11. September 2011
Hallo, Zukunft! – Ausbildungsmarketing in der Transport- und Logistik-Branche
Lesezeit: 5 Min. Archiv
Wie ja schon mal an anderer Stelle erwähnt, gibt es in Deutschland 348 Ausbildungsberufe. Aber nur auf 44 dieser Ausbildungsberufe bewirbt sich der überwiegende Teil – nämlich75 % (!) der Jugendlichen. Erschreckend, oder? Woran liegt das? Gute Frage. Ich habe diverse Thesen. Zum einen hängt es natürlich mit der Modernisierung der Ausbildungsberufe zusammen. Neue Berufsbilder kommen, alte gehen. Oder heißen plötzlich anders. Und dann gibt’s da ja die Top Ten der Ausbildungsberufe in Deutschland:
- Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel
- Verkäufer/in
- Bürokaufmann/-frau
- Kraftfahrzeugmechatroniker/in
- Industriekaufmann/-frau
- Kaufmann/Kauffrau im Groß- und Außenhandel
- Koch/Köchin
- Medizinische(r) Fachangestellte/r
- Friseur/in
- Bankkaufmann/-frau
Und an denen orientieren sich sowohl Ausbildungsberater, Schüler, Lehrer und andere Multiplikatoren (These 2, was ich nicht kenne, kann ich auch nicht vermitteln. Oder was ich nicht kenne, kann ich auch nicht wissen. Oder so). Andere Berufe haben es da schwer. Das impliziert wiederum im Umkehrschluss, bestimmte Branchen und Unternehmen haben es schwer, diese Stellen zu besetzen und den Fortbestand des Unternehmens auf Dauer zu sichern (gut, es gibt natürlich auch andere Gründe, wie z. B. mangelndes Engagement bei der Vermittlungs- und Auswahlpraxis, aber das soll jetzt hier nicht das Thema sein. Oder doch: These 3, Stichwort geändertes Such- und Informationsverhalten. Als kleiner Hinweis sei hier auf die Shell- oder die JIM-Studie verwiesen).
Die Frage ist doch, was können Unternehmen bzw. ganze Branchen tun, um diesem Missstand wenigstens versuchen zu begegnen? Einige Beispiele habe ich hier ja schon genannt, zuletzt die hervorragende Initiative des Bäckerhandwerks.
Aber was macht bspw. die Branche Transport und Logistik? Derzeit gibt es in dieser Branche gut 11.000 unbesetzte Ausbildungsplätze und die Berufsbilder hier laufen doch eher unter ferner liefen (welche Satzkreation!). Während den Speditionskaufmann (heißt heute Kauffrau/Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung) wohl noch jeder kennen dürfte, sieht es bei Fachkraft für Lagerlogistik (bei den Jungs immerhin auf Platz 8 der beliebtesten Ausbildungsberufe), Fachlagerist, Fachkraft bzw. Kaufmann für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen oder Fachkraft für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice wahrscheinlich eher mau aus. Und wussten Sie, dass sogar der Berufskraftfahrer ein Ausbildungsberuf ist?
Und schaut man sich so manchen Internetauftritt (oder sollte ich sagen: die meisten?) der Speditions- und Logistikunternehmen an, so hat man nicht selten den Eindruck, hoppla, das ist aber ganz schön neunzehnhundertneunzig. Gut, zugegeben, die 90er sind momentan total angesagt (zu meinem Leidwesen, ich habe diese Modeverbrechen schon einmal live und am eigenen Körper zu spüren bekommen), aber im Internet ticken die Uhren doch nun mal etwas anders. Klar, es gibt Ausnahmen wie bspw. diese hier. Schick und stylish, auch die Usability ist okay. Aber stellen Sie sich mal vor, Sie wären Schüler und wollten sich bei Ihrem Traumunternehmen Kühne & Nagel als Azubi bewerben. Da schauen Sie ganz schön in die Röhre. Denn wenn Sie eins nicht finden, so sind dies Informationen über die Ausbildung. Und selbst wenn Sie die finden würden, dann ausschließlich in englischer Sprache. Offensichtlich sind Schüler hier also nicht erwünscht. Äh… – wie war das noch mit dem Fachkräftemangel?
Wenn sich die Branche nicht von anderen abhängen lassen will, so muss da definitiv was passieren. Soweit, so gut. Oder eher schlecht. Glücklicherweise gibt es immer mal wieder Initiatoren, die diese Missstände aufgreifen und etwas dagegen tun. Im Falle der Bäcker sind das bspw. das Bäckerhandwerk oder die Bäckerei Junge, im Falle Spedition und Logistik ist dies vor allem der Verlag Heinrich Vogel, der sich durch Magazine wie die Verkehrsrundschau und Trucker einen Namen in der Branche gemacht hat (die meisten kennen den Verlag bestimmt, wenn auch unbewusst, durch das Führerscheinlehrbuchstandardwerk “Fahren lernen”), bzw. hier der Top-Player ist.
Unter Schirmherrschaft von Bundesverkehrsminister Ramsauer (das ist der, der die ganzen Züge vor den Toren Berlins stehen lässt, weil die nicht die vereinbarten 160 km/h fahren und deswegen die gesamte Bahnflotte zum Erliegen gerät, wenn der nächste harte Winter kommt) wurde die Initiative “Hallo, Zukunft” ins Leben gerufen. Worum geht’s?
„Hallo, Zukunft!“ ist die erste deutschlandweite Nachwuchsinitiative für die Transport- und Logistikbranche. Im März 2011 mit dem Ziel gestartet, “die Berufsbilder aus dem Transport- und Logistikbereich bekannt zu machen sowie deren Image zu verbessern und Nachwuchskräfte an Unternehmen zu vermitteln”, versucht die Initiative darüber hinaus Schülern und Lehrern die vielseitigen, attraktiven Aufgabenbereiche und Internationalität der Transport- und Logistikbranche näher zu bringen. Zielgruppe sind Schüler von Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien, Lehrer, Eltern sowie Unternehmen aus Transport und Logistik.
Aufgebaut ist das Ganze, wenn man so will, auf drei Säulen. Einem Online-Auftritt, der Website “Hallo, Zukunft” mit umfangreichen Infos über die Branche, Unternehmen (Unternehmen haben hier die Möglichkeit, sich mit einem Kurzprofil vorzustellen) und Berufsbilder sowie jede Menge Jobs (hier haben Unternehmen die Möglichkeit zu einem Schnäppchenpreis von 198 Euro Jobs bzw. Ausbildungsplätze einzustellen), einem Printmagazin bzw. Jugendratgeber “Hallo, Ausbildung” mit umfangreichen Infos, Reportagen, Bewerbungstipps usw. (die nächste Ausgabe erscheint Anfang 2012, Auflage 60.000, verteilt an 2.000 Schulen in Deutschland) und den “Hallo, Karriere”-Karriere-Veranstaltungen für Transport und Logistik (nächste Veranstaltung im Frühjahr 2012).
Zwar wird das Ganze auch via Printanzeigen bzw. Plakat beworben, hier hat man aber leider wertvolles Fangenerierungspotenzial verschenkt und verweist leider nicht auf die Facebook-Page. Ein grober Fehler, aber so etwas kennen wir ja schon :-).
Selbstverständlich gibt es zur Initiative auch eine Facebook-Page, hier ist aber noch viel Potenzial nach oben, derzeit einmal gerade 277 Fans zählt die Seite, im Vergleich mit den über 16.000 Fans des Bäckerhandwerks eher Peanuts. Aber auch hier gilt: Quantität ist nicht gleich Qualität. Bleibt zu hoffen, dass man hier nicht auch mittelfristig auf überflüssige Gewinnspiele à la “Die Transport & Logistikbranche braucht einen Parkplatzwächter” oder Ähnliches setzt ;-). Das haben wir nun weiß Gott nicht nötig und die besten Fans generiert man über relevante, interessante Inhalte. Aber das wissen meine Leser ja bereits ;-)
Alles in allem eine begrüßenswerte Initiative, ohnehin ist die Verkehrsrundschau sehr rührig und so gehen auch die Initiativen Best Azubi (Deutschlands größter Wissenswettbewerb für angehende Speditions- und Logistikkaufleute) und Logistik Masters (Wissenswettbewerb für Logistikstudenten) auf ihr Konto. Bleibt also zu hoffen, dass dank dieses Engagements die offenen Leerstellen (ja, das ist bewusst so geschrieben) wenigstens ansatzweise besetzt werden.
Eins aber sollte klar sein: Wenn sich diese Branche nicht weiter neuen Technologien öffnet (unter neuen Technologien verstehe ich hier auch den Relaunch einer Website – Social Media wäre die Kür, nicht die Pflicht), wird es in Zukunft noch düsterer um sie bestellt sein. Denn nur eine Initiative alleine wird es nicht schaffen, das angestaubte Image der Branche aufzupolieren und die Jugend für diese Berufe zu begeistern.
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Th!nki Weblog » Artikel von Henner Knabenreich: Ausbildungsmarketing i.d. Transport- u. Logistikbranche
Th!nki Weblog » Artikel von Henner Knabenreich: Ausbildungsmarketing i.d. Transport- u. Logistikbranche
Jörg Wiesner
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Ronald Jochmann
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Jörg Wiesner
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Sven Korn
Sven Korn
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