10. November 2016

#TraumberufSchäfer: Wenn Wanderschäfer zwitschern
Vor kurzem berichtete ich über die bisher wohl größte Recruiting-Aktion auf Twitter. Über den Hashtag #jimdoquit fieberten Recruiter unterschiedlichster Unternehmen
weiterlesen26. Oktober 2016
Lesezeit: 5 Min. RecruitingSocial Media
Was ist nur los mit der deutschen Startup-Szene? Erst macht die einstige Vorzeige-Gaming-Schmiede Goodgame-Studios Negativ-Schlagzeilen (die sich interessanterweise nur unwesentlich auf kununu niederschlugen), nun streicht das nächste Startup die Segel. Zumindest aber 70 von zuletzt 258 Stellen. Betroffen ist diesmal der Online-Baukasten-Spezialist Jimdo aus Hamburg. Zu schnelles Wachstum und mangelnde Fähigkeiten, dieses zu managen, scheinen offenbar das Problem bei Jimdo. Tja. Wachstum um jeden Preis eben. Und wie immer ziehen die Mitarbeiter den Kürzeren. Aber was des einen Leid ist des anderen Freud. Und so liefern sich Recruiter auf Twitter unter #jimdoquit ein heiteres Wettrennen um die Talente.
“Wir haben es versäumt eine effektive Managementstruktur einzuführen. Daher mussten wir heute leider die harte Entscheidung treffen, uns von einigen unserer Kolleginnen und Kollegen zu trennen.”
Kaum war die Neuigkeit über die Umstrukturierung verkündet, gab es auch schon die ersten Meldungen auf Twitter. (Ex-)Mitarbeiter zwitscherten drauf los. Der Hashtag (das schräge Kreuzchen) welches dann kreiert wurde, lautete auf #jimdoquit. Und die Entwicklung von #jimdoquit ist spannend zu beobachten.
Während zuerst nämlich tatsächlich nur die Betroffenen (seien es Mitarbeiter, Ex-Mitarbeiter oder vom Schicksal selbiger betroffener) ihrem Bedauern Stimme verliehen oder echten Galgenhumor bewiesen…
Der Hund versteht übrigens das Problem nicht, weil er es eine super Entwicklung findet, dass ich ihn nun Vollzeit bekuscheln kann.#jimdoquit
— Seeräuberbatman (@LaVieVagabonde) 26. Oktober 2016
…tauchten schon innerhalb kurzer Zeit Job-Gesuche auf.
Das Coaching Team gehört zu den 25%. Ich hätte dann also Tagesfreizeit. Falls jemand ein Workshop, Training oder Coaching braucht #jimdoquit
— Lydia G. (@lllyyyddd) 26. Oktober 2016
Meist re-tweeted und faved war der Tweet von @LaVieVagabonde.
Nun noch einmal offiziell: Suche etwas im Bereich Social Media/Text/Redaktion in HH, ab 1.2.17#jimdoquit
Infos: https://t.co/zIYLImLg9K
— Seeräuberbatman (@LaVieVagabonde) 26. Oktober 2016
Tatsächlich zeigen beide Tweets, dass sich der Mitarbeiter-Kahlschlag durch alle Abteilungen zieht. Von Coaching über Social Media bis hin zur Software-Entwicklung ist alles dabei. Ob HR auch betroffen ist? Gute Frage, obwohl Personaler twittern sollten, scheint die Spezies nicht unter diesen Twitterati vertreten zu sein. Dafür aber (HR-)Vertreter aus anderen Unternehmen, wie sich im Folgenden zeigt. Und so ließen die ersten Job-Angebote nicht lange auf sich warten…
Hier gibt’s zwar kein Bällebad, aber auch ein paar freie Stellen: https://t.co/8m4SP8cMHS #jimdo #jimdoquit
— Malte (@maltehuebner) 26. Oktober 2016
Dass es bei dem einen Angebot nicht bleiben würde, war klar. Und so bringt #jimdoquit mehr Recruiter und Interessenten auf die Bühne, als es eine Jobmesse mit Öffnungszeiten auf Twitter jemals schaffen würde. Tatsächlich schlägt #jimdoquit weltweite Wellen, wie man an den Reaktionen auf Twitter erkennen kann. Zwar kommen die meisten Reaktionen aus Deutschland, aber auch im übrigen Ausland stößt #jimdoquit auf offene Ohren. Jobangebote gibt es aus den USA, aus Kanada, Neuseeland, Australien – um nur einige zu nennen.
Ob die Ansprache immer dem Medium und der Zielgruppe angemessen erscheint, steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt.
@winterriot @phoet Mich hat vorhin ein Headhunter-Superheld angerufen, der wohl einfach bei Twitter nach #jimdoquit gesucht hat.
— Malte (@maltehuebner) 26. Oktober 2016
So unkt so mancher, dass HRler wie Zombies herumlaufen werden….
Developermon Go Hotspot in Ottensen heute. Die HRs werden wie Zombies herumlaufen. #jimdoquit
— Words like swords (@Weltregierung) 26. Oktober 2016
Oder um es anders auszudrücken:
Recruiter deutschlandweit schieben heute vermutlich Doppelschichten. :D #jimdoquit #jimdo
— Robin Drexler (@RobinDrexler) 26. Oktober 2016
Bemerkenswert finde ich auch, dass Mitarbeiter aus Unternehmen selbst aktiv werden, die nicht ausgewiesene Recruiter sind. Austausch auf Augenhöhe quasi. Gefällt mir.
SCNR #jimdoquit Suchen Frontend+Web Dev&Design + Ops + Software Architekt – ehrliche Stellenausschreibung hier https://t.co/M0LcUmfwjT pic.twitter.com/sGVTghFPGj
— Nils Hitze (@kojote) 26. Oktober 2016
Verrückt ist es schon, dass die Entlassung von 25 Prozent der Belegschaft eines der deutschen Vorzeige-Startups in die Trending Topics schafft – 491 Posts von 334 Usern, das ist schon krass!
Twitter kann mich doch noch überraschen: #jimdoquit, welch bizarres Phänomen. 80 Kündigungen schaffen es in die Trending Topics.
— Horner Kreisel (@Horner_Kreisel) 26. Oktober 2016
Und ein einziger Tweet (siehe oben) bereits 139- 259-mal geteilt wurde.
Tolle Solidarität, die sich da unter den Menschen breit macht. Von Bashing keine Spur, dafür umso mehr Mitgefühl und Hilfsbereitschaft. Wahnsinn!
Und so zeigt #jimdoquit nicht nur eine tolle “Follower Power”, es ruft auch Unternehmen respektive Arbeitgeber aller Größen mit Job-Angeboten auf den Plan – vom kleinen Paar-Mann-Betrieb über renommierte Agenturen bis hin zu Riesen wie Amazon oder SAP sind alle dabei. Und so wird das Ganze wohl zur größten Recruiting-Aktion, die man bisher in Deutschland auf Twitter gesehen hat.
SAP is looking for full-stack, backend, frontend, devops engineers in Berlin/Potsdam. Just ping me #jimdoquit https://t.co/OyY1HovjGF
— Lyly Luong (@LylyLuong) 26. Oktober 2016
Alles in allem zeigt Twitter hier mal wieder sehr schön, welche Power der Dienst besitzen kann und welche Potenziale eben auch fürs Recruiting in ihm stecken. Klar, kommt es auf die Zielgruppe an. Aber es hat sich immer schon ausgezahlt, zur rechten Zeit am rechten Platz zu sein. Was ist mit Ihnen, wo bleibt Ihr Tweet? ;-)
Bis jetzt sind schon wieder nahezu 500 Tweets zum Thema abgesetzt worden, ein Ende scheint aktuell kaum in Sicht (bis es eben der letzte noch schlafende Recruiter mitbekommen hat). Tatsächlich scheint #jimdoquit nun nämlich wirklich bevorzugt Recruiter auf den Plan zu rufen. Der Großteil der abgesetzten Tweets zeugt auf jeden Fall davon. Wobei Qualität, Originalität und Sinnhaftigkeit der Tweets sehr stark divergieren ;-)
Der Grat zwischen geschicktem Recruiting und billigem Fischen nach Fachkräften ist sehr schmal… #jimdoquit
— Isabelle Ewald (@dolledeern) 27. Oktober 2016
Ungeachtet dessen: Setzt man diese Tweets in ein Verhältnis zu der Zahl der betroffenen Mitarbeiter, sollte jeder davon in kürzester Zeit mindestens zwei bis drei Stellen antreten können. Zumindest theoretisch.
Übrigens, auch HR respektive Recruiting ist vom Mismanagement-Kahlschlag betroffen. Wer also eine Stelle als Recruiter zu besetzen hat, einfach bei der Dame melden!
@pm2null Ja, auch HRler sind vom #jimdoquit betroffen. Recruiter auf freiem Fuß.
— Mareike XYZ (@mareikexyz) 27. Oktober 2016
Für alle anderen gibt’s hier Jobs für Recruiter und Personalmarketing-Nerds!
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