Neues von der Runkelrübe – Award für misslungene HR-Kommunikation geht in die nächste Runde!

Lesezeit: 6 Min. Archiv

Ja, ist denn schon Weihnachten, wird sich der ein oder andere fragen. Die Antwort lautet definitiv: nein. Viel besser als Weihnachten, weil nicht auf wenige Tage im Jahr im konzentriert, ist der Award “Goldene Runkelrübe”. Das ist so was wie die “Goldene Himbeere”, also eine Art Anti-Oskar. Nicht für Filme, nein. Bzw. jein, denn natürlich werden auch schlechte (Recruiting-)filme mit diesem Highlight der Personalmarketing-Awards ausgezeichnet. Mehr zu Hintergründen und worum es geht, lesen Sie, wenn Sie jetzt auf “Weiterlesen” klicken. Aber nur dann!

Haben Sie sich auch schon mal gefragt, warum die Goldene Runkelrübe goldene Runkelrübe heißt und woher der Begriff eigentlich kommt? Als Mein Freund, die Arbeitgebermarke aka Jannis (Tsalikis) und ich damals (wir schrieben Januar anno 2013) unsere Ideen zusammentrugen, einen Award für schlechte Personalkommunikation zu verleihen und damit endlich einmal den ein oder anderen Personaler bzw. Kampagnen-Verantwortlichen ein wenig in Sachen Bewerber-Kommunikation zu sensibilisieren, brauchte das Kind natürlich auch einen Namen. Die “Goldene Himbeere” gab es schon, musste also ein neuer Name her. Es wurde viel gebrainstormt, ganze Teams aus kreativen Kreativ-Agenturen aus aller Welt wurden beauftragt, es fand sogar ein Crowd-Storming auf jovoto statt. Und natürlich wurde auch die nachbarliche Krabbelgruppe befragt. Letztendlich blieben dann die “Goldene Grapefruit” und die “Goldene Runkelrübe” übrig. Und da wir gerne Nägel mit Köpfen machen und nicht lange rumeiern, haben wir uns mit 100 Prozent der Stimmen auf die “Goldene Runkelrübe” geeinigt.

War für mich kein Problem. Denn für mich war die Runkelrübe einfach eine Feld-(Wald- und Wiesen-)frucht. Und aus. Und golden eben, naja um eben die höchste Wertschätzung für die kreativen Schöpfungen auszudrücken. Was ich aber nicht auf dem Schirm hatte: Dass wir uns mit dem Award den Unmut der Bevölkerung der kleinen Gemeinde Leopoldshöhe auf den Hals zogen. Leopoldshöhe, das wissen die wenigsten, ist eine 15.000-Seelen-Gemeinde um die Ecke von Bielefeld. Also meine Heimat, wenn man so will. Besonders frappierend: Insbesondere mein Name (also Knabenreich) ist weltweit so ziemlich einmalig (es gibt nur einige wenige Knabenreichs und wir stammen alle von einer Linie ab). Und mein alter Herr lebt in diesem beschaulichen Ort. Insofern muss er dann die Anfeindungen über sich ergehen lassen: “Ihr Sohn zieht den guten Namen unserer beschaulichen Gemeinde in den Schmutz, unser Tourismus liegt am Boden, alle Welt denkt, die Runkelrübe sei was Schlechtes, wir verkaufen keine Futterrüben und so fort…”. Man muss wissen, dass Leopoldshöhe nämlich für seine Runkelrübenzucht welt- naja auf jedenfall berühmt ist. Ja, tut mir echt leid. Sorry. Da hätte ich mich echt besser informieren müssen. Denn:

  • Leopoldshöhe trägt die Runkelrübe sogar im Stadtwappen

    “Das Wappen der Gemeinde Leopoldshöhe wurde mit Urkunde des Regierungspräsidenten Detmold vom 3. März 1971 verliehen. Es ist ein so genanntes redendes Wappen. Der Wellenbalken stellt die fließende Windwehe, ein Bach durch Leopoldshöhe, dar. Das Zahnrad mit acht Zinken im rechten Teil ist ein Symbol für die acht Teile aus denen die Gemeinde besteht. Die Runkelrübe steht für die Landwirtschaft, insbesondere für die bedeutende Rübensamenzucht auf dem W. v. Borries, Eckendorf.”

  • Die Runkelrüben-Zucht von W. Borries vom Gut Eckendorf ist weit über die Grenzen der Gemeinde bekannt! Besondere Bedeutung hatte die 1849 gegründete Pflanzenzüchtung. Wichtig war vor allem die Rübenzucht. Sie ist so prägend für die Region, dass die Runkelrübe in das Wappen der Gemeinde Leopoldshöhe aufgenommen wurde. Guckst du! Und da kommt dann so einer mit diesem niederträchtigen Award ums Eck und macht alles kaputt!
  • Die Rübenroute des ADFC trägt den Namen der Runkelrübe. Auch vom ADFC erreichte mich eine Petition, den Namen dem guten Ruf der Region wegen doch bitteschön umzubenennen.
  • Jannis Tsalikis wurde als Runkelkönig ausgezeichnet. Kein Scherz!

Alles Dinge, die ich hätte wissen müssen, wenn ich ausführlich recherchiert hätte. Habe ich aber nicht. Ich habe auch nicht recherchiert,

  • dass es im Ort Margrethausen auf der kargen Schwäbischen Alb das Runkelriabaweible gibt. Es erinnert an eine harte Zeit aus dem Winter 1816/17, als es den Bewohnern der Gemeinde so schlecht ging, dass nur Brennnesselgemüse und halb verfaulte Kartoffeln auf den Tisch kamen. “Das Brot wurde aus Kleie, gemahlenem Stroh, Heublumen und Biermalz gebacken. Bauern waren gezwungen Runkelrüben, Kohlrüben und die Wurzeln der wilden Möhre zu essen. So musste das Vieh aus Mangel an Futter notgeschlachtet werden. Sogar Runkelrüben wurden gemahlen und geröstet um daraus Kaffee zu machen. Es kam zu Choleraepidemien und bei den Ärmsten der Hungertyphus. Das Totenläuten wollte kein Ende nehmen. Besonders Kinder und Alte waren die Opfer. Um jene harte Zeit für Margrethausen nicht zu vergessen, soll in Anlehnung an die Runkelrübe das daraus entstandene „RUNKELRIABAWEIBLE“ eine Figur darstellen, die auf diese Geschehnisse hinweist.”
    Website-Screenshot der Narrenzunft Runkelriabaweible Margrethausen
  • Auch die Gemeinde Keutschach am See im schönen Kärnten trägt die Runkelrübe in ihrem Wappen. Noch ist von der Schmach nichts ins Alpenländle vorgedrungen, aber vorsorglich werde ich bei meinem nächsten Österreich-Urlaub inkognito und verkleidet (vielleicht als Runkelriabaweible) einreisen…
    Die Runkelrübe im Wappen der Gemeinde Keutschach am See
  • In vielen ländlichen Gemeinden, landauf, landab, wird alljährlich ein Runkelkönig gekürt
  • Es gibt sogar eine Sage zum Runkelkönig

Insofern – dumm gelaufen, aber letztendlich handelt es sich bei all dem nur um billige Plagiate. Denn es kann nur eine geben!

Die Goldene Runkelrübe der HR-Kommunikation!

Die Goldene Runkelrübe 2014

Denn auch dieses Jahr heißt es wieder: Goldene Runkelrübe rules! Natürlich wollen wir an der Tradition festhalten und auch dieses Jahr

  • die schlechtesten Stellenanzeigen,
  • die peinlichsten Recruiting-Videos,
  • die abschreckendsten Karriere-Websites und
  • die misslungensten die Social Media Arbeitgeberpräsenzen

küren.

Und dazu brauchen wir Sie, lieber Leser, liebste Leserin! Sie sind herzlich dazu aufgerufen, uns alles, was Ihnen in Sachen fragwürdige Kommunikation mit dem Bewerber über den Weg läuft und nicht niet- und nagelfest ist, zuzuschicken!

Und zwar an

pfuipfuipfui[at]goldene-runkelruebe.de

Es lohnt sich, denn Sie haben es in der Hand, Ihr Personalmarketing ein Stück besser werden zu lassen. Das BKA Wiesbaden, Unilever, die Kreissparkasse Birkenfeld, Allianz und die Polizei NRW konnten schon profitieren – seien Sie auch dabei! Schade übrigens, ich hatte eigentlich erwartet, dass der ein oder andere sich für die Auszeichnung bedankt. Fehlanzeige. Was ich mir gewünscht hätte: Ein Foto der glücklichen Sieger mit dem Award in der Hand – Sie wissen schon, die Art von Fotos, wenn dann irgendwelche Grinsegesichter wertlose Preise wie Great Place to Work, Focus Arbeitgeber-Ranking, Potentialquark etc. in die Kamera halten. Stattdessen die Anfrage eines Unternehmens, ob man denn nun, wie in der Süddeutschen fälschlicherweise stand, den Preis gewonnen habe oder “nur” nominiert sei :-)

Vergessen Sie all diese Preise, der einzige Preis, der wirklich einen Mehrwert für die HR-Kommunikation liefert und die Personalmarketing-Welt ein Stückchen besser macht, ist die Goldene Runkelrübe!

In diesem Sinne, reichen Sie ein, was das Zeug hält!

Übrigens: Die Runkelrübe ist heute Tierfutter, war früher aber ein typisches Armeleuteessen. Wer mal probieren möchte, kocht zuerst kleingeschnittene Runkelrüben mit einer gewürfelten Zwiebel, einem Lorbeerblatt, etwas geriebenem Ingwer und einer Knoblauchzehe in Gemüsebrühe weich. Anschließend püriert er die Suppe, schmeckt sie mit Pfeffer und Salz ab und serviert sie mit viel Petersilie garniert (@Jannis: Was meinst du, sollten wir unseren Gästen das bei der Preisverleihung in Berlin anbieten? Fände ich eine gloriose Idee!). Wohl bekomm’s!

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