16. September 2013
Entdecke die Möglichkeiten – Der IKEA-Katalog im Personalmarketing-Kontext
Lesezeit: 5 Min.
Employer BrandingPersonalmarketingRecruiting
Als ich am Wochenende mit der besten Ehefrau von allen von einem wohlverdienten Entschleunigungstrip aus dem traumhaften Ötztal wiederkam, wartete der überquellende Briefkasten nur darauf, von seiner Last und seinem Schicksal befreit zu werden. Neben diversen Rechnungen und Werbeschreiben befand sich auch der heiß ersehnte IKEA-Katalog in der Post.
Diesen blätterte ich bald darauf durch. Auch mit der Frage im Hinterkopf, ob man mal auf die Idee käme, einen Produktkatalog – wahrscheinlich dem populärsten überhaupt – auch fürs Personalmarketing zu nutzen.
Denn mal ganz ehrlich, was liegt näher, als einen Katalog, der von Hunderttausenden – und damit auch jeder Menge potenziellen Bewerbern – in die Hand genommen wird, auch für Personalmarketingzwecke zu nutzen? Insbesondere dann, wenn es sich um ein Einzelhandelsunternehmen handelt. Insbesondere im Bereich Verkauf suchen doch gerade IKEA & Co. händeringend Mitarbeiter. Wie also ließe sich besser die Zielgruppe erreichen? Denn ich will ja nicht irgend jemanden, sondern den Bewerber, der sich mit meiner Ware identifiziert (im Idealfall ist das zumindest so).
Und während ich so blätterte und blätterte, stieß ich zunächst einmal auf diverse “Testimonials”. Die wurden schon öfter mal eingestreut, hier sieht man dann Fotos von Mitarbeitern, die bisher meist nur Bezug zum Produkt oder zu einer Produktserie haben.

Also zumeist Mitarbeiter aus Design oder Produktmanagement. Nicht die unmittelbar an der Basis. Aber klar, auch die sind bei IKEA und spielen eine wichtige Rolle. Ohne Designer kein Billy. So einfach ist das. Ohne Verkäufer, Kassierer und Mitarbeiter in der Logistik allerdings auch kein Umsatz.
Der IKEA-Katalog als Personalmarketing-Instrument?
Beim weiteren Blättern, auf Seite 329, nach den Service-Seiten und nach den IKEA Restaurant- und Schwedenshop-Seiten, kurz vor dem Ende, fand ich dann das Objekt meiner Begierde:

Immerhin eine ganze Seite, die sich nur dem Thema IKEA als Arbeitgeber wendet. Hier fragt IKEA “warum”. Das machen die nach eigenen Angaben immer. Also wird auch die Frage “Warum bei IKEA arbeiten?” aufgeworfen. Schön, dachte ich mir im ersten Moment. Im zweiten dann, dass das auch besser ginge. Zwar sieht man neben den Testimonials aus Produkt, Design auch jemand aus dem Sales-Bereich oder den Quoten-Farbigen aus dem Bereich Communications, die Kernzielgruppe Verkauf fällt aber unter den Tisch. Auch handelt es sich zu 90 Prozent um Mitarbeiter, die nicht in deutschen Dependancen tätig sind. Zumindest erwecken die Namen diesen Eindruck. Oder habe ich etwas übersehen? Ach ja, und eine deutsche HR-Managerin ist natürlich auch dabei und geht mit gutem Beispiel voran.
Aber ich will nicht mäkeln, denn immerhin, ein Anfang ist gemacht. Was man vielleicht noch machen könnte, wäre mehr Infos zu transportieren, als die doch relativ beliebigen Aussagen. Und Mitarbeiter aus den Schwerpunkt-Bereichen Verkauf und Logistik (hier werden derzeit bspw. 120 bzw. 108 Stellen vergeben, auch für die Filiale Lübeck sucht man derzeit zuhauf) zu zeigen – und diese im klassischen IKEA-Outfit und mit Hinweis auf konkrete Berufsbilder. Natürlich, ich weiß. Der IKEA-Katalog ist immer ein Jahr lang gültig. Aber wie gesagt, Bedarf an guten Leuten ist eigentlich immer. Und vielleicht sogar in Bereichen, die man als Außenstehender nicht so auf dem Schirm hat. Wer würde bspw. unmittelbar erwarten, dass man sich bei IKEA auch als IT Solution Analyst SAP HR bewerben kann. Kann man nämlich :-). Nun gut, der Hinweis auf die IKEA-Karriereseite fehlt natürlich auch auf dieser Katalogseite nicht. Und so kann man hier dann die fehlenden Informationen nachlesen. Positiv fiel mir dort übrigens positiv der Hinweis zur Online-Bewerbung auf. Schön auf den Punkt gebracht! Insbesondere der Hinweis, dass IKEA Natur liebt, visualisiert mit dem Sticker, ist für mich das absolute Highlight. Aber im Ernst – die Punkte sind wirklich schlüssig dargestellt.

Im Briefkasten befand sich übrigens auch ein Katalog von Jack Wolfskin. Auch den habe ich mir angeschaut. Dreimal dürfen Sie raten, wie viel Infos zum Arbeitgeber ich dort gefunden habe. Genau. Null. Dabei ist auch Jack Wolfskin ein Unternehmen des filialisierten Einzelhandels. Und hat darüber hinaus auch spannende Produkte. Cool fänd ich ja auch, wenn man statt der Models echte Mitarbeiter einsetzen würde. Das hätte doch mal was! Und könnte dann als Best Practice in Sachen Employer Branding UND Employee Branding auf den Konferenzen dieser Welt durchgereicht werden…
IKEA-Katalog punktet mit Augmented Reality
Aber zurück zu IKEA. Der neue Katalog wartet nämlich mit einem neuen Feature auf. Stichwort Augmented Reality. Auf einigen Katalogseiten kann ein Code per Smartphone abgescannt werden (vorausgesetzt, man hat die IKEA-Katalog-App installiert), der einen dann wiederum zu weiteren Videos und Informationen führt.

Ein nettes Feature. Schade, dass IKEA dieses nicht auf der Arbeiten bei IKEA-Seite eingesetzt hat. Immerhin hat das unmögliche Möbelhaus aus Schweden einiges an wirklich toll gemachten Videos – vor allem im Ausbildungsbereich – zu bieten. Aber so ist das nun mal bei global gesteuerten Employer Branding-Maßnahmen. Da schaut der deutsche Personaler verzweifelt in die Röhre bzw. argumentiert sich den Mund fusselig, dass in good old Germany und nicht nur in Bayern die Uhren nun mal anders ticken.
Generell aber wäre der Augmented-Reality-Ansatz vielleicht auch eine Option für Recruiting-Broschüren der näheren Zukunft. Wer weiß (aber bitte mit Mehrwert!)… Wobei ein ernsthaft betriebener Mitarbeiterblog hier im Zweifelsfall gegenüber Augmented Reality die effizientere Variante darstellen würde. Auf jeden Fall aber wäre das kostengünstiger – mehr Reichweite inklusive.
Trotz allem, IKEA geht einen logischen und schlüssigen Weg. Was spricht (insbesondere als Einzelhandelsunternehmen) dagegen, Produktkataloge auch fürs Personalmarketing einzusetzen? Was ist mit den Verkaufsverpackungen selber (siehe Beispiel Amazon)?

Gerade IKEA bietet da mit seinen teilweise recht großen Paketen enorme Potenziale. Einen schönen Ansatz für den Einsatz der Bauanleitung fürs Recruiting von Mitarbeitern gab es ja schon mal in Australien.

Wenn es also frei nach IKEA heißt “Entdecke die Möglichkeiten” so gilt dies auch fürs Personalmarketing. Und das nicht nur bei IKEA. Aber vielleicht fehlt es da den Arbeitgebern einfach an der nötigen Portion Frechmut :-)
personalmarketing2null
Lars Hahn