12. Januar 2016
Unwort des Jahres 2015: Fachkräftemangel
Lesezeit: 2 Min. HRPersonalmarketingRecruiting
Alle Jahre wieder kommt das Christuskind wird das so genannte “Unwort des Jahres” gewählt. Letztes Jahr war das der Begriff “Lügenpresse”. Und tatsächlich steht das Unwort des Jahres 2015 in starkem Zusammenhang zu dem vom letzten Jahr. Schließlich wird der Begriff “Fachkräftemangel” immer dann benutzt, wenn es darum geht, mangelnde Recruiting-Bemühungen und anderes zu verschleiern. Und dass das in der Tat eine Lüge ist und die Ursachen in den meisten Fällen woanders liegen, deckt dieser Blog nun mittlerweile im sechsten Jahr seines Bestehens immer wieder schonungslos auf.
Darmstadt – Jetzt ist klar: “Fachkräftemangel” ist das Unwort des Jahres 2015! Das gab die Jury aus Sprachwissenschaftlern jetzt in Darmstadt bekannt. Zur Begründung hieß es, der Begriff „Fachkräftemangel” müsse u. a. immer dann herhalten, wenn Unternehmen nicht willens oder in der Lage seien, neue Wege in der Personalbeschaffung zu gehen, um Bewerber fürs Unternehmen begeistern.
Fachkräftemangel ist das Unwort des Jahres 2015
Die Jury erklärte: Der Begriff „Fachkräftemangel” wurde im vergangenen Jahr insbesondere dann angewandt, wenn Unternehmen eine Ausrede brauchten, um mangelndes Engagement in der Bewerbersuche zu verschleiern oder eine Ausrede für unzureichende Löhne vorzuweisen (bspw. in der IT- oder Pflegebranche). Das sei inakzeptabel und würde ein falsches Bild abgeben, so die Sprachwissenschaftler.
Der Ausdruck „Fachkräftemangel” floriert den Sprachexperten zufolge nicht mehr nur bei Unternehmensvertretern oder Wirtschaftsverbänden als „Kampfbegriff”, sondern werde auch von Journalisten in Leitmedien als Pauschal-Ausrede für mangelndes Engagement der Unternehmen benutzt. Somit verhindere die Verwendung des Ausdrucks nach Auffassung der Jury “einen demokratischen Austausch von Sachargumenten“. Schon lange sei klar, dass der Fachkräftemangel ein Mythos sei und nur auf einem nicht nachvollziehbaren Rechenexempel fadenscheiniger Lobbyisten-Verbände wie bspw. dem VDI, der Bundesagentur für Arbeit oder gar des Bundeswirtschaftsministeriums beruhe. Grünbuch Arbeiten 4.0 hin oder her. Die Tatsache, dass ein Gen wesentlicher Verursacher des Fachkräftemangels ist, wurde meiner Meinung nach in der Entscheidung der Jury nicht ausreichend berücksichtigt.
Candidate Experience kennen nur 5 Prozent der deutschen Personaler
Begriffe zum Thema Bewerber waren in diesen Jahr groß im Rennen gewesen, sagte Jury-Sprecherin Janine Nichtdoch. Bei den Einsendungen für das „Unwort” sei noch nie ein Thema so präsent gewesen. 1644 Einsendungen waren eingegangen, mehr als in den Vorjahren. Für die sprachkritische Jury standen Schlagworte zum Thema “Karriere und Bewerbung” zur Diskussion, wie etwa “Candidate Experience”, “Bewerbung ausschließlich per Post” oder “SAP E-Recruiting“. Bei den Einsendungen für das “Unwort” sei noch nie ein Thema so präsent gewesen, hieß es in Darmstadt. Während “Bewerbung ausschließlich per Post” sowohl bei der Jury als auch bei Buchmachern – nicht zuletzt wegen des bahnbrechenden Gerichtsurteils – als heißer Kandidat gehandelt wurde, landetet “Candidate Experience” abgeschlagen auf dem letzten Platz der Einsendungen. “Nicht einmal 5 Prozent der deutschen Personaler haben diesen Begriff je gehört. Und bei Bewerbern liegt die Bekanntheit sogar nur im Promille-Bereich“, so Nichtdoch, “aus welchem Grund sollte man diesen Begriff also als Unwort wählen? Andererseits…”
Über das Unwort des Jahres wird seit 1991 abgestimmt. Damit wurde das “Unwort” jetzt zum 25. Mal bestimmt. Die Aktion will für Sprache sensibilisieren und auf undifferenzierten, verschleiernden oder diffamierenden Gebrauch aufmerksam machen.
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Lars Hahn