1801-er Nummer ein (der Preis für Anrufe bei einer 0900-er Rufnummer ist frei gestaltbar. So kann dann bspw. die nächste Abteilungsfeier finanziert werden. Gründe zum Feiern gibt es genug: Zum Beispiel eine erfolgreich umgesetzte Kontaktvermeidungsstrategie).
Tipp 5: Bügeln Sie Bewerber ab
Irgendwie ist doch ein vorwitziger Bewerber zu Ihnen durchgekommen? Wie konnte das passieren? Aber keine Panik, noch können Sie das Ruder rumreißen!
- Seien Sie kurz angebunden und möglichst unfreundlich. Würgen Sie das Gespräch möglichst nach dem ersten Satz ab und lassen Sie den Bewerber spüren, dass er nicht willkommen ist. Jede Wette, dass das nachhaltig wirkt und Ihnen weitere Anrufe erspart bleiben!
- Bei Ihnen ist eine Bewerbung per E-Mail oder per Post eingegangen? Schicken Sie die Bewerbungen zurück und weisen Sie darauf hin, dass solche Bewerbungen nicht berücksichtigt werden, Bewerbungen nur online über Ihr 20 Seiten umfassendes supermodernes Online-Formular bei Ihnen möglich sind und man seine Bewerbung bitte noch mal einreichen möge.
Falls es doch einmal zu einem Gespräch kommt, unbedingt einen kühlen Kopf bewahren! Auch hier lässt sich die Reißleine ziehen:
- Instruieren Sie Ihr Empfangspersonal, möglichst herablassend mit dem Bewerber umzugehen.
- Lassen Sie den Bewerber möglichst lange warten.
- Bereiten Sie den Raum, in dem das Gespräch stattfinden soll, nicht vor. Raum? Welchen Raum?
- Zeigen Sie deutlich, dass Sie a) absolut unvorbereitet oder b) total uninteressiert sind.
- Stellen Sie dämliche Fragen im Vorstellungsgespräch oder zwingen Sie Ihre Kandidaten, sich zum Horst zu machen.
- Sorgen Sie für ausreichend Störungen: Bspw. durch ein klingelndes Telefon, plötzlich reinschneiende Kollegen oder eine Baustelle im Nebenraum.
- Lassen Sie sich Getränke, die im Vorstellungsgespräch gereicht werden, bezahlen.
- Reichen Sie erst gar keine Getränke.
- Geben Sie dem Bewerber über das weitere Vorgehen keine Auskunft.
- Melden Sie sich nach dem Gespräch nicht wieder, geben Sie weder einen Zwischenbescheid, noch verschicken Sie eine Absage.
Berücksichtigen Sie alle Tipps, können Sie sicher sein, dass Sie in Zukunft von lästigen Bewerberanfragen respektive Bewerbungen verschont bleiben und Sie sich in aller Ruhe dem Tagesgeschäft widmen können. Garantiert.
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Jan Steffen