Karriereseiten von ARD und ZDF auf dem Prüfstand. Wenn Bewerber nicht in der ersten Reihe sitzen.

Lesezeit: 20 Min. AusbildungsmarketingEmployer BrandingKarriere-WebsitesPersonalmarketing

Zugegeben, ja: das Stellenangebot als Social Media Manager für die ARD Programmdirektion hat mich doch neugierig gemacht. Also nicht das Stellenangebot an sich, sondern die Umstände, die dahinter stehen. Frist von der Ausschreibung bis zum Bewerbungsende 14 Tage, Vollzeit aber Freiberufler, Social Media aber Bewerbung per Post. Mein Fazit war ja eine Frischzellenkur für das gesamte Online-Recruiting der ARD. Aber immerhin ist ja die ARD nicht nur die ARD, sondern ein ganzes Konglomerat von vielen Sendern. Und ebenso, wie es deutliche Unterschiede bei den Rundfunk- und Fernsehprogrammen gibt – so meine logische Schlussfolgerung – könnte es die ja auch bei deren Personalmarketingmaßnahmen geben. Hoffnung hatte ich, saß doch sogar schon einmal eine Vertreterin einer öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt in einem meiner Seminare. Ist also wirklich alles so schlecht bei der ARD, ist die Bewerbung wirklich nur per Post möglich oder sitzen Bewerber gar in der ersten Reihe?

Wenn Bewerber nicht in der ersten Reihe sitzen

Das, lieber Leser, liebe Leserin, hat mir keine Ruhe gelassen und mir schlaflose Nächte bereitet. Und wenn etwas mich dermaßen beschäftigt, packt mich mein investigativer Ehrgeiz und ich schlüpfe in die Rolle des hoffnungsfrohen Bewerbers. Also, schauen wir uns doch mal an, wer von den Rundfunkanstalten seine Hausaufgaben gemacht hat und auf seiner Karriereseite mehr als nur Stellenangebote bereitstellt. Überprüft habe ich in diesem Schnellcheck wie gut die Informationen auffindbar sind, welche Infos bereitgestellt werden und wie der Bewerbungsprozess gestaltet ist. Und der Vollständigkeit halber habe ich mir auch noch angeschaut, ob man mit dem Zweiten wirklich besser sieht – sprich, wie das ZDF auf seinen Karriereseiten Bewerber anspricht. Für mehr dürfen die Anstalten des öffentlichen Rechts mich gerne kontaktieren ;-)

Bayerischer Rundfunk – Bewerben mit Hindernissen

Starten wir mit dem Bayerischen Rundfunk. Gehen wir also einmal den Weg eines Bewerbers. Der nutzt entweder die Startseite (br.de) und sucht dort nach Karriere-Infos oder geht über Google. In ersterem Fall wird er erst nach mehreren Klicks fündig (im Idealfall nach zweien: Unternehmen (gut versteckt und außerhalb des regulären Suchfeldes eines Website-Besuchers) –> Karriere (versteckt unter neun weiteren Links zum Thema Unternehmen)- das ist definitiv ein Klick zu viel. Wobei auch nicht jedem klar ist, wo er suchen muss, der Link erst nach aufmerksamen Suchen zu entdecken ist und der vorhandene Footer, der eine grobe Übersicht über die Seiteninhalte bereithält, nicht genutzt wird. Geht der Bewerber aber über Google, geht’s definitiv schneller. Schauen wir uns doch mal auf der Seite um:

Karriereseite Bayerischer Rundfunk - Stellenangebote und Infos zur Ausbildung

Zumindest auf den ersten Blick sieht das Ganze übersichtlich aus, es finden sich Stellenangebote, Stellen bei Orchester und Chor sowie Infos zum Thema Ausbildung. Bei den Stellen bei Orchester und Chor hätte ich jetzt erwartet, dass das auch Stellenangebote sind. Aber es kann durchaus nicht schaden, auf bestimmte Positionen und Funktionen aufmerksam zu machen und diese – insbesondere wenn diese schnell besetzt werden sollen – in den Fokus zu rücken. Insofern ist das also erst einmal okay. Klicken wir uns also weiter durch und auf die Rubrik, die wohl die meisten interessiert, die auf eine solche Seite gelangen, nämlich die Jobs respektive Stellenangebote. Und spätestens dann ist es vorbei mit der Gemütlichkeit Übersichtlichkeit. Ich habe den Screenshot bewusst so gewählt, so dass Sie mal ein Gefühl dafür bekommen, was einem Bewerber hier zugemutet wird:

Bayerischer Rundfunk Karriere - der Weg zur Bewerbung wird einem nicht leicht gemacht

Gut gefällt mir auch die letzte Rubrik, die dort zu sehen ist: IRT. WTF, wird sich jetzt der eine oder andere mit Sicherheit (so wie ich und viele andere potenzielle Bewerber wohl auch) fragen. Erst beim Lesen des Teasertextes erfährt man, dass es sich weder um Imaginatives Resonanz-Training oder um das Institut für Raucherentwöhnung und Tabakberatung handelt, sondern um das Institut für Rundfunktechnik. Muss man ja erst mal wissen. Deshalb: Hände weg von internen oder sich nicht selbst erklärenden Abkürzungen!

Nun denn, wer will denn hier schon wieder Erbsen zählen? Werfen wir noch rasch einen Blick auf ein, zwei Stellenangebote und den Bewerbungsprozess. Sofern nachvollziehbar natürlich. Als Ex-Personaler entscheide ich mich natürlich für die Stelle als “Trainee im Personalwesen”. Immerhin erfahre ich da, dass mir “eine fundierte praktische Ausbildung geboten wird” (hm, das würde ich mal voraussetzen) und ich “auch Einblick in die Abrechnung von festen und freien Mitarbeitern/-innen erhalte.” Auch. Hm. Und sonst so? “Ergänzt durch eigenverantwortliche Projekte, Schulungen und Einweisungen bieten wir Ihnen eine optimale Vorbereitung auf Ihren künftigen Berufseinstieg im operativen Personalgeschäft.” Na, das klingt doch super, oder? Ich weiß zwar nichts von den Perspektiven (als Trainee erwarte ich eigentlich, dass ich dann für eine interne Position übernommen werde – oder liege ich da falsch? Scheinbar ja, denn warum hieße es sonst: “Vorbereitung auf künftigen Berufseinstieg“?

Aber immerhin erfahre ich, wie viel ich verdienen kann. Und online bewerben geht auch. Zwar nur per E-Mail, aber das ist ohnehin die beliebteste Bewerbungsform. Sogar einen persönlichen Ansprechpartner finde ich, so dass ich gleich weiß, an wen ich meine Bewerbung adressieren kann. Na also, geht doch!

Schade nur, dass die Seite so dermaßen nutzerunfreundlich ist. Würde ich mich an der Breadcrumb-Navigation orientieren, die mir ja verrät, wo ich mich gerade auf der Website befinde, so würde ich ziemlich verarscht werden. Denn die führt mich nicht auf die vorherige Seite zurück, sondern auf die Karriere-Startseite. Bedeutet wiederum, dass ich mich erst mal wieder zu den anderen Stellenangeboten durchklicken muss.

Informationen, warum man sich nun gerade beim BR bewerben soll und was den Bayerischen Rundfunk als Arbeitgeber auszeichnet, sucht man leider vergeblich. Infos zu den Themen Ausbildung und Praktikum findet man hingegen schon (warum letzteres unter “Ausbildung” subsumiert wird, erschließt sich mir nicht so ganz). Leider sind die aber aufgrund mangelnder Usability eher schwer zugänglich. Schade.

Da das Thema Ausbildung für den Bayerischen Rundfunk ja keine unwesentliche Rolle zu spielen scheint, schaue ich mir dennoch auch hier noch einmal das Bewerbungsprocedere an. Und das hat es in sich. Zunächst einmal muss man sich für eine Online-Bewerbung registrieren und bekommt dann in einem unpersönlichen Anschreiben ein Passwort zugesendet. Mit diesem darf man sich dann im Bewerberportal anmelden und sich durch ein zehnseitiges Bewerbungsformular klicken.

Das kennen wir ja auch schon von der AMG Karriere-Website und ist auf deutschen Karriere-Websites leider kein Einzelfall. Nichtsdestotrotz, viel Spaß dabei! Mal schauen, was der Hessische Rundfunk so zu bieten hat.

Hessischer Rundfunk – viele Infos, gut strukturiert, Bewerbung per E-Mail

Nun ist der Hessische Rundfunk nicht unbedingt dafür bekannt, ein gutes Programm abzuliefern. Weder was die Fernsehbeiträge, noch die Radioprogramme mit verkrampft witzig sein wollenden Moderatoren angeht. Aber das lassen wir mal außen vor, schließlich geht es darum, wie sich der HR als Arbeitgeber präsentiert.

Auch beim Hessischen Rundfunk scheint das Thema Mitarbeiternachwuchs nicht die ihm dringend beizumessende Rolle zu spielen und so findet man einen Link zum Thema Karriere oder Jobs auf der Startseite vergeblich. Immerhin aber findet sich dann unter “der hr” innerhalb der Seitennavigation unter dreizehn (!) weiteren Links auch einer zu “Jobs und Karriere” und einer zu “Ausbildung im hr”. Bis auf die Anzahl der Links also ein vielversprechender Anfang. Und tatsächlich:

Karriereseite des Hessischen Rundfunks - klar strukturiert und zielgruppengerecht gestaltet

 

Die Seite überzeugt nicht nur mit dem vom Rest der im 2000er-Look der HR-Website daher kommenden frischen, übersichtlichen Layout, sondern auch mit einer klaren Struktur und Zielgruppenführung! Hier wurde 2012 also richtig Hand angelegt und die angestaubte Seite überarbeitet. Mal schauen, inwieweit sich das also gelohnt hat. Gut gefällt mir, dass gleich auf der Startseite Mitarbeiter, die unterschiedliche Bereiche repräsentieren, abgebildet werden und so einzelne Zielgruppen visualisiert werden. Und während die ARD Programmdirektion verzweifelt einen Social Media Manager als Freiberufler sucht, hat der Hessische Rundfunk mit Jan Eggers schon längst einen :-). Apropos Jan Eggers. Klicken Sie dessen Bild an, so erfahren Sie mehr über ihn und bekommen gleich noch weitere Kollegen vorgestellt. Das Gleiche gilt neben den “Profis” auch für die Zielgruppen Studenten oder Absolventen:

Jobs und Karriere im Hessischen Rundfunk - zielgruppenorientierte Infos und Mitarbeitertestimonials

Sie bekommen nicht nur Mitarbeiter-Testimonials angezeigt, sondern werden auch direkt zu den passenden Stellenangeboten gelotst. Klasse!

Karriere beim Hessischen Rundfunk - Anzeige der passenden Jobs. Theoretisch zumindest

Räusper. Also theoretisch zumindest. Da war ich wohl etwas zuuu euphorisch (Update: Beim hr hat man sehr schnell reagiert und die falsch laufenden Verlinkungen alle wieder hergestellt. Auch das ist vorbildlich, weil wirklich nicht selbstverständlich!). Aber nähmen wir mal an, wir hätten das passende Stellenangebot entdeckt… Bspw. als Trainee IT Systemservice.

Jobs und Karriere im Hessischen Rundfunk - Stellenangebot Trainee

So gibt es auf der zugegebenermaßen vom Layout nicht optimal gestalteten Stellenanzeige nicht nur etwas fundiertere Infos zum Programm selber, auch ein persönlicher Ansprechpartner wird genannt. Besonderes Highlight: Online-Bewerbung per E-Mail ist möglich und Vorstellung möglicher Arbeitskollegen. Super, geht doch!

Einziger Wermutstropfen auch hier die nicht ganz so nutzerfreundliche Navigation sowie das Verschenken von Optimierungspotenzialen in Sachen SEO. Dafür aber gibt es eine Vorstellung des Hessischen Rundfunks als Arbeitgeber mit seinen Benefits (gut, könnte man mit Sicherheit aufbereiten, aber ein Anfang ist für alle Fälle gemacht!).

Bliebe noch das Thema Ausbildung. Und da gibt’s gleich sogar eine eigene Seite zu:

Ausbildung beim Hessischen Rundfunk - umfangreiche Infos

Hier gibt es jede Menge umfangreiche Infos nebst Berufe-Checker und Videos. Da die verlinkten Inhalte aber momentan alle irgendwie nicht zu erreichen sind (sind sie nun, siehe Update oben), muss ich mir eine weitere Analyse allerdings sparen. So viel lässt sich allerdings an dieser Stelle sagen: Der Nutzer = Bewerber bleibt auch hier mal wieder auf der Strecke. Denn eine nutzerorientierte Navigation sieht definitiv anders aus. Abgesehen davon funktionieren viele Inhalte leider nur mit Flash. Und das schließt leider viele Nutzer aus

Nichtsdestotrotz, Chapeau, lieber Hessischer Rundfunk. Insbesondere die Kollegen vom BR können sich da wohl mal die eine oder andere Scheibe von abschneiden :) Aber wir haben ja noch viel mehr Rundfunkanstalten. Z. B. den MDR.

MDR – Bewerbung bitte per Post!

Hier haben wir das gleiche Spiel. Eine Erreichbarkeit des Karriere-Bereiches unmittelbar über die Startseite? Fehlanzeige. Aber: Immerhin findet man den für ein Unternehmen überlebenswichtigen Bereich gleich zweimal in der Navigation. Nein, ich muss mich korrigieren: Gleich dreimal! Wenn dann auch noch die Inhalte stimmen, ist ja alles in Ordnung :). Die Einstiegs-“Karriere-Website” gefällt auf jeden Fall schon mal gut und ermöglicht eine schnelle Orientierung:

Karriereseite des MDR - Klare Struktur und Zielgruppenorientierung

Neben den Stellenangeboten gibt es Infos zur Berufsausbildung, zum Volontariat und zu Praktika. Werfen wir doch mal einen Blick auf die Stellenangebote und den nachgelagerten Bewerbungsprozess. Und hier macht sich doch sehr, sehr schnell Ernüchterung breit. Schauen Sie sich bspw. mal das Stellenangebot für eine “gehobene Redakteurin” an (das heißt wirklich so). Informationen zu den Benefits des Arbeitgebers? Fehlanzeige. Ein persönlicher Ansprechpartner, an den ich die Bewerbung adressieren könnte? Fehlanzeige. Online-Bewerbung? Ich wage es kaum zu schreiben, bin aber schon Kummer gewohnt: Fehlanzeige.

Bewerbung beim MDR - leider nur per Post

Gut gefallen mir auch die Bewerbungsfristen. Von der Ausschreibung bis zur Einsendedatum: drei Wochen. Spricht nicht gerade für strategisches Vorgehen. Da das ganze per Snail-Mail, will sagen mit der guten alten deutschen Briefpost läuft, verkürzt sich noch mal die Zeit. Oder ist man bei den Öffentlich-Rechtlichen in Sachen Recruitingprozess den deutschen Unternehmen etwa voraus? Schaut man sich auch die Stellenangebote der anderen Anstalten an, so bekommt man schnell den Eindruck, dass dem wirklich so ist. :D

Nun, immerhin gibt es umfangreiche Infos zum Thema Ausbildung (die sich ohne Flash-Player mal wieder nicht aufrufen lassen) sowie zum Volontariat und zu Praktika. Ich bin aber gerade einfach zu desillusioniert und wende mich dem nächsten im Bunde zu, dem NDR.

NDR – Online bewerben? Aber sicher. Oder auch nicht.

Auf der Startseite des NDR haben wir wieder das gleiche Spiel. Ein Link zu Stellenangeboten oder Karriere? Fehlanzeige. Oder sagen wir mal  so: Gut versteckt im Footer. Wenn Sie also tatsächlich die Muße haben, sich durch die gesamte Seite durchzuscrollen, bitte sehr, da ist einer. Aber wer macht das schon. Und so suchen Sie, wie so viele andere wohl auch, unter dem Link “DER NRD“. Was an sich keine falsche Entscheidung war :). Denn dort prangen gleich zwei Links, nämlich wie schon beim HR, Stellenangebote und Ausbildung. Auf der sehr unübersichtlich gestalteten Seite findet sich darüber hinaus auch noch ein Teaser zum Thema Ausbildung. Wenn man ihn denn entdeckt.

Stellenangebote gibt es derzeit nicht viele. Aber immerhin wird bei einem sowohl ein persönlicher Ansprechpartner genannt als auch eine Bewerbung per E-Mail ermöglicht. Glückwunsch! Was die Bewerbungen für den Chor angeht, so verlässt man sich beim NDR doch lieber auf die Briefpost und eine Audio-CD. Dass man Audiodateien auch per Mail oder FTP-Serverdienste versenden kann, ist beim NDR scheinbar noch nicht angekommen, sorgt aber allemal für einen Schmunzler :)

Bewerbung beim NDR - Chor bitte per Post - Quelle: NDR.de

Puh, bliebe also noch der Bereich Ausbildung. Und das sieht im Großen und Ganzen, zumindest auf den ersten Blick schon besser aus. Umfangreiche Infos und Videos, Bewerberherz, was willst du mehr? Nun gut, dass die Videos natürlich ohne Flash-Plugin nicht zu sehen sind, lassen wir mal außen vor. Dass man sich auf Ausbildungsangebote nur per Post bewerben kann, ebenfalls. Schließlich können sich Praktikanten doch online bewerben:

Karriere beim NDR. Online bewerben - aber sicher

Aber mal ganz ehrlich: Warum werden wertvolle Potenziale wie Youtube hier so dermaßen mit Füßen getreten? Schließlich ist Youtube das Portal der Zielgruppe (viel eher als Facebook) und darüber hinaus ein super Traffic-Bringer für Ihre Website (vorausgesetzt, man beachtet ein paar Regeln).

Aber was ich vom NDR gesehen habe, reicht fürs erste. Bleiben wir im Norden, mal sehen, was Radio Bremen seinen Bewerbern so bietet. Im Übrigen beschränke ich mich ab jetzt nur noch auf Highlights, egal welcher Art. Der Blogartikel hat jetzt schon 2098 Wörter. Ich sollte mich also kurz fassen.

Radio Bremen – Infos für Bewerber eher Fehlanzeige

Bei Radio Bremen ist die Suche nach den Karriere- und Ausbildungsseiten noch aufwendiger als bei den anderen. Erst nach langem Scrollen erreichen Sie den Link zu weiterführenden Infos. Sofern Sie ihn überhaupt erreichen. Vielleicht war es Ihnen ja einfach zu mühselig, nach den Infos zu suchen. Oder Sie hatten das Glück und haben in Ihrer Verzweiflung auf “Organisation” geklickt. Dort gibt es nämlich die Rubrik “Stellen“. Aber die müssen Sie erst einmal finden. Letztendlich gibt es aber ohnehin nicht viel zu entdecken:

Karriere bei Radio Bremen - Infos sehr dünn gesät

Eines muss zur Ehrenrettung von Radio Bremen aber gesagt werden: Eine Online-Bewerbung per E-Mail ist möglich. Ja, Sie haben richtig gelesen!

RBB – Restriktionen bei der (schriftlichen) Bewerbung

Blieben noch der Rundfunk Berlin-Brandenburg, der Saarländische Rundfunk, der Südwest-Rundfunk und der Westdeutsche Rundfunk. Fangen wir im Osten der Republik an. Auch hier wieder das gleiche Spiel. Direkter Link zu Jobs und Karriere, mit Ausnahme der immerhin vorhandenen Footer-Navigation, Fehlanzeige. Wir gehen wieder über “Unternehmen” und finden, was wir suchen. Immerhin.

Karriere beim RBB - immerhin übersichtlich strukturiert

Wer glaubt, wir hätten schon alles gesehen, was möglich ist, wird nun eines besseren belehrt. Dass man sich bei der ARD oder ihren einzelnen Rundfunkanstalten überwiegend nur per Post bewerben kann, haben wir schon gelernt und mit einem Kopfschütteln abgetan. Dass es dann aber auch noch Vorschriften bezüglich der Seitenanzahl gibt, schlägt in meinen Augen dem Fass den Boden aus. Meinetwegen setzt es ihm auch die Krone auf. Wie auch immer…

Bewerbung beim RBB bitte per Post - einseitig

Immerhin wird ein persönlicher Ansprechpartner genannt. Immerhin. Sämtliche Stellenangebote finden Sie übrigens ausschließlich als PDF-Download.  Infos zu dem, was die RBB als interessanten und erstrebenswerten Arbeitgeber ausmacht, sind natürlich – Sie ahnen es schon – Fehlanzeige. Usw. usw. Auch hier wende ich mich angewidert ab und wende mich hoffnungsfroh dem Saarländischen Rundfunk zu. Im Verhältnis zum RBB kann es nur besser werden… (gut, auch hier zur Ehrenrettung: Bewerbungen für Azubis und Praktikanten sind online möglich).

SR – Infos zur Ausbildung Fehlanzeige?

Mich kann nun gar nichts mehr schocken, insofern wundert es mich nicht, dass ich Stellenangebote und Ausbildung neben 13 (!) weiteren Links gut versteckt unter “Der SR” und dann unter “Unternehmen” finde. Dass ich mich ausschließlich per Post bewerben kann, lässt mich mittlerweile (zumindest äußerlich) auch kalt. Blieben noch die Infos zur Ausbildung…

Infos zur Ausbildung beim SR - Fehlanzeige

Nanu, keine Infos zur Ausbildung, wenn ich auf den Link Ausbildung klicke? Kann denn das sein? Natürlich nicht, denn wenn Sie auf einen anderen Link klicken, der sich in der rechten Spalte befindet, sinnvollerweise den gleichen Titel trägt und sogar schon auf der Homepage zu sehen ist, finden Sie umfangreiche Infos. So Sie denn finden :).

SWR – vorne hui, hinten pfui

Danke, lieber SWR. Danke, dass du mich (zumindest vorerst) aus einem tiefen Tal der Trauer und Desillusionierung wieder ans Tageslicht geführt hast und mir den Glauben an bewerberorientierte Karriereseiten wiedergegeben hast. Warum diese Euphorie, werden Sie fragen. Sie werden mich verstehen, wenn Sie nachfolgenden Screenshot sehen:

Karriere beim SWR - ein echter Lichtblick, Link zu Jobs und Karriere gleich auf der Startseite

Unglaublich aber wahr: Auf einen Blick sehen Sie die Rubrik Jobs & Karriere. Genau genommen sogar gleich zweinmal, denn auch im Footer finden Sie einen Link zu den Stellenangeboten. Jetzt wird es spannend, ob der SWR hält, was er verspricht oder uns wieder in ein tiefes Tränental herunter reißt… Nun sagen wir so: Zumindest die Karriere-Website hinterlässt gemischte Gefühle.

Karriere-Website des SWR - klar strukturiert, wenig informativ

Zwar finden wir eine wunderbar aufgeräumte Website. Aber, wir erinnern uns, die erreichten wir über den Link “Jobs & Karriere”. Schauen wir uns in der Navigation um, so sehen wir, dass wir uns auf “Wen wir suchen” befinden. Dann finden wir drei große Bilder, von denen zumindest “Stellenangebote” und “Hospitanzen & Praktika” aufgrund der Darstellung vermuten lassen, dass dies anklickbare Links sind. “SWR Ausbildung & Karriere” wiederum nicht. Auch ist die Wahl der Link-Namen etwas unglücklich gewählt. Hier wäre also schon erstes Optimierungspotenzial. Aber da die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt, schauen wir uns zunächst einmal die Stellenangebote an.

Hier würde ich (wie Sie vermutlich auch) erwarten, dass ich eine Übersicht der Stellenangebote bekomme. Pustekuchen! Ich sehe stattdessen eine Übersicht über Feste Mitarbeit, Freie Mitarbeit etc. Dass es sich hierbei um Links handelt, die dann wiederum zu den Stellenangeboten führen, lässt sich allenfalls erahnen. Oder aber Sie sind ein dermaßener Fuchs (so wie ich) und versuchen mittels Maus drüber fahren zu erfahren, ob es sich um Links handelt. Und nachdem Sie dann, ausgefuchst wie Sie sind, sogar geklickt haben, passiert folgendes:

Bewerben beim SWR - Stellenangebote öffnen in separatem Popup

Es öffnet sich ein Pop-Up (Urrghs!) mit den Stellenangeboten. Das diese dann keine Infos zum Arbeitgeber SWR beinhalten, muss ich an dieser Stelle nicht erwähnen. Positiv zu erwähnen wäre die Tatsache, dass eine Online-Bewerbung möglich ist. Diese aber wiederum mit Ausnahme der freien Stellen natürlich nur per Online-Formular. Dieses wiederum ist so gestaltet, dass jedem Bewerber die Lust am Ausfüllen vergeht. Aber auch das kennen wir ja schon zur Genüge. Ach so, bliebe noch zu erwähnen, dass es durchaus einige Infos zum Thema Ausbildung und Praktikum gibt. Die passenden Stellenangebote tauchen aber unter den Stellenangeboten selber nicht auf. Und wie man sich bspw. auf die Ausbildungsplätze oder fürs Duale Studium bleibt ebenfalls ein Rätsel. Ganz grausam auch die Navigation, die einem aufgrund mangelnder Orientierungsmöglichkeiten schlaflose Nächte beschert.

Ich fühle mich vom SWR verraten und wende mich voller Hoffnung dem WDR zu.

WDR – da geht noch was!

Immerhin ist der WDR ja der Sender mit den in meinen Ohren besten Radioprogramm der ARD. Mal schauen, ob man in Köln auch mit einer entsprechenden Karriereseite aufwarten kann. Der Anfang ist zumindest vielversprechend und so finde ich auf der Unternehmensseite sehr schnell den entsprechenden Link:

Karriere beim WDR -alle Infos auf einen Blick

Auch die Karriere-Startseite selber ist übersichtlich und aufgeräumt. Was ich mich aber zum wiederholten Male frage: Warum fristen Jobs und Stellenangebote immer so ein Mauerblümchendasein, will sagen: warum finden sich die Links immer am Ende der Seite und damit zumindest bei Standardauflösung nicht mehr im sichtbaren Bereich? Warum? Nur für den Kick, für den Augenblick? However, sei es drum, ich habe sie ja nach Scrollen gefunden. Und muss dann (zum wiederholten Male) feststellen: Eine Bewerbung ist nur per Post möglich. Post. Das sind die, die gerade das Porto erhöht haben. Das sind die, bei denen eine Bewerbung im Verhältnis zur E-Mail der Beförderungsweg ein Tausendfaches ein Zeit verschlingt. Das sind die, bei denen eine Beförderung Geld kostet. Das sind die, die die Nachrichten in einem Briefumschlag befördern, der wiederum von Ihnen geöffnet werden muss, die Dokumente zu entnehmen sind, die viel Platz auf Ihrem Schreibtisch in Anspruch nehmen und deren Rücksendung Sie noch mal ebenso viel Zeit und Geld kosten. Zeit und Geld, welches Sie mit einer Online-Bewerbung einsparen können.

Tausende von Euro und Stunden an Arbeitszeit können Sie sparen, wenn Sie auf online setzen. Mann! Ist denn das so schwer? Und dann beklagen Sie sich, weil kein Geld da ist… Oder sich keiner bewirbt, weil die Generation Y (und nicht nur die) im Zeitalter nicht mehr auf die Post setzt. Okay, ja zugegeben, wenn es um Zalando oder Amazon geht, schon. Aber doch nicht im Bewerbungsprozess!!!

Infos zu Ausbildung, Praktikum und Volontariat finden sich zuhauf. Das ist auch gut so. Eine Online-Bewerbung ist sogar für Ausbildungsberufe möglich. Auch das ist gut. Dass man sich vor einer Bewerbung extra anmelden muss, ist weniger gut. Dass man sich durch zig Formulare klicken muss noch weniger. Und dass man seine Unterlagen nicht als PDF oder Ähnliches einfach hochladen kann, geht gar nicht.

Soweit, so schlecht. Bliebe noch die Frage, wie sich das ZDF schlägt. Stimmt es wirklich, dass man mit dem Zweiten besser sieht? Oder adaptiert auf das Thema Online-Bewerbung, dass man sich das Zweite besser darstellt?

ZDF – beim Zweiten bewirbt es sich noch schlechter

Was den Zugang zu den Informationen angeht, so kennen wir das Spielchen schon von den Rundfunkanstalten der ARD. Mit zwei Klicks ist man am Ziel seiner Träume. Und findet folgendes:

Karriere beim ZDF - bewirbt man sich beim Zweiten besser

Wer nun ernsthaft Informationen zur Karriere beim ZDF erwartet hat, ist entweder sehr naiv oder hoffnungslos optimistisch. Und wer jetzt nach Lesen des kurzen Textes “Auf den folgenden Seiten finden Sie aktuelle Stellenausschreibungen” wirklich erwartet hat, dort selbiges zu finden, entspricht zwar wohl von seiner Erwartungshaltung her denjenigen, die das lesen und über einen gesunden Menschenverstand verfügen, aber dies entspricht leider nicht dem, was dort folgt:

Bewerben beim ZDF - aber bitte nur per Post

Nämlich keine Stellenanzeigen (die gibt’ erst bei nochmaligem Klick und dann auch nur als PDF). Darüber hinaus setzt man auch beim ZDF auf den Postweg. Ach ja, Reisekosten zu Vorstellungsgesprächen und Praktika werden nicht vergütet (und kommen Sie mir jetzt nicht wieder damit, dass das in der Branche so üblich ist. So wie die Tatsache, dass Freiberufler eine Vollzeitstelle als Social Media Manager übernehmen. Eine Schande ist so was. Und zeugt null von Wertschätzung!). Unglaublich. Wer sich hier bewirbt, ist selber schuld :)

Unter der Rubrik Ausbildung findet sich dann mehr oder weniger das, was man bei den anderen auch schon gefunden hatte. Online-Bewerbung ist hier aber auch nicht möglich.

Fazit

Weder sitzen Bewerber bei den Öffentlich-Rechtlichen in der ersten Reihe, noch sehen sie besser. Lediglich der Hessische Rundfunkt überzeugt in nahezu allen Punkten. Und das mit der richtigen Verlinkung kriegen die bestimmt auch noch in den Griff (Update: Haben sie, siehe Infos weiter oben). Infos zum Arbeitgeber finden sich ebenfalls nur zum HR. Navigation und damit Nutzerfreundlichkeit sowie SEO sind bei nahezu allen Seiten Felder, die es noch zu beackern gilt. Ganz zu schweigen vom Bewerbungsprozess.

Darüber hinaus drängt sich mir nach dieser kurzen Analyse der Personalmarketing-Aktivitäten bzw. der “Karriere-Websites” der Öffentlich-Rechtlichen ein unglaublicher Verdacht auf: ARD und ZDF sorgen mit versteckten Subventionen für ein Fortbestehen der Post. Wie sonst ließe sich das Festhalten am aus Bewerberaugen unattraktivsten Bewerbungsweg erklären?

Kommentare (5)

personalmarketing2null

Lieber Jörg, danke für dein Feedback! Das war auch ein gutes Stück Arbeit. Aber als ich erst mal angefangen hatte, konnte (oder wollte) ich auch nicht aufhören :)

Jörg Buckmann

Lieber Henner, was für eine wundergute Übersicht über diese spannende Branche. Ich bin mir sicher, Du wirst damit während mindestens drei Jahren von der Rundfunkgebühr befreit. Wenn nicht - verdient hättest Du es auf jeden Fall. Toller Artikel! Jörg

Jan Eggers

Zum Glück bin ich nicht der einzige Social-Media-Manager - nur heißt der Job bei den anderen immer ein wenig anders :)

personalmarketing2null

Hallo Jan, herzlichen Dank fürs Feedback. Schön, dass sich auch mal ein "Offizieller" (und darüber hinaus scheinbar auch der einzige "offizielle" Social Media Manager einer öffentlich-rechtlichen Anstalt :)) meldet und ein wenig Aufklärungsarbeit leistet. Das, was du zum Status Freiberufler bei den ÖR schreibst, ist wohl nur den wenigsten - wie auch mir - bewusst. Aber es geht ja auch viel mehr um die Diskrepanz Social Media vs. Postbewerbung, die ja bei den ÖR offensichtlich an der Tagesordnung ist. Wie auch immer, wenigstens der HR ist da sehr gut aufgestellt. Was man vom Großteil der "Kollegen", insbesondere von Radio Bremen, wahrlich nicht behaupten kann. Insofern, weiter so und Grüße nach Frankfurt! Henner

Jan Eggers

Was für eine Fleißarbeit! Danke für das Lob an den hr - und für den Hinweis auf die kaputte Verlinkung, wir kümmern uns drum. Auch dass (alle) unsere Seiten noch Flash nutzen und u.a. viele Mobil-Nutzer ausschließen, ist uns bewusst - wir arbeiten daran. Vielleicht noch ein Wort zu den Freiberuflern - besser gesagt: freien Mitarbeitern - und dass der von der ARD gesuchte Social Media Manager einer sein soll: da möchte ich meine Kollegen in München etwas in Schutz nehmen, nicht zuletzt, weil ich auch lange als "Freier" gearbeitet habe. Freie Mitarbeiter bei den Öffentlich-Rechtlichen sind nicht in dem Sinne Freiberufler, wie ein Berater es ist oder ein anderer Unternehmer, sie haben nur eine andere Art von Vertrag und sind in vielerlei Hinsicht fest angestellten Arbeitnehmern gleich gestellt. Dass ein Job als freie Mitarbeit ausgeschrieben wird und nicht beispielsweise als Zeitvertrag, bedeutet noch keine Herabstufung oder Geringschätzung.
Über den Autor
Avatar-Foto
Moin! Ich bin Henner Knabenreich. Seit 2010 schreibe ich hier über Personalmarketing, Recruiting und Employer Branding. Stets mit einem Augenzwinkern oder den Finger in die Wunde legend. Auf die Recruiting- und Bewerberwelt nehme ich auch als Autor, als Personalmarketing-Coach, als Initiator von Events wie der HR-NIGHT oder als Speaker maßgeblich Einfluss auf die HR-Welt. Sie möchten mich für einen erfrischenden Vortrag buchen, haben Interesse an einem Karriere-Website-Coaching, suchen einen Partner oder Berater für die Umsetzung Ihrer Karriere-Website oder wollen mit bewerberzentrierten Stellenanzeigen punkten? Ob per E-Mail, XING oder LinkedIn - sprechen Sie mich an, ich freue mich auf Sie!
Ähnliche Artikel
Nur "Herr" und "Frau" im Bewerbungsformular sind dis­kri­mi­nie­rend

Nur "Herr" und "Frau" im Bewerbungsformular sind dis­kri­mi­nie­rend

Als ich seinerzeit meinen Artikel über das “m/w/d” und den Beschluss des Bundesverfassungsgerichts bezüglich der “dritten Option” verfasste, schrieb ich

weiterlesen
Schluss mit dem Zwangs-Login im Recruiting!

Schluss mit dem Zwangs-Login im Recruiting!

Nicht wenige Employer-Branding-Bemühungen verpuffen im Nichts, sobald der Bewerbungsprozess startet. Da ist es doch tatsächlich endlich mal wieder gelungen, ein

weiterlesen