Jobware Umfrage-Report: Gehaltsangaben in Stellenanzeigen und schnellere Reaktionszeiten bei der Bewerbung

Lesezeit: 4 Min. Employer BrandingPersonalmarketingRecruitingStellenanzeigen

Heute mal ein paar interessante Umfrage-Ergebnisse zu dem, was Bewerber und Personaler so von verschiedenen Dingen halten. Z. B. was den Stellenwert von Jobmessen angeht. Oder Gehaltsangaben in Stellenanzeigen. Welche Bedeutung einer Arbeitgeber-Präsenz auf Facebook eingeräumt wird. Oder auch wie schnell auf Bewerbungseingänge reagiert werden sollte, Stichwort Candidate Experience, Sie wissen schon :-). Repräsentativ sind die Ergebnisse des Jobware Umfrage-Reports nicht. Dennoch kann man hier ganz interessante Tendenzen ablesen, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.

Wir fragen. Personaler und Bewerber antworten.”, so dass Motto des Jobware Umfrage-Reports. Jobware gibt in seinen Karriere-Newslettern jeden Monat 36.000 Bewerbern sowie tausenden Personalern die Chance, zu einer ausgewählten Fragestellung Stellung zu nehmen. Die Ergebnisse haben zwar keinen repräsentativen Charakter (mal ganz unter uns, welche dieser gesamten Studien hat den schon?), sind aber dennoch interessant. Die für mich interessantesten aus den “spannendsten Themen aus den Jobware Umfrage-Reports 2014/2015” mit einem direkten Personalmarketing-Bezug habe ich mal herausgepickt.

Sind Karrieremessen eigentlich sinnvoll?

Fangen wir mal an mit den Job- und Karrieremessen. Spannend finde ich, dass immerhin die Hälfte der befragten Bewerber Karrieremessen als sinnvoll und informativ empfindet (45 Prozent der befragten Personaler sehen das auch so). Aber 36 Prozent der Personaler bewerten Karrieremessen als überflüssig wie einen Kropf. Das sind dann wohl die, die man dort gegen ihren Willen hin schickt, die lieber einen Latte nach dem anderen trinken, sich mit Kollegen austauschen oder den Kollegen (bzw. Kolleginnen) aufs wohlgeformte Hinterteil schauen. Sowohl Latte saufen als auch Blicke schweifen lassen ist absolut legitim. Ersteres dann aber doch lieber mit dem potenziellen Bewerber, den Sie hoffentlich proaktiv angesprochen haben und nicht von dannen ziehen ließen.

Helfen Karrieremessen, einen Mitarbeiter zu finden? - Quelle Jobware Umfrage-Report

Und so lässt sich dann auch der Erfolg (oder Misserfolg) einer Jobmesse erklären. Diejenigen, die gelangweilt herumstehen, werden das Ganze als überhaupt nicht sinnvoll erachten. Diejenigen aber, die gezielt die ansprechen, die an ihren Stand kommen bzw. daran vorüber ziehen und mit interessanten Kandidaten ins Gespräch kommen, sehen Jobmessen sehr wohl als sinnvolle Einrichtung in der Kandidatenansprache. Übrigens, wenn Sie einen positiven Eindruck auf einer Jobmesse hinterlassen, zahlt auch das auf eine positive Candidate Experience und damit auf Ihre Arbeitgebermarke ein.

Und vergessen Sie bitte Jobmessen auf Twitter. Danach wurde zwar nicht gefragt, aber dieses Undercover-Video zeigt schonungslos den unverstellten Blick hinter die Kulissen einer gnadenlos überforderten Personalabteilung:

Welchen Stellenwert hat eigentlich ein Facebook-Auftritt?

Glücklicherweise wurde nach einem “gelungenen” Facebook-Auftritt gefragt. Denn zwischen einem Facebook-Auftritt und einem gelungenen Facebook-Auftritt liegen bekanntlich Welten. Und selbst diese zu überbrücken braucht es nicht, wenn das Unternehmen über eine – Achtung! – gelungene Karriere-Website verfügt. Das kann ich nur bestätigen: Die Karriere-Website ist und bleibt das Herzstück Ihres Recruitings. Es ist nicht nur Ihre Visitenkarte als Arbeitgeber, hier laufen auch alle Wege zur Bewerbung zusammen. Insofern: Eine nutzerfreundliche, an der Zielgruppe orientierte Karriere-Website ist ein Must-have. Eine Facebook-Karriereseite ein nettes kleines Gimmick. Nicht mehr und nicht weniger. Allerdings braucht diese nette kleine Gimmick viel Aufmerksamkeit und Ressourcen, damit es ein gelungener Auftritt wird. Und sollten Sie diese Ressourcen nicht lieber in schnellere Recruiting-Prozesse investieren (siehe unten)?

Wie wichtig ist eine Facebook-Karriereseite - Quelle Jobware Umfrage-Report

Und auch die Bewerber ziehen eine gelungene Karriere-Website einem gelungenen Facebook-Auftritt vor. Endlich mal Einigkeit bei Personalern und Bewerbern!

So. Auf eine Karriere-Website gehören ja alle relevanten Informationen, die ein Bewerber benötigt, um sich für (oder auch gegen) Sie zu entscheiden. Und bevor Sie jetzt einwenden, dass Sie ja möglichst viele Bewerber brauchen und das ja kontraproduktiv wäre, frage ich Sie nach den Ressourcen, die Sie bisher in das Sichten von (unpassenden) Bewerbungen investieren. Wäre es nicht toll, nur noch die Bewerbungen derer zu sichten, die wirklich zu Ihrem Unternehmen passen? Na also!

Bewerber fordern eine verpflichtende Gehaltsangabe in Stellenanzeigen

Gehaltsangabe in Stellenanzeigen sinnvoll - Quelle Jobware Umfrage-Report

Und nun stellen Sie sich mal vor, Sie würden sogar Angaben zur Höhe des Gehalts in Stellenanzeigen machen. Wäre das nicht großartig? Bewerber finden das schon. 79 Prozent sagen ja, eine Angabe der Gehaltshöhe sollte verpflichtend sein. Personaler haben da eine eher ambivalente, um nicht zu sagen äußerst ablehnende Haltung. Lediglich 9 Prozent fänden eine solche Pflichtangabe gut. In Österreich ist das übrigens schon seit einigen Jahren gesetzlich vorgeschrieben. Allerdings hat es in der Form nicht wirklich zu mehr Gehaltstransparenz geführt, weil sich der Großteil der Arbeitgeber noch ziert, exakte Angaben zu machen. Ginge es nach den befragten Bewerbern, sollte sich das aber schnellstens ändern.

Vorstellungen in Bezug auf Reaktionszeiten bei der Bewerbung klaffen auseinander

Spannend wird es noch mal beim Thema Reaktionszeit auf Bewerbungen. Hier klaffen die Vorstellungen deutlich auseinander. 67 Prozent der Bewerber erwarten eine Reaktion innerhalb der ersten zwei Wochen. Damit liegen sie sogar oberhalb der Grenze von 10 Tagen Reaktionszeit, die beim Best Recruiters Award für eine besonders positive Bewerbererfahrung zugrunde gelegt wird. Personaler sehen das etwas anders. 50 Prozent sind sogar der Meinung, dass eine Reaktion innerhalb von einem Monat angemessen ist. Und ein paar Ewiggestrige (es sind sogar 17 Prozent) glauben sogar, Sie könnten sich zwei Monate Zeit lassen. Das sind wahrscheinlich die, die am lautesten Fachkräftemangel schreien.

Wie schnell sollte auf Bewerbungseingänge geantwortet werden - Quelle Jobware Umfrage-Report

Ihnen ist scheinbar auch nicht klar, dass ein Bewerber sich sehr wohl innerhalb eines zu lange währenden Bewerbungsprozesses anderweitig orientiert. Doch, das kommt durchaus vor! Merke: Auch schnelle Reaktionszeiten zahlen auf eine positive Candidate Experience ein.

Soweit ein paar der Ergebnisse, die – ich erwähne das gerne noch einmal – nicht repräsentativ sind. Dennoch bereiten sie mir in einigen Fällen echtes Kopfzerbrechen.

Wenn Sie mehr Ergebnisse aus dem Jobware-Umfragereport erfahren möchten, sollten Sie ihn hier einfach herunterladen. Es lohnt sich!

Kommentare (2)

Cornelia Ellensohn

Die Gehaltsangabe in Österreich ist schlicht und einfach überflüssig. Denn in den meisten Fällen kann ich doch keinen Fixgehalt angeben. Bei uns z.B. kommt es auf die Ausbildung, Erfahrung, Vorkenntnisse usw. an. Teilweise ist das sogar hinderlich. Denn zumeist gebe ich einen eher niedrigen Gehalt an (um keine falschen Hoffnungen zu schüren), was wiederum dazu führt, dass sich einige Interessenten genau wegen des geringen Gehalts nicht bewerben. Gebe ich eine hohen Gehalt an, fangen die Bewerber dort an zu verhandeln, was aber nie und nimmer zu seinem Wissens- und Erfahrungsschatz passt. Insofern, keine Angabe und dann im Gespräch direkt ansprechen - das würde ich bevorzugen. Schöne Grüße, Cornelia

Marc Mertens

Hallo Henner, leider ist in dem Artikel von dir jetzt nicht erwähnt worden wie hoch die Rücklaufquote bei den Personalern konkret gewesen ist, aber wenn sich aktiv 1000 oder mehr daran beteiligt haben, ist es mit der repräsentativen Umfrage doch gar nicht soooo weit weg. (Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass Umfrageagenturen ab 1000 Personen-Beteiligung dies immer behaupten.) Auf jeden Fall kann ich aus praktischen und beruflichen Gründen diesen Artikel bzw. Studie sehr gut nachempfinden. Das Recruiting ist einfach kein Sprint, sondern ein Marathon und dabei wird der auch manchmal sogar von intensiven Wanderungen unterbrochen. Aber ich glaube, solange man in einigen Unternehmen davon in negativem Sinne spricht: "Wer will hier eigentlich was von wem?", wird sich die Bewerber-Erfahrung an dieser Stelle nur wenig positiv ändern.
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Moin! Ich bin Henner Knabenreich. Seit 2010 schreibe ich hier über Personalmarketing, Recruiting und Employer Branding. Stets mit einem Augenzwinkern oder den Finger in die Wunde legend. Auf die Recruiting- und Bewerberwelt nehme ich auch als Autor, als Personalmarketing-Coach, als Initiator von Events wie der HR-NIGHT oder als Speaker maßgeblich Einfluss auf die HR-Welt. Sie möchten mich für einen erfrischenden Vortrag buchen, haben Interesse an einem Karriere-Website-Coaching, suchen einen Partner oder Berater für die Umsetzung Ihrer Karriere-Website oder wollen mit bewerberzentrierten Stellenanzeigen punkten? Ob per E-Mail, XING oder LinkedIn - sprechen Sie mich an, ich freue mich auf Sie!
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