06. Oktober 2015
Die neue Generation Stellenanzeigen. Jetzt aber wirklich!
Lesezeit: 5 Min. RecruitingStellenanzeigen
Bäm! Es ging durch fast sämtliche Medien: XING verleibt sich die (nach eigenen Angaben) größte Jobbörse Deutschlands ein. Die Urgesteine der Szene wie Wolfgang Brickwedde und Gerhard Kenk mutmaßten schon über die enormen Potenziale, die durch solch eine Fusion entstehen würden. Sie sahen den Jobbörsenmarkt im Umbruch. Die Zukunft der Stellenanzeige sollte neu geschrieben werden. Die Realität indes sieht anders aus. Wenn Crawler Crawler crawlen kommt eben nur Unsinn raus. So werden auf der einen Seite Kunden und Nutzer verärgert, auf der anderen Seite aber lachen sich die restlichen Marktteilnehmer ins Fäustchen. Noch. Denn die neue Generation der Stellenanzeigen ist auch bei ihnen noch nicht angekommen. Zeit, diese einmal vorzustellen. [Anmerkung: Nun kommt Google Jobs auch nach Deutschland, da wird es endlich Zeit zu reagieren.]
Waren Sie in der letzten Zeit mal auf Wohnungssuche? Ich war es bis vor Kurzem. Dabei ist mir einmal mehr schmerzlich bewusst geworden, dass Sie parallel zum Bewerbermarkt im Immobilienbereich einen Vermietermarkt haben. Will sagen, während der Bewerber (in den meisten Fällen) darüber entscheidet, welcher Arbeitgeber seinen Zuschlag erhält, sind es im anderen Fall die Vermieter, die über das Wohl und Wehe eines potenziellen Mieters entscheiden.
Und das mit Unterstützung der jeweiligen Plattform. Und so bietet Marktführer Immobilienscout24 Vermietern verschiedene Möglichkeiten, den Bewerber unter die Lupe zu nehmen. Natürlich handelt es sich um ein cleveres Geschäftsmodell, wenn in Kooperation mit der SCHUFA eine Online-Auskunft angeboten wird. Auch das Profil, welches man um seine Chance auf eine Wohnung zu erhöhen, am besten vervollständigt (analog gilt das natürlich für Profile der Recruiter auf XING & Co., denn wir wissen alle: schlecht gepflegte Social-Media-Profile werden Personalern zum Verhängnis!), gehört dazu. Der Mieter wird also gläsern.
Und der Vermieter? Reagiert wie ein Arbeitgeber. Zum Beispiel, indem er auf Anfragen gar nicht erst antwortet. Klar, der bekommt so viele Anfragen wie manche Arbeitgeber Bewerbungen, da mangelt es an den Ressourcen, jede Anfrage zu beantworten – respektive an Wertschätzung. Auch hier gibt es also Parallelen. Wobei mir eine Vermieterin haarsträubende Geschichten erzählte, wie solche Anfragen aussehen. Ähnliches kennen Sie aus Ihrem Recruiter-Alltag zur Genüge…
Die neue Generation Stellenanzeigen sorgt für Transparenz
Aber spinnen wir das Prinzip doch einfach mal weiter. Was wäre, wenn Stellenbörsen zukünftig ihre Nutzer (also die Bewerber) dazu auffordern würden, eine Auskunft vom Arbeitgeber einzufordern? Vielleicht basierend auf Referenzen von Mitarbeitern – sprich Mitarbeiterbewertungen? Vergessen Sie aber bitte Expressbewertungen oder im Rahmen des Farce-Arbeitgebersiegels von FOCUS abgegebene Bewertungen. Spannend wäre es, wenn bspw. Ergebnisse à la Jobklima oder CareerNavigator einfließen würden.
Und warum gibt es nicht analog zu den Immobilienbörsenwohnungsbildern (wenn es sie denn gibt, denn entweder verfügen manche Vermieter nicht über eine Kamera oder aber Sie haben keine Lust oder aber Sie wollen gar nicht, dass man Bilder sieht, weil die Wohnung einfach so grottenschlecht ist, dass man einfach keine Bilder zeigen will…) Bilder, die Einblicke ins Unternehmen vermitteln (Arbeitsplatz, Umgebung, Kollegen – der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt), so dass der Bewerber sieht, worauf er sich einlässt? Gut, in Ansätzen gibt’s das ja schon, z. B. bei feelgood@work oder Katialo. Tschüss also, altes langweiliges austauschbares Imagebild (respektive Bilddatenbankbild), hallo reale Welt! In Ansätzen gibt’s das ja schon, diese interaktiven Stellenanzeigenformate finden Sie mittlerweile bei Stepstone, Monster, Jobware oder sogar yourfirm und heise.
Aber die ändern leider alle nichts, weil die Unternehmen einfach nicht raffen, dass all die schönen Bildchen und “animierten” Formate nix bringen, wenn der Inhalt weiterhin so sterbenslangweilig und am Bewerber vorbei schießend ist, wie bisher. Beispiele gibt’s leider zuhauf.
Aber zurück im Text, zurück zur Stellenanzeige respektive dem Jobbörsen-Format der Zukunft und zu dem, was Jobbörsen von Immobilienscout & Co lernen können. Oder so.
Candidate Experience Check direkt per Stellenanzeige
Stichwort Candidate Experience: Wie wäre es,
- wenn man künftig den Arbeitgeber hinsichtlich der Reaktionszeiten und der Qualität der Antwortschreiben/Zwischenbescheide bewerten könnte und Bewerber somit im Bilde sind, wie der Recruiting-Prozess in dem Unternehmen so abläuft – so, wie es analog bei Immobilienportalen möglich ist, wo Makler bzw. Vermieter seitens des potenziellen Mieters bewertet werden können?
- Wie wäre es, wenn Sie wüssten, was Sie im neuen Job verdienen und gleich sehen, wo Sie damit im Branchendurchschnitt liegen?
[Anmerkung: Dieses Feature bietet Google Jobs mit seinem neuen Service.] - Und wie wäre es, wenn Sie gleich auf einen Blick sehen, wie es um die Infrastruktur an Ihrem neuen Arbeitsort bestellt ist – wenn Sie also schon vor Antritt wüssten, wo Sie demnächst Ihre Brötchen holen, in welcher Kita Sie Ihren Sprössling abgeben und welches Yogazentrum Sie nach getaner Arbeit ansteuern können?
[Anmerkung: Google Jobs zeigt keine Bilder, dafür aber kann sich der Bewerber den Arbeitsweg und Stellen direkt in der Umgebung des Wohnorts anzeigen lassen. Auch Linkedin setzt auf eine lokale Jobsuche].
Grundsätzlich ist so was technisch alles möglich. Sie können alle möglichen Quellen anzapfen und zu einem schönen Ganzen verdichten. Quasi eine Mashup-Jobbörse, die alle für einen Bewerber interessanten Features in sich vereint. Den perfekten Einblick ins Unternehmen aus feelgood@work, Bewertungen zum Bewerbungsprozess aus kununu [Anmerkung: Das gibt’s bei Google Jobs]. Die anonymen Mitarbeiterbewertungen aus jobklima und CareerNavigator, den Gehaltsvergleich aus Glassdoor, die Infos zur Infostruktur aus Google Maps etc. etc. [Das gibt’s nun bei Google Jobs]. Alles möglich. Und noch vieles mehr, was ich hier nicht beschrieben habe. Nachtrag: Im Idealfall werden diese Daten natürlich selber generiert – anstatt sich auf unzuverlässige Anbieter zu beziehen ;- )
Also bauen wir doch das Stellenportal und die Stellenanzeige, wo all diese Features zu finden sind. Eine neue Generation Stellenanzeigen eben. Also eine, die auch funktioniert. Und nicht für Unmut beim Kunden sorgt. Für eine bessere Candidate Experience, eine bessere Bewerberwelt und zufriedene Arbeitgeber. Ich freue mich drauf. Wer macht den Anfang?
Henrik Zaborowski
personalmarketing2null
personalmarketing2null
personalmarketing2null
personalmarketing2null
personalmarketing2null
Hans-Thilo Sommer
Jakob
Henrik Zaborowski
Persoblogger Stefan Scheller
Gerhard Kenk