Ein paar Gedanken zur Studie Social Media Personalmarketing 2011

Lesezeit: 4 Min. Karriere-WebsitesPersonalmarketingSocial Media

Da ich ja gestern den ganzen Tag auf der Next Generation Recruiting Conference in Darmstadt war – eine sehr gelungene Veranstaltung mit spannenden Beiträgen, unter anderem von der Telekom mit aufschlussreichen Ergebnissen zur Kampagne “Wissen verändert alles” und dem Print-Jugendmagazin “reif”, der Allianz zu ihrer Azubi-Page “A-Team” und von der Papenburg AG zu ihren “klassischen” Ausbildungsmarketing-Aktivitäten – liefere ich heute die versprochene Ergebniszusammenfassung der Social Media Personalmarketing Studie 2011 und gebe einige Denkanstöße dazu.

Die Kernfrage der Social Media Personalmarketing Studie 2011 lautete:

„Was sind erfolgreiche Personalmarketing Ansätze im Social Media?“

Ob die Studie dies wirklich heraus gefiltert hat, kann ich an dieser Stelle nicht abschließend beurteilen. Leider liegt mir die Komplettauswertung der Studie nicht vor (warum eigentlich nicht? :-)), sie kann aber gegen 199 Euro beim Herausgeber bestellt werden. Die Ergebniszusammenfassung zumindest lässt eine abschließende Beantwortung der Frage definitiv nicht zu. Aber eins nach dem anderen. Wer wurde nun befragt?

An der Studie, die im Frühjahr diesen Jahres erhoben wurde, haben 835 Personen teilgenommen, den größten Teil davon (81 %) machten Studenten und Absolventen (überwiegend Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaftler) aus, nur 19 % kamen aus dem Lager der Young Professionals und Fach- und Führungskräfte. Neben der o. g. Kernfrage wurde ermittelt, über welche Kanäle die Zielgruppen kommunizieren, welche Unternehmen und welche Social Media Personalmarketing-Aktivitäten von der Zielgruppen wahrgenommen werden, welche Konsequenzen sich aus diesen “kanalspezifischen” Aktivitäten für die Arbeitgeberattraktivität ergeben und wie Kandidaten zu Direktansprachen innerhalb der Social Networks stehen bzw. welchen Einfluss diese haben.

Klingt zunächst spannend. Schauen wir uns also mal die Ergebnisse an:

Gefragt wurde, wie oft die einzelnen Zielgruppen bestimmte Social Media-Kanäle nutzen. Wie bereits gestern visualisiert, verzeichnet Youtube bei beiden Zielgruppen einen starken Anstieg und verdrängt mit 90 % Facebook vom ersten Platz. Allerdings hat Facebook insbesondere in der Zielgruppe der Studenten einen Anstieg um 5 % zu verzeichnen. Interessant aber auch, dass in der Vorjahres-Studie nur 373 Teilnehmer befragt wurden, damals vorrangig Fach- und Führungskräfte. Insofern relativiert sich dieses Ergebnis in meinen Augen.

Bei der Frage, ob den Teilnehmern schon Social Media-Aktivitäten von Unternehmen aufgefallen sind, die darauf zielen, das Unternehmen als Arbeitgeber attraktiver zu machen (schon alleine die Fragestellung kann m. E. nicht zu zielführenden Ergebnissen führen, ist das Ganze doch sehr relativ. Aber das nur am Rande), antwortete nur knapp ein Drittel der Studienteilnehmer mit “Ja”. Nicht gerade viel. Hier mag es aber auch an einem Grundverständnis innerhalb der befragten Zielgruppe liegen. Denn längst nicht jedem ist klar, was eigentlich hinter dem Begriff Social Media steht. Es zeigt aber auch, dass viele Arbeitgeber immer noch keine wirksame Social Media Personalmarketing Strategie gefunden haben (wer anderer Auffassung ist, der möge jetzt ganz laut “hier” schreien).

Aufmerksamkeit von Social Media Aktivitäten

Aufmerksamkeit von Social Media Aktivitäten

Spannend ist in diesem Kontext die folgende Frage: “Ist Ihnen von folgenden Unternehmen schon einmal eine Aktivität im Bereich Social Media zur Stärkung der Arbeitgeberattraktivität aufgefallen?”

Erreichte Aufmerksamkeit in Social Media von ausgewählten Unternehmen

Erreichte Aufmerksamkeit in Social Media von ausgewählten Unternehmen

Warum das so spannend ist? Nun, weil bspw. weder die Chemische Fabrik Budenheim noch Werner & Mertz (das sind die mit dem Frosch) weder auf Facebook, noch auf Twitter, noch in Blogs, noch auf Youtube, noch auf Xing mit irgendwelchen Arbeitgeberprofilen auftauchen. Hm. Interessant. Oder ist mir da irgend etwas entgangen?

Auch die Frage “Wenn Sie “Fan” eines Unternehmens sind, ist dieses dann zwangsweise für Sie als Arbeitgeber attraktiv?” greift in meinen Augen etwas zu kurz und kann nur einen sehr subjektiven Eindruck widerspiegeln. Hierzu gibt es ja bereits eine wissenschaftliche Abhandlung, die das Thema Arbeitgeberattraktivität im Kontext Karriere-Fanpages behandelt.

Facebook-Fans vs. Arbeitgeberattraktivität

Facebook-Fans vs. Arbeitgeberattraktivität

Klar ist auf jeden Fall eins: Ein mangelndes bzw. nur vorgetäuschtes Engagement auf Facebook-Karriere-Pages (leider im Übrigen kein Einzelfall) führt definitiv zu einem negativen Arbeitgeber-Image. Glauben Sie mir.

Schlussendlich noch die Feststellung, dass die klare Mehrheit der von den Zielgruppen gewünschten Personalmarketing-Kanäle online sind. Was ich immer schon sage:

Für Arbeitgeber ist die Karriere-Website (Karriereseite) immer noch die Pflicht. Social Media lediglich die Kür.

Attraktivität von Personalmarketing-Aktivitäten aus Bewerbersicht

Attraktivität von Personalmarketing-Aktivitäten aus Bewerbersicht

Interessant finde ich im Übrigen, dass in Bewerberaugen Arbeitgeber-Rankings populärer sind, als Facebook Karriere-Pages. Sagen doch (zumindest ernsthaft und nachhaltig betriebene) Karriere-Pages deutlich mehr über einen Arbeitgeber aus, als ein oberflächliches Arbeitgeber-Ranking à la Trendence & Co.

Nichtsdestotrotz schön, endlich mal wieder eine diskussionswürdige Studie auf dem Tisch zu haben.

In diesem Sinne, genießen Sie die Sonne! Ich melde mich wieder mit einem spannenden und lesenswerten Interview zur derzeit am schnellsten wachsenden Karriere-Page Bundeswehr Karriere. Stay tuned!

Kommentare (2)

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Moin! Ich bin Henner Knabenreich. Seit 2010 schreibe ich hier über Personalmarketing, Recruiting und Employer Branding. Stets mit einem Augenzwinkern oder den Finger in die Wunde legend. Auf die Recruiting- und Bewerberwelt nehme ich auch als Autor, als Personalmarketing-Coach, als Initiator von Events wie der HR-NIGHT oder als Speaker maßgeblich Einfluss auf die HR-Welt. Sie möchten mich für einen erfrischenden Vortrag buchen, haben Interesse an einem Karriere-Website-Coaching, suchen einen Partner oder Berater für die Umsetzung Ihrer Karriere-Website oder wollen mit bewerberzentrierten Stellenanzeigen punkten? Ob per E-Mail, XING oder LinkedIn - sprechen Sie mich an, ich freue mich auf Sie!
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