Wie Gosch, Sansibar und andere Arbeitgeber auf Sylt Bewerber umwerben oder auch nicht

Lesezeit: 10 Min. Archiv

Schön war’s. Herrlich sogar. Gut, zugegeben, das Wetter hätte an einigen Tagen besser sein können, aber so eine Insel hat ja ohnehin immer ihr eigenes Wetter. Ach so, die Rede ist übrigens von Sylt. Deutschlands nördlichster (manche sagen auch schönster) Nordseeinsel mit der höchsten Bonzendichte, wo ich mir erlaubt habe mit der besten Ehefrau von allen einmal ein paar Tage auszuspannen, die Luft, die Landschaft und die Ruhe zu genießen und die Insel zu Fuß und per Rad zu erkunden. Und nicht nur das. Schließlich ist meine große Leidenschaft nun einmal das Personalmarketing und wie sich Arbeitgeber so im WWW präsentieren. Und da fand ich es natürlich auch interessant, wie sich Sylts “größte” oder auch bekannteste Arbeitgeber denn so ihren Bewerbern präsentieren.

Man denke nur an so illustre Namen wie Gosch (Deutschlands nördlichste Krabbenbude mit mittlerweile Dependancen bis nach Süddeutschland) oder Sansibar (Deutschlands, wenn nicht sogar weltweit die einzige am Strand stehende Bretterbude mit den unverschämtesten Preisen für Speis und Trank, einem riesen Weinkeller und einem Shuttleservice vom Parkplatz zur Sanibar selbst (Laufweite ca. 20 m, wenn überhaupt) – sponsored by Mercedes(!)), die mittlerweile diverse Shops in einigen deutschen Städten unterhalten. Aber auch die Asklepios Nordseeklinik oder Voss (Bürobedarf, Dekoartikel, Blumen und Gastronomie; laut Website immerhin einer der größten Arbeitgeber auf Sylt überhaupt) liefen mir immer wieder über den Weg. Letztendlich lasse ich meine Leser ja des Öfteren mal an meiner knapp bemessenen Freizeit teilhaben und berichte aus Städten wie Barcelona, Rom oder Tallinn – warum also nicht auch von Sylt. Klar, ich hätte auch noch ein paar andere Artikel in petto, die mir schon seit einigen Wochen unter den Nägeln brennen, aber ein Artikel in der Sylter Rundschau brachte letztendlich das Fass zum überlaufen bzw. den endgültigen Anstoß für diesen Artikel. Hier war nämlich über zu lesen, dass die Gemeinde Hörnum (am südlichsten Ende, als ganz unten von Sylt) seit Monaten erfolglos einen Kurdirektor sucht.

Königshafen List

Diese Problematik, dass einzelne Städte oder Regionen, wo andere liebend gerne Urlaub machen, über ein Fachkräfteproblem klagen, ist nicht neu. Darüber berichtete ich schon an anderer Stelle. Aber nun ist Sylt ja immerhin Sylt und nicht Mecklenburg-Vorpommern (nichts gegen Meck-Pomm!) und da sollte man denken, dass es eigentlich ein Leichtes sein sollte, den Posten zu besetzen.

Sylter pendeln für ihre Jobs

Mag sein, dass es vielleicht daran liegt, dass Immobilien und Wohnraum auf Sylt immer unerschwinglicher werden. Was wiederum daran liegt, dass gierige Investoren sich auf der Insel breit machen, Häuser und Grundstücke kaufen und diese für mehrere Millionen weiter verscherbeln (ein Beispiel: freistehendes Reetdachhaus in Kampen mit einem Kaufpreis von 12.000.000 Euro, 45 qm-Wohnung in Westerland 300.000 Euro) und ein Ausverkauf der Insel stattfindet. Ein Großteil der wunderschönen Reetdach gedeckten Häuser steht die meiste Zeit des Jahres leer, weil sie entweder als teurer Zweitwohnsitz dienen oder eben ausschließlich als Ferienwohnungen konzipiert sind. Und die Folge: Immer weniger Sylter können sich ihre Insel leisten und müssen aufs Festland ausweichen. Über 4.000 pendeln regelmäßig auf die Insel, weil sie sich Wohnraum auf Sylt schlichtweg nicht mehr leisten können, dort aber ihre Wurzeln haben und ihren Jobs vor allem im Hotel- und Gaststättengewerbe nachkommen, wohingegen reiche Bonzen die Insel okkupieren, ihren Porsche oder Mercedes AMG vor der Eisdiele bzw. dem Pony in Kampen vorfahren und den Syltern ihre Heimat unter deren Hintern wegkaufen oder mit fragwürdigen Mitteln “vertreiben”.

Das Resultat: Die Insel der Schönen und Reichen gehört nicht mehr den Syltern selbst, da immer mehr Ortsfremde sich auf der nordfriesischen Insel einkaufen: “Nur 44 Prozent der Eigentumsobjekte gehören noch Ortsansässigen, 56 Prozent gehören Ortsfremden”, wird Petra Reiber, Bürgermeisterin der Gemeinde Sylt, in einem Artikel des Abendblatts zitiert. “Sylt ist nicht mehr bezahlbar. Und wenn Sie es bezahlen können, ist es ein Loch”, sagt die Bürgermeisterin. Ein trauriges Denkmal, welches sehr schön das Treiben gewissenloser Investoren und Bauherren (und massiver Steuersverschwendung) darstellt, zeigt die Bauruine des Thermalbades in Keitum (dort, wo vor gar nicht allzu langer Zeit eins der schönsten Freibäder Deutschlands zu finden war):

Trauriges Beispiel skrupelloser Investoren - Bauruine Thermalbad Keitum

Mag sein, dass das für die potenziellen Bewerber als Kurdirektor in Hörnum eher abschreckend wirkt. Vielleicht. Vielleicht liegt es aber auch schlichtweg daran, dass man nicht mal alle Register des (Online-)Personalmarketings zieht. Ich würde fast eher darauf tippen. Wir erinnern uns: 4.000 Arbeitnehmer pendeln tagtäglich (Montags bis Sonntags) auf die Insel. Dazu kommen noch einige Tausend Touristen. Wo kommt der Großteil an? Richtig, im Bahnhof von Westerland. Insofern wäre es doch naheliegend, bspw. im Gebäude oder auch außerhalb auf Plakaten auf entsprechende Vakanzen aufmerksam zu machen. Oder in den Zügen, die Tag für Tag zwischen Sylt und dem Festland hin- und herpendeln. Oder in den zahlreichen Buslinien auf Sylt. Solche Hinweise sind aber Fehlanzeige. Und die Stelle für den Kurdirektor?

Die war recht gut versteckt auf der Website der Gemeinde zu finden (bzw. eher weniger, weil ja gut versteckt. Dass Sie erst auf den Punkt “Service” klicken müssen, um zu den Stellenangeboten zu gelangen, ist schon etwas fragwürdig). Auch wurde sie wohl via Stepstone und das Stellenportal der FVW ausgeschrieben. 30 Bewerber gab es wohl, aber keiner passte so recht ins Bild. Einige kamen wohl gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch. Tja, und das führt nun dazu, dass die Stelle erneut ausgeschrieben wurde. Gut versteckt wieder. Und eigentlich nur über die Google-Suche auffindbar. Damit sie ja keiner findet :-).

Sansibar sucht Speedy Gonzalez

Nun denn, vielleicht ist das ja mit dem Versteckspielen ein Einzelfall. Wie sieht’s denn mit den anderen so aus? Am Montag führte uns der Weg beispielsweise zur Sansibar. Bisher habe ich bei jedem meiner Sylt-Urlaube diesen Nepper, Schlepper, Bauernfänger-Laden gemieden, diesmal habe ich dem Wunsch meiner charmanten Ehefrau leider nicht widerstehen können.

Der Strand der Sansibar

Eins muss man sagen (und an dieser Stelle mal großen Respekt und vielen Dank): Das Personal ist wirklich sehr freundlich und zuvorkommend und auch sehr flexibel, wenn es um “Extra-Würste” bei der Speisekarte geht (darf man als Vegetarier eigentlich von Extra-Würsten schreiben? :-)). Dafür gibt’s wirklich ein fettes “Daumen hoch“, keine Frage. Aber die Sansibar wird ja das ganze Jahr über betrieben, gute Mitarbeiter in der Gastro-Szene zu finden, fällt nicht leicht. Also bietet es sich doch an, auch auf der Website entsprechende Gesuche zu positionieren und sich als Arbeitgeber zu präsentieren (ja, es ist richtig, es bietet sich nicht nur an, es ist sogar die verdammte Pflicht!). Schließlich ist die Sansibar ja nicht nur die Sansibar, sondern verfügt über einen Online-Shop und wie schon oben beschrieben über diverse Shop-Filialen in der gesamten Republik, unter anderem in Westerland selbst, wobei ich das Lob von oben nicht wiederholen kann, denn hier wirkte das Verkaufspersonal eher gelangweilt, von oben herab und als wolle es nicht in der persönlichen Unterhaltung von Kollegin zu Kollegin nicht gestört werden. Kann ich ja auch verstehen, diese dummen Touristen, die irgendwelche Sansibar-Souvenirs erstehen wollen, sind ja einfach nur nervig. Aber ich schweife ab :-)

Gut versteckt im Footer - der Jobs-Link auf der Sansibar-Website

Wie ich es fast nicht anders erwartet habe, findet man auch hier den Jobs-Link gut versteckt. Ganz unten auf der Website (und damit nur bei vielem Suchen auffindbar) findet sich in der Footer-Navigation der Link zu den Jobs. Das geht auch prominenter, letztendlich wird das Ganze aber auch überbewertet :-). Und da finden sich tatsächlich Jobs auf der Website. Es ist zwar absolut suboptimal, dass da gleich mehrere Jobs auf einer Seite präsentiert werden (so können die einzelnen Jobs nicht von Suchmaschinen indiziert werden), aber immerhin gibt es so eine Art Arbeitgeber-“Vorstellung”. Da heißt es nämlich:

“Die SANSIBAR ist einzigartig, unverwechselbar, kurzum legendär – eine Bretterbude, gebettet in den Dünen von Sylt mit Blick auf die Nordsee, die jedes Herz erobert, die besten Gerichte und coolsten Weine auf der Karte hat und mit einem dynamischen und herzlichen Team begeistert”. Weißte Bescheid, oder?

Auch sucht die Sansibar “Original”, “Akrobaten” und Mitarbeiter, die “immer auf der Suche nach Adrenalin, Action und Abenteuer” sind – quasi “Mensch gewordene Speedy Gonzales’, die lieber rennen als verpennen” und “Magiere, die Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und Teller/Töpfe zu balancieren vermögen”. Wirklich aussagekräftig ist das nicht, aber auf jeden Fall ein anderer Ansatz als im sonstigen drögen Stellenanzeigeneinerlei.

Liebe Sansibar, vor lauter Cool- und Hipness nicht vergessen, ein bisschen mehr über sich als Arbeitgeber preiszugeben. Kann mit Sicherheit nicht schaden :-)

GOSCH sucht eigentlich immer gute Leute

Na denn, von der Bretterbude zur Krabbenbude – auf zu Gosch. Hier wurde sie wahr, die Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär. Naja, sagen wir: vom kleinen Aal Krabbenverkäufer am Hafen von List zum Millionär. Das trifft’s besser. Mittlerweile hat Gosch Filialen in vielen großen Städten in Deutschland, sogar am Frankfurter Flughafen gab’s die getöten Meerestiere mit Sylt-Touch. Auch Gosch sucht immer wieder Mitarbeiter, wie man auf der Website unter dem Punkt “Stellenangebote” lesen kann:

“GOSCH hat viel zu tun! Für unsere Restaurants, Bistros und Stände suchen wir eigentlich immer gute Leute. Wenn Sie so jemand sind: Schnell bewerben!”

Jobs bei Gosch - auch hier ein Versteckspiel

Abgesehen davon, dass das Ganze natürlich NULL Informationswert hat (das Gleiche gilt für den Punkt “Ausbildung”) und beim Interessenten aufgrund mangelnder Informationen für Frustrationen sorgt, sind diese wiederum erst nach Suchen aufzufinden und ohne jeglichen Mehrwert für Google. Schade eigentlich… Abgesehen davon, dass der Hinweis auf das geforderte Bewerbungsfoto gegen das AGG verstößt. Aber das ist wieder ein anderes Thema.

Wahrscheinlich der beste Rhabarberkuchen auf der Insel

Den wahrscheinlich besten Rhabarberkuchen der Insel gibt es im Hus in Lee in Rantum. Auch gibt es dort traumhafte Waffeln und wenigstens eine kleine Auswahl an vegetarischen Gerichten. Wo man seinen Kaffee (und den sogar aus eigener Hausrösterei) von der Atmosphäre definitiv am besten genießen kann, ist in der Kupferkanne oberhalb des Kampener Wattenmeers.

Schlemmen in traumhafter Umgebung - die Kupferkanne auf Sylt

Ursprünglich mal ein Flakbunker, ist dieses Kaffee wahrscheinlich das am stärksten frequentierte auf der Insel mit einem hohen Mitarbeiterstamm. Demzufolge werden dort natürlich auch regelmäßig hoffnungsfrohe Gastro-Talente gesucht. Und siehe da, ruft man die Website auf, so findet man da tatsächlich auf einen Blick und mit einem Klick die Jobs.

Die Kupferkanne auf Sylt - immerhin finden sich die Jobs auf einen Blick

Nun ja, sagen wir theoretisch. Denn die Aussagekraft ist doch eher gleich null. Aber immerhin, ein Anfang ist gemacht.

Fachkräftemangel in Nordseeklinik noch nicht angekommen?

Auch auf der Website von VOSS und der Asklepios Nordseeklinik finden sich Jobs (bei VOSS gut versteckt in der Linkwüste unter Unternehmen VOSS, bei der Nordseeklinik direkt auf der Startseite unter “Job & Bildung”. Bravo!). Insbesondere die Website der Klinik bietet ungewöhnlich viele – um nicht zu sagen die meisten – Informationen über Jobs und Karriere im Unternehmen. Nichtsdestotrotz ist man relativ zurückhaltend mit wesentlichen Informationen. Eine Darstellung über den Arbeitgeber fehlt leider vollständig. Benefits werden nur in den Stellenanzeigen genannt. Und das sind gar nicht wenige.

Karriere-Website Asklepios Sylt

Ein absolutes No go ist allerdings der Bewerbungsprozess. Nach Klick auf das jeweilige Stellenangebot befindet sich unten auf der Seite der Link zur Online-Bewerbung. Hier öffnet sich dann ein separates Fenster und hoffnungsvollen Ärzten, die sich eine Zukunft auf der Insel der Schönen und Reichen erhoffen, müssen sich durch einen Bewerbungsformularmarathon von diversen Feldern klicken. Abgefragt werden dabei neben den Kontaktdaten auch  Bewerbungsmotivation, Schulbildung (!), Berufsausbildung, Studium, Praxiserfahrung, Auslandserfahrung, Sprachkenntnisse, IT-Kenntnisse und Sonstige Angaben. Erst dann lassen sich die entsprechenden Dateien hochladen. Und zwar unabhängig davon, ob ich mich als Krankenschwester, Krankenpfleger oder Facharzt bewerben möchte. Wie war das noch mit dem Fachkräftemangel in der Gesundheitsbranche?

So, ich komme zum Schluss. Wenn Sie bis hier durchgehalten haben, lieber Leser, Respekt und vielen Dank! Vielleicht findet sich ja der eine oder andere unter Ihnen, der Interesse an der Stelle als Tourismusdirektor in Hörnum antreten möchte. Vielleicht finden Sie ja sogar eine bezahlbare Wohnung :-).

Für alle anderen gibt’s nun noch eine letzte Impression von Sylt.

Wattenmeer in Keitum

In diesem Sinne, schönen Abend!

Kommentare (4)

personalmarketing2null

Vielen Dank für den wenn auch verspäteten Kommentar! Es tut mir sehr Leid, dass es noch nicht geklappt hat mit dem Job und wünsche an dieser Stelle viel Erfolg! Wer weiß, vielleicht liest ja jemand Ihre Zeilen und findet Gefallen daran! Beste Grüße, Henner Knabenreich

Henning Tatje

Moin Moin, ich bin erst jetzt auf Ihren Artikel gestoßen - mich interessiert es nämlich immer, wer den Posten bekommen hat, auf den ich mich erfolglos beworben habe ! Richtig, ich war unter den 30 Hörnumern Bewerbern und ja, ich bin im August zum Vorstellungsgespräch in den Sylter Süden gereist. Hörnum wäre eine feine Aufgabe für mich gewesen, der schon Todtmoos und Bad Grönenbach sowie den südlichen Schwarzwald und den Ostsee Holstein Tourismus geleitet hat. Immer mit Erfolg - ich habe leider die Eigenschaft, mich selbst gegen die Wand zu fahren, wenn es zu gut läuft ... Ich bin mir sicher , dass Hörnum mit mir einen guten Kurdirektor bzw. Betriebsleiter bekommen hätte - auch ein Mitbewerber, den ich während meines Aufenthaltes kennengelernt hatte, machte keinen schlechten Eindruck. Lesen und schreiben wird er gekonnt haben. Nur gefiel sich der Bürgermeister so sehr selbst, dass er gleich interimsmäßig den Posten mitgemacht hat... Ach ja, ich bin immer noch auf der Suche nach einer Stelle ... es gäbe viel zu erzählen

personalmarketing2null

Moin Moin zurück, danke für den sehr ausführlichen Kommentar und die Richtigstellungen. Das mit Gosch war eine Freudsche Fehlleistung, ich hatte halt die ganze Zeit die Krabben vor Augen. Werd's korrigieren. Natürlich kann jeder Tourist für sich selbst entscheiden, wo er was isst und was er dafür ausgibt. Darum ging es mir in dem Artikel auch nicht. Es ging mir viel mehr darum darzustellen, dass die besagten Arbeitgeber einfach die naheliegendsten Potenziale nicht nutzen. So sucht bspw. Gosch derzeit diverse Aushilfskräfte. Davon sieht man auf der Website selber leider gar nichts, nur in Jobbörsen wird auf die Vakanzen hingewiesen. Dass die Sansibar mehrere Jobs auf einer einzigen Website präsentiert (und darüber hinaus auch nicht alle), ist ebenfalls nicht förderlich. Denn wie du selbst schreibst, bewerben sich die Leute ja von all überall her, um dort zu arbeiten. Umso wichtiger ist es dann doch, auch via Google (vielleicht sogar nur per Zufall, also gar nicht explizit nach Jobs suchend) auf solche Stellen aufmerksam zu werden... Auch bei einer so geringen Arbeitslosenquote von 2 %, die mir sehr wohl bekannt war, kann und sollte sich ein Unternehmen nicht die Arroganz herausnehmen, dass die Bewerber schon von selbst kommen werden. Denn insbesondere im Hotel- und Gaststättengewerbe herrscht ein zunehmender Fachkräftemangel. Und was die Sache mit der Tourismusregion angeht: Klar, diese Problematik haben auch andere Orte. Es ist aber keine Sache des Tourismus, wenn die Insel von Immobilienspekulanten und schwerreichen Oberbonzen ausverkauft wird. Dies wird zwangsläufig dann dazu führen, dass man in naher Zukunft nicht mehr 250, sondern eher 300 oder 350 Stunden arbeiten muss, um sich seine Wohnung leisten zu können. Dass das wohl kaum im Interesse sein kann, liegt auf der Hand. Oder irre ich mich da? Übrigens gab es in der Schweiz gerade sogar einen Volksentscheid zu dem Thema. In Davos oder St. Moritz stehen die Bewohner nämlich vor einem sehr ähnlichen Problem. Dort verwaisen die Städte mittlerweile so sehr, dass sogar teilweise von Geisterstädten die Rede ist. Und hier hat man dem Ganzen nun einen Riegel vorgeschoben, in dem der Neubau von Wohnungen/Häusern als Zweitwohnsitz nun nur noch unter Auflagen erlaubt ist. Aber klar, es ist auch richtig, dass ich das Ganze natürlich nur als dummer Tourist von der Ferne betrachte. Dennoch darf ich sagen, dass mir solche Zustände Sorgen machen und beunruhigen. Wäre doch schade, wenn bei meinem nächsten Syltbesuch keine Insulaner mehr auf der Insel leben würden :-) (mit denen ich durchaus das ein oder andere Wort gewechselt habe). Liebe Grüße zurück und noch mal vielen lieben Dank für die Zeit, die du in deinen Kommentar investiert hast. Weiß ich sehr zu schätzen! Liebe Grüße auf die Insel, Henner

Chris

Moin, Moin von der Insel.Interessanter Artikel, der mMn leider ohne jegliches fundiertes Hintergrundwissen entstanden ist. Hauptaspekt ist, auch wenn es natürlich die Ur-Sylter anders sehen, dass Sylt nun einmal eine Tourismusregion ist. Zu vergleichen mit Kitzbühel, St. Moritz, Ibiza, etc... Wir leben von unseren Gästen! Diese Gäste sind in der Regel auch erwachsen und somit mündig selbst zu entscheiden, was Sie bereit sind zu bezahlen und ob sie nun in die Sansibar oder zu Gosch gehen. Auch auf Sylt kann man z.B. direkt vor der Promenade im Wirtshaus Glöckel (Westerland Friedrichstr.) für 9,90 € Rinderroulade mit Beilage essen. Und die schmeckt auch.... Zur Arbeitssituation: Sylt hat in der Saisaon eine Arbeitslosenquote von 2%!!! Wer arbeiten will, findet immer etwas. Parallel dazu sind allein in der Gastronomie 584 offene Stellen! Allen, die in der Gastronomie arbeiten, ist dies bekannt. Da kommen Bewerber aus Österreich und weiter weg, um in der Saison zu arbeiten. Da muss man keine aussagekräftigen Stellenbeschreibungen machen, das ist selbsterklärend. Wenn allerdings die Asklepsios Klinik einer Krankenschwester deutlich weniger Gehalt zahlt, als auf dem Festland und diese dann noch hohe Mieten zu tragen hat, dann findet man auch keine Bewerber. Während des Klinik Streiks wurden Fachkräfte vom Festland "eingekauft"! Kurdirektion ist doch ähnlich. Wenn ich in Bad Bevensen o.ä. Summe X und ein nettes Häuschen habe, warum soll ich für das gleiche Geld nach Sylt ziehen und gleich 2/3 vom Gehalt an Miete abführen. Da waren die 30 Bewerber wohl auch wirklich nichts. Jürgen Gosch hat zudem erst als Maurer und dann als Aalverkäufer angefangen und nicht als Krabbenverkäufer in List. Mein Tipp, beim nächsten Besuch einfach mal mit der arbeitenden Sylter Bevölkerung sprechen und weniger mit Touristen. Übrigens arbeitet man auf Sylt im Schnitt 250 Stunden im Monat, Samstag, Sonntag, Feiertag, Weihnachten, Silvester, um sich seine 50-70 qm leisten zu können. Das darauf die zahlreichen Arbeitslosen vom Festland keinen Bock haben, ist das eigentliche Problem. Denn so muss man den gelangweilten Servicekräften auch noch viel Geld zahlen, gutes Personal ist eher selten. Lieben Gruß Chris
Über den Autor
Avatar-Foto
Moin! Ich bin Henner Knabenreich. Seit 2010 schreibe ich hier über Personalmarketing, Recruiting und Employer Branding. Stets mit einem Augenzwinkern oder den Finger in die Wunde legend. Auf die Recruiting- und Bewerberwelt nehme ich auch als Autor, als Personalmarketing-Coach, als Initiator von Events wie der HR-NIGHT oder als Speaker maßgeblich Einfluss auf die HR-Welt. Sie möchten mich für einen erfrischenden Vortrag buchen, haben Interesse an einem Karriere-Website-Coaching, suchen einen Partner oder Berater für die Umsetzung Ihrer Karriere-Website oder wollen mit bewerberzentrierten Stellenanzeigen punkten? Ob per E-Mail, XING oder LinkedIn - sprechen Sie mich an, ich freue mich auf Sie!
Ähnliche Artikel
Das mentale Modell im Kontext von Karriereseiten und Recruiting

Das mentale Modell im Kontext von Karriereseiten und Recruiting

Heute möchte ich Sie einmal mit dem mentalen Modell vertraut machen. Genauer gesagt: mit dem mentalen Modell im Kontext von

weiterlesen
Wenn Männer im Recruiting diskriminiert werden und Frauen in der Vorauswahl scheitern

Wenn Männer im Recruiting diskriminiert werden und Frauen in der Vorauswahl scheitern

In meinem letzten Artikel hatte ich mich den Studien gewidmet, die belegen sollen, dass sich Frauen von bestimmten Formulierungen abgeschreckt

weiterlesen