13. Oktober 2015
MARS macht mobil. Leider nicht bei der Bewerbung…
Lesezeit: 6 Min. Karriere-WebsitesRecruiting
Das Tolle am Bloggen ist ja, dass man eine unglaubliche Reichweite aufbauen und eine echte Community um sich scharen kann. Und diese Community ist es dann, die einen ganz häufig mit spannenden Ideen für einen Blogartikel (oder Nominierungen für die Goldene Runkelrübe) versorgen kann. In diesem Fall war es jemand, der offenbar sichtliche Freude an seiner Bewerbung bei MARS hatte. Bzw. diese gar nicht zum Ende brachte, weil ihm der Spaß ordentlich vergangen ist. Aber staunen Sie selbst…
Zugegeben, den Slogan “MARS macht mobil, bei Arbeit, Sport und Spiel” kennen wohl nur die etwas älteren Leser. Der Riegel selbst hingegen ist auch der jungen Generation ein Begriff. Zum Riegel gibt’s auch ein Unternehmen. Mit zum Sortiment gehören auch Balisto, Bounty, Snickers, Twix, m & m’s und noch einige Marken mehr. Ein echter Schokoladenriegel-Monopolist wenn man so will. Selbstverständlich verfügt so ein Unternehmen auch über eine eigene Karriere-Website. Selbstverständlich? Sollte zwar so sein, ist es aber nicht. Denn noch längst nicht jedes Unternehmen verfügt über so einen Bereich auf der Corporate Website.
Doch bei MARS findet man nicht nur eine Karriere-Website mit Jobs, sondern auch Infos zum Arbeitgeber selbst. Theoretisch zumindest. Gäbe es da nicht ein klitzekleines Problem…
Informationen zum Arbeitgeber nur per Passwort
Ich meine jetzt nicht, dass es einfach eher suboptimal ist, in der Navigation (oder auch generell) mit weißer Schrift auf farbigem Grund zu arbeiten, was die Lesbarkeit unglaublich erschwert. Ich meine auch nicht, dass das Schriftbild ohnehin nicht wirklich gut zu lesen ist. Auch nicht, dass auf einer Einstiegsseite der Text nicht ellenlang sein sollte. Und schon gar nicht, dass überhaupt nicht klar wird, was für Kernzielgruppen MARS eigentlich adressiert (für alle zum Mitschreiben: Schüler, Studenten und Professionals sind NICHT Ihre Zielgruppen!)…
Vielmehr meine ich, dass Sie, um weitere Informationen über den Arbeitgeber MARS erhalten zu können, über das entsprechende Passwort verfügen müssen:
Gut, kann ja mal passieren. Was ich mich in diesem Zusammenhang frage: Wird der Karriere-Bereich der MARS-Website so selten aufgerufen, dass es noch keinem aufgefallen ist? Oder ist es zwar schon reichlich Bewerbern aufgefallen und man hat sich dann
a) gedacht, okay, das ist mir zu unprofessionell, da bewerbe ich mich lieber nicht oder
b) den Fehler gemeldet, aber die IT (oder die ausführende Agentur) hat gerade dummerweise keine Ressourcen (oder gar einen Change Request angefordert – ist alles schon vorgekommen) oder das Ganze ist irgendwie in Vergessenheit geraten, weil sich ja eh keiner bewirbt und es dann sowieso keine Bedeutung hat? Oder ist das Ganze
c) vielleicht sogar ein getarntes “Online Assessment” – der Bewerber wird auf die erste Bewährungsprobe gestellt, ob er vielleicht in der Lage ist, sich die Informationen auf einem anderen Weg zu besorgen?
Negative Candidate Experience bei MARS
Wie auch immer, ich habe Blut geleckt und will mir wenigstens mal anschauen, ob der Bewerbungsprozess wenigstens noch ansatzweise einer guten Candidate Experience entspricht. Als kleines Beispiel, wo es definitiv Optimierungspotenzial gibt, habe ich mir aber schnell noch mal die Ausbildungs-Seite herausgegriffen. Nutzerfreundlichkeit sieht definitiv anders aus. So darf sich der arme Schüler, der, als er den Werbespot von MARS sieht, nur noch einen Wunsch hat – nämlich seine Energie in eine Ausbildung bei MARS zu investieren – erst einmal den ganzen Text zum Thema Ausbildung durchlesen…
… um dann am Ende des Textes den Hinweis zu finden, welche Ausbildungen und Studiengänge angeboten werden, wie man sich bewerben kann und auf welchen Veranstaltungen MARS vertreten ist. All das, so heißt es, “erfährst du auf den folgenden Seiten.” Nun wäre es ja naheliegend, bereits im Text auf diese Seiten zu verweisen. Und sinnvollerweise spätestens das “Ausbildungen” und “Studiengänge” zu verlinken. Höre ich Einwände? Was aber muss der geplagte Schüler tun? Er muss die ganze Seite hochscrollen, um dann einen der entsprechenden Links anzuklicken. Ist das nutzerfreundlich? Wohl kaum.
Sinnvoll wäre es ja auch, dem Bewerber Einblicke ins Unternehmen zu geben. Reportagefotos? Fehlanzeige! Während man bei MARS davon ausgehen kann, dass mehrstellige Millionenbeträge ins Marketingbudget gesteckt werden, bleiben fürs Personalmarketing wohl nur Peanuts übrig. Klar, Personalmarketing hat ja auch keinerlei strategische Bedeutung fürs Überleben eines Unternehmens, da wären die Gelder definitiv falsch angelegt. Da kann man dann auch am Bewerbungsprozess sparen. Und der geht so:
Die schnelle Jobsuche, die keine ist
Und da will ich doch auch mal was Positives schreiben. Es wird nämlich auf jeder Seite das Widget “Schnelle Jobsuche” eingebunden. Blöd nur, dass hier wie seinerzeit bei der angeblich barrierefreien Bewerbung der Telekom wieder Erwartungen geschürt werden, die leider nicht einmal im Ansatz erfüllt werden. Ich weiß nicht, was Sie bei einer “schnellen Jobsuche” erwarten. Ich erwarte auf jeden Fall eine schnelle Jobsuche. Es fängt bereits damit an, dass ich in dem Widget nicht unmittelbar nach dem Land, sondern nur nach Region suchen kann.
Das wäre dann in unserem Fall “Europe and Russia”. Hm. Ich will doch aber nur Jobs in Deutschland. Und die Job-Referenznummer kann ich mir auf die Schnelle auch nicht aus den Fingern saugen. Da müsste ich ja erst einmal wissen, welcher Job mir überhaupt angeboten wird, um diese Referenznummer zu kennen.
Tja, und welcher Bereich der richtige ist? Kann ich wirklich wissen, was sich hinter jedem der einzelnen Begriffe Administration and Office Services, Business Operations, Commercial, Corporate Affairs/Legal, Customer/Consumer Service, E-commerce, Engineering. Facilities, Finance, Human Resources, Information Technology, Logistics, Management, Manufacturing, Marketing, Medical Management, Purchasing, Research and Development, Retail, Sales, Supply Chain, University Programs and Interns oder Veterinary verbirgt?
Wohl eher nicht. Also nehme ich als Vorauswahl “Europe and Russia”, um in dieser “schnellen Jobsuche” wenigstens nicht alle 547 Jobs angezeigt zu bekommen. Klasse, und schon sind es nur noch 227. Nun würde ich gerne das Ganze noch auf Deutschland eindampfen. Das wiederum geht aber nicht in der Ergebnismaske, ich muss hier auf den Button “Jobsuche eingrenzen” klicken. Der wiederum führt mich auf die Startmaske mit den 547 Jobs zurück. Immerhin kann ich jetzt hier eine gescheite Vorauswahl vornehmen. Sogar das Land lässt sich auswählen. Auch wenn ich mich jetzt für einen kurzen Augenblick wie im siebten Bewerberhimmel fühle, in Sachen Candidate Experience hat MARS schon lange verkackt sämtliche Sympathien verspielt.
Da ich aber einer von diesen unverbesserlichen Markenfetischistenbewerbern bin, ist mir das egal (genau darauf zielen viele Arbeitgeber ja ab, dass sie Bewerbern so einiges zumuten, weil diese ja so – entschuldigen Sie die Wortwahl – so geil auf einen Job bei Porsche, Volkswagen (hahaha), Google oder eben MARS sind. Das sie dabei mit dem Feuer spielen, scheint ihnen nicht bewusst. Oder sie nehmen es bewusst in Kauf) und ich beschreite weiter den steinigen, schweren Bewerber-Weg.
Ich wähle also den einzig verfügbaren HR-Job aus und werde mit der nächsten Herausforderung konfrontiert:
Übersichtlich gestaltete, klar strukturierte Stellenangebote werden doch einfach überbewertet. Ebenso die Konzentration auf das Wesentliche. Und ich habe der Anzeige wirklich alle Chancen gegeben und sie in drei verschiedenen Browsern aufgerufen. Gut, ich bin ehrlich, Internet Explorer 6 (der ja schon lange nicht mehr unterstützt wird, aber in vielen Unternehmen immer noch anzutreffen ist!) gehörte nicht dazu.
Natürlich bin ich als Bewerber einigen Kummer gewohnt. Insofern klicke ich einfach “Für diesen Job bewerben”, denn die Stelle als “HR Manager” (oder war es doch der HR Business Partner?) will ich einfach haben. Weiter geht’s. Mittlerweile frage ich mich allerdings, wo die versteckte Kamera installiert ist…
Übrigens, auch wenn es heißt “MARS macht mobil” – so stimmt das zumindest in Bezug auf die Website nicht. Denn die ist alles andere als für mobile Ansicht optimiert.
Meine These: MARS macht all das absichtlich so. Nein, nicht um seine Bewerber auf die Probe zu stellen, was sie dann im Unternehmen erwartet. Viel mehr, um den Verkauf seines Riegels anzukurbeln. Denn was glauben Sie, wie viel Energie so ein Bewerbungsprozess von einem Bewerber abverlangt? Wie hieß es seinerzeit so schön? MARS bringt verbrauchte Energie sofort zurück ;-)
Mars
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Jürgen
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Eric Edry
Melanie