13. April 2016

Schluss mit sexistischer Personalwerbung!
Schluss! Aus! Vorbei! Die Zeiten, wo mit dicken Hupen und langen Schläuchen, ausladenden Dekolletés, sich vor Landmaschinen räkelnden Amazonen und
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Lesezeit: 4 Min. Employer BrandingRecruitingStellenanzeigen
Was haben Kondome (oder auch”unlimitierte Kondomnutzung” – s. u.) mit Employer Branding zu tun, werden Sie sich fragen. Nun, eigentlich recht wenig. In diesem speziellen Fall aber schon. Dann nämlich, wenn ein junges Startup aus Berlin auf der Suche nach einem “Condom CEO” ist. Was das ist und was das mit Employer Branding zu tun hat, gibt’s in diesem Artikel zu lesen. Allerdings muss ich an dieser Stelle die Warnung aussprechen, dass nachfolgender Text bei zart besaiteten oder prüden Zeitgenossen unter Umständen zu Unbehagen führen kann. Weiterlesen erfolgt daher auf eigene Gefahr, wird aber dennoch empfohlen.
Es geht mal wieder um Sex. Sex sells – auch im Personalmarketing. Meinen zumindest vermeintlich kreative Zeitgenossen, die sich dann aber in Plattheiten und tumben Sprüchen ergehen (oder mit entsprechenden Bildmotiven werben), die dann ein so niedriges Niveau haben, dass man in Bodennähe nach eben diesem suchen muss.
Aber es gibt ja durchaus auch Unternehmen, die mit dem natürlichsten und dringlichsten Bedürfnis der Welt (zumindest rein evolutionsbiologisch betrachtet) ihr Geld verdienen. Da war z. B. Pornhub, ein Portal mit zeitgenössischen Bewegtbildern für Erwachsene, die mit einer kreativen Crowdsourcing-Plakatkampagne einen Creative Director für ihr Unternehmen suchten.
Oder der Swingerclub, der die Stelle einer Empfangsdame für sein Etablissement zu besetzen hatte (der angefragte Personaldienstleister lehnte seinerzeit allerdings das Mandat ab). Dann war da noch die Stellenanzeige für einen „Qualitätsmanager Bordelle“ für das Portal kaufmich, die sich letztendlich als verfrühter „Aprilscherz“ bzw. Guerilla-Marketing-Kampagne entpuppte.
Und dann gibt es z. B. das junge Startup einhorn aus Berlin, die sich zum Ziel gesetzt haben, wirtschaftlich fair und umweltschonend hergestellte Kondome frei nach dem Motto “Sex haben und Gutes dabei tun” an den Mann bzw. die Frau zu bringen.
Während ich schon das Geschäftsmodell bzw. den Ansatz ziemlich genial finde, ist deren Kampagne für einen Condom CEO für mich als Personalmarketing-Blogger und Berater für digitales Personalmarketing ein gelungenes Praxisbeispiel, wie man mit Authentizität beim Bewerber punkten kann.
Worum geht’s denn nun eigentlich? Die beiden Gründer des jungen Startups haben sich überlegt, dass sie für ihr Unternehmen einen „unicorniquen“ Geschäftsführer benötigen. Man will sich eben mehr um “die eigenen Herzensthemen kümmern und die offiziellen Termine einem Profi überlassen“, wie es im Einhorn-Blog heißt. “Der künftige CEO soll auch als Mediator und Schmiermittel zwischen den beiden sehr ähnlich aussehenden aber komplett verschiedenen Charakteren dienen“, heißt es weiter. Infolgedessen ist man nun also auf der Suche nach einem “unicorniquen” „Condom CEO“. Diese Überlegung verkünden sie in ihrem Blog, schlagen dann aber den Weg über die klassische Stellenanzeigenveröffentlichung bei Stepstone ein.
Gut gefällt mir, dass anhand der Gestaltung und des Textes der Stellenanzeige erkenntlich wird, wie das Unternehmen tickt und was vom Bewerber erwartet wird. Im Idealfall ist dieser nämlich ein Einhorn, dann bräuchte dieser keine weiteren Fähigkeiten. Selbstverständlich sollte auch der Umgang mit Kondomen sein. Weitere, den ein oder anderen mit Sicherheit als ungeeigneten Bewerber erscheinen lassende Voraussetzung:
“Das laute Aussprechen der Worte „Penis“ & „Vagina“ in der Öffentlichkeit lässt Dich nicht rot werden.”
Ich kann nur immer wieder betonen, wie wichtig es ist, auch solche Aspekte mit in die Stellenanzeige mit aufzunehmen. Also nicht genau diesen, sondern den, dass man auch die Punkte benennt, die Bewerber zum Nachdenken anregen, ob das denn nun der passende Job ist und ihn im Idealfall sogar von vornherein ausscheiden lassen.
Sie bekommen dann vielleicht nicht gar so viele Bewerbungen – dafür aber die geeigneten und ersparen sich damit das Sichten unpassender Bewerbungen.
Vorbildlich im Übrigen auch, dass dem Bewerber auch schmackhaft gemacht wird, warum man sich eigentlich bei einhorn bewerben sollte. So wird beispielsweise mit “unlimitierter Kondomnutzung für den persönlichen Bedarf” geworben.
Dass das mit der Benennung der Arbeitgeber-Benefits alles andere als selbstverständlich ist, zeigt eine aktuelle Studie der Hochschule RheinMain unter Leitung von Prof. Thorsten Petry und knabenreich consult. Obwohl es der gesunde Menschenverstand sagt und nur logisch und konsequent wäre, werden nur bei 30 Prozent der 1.000 untersuchten Anzeigen konkrete, nachvollziehbare Benefits benannt.
Und in nur 35 Prozent der Anzeigen gibt es Informationen zu Einarbeitung und Entwicklungsmöglichkeiten. Da ist also ganz viel Luft nach oben. Weitere Ergebnisse gibt es im Übrigen exklusiv in der nächsten Ausgabe des Personalmagazins, die am 22. September erscheint.
Weil so eine Stellenanzeige natürlich nur einen Bruchteil dessen vermitteln kann, wie ein Arbeitgeber so tickt und was er zu bieten hat, wird die Suche nach einem Condom CEO noch durch eine pfiffige (oder, je nach Sichtweise, durchgeknallte) Video-Kampagne begleitet, die auf äußerst authentische Weise die Unternehmenskultur repräsentiert.
Bei einhorn versteht man sich auch auf einen ausgefuchsten Recruiting-Prozess und weiß, wie man ungeeignete Bewerber von vornherein ausschaltet. Und so muss jeder, der sich bewerben will, einen kniffligen, äußerst anspruchsvollen Psychotest durchlaufen. Ich bin leider gnadenlos gescheitert.
Waldemar, einer der Gründer von einhorn, bringt das außerordentlich erfolgreiche Vorgehen bei der Rekrutierung des (oder der?) Condom CEO auf den Punkt:
“Man merkt, welches Niveau wir inzwischen bei der Personalsuche bereits erreicht haben. Also wir spielen schon lange nicht mehr in der Bundesliga – das ist Champions League!”
Ob einhorn mit dieser Kampagne, die im Übrigen auch clever auf deren Facebook-Seite begleitet wird, tatsächlich erfolgreich ist, bleibt abzuwarten. Potenzial ist auf jeden Fall da. Auf jeden Fall aber bekommt das sympathische Startup auf diese Weise jede Menge mediale Aufmerksamkeit. Und das ist auch gut so.
13. April 2016
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