15. März 2013

Neulich, im Zug. "Mobiles" Personalmarketing bei der Bahn
Nach vier Tagen und sieben Recruiting-Videos sowie vielen Fotos mit insgesamt gut 20 Mitarbeitern ging nun gestern das Foto- und
weiterlesen11. August 2013
Lesezeit: 7 Min. PersonalmarketingRecruiting
Da stehe ich also an dem in den letzten Tagen zu trauriger Berühmtheit gelangten Hauptbahnhof in Mainz. Ich komme aus Zürich und warte auf meine S-Bahn. Glücklicherweise ist es früher Nachmittag, da muss ich mir keine Sorgen machen, dass der Zug nicht fährt. Und während ich da so stehe, lasse ich meinen Blick schweifen und schaue mir neben den Menschen auch die Plakate an. Nicht selten finde ich da Inspirationen für einen Blogartikel. So auch jetzt. Mein Blick bleibt einem großen Plakat hängen:
“Ich sehe was, was du nicht siehst” steht da. Genauer: “ICH SEHE W4S, WAS DU N1CHT SI3HST.” So so, denke ich mir. Aber sehen Sie selbst…
Im ersten Moment ordne ich das Ganze einer Maßnahme der Bundesregierung bzw. irgendeines Ministeriums zu, das zumindest suggeriert die in schwarz-rot-gold gehaltene Schrift. Mehr kann ich auf die Entfernung nicht erkennen, außerdem kommt der Zug – aber ich spüre es schon im Urin, das ist Stoff für eine Story. Das erste, was ich im Zug tue: Ich google nach “Ich sehe was, was du nicht siehst”. Klar bekommt man da Ergebnisse für das Kinderspiel, was man seinerzeit immer gerne gespielt hat. Beliebt war es z. B. auf längeren Autofahrten. Dabei gab es einen kleinen Haken – insbesondere für die Person, die erraten musste, was ich gesehen hatte: Während einer Autofahrt bewegt sich das Auto. Was ich also gesehen hatte, konnte der andere also nicht mehr sehen. Zugegeben, gemein war das schon. Aber so kam wenigstens ein wenig Spannung ins Spiel :-). Auch das Lied von Schlagersängerin Laura Wilde ergoogle ich. Die hat das Spiel scheinbar genau so gespielt. Dies zumindest suggeriert dieses Video, was ich aufgestöbert habe.
Aber ich schweife schon wieder ab. Google macht mir bei den verwandten Suchanfragen den Vorschlag, das Ganze in Verbindung mit “Wirtschaftsprüfer” zu suchen. Ich stutze zwar etwas, spüre aber, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Was ich finde, ist nicht die passende Website, sondern unter anderem folgende Pressemeldung des IDW (nein, das ist nicht wie ich irrtümlicherweise dachte, das Institut der Deutschen Wirtschaft (das kürzt sich IW ab), auch nicht der Informationsdienst Wissenschaft, sondern das Institut der Deutschen Wirtschaftsprüfer. Ja, auch das gibt’s :-)): “IDW startet Imagekampagne für den Berufsstand der Wirtschaftsprüfer“, steht da zu lesen. Und:
“Nachwuchs für unseren Beruf zu gewinnen, wird zunehmend schwieriger. Eine Vielzahl von Faktoren spielt hierbei eine Rolle: Die demografische Entwicklung, neue Studienstrukturen und die Tatsache, dass große Teile der Öffentlichkeit keine klare Vorstellung vom Tätigkeitsspektrum der Wirtschaftsprüfer und Wirtschaftsprüferinnen haben. Das soll sich mit der jetzt gestarteten Imagekampagne ändern.”
So so, denke ich mir. Das ist ja interessant. Weiter lese ich, dass nun auf ICE-Bahnhöfen Plakate mit der Auftaktbotschaft “Ich sehe was, was du nicht siehst” hängen. Während ich mich schon gefragt habe, w45 d13 k0m15ch3 5chr316w3153 eigentlich soll, finde ich auch prompt die Antwort: Diese bringt nämlich “die besondere Fähigkeit des Wirtschaftsprüfers zum Ausdruck, Zahlen tiefer als andere Berufe zu durchdringen und dadurch fundierte Analysen und Risikoeinschätzungen liefern zu können.” Wow, denke ich mir. Ganz schön clever und frage mich nicht nur, ob ich wohl ein geeigneter Kandidat für den Beruf des Wirtschaftsprüfers wäre (immerhin habe ich ja den Inhalt der Überschrift durchdrungen und richtig analysiert!), sondern ob das wohl schon unter Sauglattismus fällt (wenn Sie sich jetzt fragen, WTF?, kann ich nur sagen: Geduld!).
Ferner erfahre ich in der Pressemeldung, dass parallell zur Plakataktion die eigene Website der Kampagne freigeschaltet wird. Mein Herz macht schon einen Freudensprung, denn unter www.wirtschaftsprüfer.de (man beachte, dass sogar extra eine Domain mit Umlaut gewählt wurde!) sollen sich “Informationen über die Tätigkeiten des Wirtschaftsprüfers, über Zugangswege zum Beruf und über Erfahrungen angehender oder junger Wirtschaftsprüferinnen und Wirtschaftsprüfer” finden. Ferner lese ich, dass für die Kampagne extra die Marke “W1RT5CH4FT5PRÜF3R – DIE WIRTSCHAFTSPRÜFER IN DEUTSCHLAND” geschaffen wurde, für die das IDW sogar über die Rechte verfügt. Sa-gen-haft!
Was soll ich sagen, ich bin begeistert, und warte sehnsüchtig darauf, dass der Zug in Wiesbaden einfährt. Denn, so denke ich mir, Wiesbaden ist ja ein ICE-Bahnhof. Also muss da doch auch so ein Plakat zu finden und näher in Augenschein zu nehmen sein. Bingo!
Ich habe nur das Problem, dass der Abstand zwischen mir und dem Plakat so gering ist, dass ich leider nicht alles aufs Bild bekomme. Daher habe ich das Ganze mal zweigeteilt aufgenommen:
“Für andere sind es nur Zahlen – für Dich werden sie viel mehr sein”, steht da zu lesen. Puh, denke ich mir. Was denn genau? Will ich Einblick gewinnen in das, was anderen verschlossen bleibt, wie dort zu lesen steht? Will ich Zusammenhänge erkennen und bewerten? Ja, auf jeden Fall! Zumindest den Zusammenhang zwischen dem Plakat und der Website und dem ganzen Drumherum will ich erkennen. Und vielleicht auch ein bisschen bewerten. Und es wird mir ja auch leicht gemacht. Schließlich prangt links unten in der Ecke in ca. 50 cm Höhe auch ein von mir so geschätzter QR-Code, der einen auf die Website lotst. Haben Sie als Knappzweimetermensch schon mal versucht, einen QR-Code in der Höhe zu scannen? Ich habe und der Anblick muss wohl etwas komisch gewesen sein (allerdings nicht so komisch wie der, als ich in Zürich gegen eine Glas-Schiebetür gelaufen bin, die leider nicht ganz so schnell reagiert hat, wie von mir gewünscht). Mit einem bisschen guten Willen und Betätigen des Kamerazooms konnte ich dann auch endlich den Code erfassen und kam auf die Website wirtschaftsprüfer.de. Mobil sieht die so aus:
Meine erste Erkenntnis: Die Website ist nicht mobil optimiert. Meine Bewertung: Ganz schön dumm. Ich meine, ich will jetzt gar nix gegen die Kampagne sagen (auch wenn meine erste Assoziation war, dass es sich wohl um Wahlwerbung oder wie oben schon beschrieben, Werbung eines Bundesministeriums handelt und ich mich ernsthaft frage, ob sie bei der Zielgruppe die angemessene Aufmerksamkeit erfährt). Aber wenn ich solche Plakate auf Bahnhöfen aufstelle und einen QR-Code anbiete, sollte die Website verdammt noch mal mobil optimiert sein. Oder etwa nicht?
Weil es mir zu mühselig ist, die Inhalt mobil zu konsumieren, schmeiße ich zuhause angekommen den Rechner an und informiere mich über den Beruf des Wirtschaftsprüfers. Immerhin ein freier Beruf und einer mit gaaanz viel Potenzial und Zukunft. Und wie ich auf der Website lesen kann, haben Wirtschaftsprüfer spannende Aufgaben und es gibt viele Gründe, diesen Beruf zu ergreifen.
Na klar, man konnte ja unlängst lesen, dass ein Wirtschaftsprüfer das Grand Hotel Heiligendamm gekauft und übernommen hat. Puh, Glück gehabt, dann kann ja der Human Resources Gipfel stattfinden :-). Übrigens, “wie der Name schon sagt, ist es die Aufgabe des Wirtschaftsprüfers zu … prüfen!” Auch eine Information, die ich auf der Website finde.
Vielleicht noch einmal ein Blick auf die Ansprache. Für wen ist diese Website bzw. diese Kampagne eigentlich gedacht? Es geht um Nachwuchs für den Beruf des Wirtschaftsprüfers. Wer gehört dazu bzw. wer kann eigentlich den Beruf des Wirtschaftsprüfers ergreifen? Auch dazu liefert die Website eine Antwort. Ich erfahre, dass zum Wirtschaftsprüfer mehrere akademische Ausbildungswege führen und dass es ein direktes “Wirtschaftsprüfer-Studium” nicht gibt. Ein klassischer Ausbildungsberuf ist das demnach auch nicht. Wer aber konkret mit der Website angesprochen werden soll, erschließt sich mir nicht wirklich. Geht es um diejenigen, die ein Studium anpeilen und noch nicht wissen, in welche Richtung das Ganze gehen soll? Oder geht es um Absolventen, die noch am zögern sind und denen der Job als Wirtschaftsprüfer schmackhaft gemacht werden soll?
Auf jeden Fall bietet die Website einiges an Informationen über den Beruf des Wirtschaftsprüfers und über Ausbildungswege. Sie bietet Antworten auf Fragen zum Beruf sowie einiges an Material zum Download. Sogar ein Video hat man produziert, das Lust auf den Beruf des Wirtschaftsprüfers machen soll:
Was man leider nicht findet, sind die in der Pressemeldung angekündigten Erfahrungsberichte oder O-Töne. Auch gibt’s leider keine Infos über Unternehmen, bei denen man einsteigen könnte, ganz zu schweigen von der Integration einer Stellenbörse. Und das wiederum verstehe ich nicht. Schließlich geht es doch darum, Nachwuchs zu gewinnen. Und wenn ich den Köder schon am Haken habe, muss ich doch auch dafür sorgen, dass der Fisch respektive Bewerber anbeißt, oder?
15. März 2013
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weiterlesen05. Dezember 2011
Gerade noch drüber gesprochen, was eine gute Online-Stellenanzeige ausmacht (und viel Lob für den Artikel bekommen, vielen Dank an meine
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janu
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