Mit dem neuen XING Stellenmarkt den Job finden, der zum Leben passt?

Lesezeit: 4 Min. Archiv

Bevor ich mich in Kürze in eine etwas längere Auszeit verabschiede, gibt’s heute noch was auf die Augen. Heute bekam ich nämlich die aktuelle Pressemitteilung von Xing ins Postfach gespült. “Der neue XING Stellenmarkt: Den Job finden, der zum Leben passt”, heißt es dort vollmundig. Aha. Dass Xing mit seinem Portal neue Wege geht (Stichwort “New Work”), ist ja bekannt. Aber das nun mit in die Jobsuche respektive den Stellenmarkt mit einfließen lassen? Warum nicht. Meine Neugierde war geweckt. Aber ist das neue Stellenportal wirklich so innovativ?

Das liegt wohl im Auge des Betrachters. Das Besondere soll nun sein, dass der Jobsuchende nun nicht nur die vom Unternehmen verfasste Stellenanzeige zu Gesicht bekommt, die er mittels typischer Kriterien wie Branche, Funktion und dem Umkreis aus einer langen Ergebnisliste fischen kann. “Vielmehr sieht er im XING Stellenmarkt“, so die aktuelle Pressemitteilung,  “darüber hinaus Informationen, die in der heutigen Arbeitswelt hochrelevant, aber nicht auf klassischen Stellenportalen verfügbar sind.” So findet er bspw. Stellenanzeigen von Unternehmen, in denen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie besonders gut möglich ist. Oder aber Stellenanzeigen von Arbeitgebern, deren Mitarbeiter beispielsweise flexible Arbeitszeiten, eine gute Work-Life-Balance oder Kinderbetreuungsmaßnahmen loben. So neu an sich wiederum ist das Ganze nicht. Schließlich gab es das schon bei kununu. Und natürlich dienen für diese Zusatzinformationen als Basis auch “die von aktuellen wie ehemaligen Mitarbeitern abgegebenen Stimmen auf der größten Arbeitgeberbewertungsplattform im deutschsprachigen Raum, kununu.” Es xununut also mal wieder, diesmal eben in eine andere Richtung.

Xing-Stellenmarkt mit neuen Features

Neuer Xing-Stellenmarkt - Jobs, die passen?

Die Benefits der Arbeitgeber mit in den Fokus zu rücken, ist auf jeden Fall ein konsequenter und charmanter Schritt. Allerdings bietet die Plattform feelgood@work hier die definitiv bessere Umsetzung. Nun denn. Laut Xing stehen die Bedürfnisse des Suchenden im Mittelpunkt der neuen Jobbörse. Und nach Worten von CEO Vollmöller findet er nun bei Xing den Job, “der zu seiner Lebenssituation und seinen Wertevorstellungen passt”. Abgerundet werden die neuen Seiten von einer prominenten Darstellung beliebter Arbeitgeber. So können Jobsuchende auf einen Blick sehen, welche dieser Unternehmen aktuell in der präferierten Stadt über offene Stellen verfügen. Schön, dass hier nicht nur Mitgliedsunternehmen mit Employer Branding-Profil angezeigt werden. Was ich mich allerdings frage: Ob die Mitarbeiter, die im Kontext des Unternehmens dargestellt werden (was an sich auch wieder ein schönes Feature ist) wissen, dass Sie für jedermann und -frau sichtbar sind? Aber da Xing ja sehr auf Datenschutz bedacht ist, werden wohl tatsächlich nur die dargestellt, die auch zugestimmt haben, dass ihr Profil über Google auffindbar ist :-)

Neu ist übrigens auch, dass alle Stellenanzeigen auch für Nicht-XING-Mitglieder aufrufbar sind. Gute Sache, denn so erreichen Arbeitgeber auf einen Schlag wesentlich mehr potenzielle Kandidaten als zuvor. Hierzu startet XING mit rund 300 Städte- und Berufe-Seiten, die über eigene URL, wie bspw. xing.com/jobs/l-muenchen oder xing.com/jobs/l-wiesbaden zu erreichen sind. Hier kann man dann nach Jobs von familienfreundlichen Arbeitgebern suchen oder nach Stellen von dort ansässigen Unternehmen, die sich durch eine hohe Kompetenz im Umwelt- oder Sozialsektor auszeichnen. Die Suche nach den Benefits selber bietet auf jeden Fall Optimierungspotenzial. Die Filter stehen nicht im Fokus und lassen sich auch nicht über die “Hauptsuche” eingrenzen.

Xing Stellenmarkt - Suche nach Benefits

Selbstverständlich verfügen Nutzer auf allen Seiten auch über ausführliche Suchmöglichkeiten und -filter. Heißt es in der Pressemitteilung. Und das, was eigentlich das Herzstück eines guten Jobportals ist, fällt hier meiner Meinung nach eher enttäuschend aus. So würde ich bspw. erwarten, dass die Jobsuche mit einem Autovervollständigen-Feature ausgestattet ist und die Jobs automatisch aktualisiert werden, ohne einen zusätzlichen Suchbefehl absetzen zu müssen. Möglich ist das und bei allen gängigen Jobportalen Standard. Und wir sprechen hier von Burda Digital und nicht von einer Feld-, Wald- und Wiesen-Entwicklerklitsche. Da darf es dann doch ein bisschen mehr  sein, oder?

Auch die mobile Ansicht des Stellenmarktes ist enttäuschend. Hier hat Xing in Sachen Mobile Recruiting definitiv gepennt. Insbesondere das, wofür sich die neue Jobs-Seite rühmt, die Suche nach Benefits und Annehmlichkeiten, gerät hier zu einer Fummelei…

Enttäuschend - der neue Xing Stellenmarkt in der Mobilansicht

Ob man mit dem neuen Xing Stellenmarkt wirklich den Job findet, der zum Leben passt, weiß ich nicht. Aber wer weiß so etwas auch schon im Vorhinein? Alles in allem hat Xing dem neuen Jobportal aber definitiv ein angenehmeres und nutzerfreundlicheres Outfit verpasst. Die Integration der kununu-Features war nur ein logischer (und längst überfälliger) Schritt. Auch dass die Jobs nun für Xing-Nichtmitglieder erreichbar sind, ist sinnvoll. Man darf gespannt sein, wann diese Jobseiten auch in den Google-Suchergebnissen auftauchen und ggf. andere Anbieter von den ersten Plätzen verdrängen.

Kommentare (0)
Über den Autor
Avatar-Foto
Moin! Ich bin Henner Knabenreich. Seit 2010 schreibe ich hier über Personalmarketing, Recruiting und Employer Branding. Stets mit einem Augenzwinkern oder den Finger in die Wunde legend. Auf die Recruiting- und Bewerberwelt nehme ich auch als Autor, als Personalmarketing-Coach, als Initiator von Events wie der HR-NIGHT oder als Speaker maßgeblich Einfluss auf die HR-Welt. Sie möchten mich für einen erfrischenden Vortrag buchen, haben Interesse an einem Karriere-Website-Coaching, suchen einen Partner oder Berater für die Umsetzung Ihrer Karriere-Website oder wollen mit bewerberzentrierten Stellenanzeigen punkten? Ob per E-Mail, XING oder LinkedIn - sprechen Sie mich an, ich freue mich auf Sie!
Ähnliche Artikel
Das Toleranz-Paradoxon: Wie Jobbörsen mit Stellenanzeigen der AfD umgehen

Das Toleranz-Paradoxon: Wie Jobbörsen mit Stellenanzeigen der AfD umgehen

“Cheffe, ich sehe gerade…”, so schrieb mir vor wenigen Tagen einer meiner langjährigen Leser, und schickte einen Link mit, der

weiterlesen
Wettbewerb um Zukunft des Recruitings: Firstbird sammelt weitere 650.000 Euro ein

Wettbewerb um Zukunft des Recruitings: Firstbird sammelt weitere 650.000 Euro ein

Es tut sich was im Recruiting-Markt. Vor Kurzem verleibte sich das Recruiting-Netzwerk XING die Schweizer Mitarbeiter-Empfehlungsprogramm-Plattform eqipia ein. XING, dessen

weiterlesen