01. Dezember 2022

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Schluss mit der austauschbaren Bewerbungsaufforderung!
“Haben wir Ihr Interesse geweckt?” so oder so ähnlich lauten die meisten Abgesänge in Stellenanzeigen. Zunächst einmal ist es ja
weiterlesen19. April 2017
Lesezeit: 3 Min. PersonalmarketingStellenanzeigen
Erinnern Sie sich noch an den Fall aus der Schweiz, wo man allen Ernstes Bewerber für ein während des Vorstellungsgesprächs kredenztes Getränk abzockte? Und das in der Gastronomie, die ja besonders laut über den Fachkräftemangel stöhnt. Besonders laut stöhnt man auch in der Pflegebranche. Und hier geht nun eine Pflegeeinrichtung einen komplett anderen Weg: Ab sofort ist dort dienstags für Bewerber Pizzatag!
Ja, Sie lesen richtig, das Ganze ist kein verspäteter Aprilscherz: Der “Wohnpark Am Sonnentau” spendiert seinen Bewerbern ab sofort jeden Dienstag eine Pizza zum Vorstellungsgespräch. “Dienstag ist Pizzatag! Dienstags gibt’s zu jedem Vorstellungsgespräch Pizza“, so wirbt eine Anzeige, die sowohl in einem Anzeigenblättchen als auch via Facebook veröffentlicht wurde. Man suche Pflegefachkräfte und während des Gesprächs möge man “bitte nicht mit vollem Mund sprechen! ;-)“.
Man kann davon halten, was man will und so gehen die mittlerweile über 120 Kommentare auf Reddit in sehr unterschiedliche Richtungen. Abgesehen davon, dass Geschmäcker ja bekanntlich verschieden sind (was auch der Grund ist, warum die Geschmacksrichtung der Pizza noch nicht feststeht, auf jeden Fall gibt’s auch eine vegetarische ;)), kann man sich schon nach dem Sinn des Ganzen fragen.
Klar, genau wie seinerzeit bei der Fleischbeschau im Personalmarketing will mach auch hier Aufmerksamkeit. Das ist schon mal gelungen. Und die Kampagne dürfte noch weitere Kreise ziehen. Aber die Intention ist ja eine andere, wie man dem Online-Magazin Noizz entnehmen kann. Hier wird der Leiter der Einrichtung, Maik Drieling zur Kampagne befragt. Ziel sei es demnach, einen ambulanten Pflegedienst aufzubauen und mittels der Anzeige entsprechende Fachkräfte anzusprechen. Man müsse sich mit seinen Annoncen hervorheben, um aufzufallen, wird er weiter zitiert. Und – jetzt kommt der springende Punkt: „Wenn die Leute vor mir sitzen, kann ich ihnen unsere Arbeit vorstellen, sie davon überzeugen.“
Ja. Im Grunde genommen liegt der gute Mann da absolut richtig. Nur ist es im Vorstellungsgespräch schon zu spät. Denn es gilt ja, die Bewerber vorher zu überzeugen, was man denn für ein toller Arbeitgeber ist. Im Zweifelsfall kommt es also gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch! Klar, die Website ist ansprechend gestaltet und unterscheidet sich wohltuend von denen anderer Pflegeeinrichtungen. Aber. Informationen für Bewerber gibt es null. Das entsprechende Stellenangebot? Fehlanzeige! Was die Einrichtung ihren Mitarbeitern zu bieten hat? Keiner weiß es. Zumindest nicht ein potenzieller Bewerber, der per Zufall über die Anzeige stolpert und sich ob der Originalität davon angesprochen fühlen mag und nun auf die Suche nach weiteren Informationen geht.
Wobei das durchaus fraglich ist. Denn die Pflegebranche steht auch aufgrund der schlecht bezahlten Arbeit in der Kritik. Da kommt das Spendieren einer Pizza fast einer Verhöhnung des Bewerbers gleich: “Komm, ich geb’ mich generös. Du kannst dir ja bei deinem Lohn nix Gescheites zu beißen leisten”. Denn auch so könnte man die Botschaft interpretieren.
Und die Anzeigen, mit denen “Super-Azubis” oder “5 fleißige Männer oder eine Frau in Teilzeit” gesucht werden? Auch die mögen zwar originell sein und die Aufmerksamkeit der aktuell etwas über 460 Facebook-Fans erregen. Das alles bringt aber nix, wenn es an Transparenz mangelt. Beispielsweise Transparenz darüber, was der Arbeitgeber zu bieten hat, wie sich das Team zusammensetzt, was die Aufgaben sind und wie diese organisiert werden oder wie in der Einrichtung Werte und Kultur gelebt werden. Dass man tatsächlich mal Tacheles redet und konkrete Summen aufruft, so wie es eine Pflegeeinrichtung in Würzburg aktuell macht. Hier wurde die Öffentlichkeit bewusst provoziert, in dem in der Stellenanzeige mit der konkreten Summe geworben wird, die eine Pflegefachkraft verdienen kann. Fast schon ein Tabu-Bruch in Deutschland. Zudem finden sich auf der Website dieser Einrichtung umfangreiche Informationen über die weiteren Arbeitgeberleistungen.
Nun denn. Auf jeden Fall gibt’s jetzt jeden Dienstag kostenlos Pizza. Und der Chef isst auch ein Stück mit. Schließlich sei es ja gemütlicher, zu zweit zu essen. In diesem Sinne: Guten Appetit!
Wer’s in seinem Job besser machen will, findet hier…
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