04. April 2014
Kein Job wie jeder andere: Der regionale Ressourcenmanager und andere Katastrophen
Lesezeit: 6 Min. Karriere-WebsitesRecruitingStellenanzeigen
Nachdem ich vor einigen Tagen meine erste Kolumne auf haufe.de veröffentlicht habe – Thema: “Social Müdigkeit im Personalmarketing” -, wende ich mich heute wieder meinen Bloglesern zu. Thema heute: Der Job als regionaler Ressourcenmanager. Definitiv kein Job wie jeder andere. Der Bewerbungsprozess im Übrigen auch nicht. Zu verdanken haben Sie diesen Artikel übrigens einem der Freunde und Förderer der Goldenen Runkelrübe. Denn ohne seine Zusendung wäre ich gar nicht auf diese Stellenanzeige aufmerksam geworden.
Immer, wenn Jannis und ich eine Nachricht in unser “goldenes Runkelrüben-Postfach” gespült bekommen, freuen wir uns wie die Schneekönige. Oder auch wie Bolle (wer ist eigentlich Bolle? Der, der jüngst zu Pfingsten nach Pankow reiste? Ich weiß es nicht. Ist aber auch nicht relevant). Denn zum einen bedeutet dies in den meisten Fällen nicht nur eine weitere Nominierung für den weltweit einzigen Award für schlechte Personalkommunikation, nein, in der Regel bieten diese Einsendungen auch wunderbaren Stoff für einen Blogartikel. So wie neulich oder eben in diesem Fall. Hier sucht die Bahn einen regionalen Ressourcenmanager. Das an sich ist nicht weiter schlimm. Ressourcenmanager suchen andere Unternehmen auch. Es ist vielmehr das wie. Oder anders ausgedrückt:
“Dieses Meisterstück wertschätzender Kommunikation ist in meinen Augen eine Nominierung wert :-)”
Ressourcenmanager managen Ressourcen
Bei dem Job, der definitiv kein Job wie jeder andere ist, geht es also um
- “Disposition der Ressourcen innerhalb der Region für Angebote und Projekte im In- und Ausland”,
- “Anfrage und Suche nach geeigneten Ressourcen – sowohl innerhalb des Unternehmens und des Konzerns als auch extern sowie Kooperation mit den Angebots- und Projektleitern im Rahmen des Ressourcenmanagements”,
- “Sicherstellung der Ressourceneinsatzplanung mit Terminverfolgung für Akquisition und Projekte”,
- “Wahrnehmung der Treiberrolle innerhalb des Ressourcenprozesses und verantwortliches Begleiten der Kandidaten von der Erstansprache bis zur Einsatzübergabe,
- “Zusammenarbeit mit dem zentralen Ressourcenmanagement bezüglich überregionaler Ressourcentransferbedarfe und Priorisierung von Ressourcen sowie Optimierung und Monitoring der regionalen Ressourcenauslastung”
Alles klar, oder? Offensichtlich geht es bei dem Job eines Ressourcenmanagers also um das Managen von Ressourcen. So weit, so gut. Genauer betrachtet geht es bei dieser Stelle im Wesentlichen um nicht mehr und nicht weniger als die Position eines Personaldisponenten. Dies klingt natürlich nicht so schick und nicht so hip. Außerdem wäre es dann doch nur wieder ein Job wie jeder andere. Und hat darüber hinaus nicht den (zumindest von vielen gefühlten) Makel des Personaldienstleistungsgewerbes (denn natürlich wird der Personaldisponent mit eben dieser Branche assoziiert. Dass allerdings die Masse potenzieller projekterfahrener Personaldisponenten mit dem Begriff Ressourcenmanager nicht so viel mit anfangen kann, ist selbstverständlich nebensächlich).
Nun ist es ja nicht unbedingt so, dass ich die Weisheit mit Löffeln gefressen hätte (auch wenn ich gelegentlich diesen Eindruck vermitteln mag – das ist so wie mit den dicksten Hupen und den längsten Schläuchen: Es sind letztendlich Sie, was Sie daraus machen bzw. in etwas herein interpretieren. Wenn Sie mit dicken Hupen gleich dicke Möpse respektive die üppige Ausprägung weiblicher sekundärer Geschlechtsmerkmale assoziieren und mit langen Schläuchen die überlange Ausprägung männlicher primärer Geschlechtsteile, dann ist das einzig und allein Ihr Problem. Jedes Kind weiß, dass Feuerwehrautos sehr laute und “dicke” Hupen haben. Und dass Feuerwehrschläuche lang sind, hat sich auch rumgesprochen. Das aber nur ganz am Rande), ich kann einfach nicht alles kennen. Und ich gebe zu: Den Begriff des Ressourcenmanagers war mir bis dato in diesem Kontext nicht geläufig. Meine erste Assoziation war das Thema Ressourcenmanagement, ein Begriff, den ich aus der IT kannte. Aber damit hat diese Stelle offenkundig nichts zu tun. Also tat ich das, was ich immer in einem solchen Fall tue. Ich frage mir nahestehende Menschen, Wikipedia und Google. Wikipedia gibt mir eigentlich die klarste Antwort:
“Ressourcenmanagement als Teil des Projektmanagements dient dazu, alle Projektbeteiligten (Ressourcen) möglichst effizient einzusetzen.”
Ressourcen sind also Projektbeteiligte. Hm. Menschen also. Nun kann man sich über den Begriff respektive Stellentitel “Ressourcenmanager” natürlich trefflich streiten. Das überlasse ich Ihnen. Aber wenn man schon solch eine Stelle ausschreibt, kann man die Inhalte dann nicht etwas menschlicher, wertschätzender formulieren? Stichwort Candy Date. Man kann. Zumindest versuchen sich andere Unternehmen darin. So liest man dann von Mitarbeitern, Team und Personal. Klingt allemal besser und respektvoller als “Ressourcen”. Probieren Sie das ruhig mal, das ist gar nicht so schwer, wie nachfolgende Beispiele zeigen:
- “Sie disponieren die für die Projekte und Produktentwicklung erforderlichen Personalkapazitäten (intern und extern) und stellen diese unter Berücksichtigung von Qualifikationen, Terminen und Budget zur Verfügung”,
- “Sie unterstützen bei der Definition von groben Aufgabenpaketen für Projekte und Produkte und der Formulierung einzelner Teilaufgaben für die Mitarbeiter in enger Zusammenarbeit mit CTO und Projektmanagern”
- “Dokumentation und regelmäßiges Reporting über die vorhandenen Personalkapazitäten”
Schon besser. Oder wie wäre es hiermit?
- “Übernahme von Verantwortung für die Disposition der lokalen Projekte und Mitarbeiter“,
- “Aktive Teamarbeit im Bereich Disposition zur Optimierung der Projektbesetzungen”,
- “Integration der Dispositionsbereiche für internationale und externe Berater“,
- “Strategische, ausgewogene Mitarbeiterdisposition”,
- “Mitarbeit beim Aufbau eines integrierten Tools zur Projekt- und Mitarbeitereinsatzplanung”
Auch wenn da ohne Frage noch Optimierungsbedarf besteht, so klingt das alles mal besser als “Ressourcen”, oder? Oder, um es mit den Worten des oben erwähnten Einsenders, der diese Stellenanzeige der Bahn zu Recht für die Goldene Runkelrübe nomiert hat, auszudrücken:
“Wenn ich es richtig verstanden habe, sucht die Bahn hier jemanden, der technische Projekte staffed. Das es sich um die Disposition lebender Menschen handelt, verrät die Anzeige gen Ende – bis dahin ist in charmanter Weise von „Ressourcen“ die Rede.”
Apropos Optimierungsbedarf: Der besteht auch anderweitig bei der oben genannten Anzeige. Senden darf man seine Bewerbung an das “Bewerbermanagement”.
Spießrutenlauf bei der Online-Bewerbung
Persönlicher Ansprechpartner für Rückfragen oder um diesen im Motivationsschreiben anzusprechen? Fehlanzeige. Dafür werden aber die persönlichen Daten vertraulich behandelt. Immerhin. Wer sich dann doch nicht von den Inhalten der Stellenanzeige abschrecken lassen hat, darf sich auf www.db-international.de bewerben. Kein Scherz. Wer sich bewerben will, landet hier und durchläuft in der Folge einen echten Spießrutenlauf.
Das heißt also, die Suche startet von vorn. Wir gehen auf Stellenangebote respektive Jobs. Scrollen eine (Stand heute) 119 Jobs umfassende Liste durch (ja, es gibt ein Dropdown-Menü, aber woher soll ich wissen, welchem Bereich der Job zugeordnet ist). Finden den Job. Klicken drauf. Und sehen…
Ich will Ihnen den Screenshot des herunterzuladenden PDF ersparen. Aber sehen Sie irgendwo einen Hinweis, dass man sich bewerben kann/soll bzw. wo? Sehen Sie. Ich auch nicht. Klar, ich weiß. Unternehmen machen das gerne. Als so eine Art “Assessment”. Ist der Bewerber in der Lage den Job zu finden (Strukturiertes, selbstständiges Arbeiten)? Versteht er das Stellenangebot (Auffassungsgabe)? Ist er in der Lage, einen umständlichen Bewerbungsprozess zu durchlaufen (Belastbarkeit)? Wenn Sie all das mitbringen und alle möglichen Optionen abgeprüft haben, landen Sie wahrscheinlich bei “Online-Bewerbung”. So, und wenn Ihnen das gelungen ist, ist der Rest ein Kinderspiel. Dass die Übertragung der Bewerberdaten nicht verschlüsselt ist, ist in den Zeiten der Total-Überwachung durch NSA, Google und Facebook schon nicht mal mehr der Rede wert…
Das mit dem Bewerbungsprozess bei der Bahn ist auch einem anderen Bewerber aufgefallen. Er schreibt in seiner Nominierungsmail folgendes:
“Die Bahn kommt. Allerdings nicht ihren Bewerbern entgegen. Deren Bewerbungstool wirkt zwar auf den ersten Blick modern und hip, wurde aber anscheinend mit einer Datenbankabfrage von einem 2-Wochen-Praktikanten hinterlegt. Andernfalls ist nicht zu erklären, warum man wohl keine Betriebswirtschaftler kennt oder deren Hochschulen. Das Tool ist das abschreckendste, dass ich bisher erleiden musste. Da sind die der Automobilbauer nur zum Aufwärmen geeignet.”
So viel zur Bahn. Wer nun gehofft hat, ich wäre am Ende meines Artikels, den muss ich enttäuschen. Im Rahmen meiner Recherche habe ich nämlich noch dieses wunderbare Stellenanzeigen-Exemplar eines Teamleiters Ressourcenmanagement entdeckt:
Macht riesig Spaß zu lesen, gell?
In diesem Sinne, genießen Sie Ihr Wochenende!
Die Bahn macht jetzt auf Kumpel: Willkommen, Du passt zu uns!
Lars Hahn
Andreas
Tobias
Gerhard Grimm