20. November 2015
Ikea verbindet Gang auf die Toilette mit Personalmarketing
Lesezeit: 3 Min. PersonalmarketingRecruiting
Gestern war ja Welt-Toilettentag. Grund genug, sich des Themas auch im Kontext Personalmarketing anzunehmen. Denn warum sollte man nicht auch die (Kunden-)Toilette sinnvoll für die Bewerberansprache nutzen? Denkt sich zumindest Ikea. Grund genug, sich das mal aus der Nähe anzuschauen.
Während der Welt-Toilettentag einen ernsten Hintergrund hat (2,5 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sanitären Anlagen. Aus diesem Grunde stimmten die 193 Mitglieder der UN-Generalversammlung geschlossen dem Vorschlag Singapurs zu, den 19. November dem Kampf für Sanitäranlagen zu widmen), war mein Besuch bei Ikea einem nicht ganz so gravierenden Problem geschuldet. Die Deutschland-Zentrale des “unmöglichen Möbelhauses” liegt in Hofheim-Wallau, unweit meiner Homebase Wiesbaden. Wie man das so kennt, wälzten sich an einem ganz gewöhnlichen Donnerstag Menschenmassen durch die einzelnen Abteilungen. Aber das sind mit Nichten und Neffen nur Kunden. Genau wie jeder Besucher Ihrer Unternehmens-Website ein potenzieller Bewerber ist, ist es auch jeder Besucher Ihres Unternehmens. Denn wer sich mit Ihren Produkten bzw. Ihrer Marke (in diesem Falle Ikea) identifiziert, sollte im Umkehrschluss durchaus eine gewisse Affinität zu den Produkten oder der Unternehmensphilosophie haben. Und damit bestens als loyaler Mitarbeiter geeignet sein.
Personalmarketing im Möbelkatalog
Millionen von Menschen könnte Ikea also beispielsweise mit seinem jährlich erscheinenden Möbelkatalog erreichen. Und so findet sich auch im neuesten Katalog tatsächlich eine (!) Seite mit allgemeinen Infos zum Arbeitgeber Ikea. Natürlich (wieso eigentlich natürlich?) finden sich da keine Mitarbeiter aus Deutschland, sondern aus der ganzen Welt (in diesem Falle aus den USA, aus Dänemark und aus Indonesien. Putzig, in dieser Konstellation und in dieser Situation wird man die drei so wohl nie finden. So viel zum Thema Authentizität im Arbeitgebermarketing ;-)).
Spannend auch, dass man dem Thema Fachkräfte-Generierung bei Ikea nach wie vor scheinbar keinen so großen Wert beimisst (was sind schon die aktuell ausgeschriebenen 276 Stellen?). Wie schon vor zwei Jahren, gibt es nur eine einzige Seite. Offenbar ist Seite 329 der angestammte Platz für diesen Inhalt und wird damit schnell überlesen. Wie viel reichweitenstärker wäre wohl eine Platzierung auf der hinteren Umschlagsseite?
Wie viel reichweitenstärker wäre wohl ein Hinweis auf den Abermillionen Produktverpackungen? In Australien hat das ja seinerzeit ganz gut funktioniert. Dort hat man für eine Neueröffnung einer Ikea-Filiale einfach zu den Bedienungsanleitungen in den Kartons noch weitere Infos zu Karriereperspektiven in der neuen Filiale beigepackt.
Personalwerbung auf der Toilette
Und um genau diesem Problem Abhilfe zu verschaffen (das Employer Branding wird ja in so einem Weltkonzern global gesteuert – was, ganz am Rande, in meinen Augen ziemlicher Blödsinn ist. Globales Employer Branding kann nie funktionieren. Viel zu unterschiedlich sind schon allein die unterschiedlichen Kulturen in den Ländern. Aber das wird ein eigener Blogartikel), hat man sich in Wallau ein paar clevere Gedanken gemacht. Man hat sich dort gefragt, welche Bereiche die Kunden neben den Verkaufsflächen und der Kasse dort wohl am meisten frequentieren und dabei nicht abgelenkt sind. Und schnell hatte man des Rätsels Lösung! Klar, die Toilette isses! Jeder Bundesbürger kommt auf eine Gesamtsitzungszeit von ca. 230 Tagen, also 0,6 Jahren. Wobei Männer im Durchschnitt länger auf der Toilette verweilen als Frauen. Also laufen an einer solchen Toilette am Tag mehrere Tausend Menschen vorbei. Und sehen dann das hier:
Richtig konsequent ist Ikea allerdings nicht: Werbung auf den Toiletten (quasi auf Augenhöhe, falls Sie verstehen, was ich meine) gibt es nämlich nicht. Schade, hier werden Potenziale verschenkt.
Und wenn man bedenkt, dass ja viele Nutzer während der Sitzung auf Ihr Smartphone starren (7 % bspw. suchen auf der Toilette nach Jobs), wäre es doppelt sinnvoll, auf dem überdimensionalen Hinweis auch einen QR-Code anzubringen. So kann dann der Ikea-Besucher während seines Geschäfts nicht nur die aktuellsten Job-Angebote studieren, sondern sich direkt auf den Job bewerben. Aber davon sind wir noch weit entfernt. Denn es gibt einen guten Grund, warum der Code fehlt: Die Website ist alles andere als mobil optimiert.
Während also wieder Unsummen in den mobil sehr gut funktionierenden Online-Shop gepumpt und dieser gepimpt wird, reicht das Personalmarketing-Budget eben nur für Klowerbung.
Übrigens: Ein Stuhlgang sollte möglichst nicht länger als zwei Minuten dauern. Sollten Sie diesen Blogartikel also auf der (Ikea-)Toilette gelesen haben, dauerte Ihre Sitzung wohl zu lang.
Daniel
Rückblick Recruiting 2015 - zu guter letzt