24. April 2015
Wir haben noch nie jemanden erschossen, der sich beworben hat – Skurille Recruiting-Videos
Lesezeit: 3 Min. PersonalmarketingRecruiting
Eine der Wunderwaffen im War for Talents ist neben Facebook (welches Sie jetzt nach der neuesten Neuerung bitte wirklich vergessen!!!) ja das Recruiting-Video. So richtig erfolgreich sind Recruiting-Videos aber nur, wenn die Mitarbeiter rappen, tanzen, nackt im Bett liegen oder andere peinliche Sachen machen. Ja, dann haben die durchschlagenden Erfolg und erhalten bundesweite Aufmerksamkeit. Und dazu noch die Goldene Runkelrübe. Oder den Silbernen Sellerie. Insofern bleibt abzuwarten, wie erfolgreich gleich eine ganze Reihe von Recruiting-Clips eines Software-Unternehmens aus Stuttgart ist.
Recruiting-Videos kann man entweder professionell von einer Agentur produzieren lassen (wobei es viele Anbieter gibt, die sich auf die Fahnen schreiben, solche Videos produzieren zu können, aber irgendwie leider keine Ahnung von Personalmarketing haben. Wird auch überbewertet, insbesondere dann, wenn der Entscheider selber keine Ahnung hat) oder aber selber erstellen. Klar, die ganzen Youtube-Stars machen es vor. Selbst produzierter Content is King. Aber so was von. Schließlich heißt das ja Social Media.
Hat sich der Chef des Stuttgarter Softwarehauses wohl auch gedacht und sich gleich mehrfach vor die Kamera gestellt. Abgesehen von seiner Vorliebe für karierte Hemden, hat er auch noch eine Vorliebe für schrägen Humor. Wenn man den denn als solchen versteht. Aber sehen Sie selbst (und halten Sie unbedingt durch, es lohnt sich in jedem Fall)!
Ohne jeden Zweifel bekommt man als Bewerber richtig Lust, sich bei dem Unternehmen zu bewerben. Schließlich winkt vielleicht eine ähnliche Karriere neben dem Chef hinter oder neben der Kamera (das wünscht er sich zumindest). Außerdem bekäme man dann auch vielleicht das Team zu sehen, von dem zwar immer die Rede ist (oder auch Frau Rixen), welches aber nie erscheint. Gut, es ist ein selbstproduziertes Recruiting-Video. Und der gute Mann ist offenbar ein ziemlicher Selbstdarsteller. Auch wenn er Youtube ganz offensichtlich liebt, reichen seine Kenntnisse und die Ressourcen dann doch nicht aus (offensichtlich sogar, schließlich sucht er auch Studenten oder Schüler, die sich für ein Taschengeld um Bild- und Videobearbeitung kümmern), das Ganze mal etwas anzureichern. Bspw. mit Einblicken in das Unternehmen, in die Büros oder eben der Vorstellung des oft erwähnten, aber nie gezeigten Teams. Oder eben Frau Rixen.
Ist das Ganze nun peinlich und eine Nominierung für die Goldene Runkelrübe wert?
Das liegt so ziemlich im Auge des Betrachters. Schließlich geht es im Personalmarketing ja immer um die stets bemühte Authentizität. Die ist gaaanz wichtig. Bloß keine Realität vorgaukeln, die dann bestimmte Erwartungshaltungen beim Bewerber aufbaut und sich hinterher als große Lüge entpuppt. Könnte ja bspw. sein, dass Herr Böhmichen gar keine karierten Hemden trägt. Oder er gar nicht so einen tollen Humor hat, sondern ein Choleriker vor dem Herrn ist (wobei das eine das andere nicht zwingend ausschließt). Könnte ja sein.
Sei es drum. Der Mann ist, wie er ist. Ein echter Selbstdarsteller. Ich als Bewerber kann das peinlich finden oder mich damit identifizieren. Sicher ist, dass sich nur die bewerben werden, die sich mit diesem Auftreten identifizieren können. Das sind im Zweifelsfall nur wenige. Aber es geht ja auch nicht darum, möglichst viele Bewerbungen zu bekommen, sondern um die passenden! Und entscheidend ist nun mal, dass der Mitarbeiter ins Team passt, sich mit der Unternehmenskultur identifiziert und über die richtigen sozialen Kompetenzen verfügt. Alles fachliche kann man sich im Zweifelsfall aneignen. Also, wenn es mir gefällt und ich mich in dem, was Herr Böhmichen da gleich mehrfach von sich gibt, wiederfinde und auf seinen schrägen Humor stehe, bewerbe ich mich. Wenn nicht, dann eben nicht. Schließlich hat man dort “noch nie jemanden erschossen, der sich beworben hat” (Zitat Böhmichen).
Einen Tipp hätte ich dann aber doch noch für Herrn Böhmichen. Die Jobs mal etwas prominenter auf der Website platzieren. Erhöht die Chance immens, dass diese auch gefunden werden.
In diesem Sinne, Ihnen ein entspanntes Wochenende!https://www.astiga.com/
Rückblick Recruiting 2015 - was im Frühjahr los war
Andreas
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Matthias Böhmichen