02. August 2011
Wie Sie es garantiert schaffen, Ihr Arbeitgeberimage via Facebook ins schlechte Licht zu rücken
Lesezeit: 5 Min. PersonalmarketingSocial Media
Eigentlich sollte jetzt hier der aktuelle Status zu Karriere-Pages im Juli stehen. Eigentlich. Aber was ich beim Aufbereiten der Daten erleben musste, macht diesen Zwischenruf dringend erforderlich. Zunächst hielt ich es für Nachwehen des gestern gemeldeten Facebook-Bugs, aber ein Abgleich mit den Daten bringt es ans Licht: Viele der deutschen Karriere-Pages sind verwahrloste Karteileichen mit Einträgen, die teilweise schon mehrere Monate alt sind und wo auf die Anfragen von Fans nicht eingegangen wird. Oder die schön zugespammt werden. Da muss ich doch einen Artikel aus dem April zurück denken, wo im Blog der Wollmilchsau vom Misserfolg der STRABAG AG berichtet wurde, die einen hoffnungsvoll gestarteten Twitterchannel einstellten, weil dieser laut STRABAG keinen Mehrwert bot.
Unsere Erwartungen wurden enttäuscht. Wir hatten auf mehr Interaktion mit unseren Followern gehofft.” erläutert Paula Rys. “Wir sehen zurzeit keinen Mehrwert in Twitter und anderen Social-Media-Anwendungen, weshalb sich der Konzern vorerst dazu entschlossen hat, Social-Media-Plattformen nur zu beobachten, aber nicht aktiv daran teilzunehmen. (Zitat: Strabag-Sprecherin Paula Rys)
Ich schließe mich den Wollmilchsäuen an, wenn sie sagen: Von nichts kommt nichts. Denn da haben sie verdammt Recht. Was bringt es mir, Social Media Aktivitäten zu starten, wenn ich diese nicht nachhaltig betreue? Werfen Sie nur mal einen Blick auf die Pages von Postbank Ausbildung (letzter Eintrag 28. Juni), A1 Karriere (letzter Eintrag 12. Februar (!!!)), Reaktionszeit auf Anfrage eines Fans 10 Tage !!!), Funkwerk (letzter und auch einer der wenigen Einträge vom 16. Juni), Media Saturn (letzter Eintrag 17. Juni), Dekra Automotive (letzter Eintrag vom 27. Mai), Payback Careers (letzter Eintrag vom 25. Januar, seit dem wird die Seite aber fleißig zugespammt :-)),
fwp Karriere (letzter Eintrag vom 21. März), Ingram Micro Ausbildung (letzter Eintrag vom Oktober 2010 (!)), Sparkasse Vest-Recklinghausen (letzter Eintrag vom 8. Juni, mehr als Hinweise auf die grottenschlechte und oberpeinliche Giro sucht Hero-Aktion fiel den Betreibern bei den letzten Posts leider nicht mehr ein), Ausbildung Stadt Duisburg (letzter Eintrag vom 19. Juni), Health City Karriere (letzter Eintrag vom 6. Juni), SGL Group – Career (letzter Eintrag 7. März), KPMG Austria (26. Mai), Hirschmann (25. Mai) und die einst so hoffnungsvoll gestartete Page von Work Performance (19. November)! Und das sind nur die Pages, die seit längerem keinen einzigen Post zu verzeichnen haben.
Seiten mit sehr wenig Engagement und maximal einem Post pro Monat gibt es weitaus mehr, wie dann dem Juli-Status quo zu entnehmen sein wird, den ich umgehend nachreiche.
Aber soweit sind wir noch nicht. Was wir da oben bzw. auf Facebook sehen kommt dabei raus, wenn man meint, als Arbeitgeber bei Facebook mitmischen zu müssen, aber weder über eine Strategie, noch Inhalte, noch Ressourcen verfügt. Geschweige, den Spirit von Social Media versteht, der letztendlich auf Dialog basiert. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere Leser an die Untersuchung über den Zusammenhang von Arbeitgeberattraktivität und einen Facebook Karriere-Auftritt.
Dem sei hier noch einmal zusammenfassend gesagt, ja, es gibt einen Zusammenhang. Ein professionell gestalteter Unternehmensauftritt kann durchaus zu einer Erhöhung der Arbeitgeberattraktivität führen. Umgekehrt führen solche verwahrlosten Pages aber auch zu einem negativen Image, ganz zu schweigen vom Peinlichkeitsfaktor.
Also, liebe Unternehmen: Wenn ihr es nicht Ernst meint mit eurem Engagement, dann lasst es. Macht eure Hausaufgaben und kümmert euch um wesentliche Dinge. Zum Beispiel um eine gut gestaltete Karriere-Website. Oder aber geht das Ganze noch mal mit Strategie an. Denn ohne die geht es nicht. Einige von euch haben eine unglaubliche Fanbase, da gilt es drauf aufzubauen. Aber wie gesagt, das geht nur mit der richtigen Strategie, den richtigen Inhalten und – ganz wesentlich – den richtigen und ausreichenden Ressourcen. Und das heißt nicht unbedingt jemand aus der Personalabteilung. Wenn für Sie Facebook ein Buch mit sieben Siegeln ist oder nicht mehr als ein weiterer Push-Kanal, lassen Sie’s! Suchen Sie sich dann lieber in enger Abstimmung mit dem Personalmarketing Unterstützung aus einer anderen Abteilung, von jemandem, der Social Media lebt und versteht.
Ach ja, und kommen Sie mir jetzt nicht damit, dass ja Sommerferien sind oder alle im Urlaub. Und dass dann ab August wieder Leben in die Bude kommt. Vergessen Sie’s. Klar, Ihnen wird jeder Fan (oder potenzielle Fan) verzeihen, wenn Sie mal ein paar Tage Funkstille haben. Aber überspannen Sie den Bogen nicht. Sollte die Person, die die Page bespielt, Urlaub haben, suchen Sie nach einer Vertretung für diesen Zeitraum. Aber nicht erst dann – unabhängig davon sollte immer jemand da sein, der den Part übernehmen kann.
Ich bin gespannt, welches Schicksal insbesondere die in letzter Zeit wie Pilze aus den Boden schießenden Ausbildungspages erleiden werden. Bitte, tun Sie mir einen Gefallen, liebe Unternehmen: Überlegen Sie gut, wenn Sie eine Facebook-Page einrichten wollen. Noch einmal, auch wenn ich es alleine in diesem Artikel schon zweimal gesagt respektive geschrieben habe:
- Klären Sie, ob eine Facebook-Karriere- respektive Azubi-Page zu Ihrem Unternehmen passt
- Überlegen Sie, ob Sie via Facebook wirklich die anvisierte Zielgruppe erreichen können und wenn ja, wie!
- Planen Sie Ihr Vorgehen gut, gehen Sie nicht ohne Strategie vor
- Klären Sie, ob Sie über genügend relevante Inhalte verfügen, über die Sie sprechen können
- Klären Sie, ob Sie überhaupt über die dringend benötigten Ressourcen und Kenntnisse verfügen (Personal, Zeit, Facebook-Know-how)
- Und bevor Sie sich unbedarft ins Social Media Abenteuer stürzen, fragen Sie lieber jemanden, der sich damit auskennt, bevor Sie sich ein blaues Auge holen. Ich helfe Ihnen gerne weiter, ob Seminar, Erarbeiten einer Stategie, Konzeption und Umsetzung Ihrer Karriere-Page oder was immer Ihr Herz begehrt – sprechen Sie mich ganz unverzagt an!
Letztendlich haben oben genannte Erkenntnisse natürlich Konsequenzen und führen zu einem Eindampfen meiner Übersicht von Karriere-Pages auf Facebook. Denn was sollen nicht aktualisierte, ungepflegte, ein schlechtes Image vermittelnde Pages in einer solchen Übersicht? Das führt dann natürlich zu ganz neuen Zahlen, die in Kürze hier veröffentlicht werden. Aber ich will nicht nur kritisieren, ich möchte den oben genannten Unternehmen auch danken. Nämlich für jede Menge gute Worst-Practice-Beispiele ;-).
Update: Vorbildlich, Work Performance nimmt unmittelbar nach dem Artikel Stellung. Hier heißt es, dass WP aufgrund der schweren Automobilkrise das Thema stark vernachlässigt hat. Dennoch nimmt WP die Angelegenheit nicht auf die “leichte Schulter”. Ab 01.10 wird die neue work performance GmbH-Karriere Seite starten. Ich wünsche an dieser Stelle viel Erfolg und ziehe an dieser Stelle den Hut vor so viel Offenheit und Rückgrat!
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