Top-Stellenangebot: Fahrdienstleiter für Mainz dringend gesucht!

Lesezeit: 5 Min. Karriere-WebsitesRecruitingStellenanzeigen

Mittlerweile hat sich das peinliche Kuriosum wohl in der gesamten Republik herumgesprochen: In Mainz fehlt es an Fahrdienstleitern, die für einen sicheren, pünktlichen und wirtschaftlichen Betrieb sorgen. Ich als unmittelbar Betroffener und als für eine bessere Arbeitgeberkommunikation Eintretender fühle  mich nun dazu verpflichtet, die Bahn bei ihren Bemühungen zu unterstützen und raschest möglich für Abhilfe zu sorgen.

Wer es noch nicht mitbekommen hat: Der Bahn fehlt es in Mainz an qualifiziertem Personal als Fahrdienstleiter. Die, die da sind, sind entweder krank oder im Urlaub. Und offensichtlich überfordert. Das wiederum führt dazu, dass der Bahnverkehr zum Erliegen kommt.

Mainz Hauptbahnhof

Keine nachhaltige Recruiting-Strategie?

Insbesondere der Fernverkehr war bisher betroffen, nun weitet sich das Ganze aber spürbar aus und selbst tagsüber ist der S-Bahn-Verkehr ist betroffen. Kritiker bemängeln die Personalpolitik schon länger und haben schon vor Jahren vor den Folgen gewarnt. 1000 Stellen alleine im Bereich der Fahrdienstleiter sind demnach zu besetzen! Aber der Bahn scheint es an einer vorausschauenden Recruiting-Strategie zu mangeln, denn warum sonst sollte sich dieses Problem überhaupt ergeben haben. So ermittelte ja auch index Marktforschung vor Kurzem, dass zwar die Bedeutung der Mitarbeitergewinnung für den Unternehmenserfolg stetig zunehme, dem Personalmarketing selber aber keine nennenswerte Bedeutung beigemessen wird.

Bedeutung von Personalmarketing und Recruiting - Quelle index

Auch bei der Bahn war man sich der strategischen Bedeutung offensichtlich lange nicht bewusst. Oder war wie so viele Arbeitgeber der Meinung, der Fachkräftemangel sei nur ein von den Medien lanciertes Schreckgespenst und würde schon an einem vorübergehen. Oder der spanische Arbeitsmarkt werde es schon richten :-) Und jetzt versucht man mit allen möglichen Mitteln, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren und bspw. mit Recruiter-2.0-Teams auf die Suche nach den raren Talenten zu gehen.

Aber abgesehen davon: Was unternimmt die Bahn denn nun konkret, um diese Stellen zu besetzen? Eine Frage, die mich umtreibt und auf die ich Antworten suche. Und einige habe ich gefunden.

Was liegt wohl am nächsten, wenn es darum geht, Personal zu suchen? Wir erinnern uns alle an die bisher nie da gewesene millionenschwere, sogar mit aufwendiger Fernsehwerbung in Szene gesetzte Employer Branding-Kampage. Regelmäßig flimmert dieser Spot auch heute noch über unsere Fernseher und weist auf über 7000 offene Stellen in über 500 Berufen hin. Und einer davon ist natürlich auch der des Fahrdienstleiters:

Selbstverständlich fehlt im Video auch der Hinweis zur Karriere-Website nicht. Und genau dahin begebe ich mich auf der Suche nach Antworten… Denn naiv wie ich bin, denke ich mir, dass die Bahn den Job ja ausgeschrieben und weitere Informationen hinterlegt haben muss, wenn dieser Job so wichtig ist, dass man bei Nichtbesetzung sogar zum Gespött der Nation werden kann.

Kein Job wie jeder andere - Hinweis, dass Fahrdienstleiter gesucht werden? Fehlanzeige!

Hm. Das erste, was man machen könnte, wäre bspw. ein Hinweis direkt auf der Startseite. Der fehlt aber. Nun gut, dann rufen wir mal die Stellenbörse auf und geben da “Mainz” ein. Wir sind ja auf der Suche nach einem Job dort. Mal schauen, was passiert…

Jobs in Mainz ? Fehlanzeige!

Wie wir sehen, sehen wir nix. Das, so muss ich zugeben, macht mich stutzig. Heißt es nicht, es würde händeringend ein Fahrdienstleiter für Mainz gesucht? Ich bin irritiert und versuche es über die Freitextsuche. Über die Eingabe von “Fahrdienstleister” in die Suchmaske muss ich doch was finden. Oder?

In der Tat. Schon bei Eingabe der ersten Buchstaben bietet mir die Autovervollständigen-Suche den Fahrdienstleiter und sogar 132 mögliche Ergebnisse an. Ob Mainz mit dabei ist?  Da ich mir nicht alle 132 Ergebnisse anschauen will, versuche ich es noch einmal über die Orts-Suche. Wieder wird mir Mainz nicht unmittelbar unter den Suchergebnissen angeboten. Ich bleibe aber hartnäckig und siehe da, auf einmal sind es sechs Ergebnisse. Jetzt bin ich aber doch gespannt…

Bingo! Aber so was von!

Fahrdienstleiter für Mainz gesucht und gefunden!

Fahrdienstleiter für Mainz dringend gesucht!

Als wäre nichts gewesen, schlummert da das Stellenangebot. Bereits im Februar 2013 wurde es veröffentlicht.  Hier ist es in seiner vollen Pracht:

Stellenangebot Fahrdienstleiter für Mainz - Zum nächstmöglichen Zeitpunkt suchen wir Sie für die DB Netz AG für verschiedene Standorte.  Ihre Aufgaben: - Gewährleistung der sicheren, pünktlichen und wirtschaftlichen Betriebsdurchführung in Ihrem   Stellwerksbezirk - Sie planen die Betriebsabläufe, führen Zugläufe im Regelbetrieb sowie bei Abweichungen vom   Regelbetrieb durch - Sie arbeiten mit Ihren Kollegen in einem Stellwerk, wo Sie u.a. Signale und Weichen für Zug- und   Rangierfahrten stellen - Je nach Einsatzstellwerk arbeiten Sie an verschiedenen Stellwerkstechniken  Einsatzort: Mainz

Was mir übrigens auch aufgefallen ist: Das Stellenangebot der Bahn finden Sie nicht über Google. Zumindest nicht unter den ersten 10 Treffern. Auch sonst lässt sich die Stelle nicht aufspüren. Weder bei den gängigen Stellenbörsen, noch bei Metajobbörsen od. Ä. Da ist noch viel in Sachen Suchmaschinenoptimierung zu leisten. Auf kimeta und meinestadt jedoch werde ich fündig. Offensichtlich bedient sich die Bahn aber nun eines Personaldienstleiters wie dem TÜV Süd. Zumindest läuft die einzige Ausschreibung, die man über Google finden kann, über selbigen.

Klar, mir ist bewusst, dass nur das reine Schalten von Online-Stellenanzeigen nicht das Problem löst. Nichtsdestotrotz zeigen sich hier neben der mangelhaften (oder fehlenden) Personalmarketing-Strategie klare Versäumnisse. Naheliegend wäre ja auch entsprechende Werbung auf den Bahnhöfen oder in Zügen in der Region (noch naheliegender natürlich: nicht immer Personal raus schmeißen, um den Gewinn um jeden Preis zu erhöhen). Auch hier: Fehlanzeige. Nun versucht man, die Mitarbeiter aus dem Urlaub zu holen und sogar Pensionäre zurück zu holen. Man kann sagen, das Bahn-Chaos führt einem sehr schön vor Augen, wohin einen eine fehlende Personalmarketing-Strategie und der so genannte Fachkräftemangel hin führen kann. Vielleicht geben ja meine ultimativen Tipps gegen den Fachkräftemangel die ein oder andere Inspiration?

Ich auf jeden Fall habe mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln meine Pflicht getan und auf die Stelle hingewiesen. Trotz allem hat das Ganze einen faden Nachgeschmack. Denn ganz offensichtlich nutzt die Bahn längst nicht alle Potenziale, diese Stelle zu besetzen. Und das, obwohl das erklärte Ziel ist, bis 2020 zu den Top-Arbeitgebern zu gehören (ganz schön dumm, die Bahn-Leute. Da stopfen Sie Ogilvy Millionen in den Rachen – dabei hätten es ein paar Tausend Euro auch getan und man hätte sich ein hübsches Siegel kaufen können :-)). Und nun müssen Sie und ich die Suppe auslöffeln. Vielleicht wäre der Job aber auch was für die Schlecker-Frauen? So eine Umschulung sollte doch kein Problem sein. Wie auch immer, kein feiner Zug der Bahn. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Kommentare (7)

7 Tage, 7 Städte: Die Bahn und Deutschlands größtes Bewerbungsgespräch

[…] auch, fällt die Entscheidung, ob man weiter ist, direkt vor Ort. Lediglich bei Lokführern oder Fahrdienstleitern ist eine betriebsärztliche Untersuchung […]

Sprecheragentur

Ist genau 1 Jahr her und nun fehlen auch in Berlin mal wieder welche...

personalmarketing2null

Ist nicht wahr! Das sollte ein Scherz sein...

limone

aus dem kreis der schlecker-frauen wurde bereits rekrutiert: http://www.welt.de/regionales/duesseldorf/article113234448/Ex-Schlecker-Frauen-arbeiten-jetzt-in-Stellwerken.html

Meister Proppy

Haha!!! Sehr geil! Ich befürchte nur das die Bahn ein Paradebeispiel für deutsche Unternehmen ist.

personalmarketing2null

Danke, Herr Würth! Ja, Sie haben natürlich recht. Ein Fahrdienstleiter ist nicht von heute auf morgen ausgebildet. Am Beispiel Mainz zeigen sich nun letztendlich die Auswirkungen der "Gier frisst Hirn"-Mentaltität deutscher Manager, die nur auf den kurzfristigen Erfolg schielen. Ein Tweet, der mir heute über den Weg lief, bringt es wunderbar auf den Punkt: Würde die Bahn eine nachhaltige Personalpolitik betreiben und sich nicht darauf konzentrieren, möglichst viel Gewinn zu machen - dies auf Kosten der Mitarbeiter und Fahrgäste - würde es wohl nicht zu diesem Chaos kommen. Übrigens ein schöner Vorgeschmack auf das, was Fluggäste zukünftig bei der Lufthansa erwartet. Vorstands-Franz Vorstellung ist es tatsächlich, keine Mitarbeiter mehr beim Check-in zu sehen. Auch hier kommt es im Übrigen wie bei der Bahn aufgrund zunehmenden Druck und fehlerhafter Personalpolitik zu gehäuften Krankheitsfällen. Auch hier versucht man wie bei der Bahn im Lohn zu drücken. Hauptsache, siehe oben: mein Chauffeur hat gut geschlafen. Geiz ist nicht geil. Und Gier frisst Hirn.

Hans Ulrich Würth

Gut recherchiert und locker geschrieben, Herr Knabenreich. Wer 'Stuttgart 21' bauen will, sollte sich in Mainz und anderswo nicht bis auf die Knochen blamieren. Allerdings scheint es sich bei dem Problem um zunächst ein Ausbildungsproblem zu handeln. Fahrdienstleiter sind nicht an jedem Stellwerk einsetzbar, dazu gibt es zu viele verschiedene Bauformen. Fahrdienstleiter müssen für das spezielle Stellwerk ausgebildet sein und nicht nur dessen Strecken, Weichen und Signale kennen, sondern auch Abfahrtszeiten und -gleise der Züge, sowie die Zielbahnhöfe. So kommentiert das jedenfalls Jörn Pachl, Leiter des Institutes für Eisenbahnwesen und Verkehrssicherung an der TU Braunschweig in der Braunschweiger Zeitung von heute. Auch wenn es in der Tat an Nachwuchs zu fehlen scheint, die Probleme unseres Chaos-Konzerns werden nicht allein durch eine Recruitingkampagne gelöst - egal, ob 1.0, 2.0 oder 3.4 . Man investiert einfach zu wenig in neue Technik. Zum Beispiel in effizientere elektronische Stellwerke, die es den Fahrdienstleitern ermöglicht, mehr als halt nur ein einziges Stellwerk zu kontrollieren.
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Moin! Ich bin Henner Knabenreich. Seit 2010 schreibe ich hier über Personalmarketing, Recruiting und Employer Branding. Stets mit einem Augenzwinkern oder den Finger in die Wunde legend. Auf die Recruiting- und Bewerberwelt nehme ich auch als Autor, als Personalmarketing-Coach, als Initiator von Events wie der HR-NIGHT oder als Speaker maßgeblich Einfluss auf die HR-Welt. Sie möchten mich für einen erfrischenden Vortrag buchen, haben Interesse an einem Karriere-Website-Coaching, suchen einen Partner oder Berater für die Umsetzung Ihrer Karriere-Website oder wollen mit bewerberzentrierten Stellenanzeigen punkten? Ob per E-Mail, XING oder LinkedIn - sprechen Sie mich an, ich freue mich auf Sie!
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