15. September 2015
Karriereportal wegen Wartungsarbeiten geschlossen
Lesezeit: 3 Min. Karriere-WebsitesRecruiting
Verrückt, oder? Da gibt es einen Arbeitgeber in Deutschland, der beschäftigt über 228.000 Mitarbeiter weltweit. Mal dürfen welche gehen, manchmal sogar eine ganze Menge, manchmal werden aber auch welche gesucht. Aktuell sind beispielsweise 160 Positionen zu besetzen. Das aber weiß ein potenzieller Bewerber nur, wenn er denn die Karriere-Website erreicht. Die wiederum wird aber clevererweise nicht auf der Startseite verlinkt. Wozu auch, könnte ja sein, dass sich einer der mehrere Millionen Besucher im Monat dann auch noch auf die Jobs-Seite verirrt. Würde ihm aber aktuell auch nichts nutzen, denn…
“Aufgrund von Wartungsarbeiten ist das Karriereportal vorübergehend geschlossen.”
Guckst du. Blöd aus der Wäsche nämlich. Gerade hat man seine Bewerbungsunterlagen noch mal auf Feinschliff gepimpt – und dann das! Natürlich hat man da als Bewerber vollstes Verständnis, um welches gebeten wird. Gar keine Frage. Schließlich ist der nächste Arbeitgeber nur einen Mausklick entfernt. Das Gute daran ist das Gute darin: Sollte der Bewerber vorhaben, sich bei einem anderen Telekommunikations-Unternehmen zu bewerben, so findet er eine ähnliche Situation vor: Immerhin wird aber bei Vodafone der Karriere-Link direkt auf der Startseite platziert. Zwar im Footer und damit weit außerhalb des sichtbaren Bereichs eines zufällig vorüber surfenden Nutzers (= potenziellen Bewerbers), aber immerhin. Und bei O2? Sie wissen ja: O2 can’t do. Und das gilt auch für das Thema Recruiting. Ergo ist der Link noch versteckter. Insofern muss sich die Telekom vielleicht nicht ganz so warm anziehen. Aber trotzdem:
Das, was sich die Telekom hier leistet, ist grob fahrlässig und wird Hunderte, wenn nicht gar Tausende Bewerber verprellen. Von wegen “Erleben, was verbindet.” Da verbindet gar nichts. Zumindest nicht den Bewerber mit dem Arbeitgeber Telekom. Das wiederum ist umso schwerwiegender, als dass ein Bewerber ja ohnehin schon die erste Hürde gemeistert hat und über die Homepage der Telekom irgendwie auf deren Karriere-Website gelandet ist. Dort findet er dann auch noch den Hinweis auf die aktuell 160 offenen Stellen.
Aber versucht er dann, seine Suchanfrage abzusenden, landet er auf dem dargestellten Bildschirm.
Nun ist das ja (prinzipiell) zu verschmerzen, wenn das für einen kurzen Moment passiert. Aber wenn so etwas bereits seit heute 13.00 Uhr andauert, ist Schluss mit lustig. Respektive reißt der Geduldsfaden des Bewerbers. Jetzt, wo ich diesen Artikel schreibe (die Kirchturmuhr hat gerade halb zwei geschlagen), sieht das Ganze immer noch so aus. D. h. dieser Zustand währt nun bereits einen halben Tag.
Ein fataler, folgenschwerer Super-Gau für ein Unternehmen, welches händeringend auf der Suche nach Fachkräften ist. Hat hier irgend jemand gerade was von Fachkräftemangel gesagt? Hier haben wir eher wieder den klassischen Fall des “Hau bloß ab“:
Denn genau das signalisiert die Telekom nun bereits mehrfach und entwickelt sich mehr und mehr zu einem heißen Kandidaten für den Gewinner der Goldenen Runkelrübe in gleich mehreren Kategorien:
- Die Karriere-Website wird nicht unmittelbar von der Unternehmens-Homepage verlinkt
- Die barrierefreie Bewerbung, die man in den Stellenanzeigen so intensiv bewirbt, ist überhaupt nicht barrierefrei
- Bei manchen Stellenanzeigen weiß man offenbar nicht so recht, welche Schwerpunkte man setzen soll und zählt schon mal 19 (!) Aufgaben auf, die ein Bewerber mitbringen soll
- und nun das…
Natürlich kann es mal sein, dass es Probleme mit dem E-Recruiting-System gibt. Ja, es kann sogar sein, dass ein Anbieter von Bewerbermanagement-Software über den Jordan (oder geografisch naheliegender: die Wupper) geht und man die Bewerbungseingänge dann per Post managen muss (vorausgesetzt, man erlaubt diese überhaupt). Alles ist möglich. Aber dass ein Unternehmen wie die Telekom, welches nun Heerscharen eigener IT-Entwickler und sogar eine eigene Abteilung für das Thema E-Recruiting ihr eigen nennt (zumindest tat sie das früher mal), a) das Stellenportal zur besten Bewerberzeit lahm legt (wenn Wartung, dann doch bitte in frequenzarmen Zeiten – bspw. jetzt, wo nur noch schlafgestörte Personalmarketing-Blogger ihr Unwesen treiben) und b) dies für Stunden, ist nicht nur fatal, sondern auch einer Nominierung für die Goldene Runkelrübe wert.
In diesem Sinne, wir sehen uns auf der HR-NIGHT. Oder beim Candidate Experience Tag, wo ich mehrere solcher Beispiele für Sie parat habe. Gute Nacht!
Update: Mittlerweile funktioniert die Seite wieder. Die Telekom verbindet wieder. Gott sei Dank!
Oliver Krimmer