04. November 2013
Social Media Recruiting Report 2013 – Endlich der Durchbruch?
Lesezeit: 7 Min. PersonalmarketingSocial Media
Nun schrieb ich gerade über Social Media in Stellenanzeigen und dachte eigentlich, dass ich erst mal einen Haken an das Thema mache und meine Laudatio für den Bestatterkongress vorbereite. Da man das Thema Tod ja doch meistens bis zum bitteren Ende vor sich herschiebt (was in der Natur der Sache liegt) und mir gerade wieder eine E-Mail ins Postfach gespült wurde, mache ich ausnahmsweise eine kleine Ausnahme. Denn sie sind da, die Ergebnisse des Social Media Recruiting Reports 2013. Und Sie sind wahrscheinlich genau so neugierig, wie ich es auch war. Werfen wir also einen Blick auf die aktuellsten Zahlen…
654 Teilnehmer sind dem Aufruf von Mr.-Proactive-Recruiting Wolfgang Brickwedde gefolgt und haben an der Studie teilgenommen – nahezu 25 Prozent mehr als im Jahr davor und sogar doppelt so viel wie 2011 (da waren es noch 334). Zumindest diese Zahl lässt erkennen, dass das Interesse da ist. Ob es sich bei Social Media Recruiting eher um einen Hype oder um Hilfe handelt, soll diese Studie im Idealfall klären. Bisher konnte man die “Bemühungen” (oder sollen wir es blinden Aktionismus nennen?) der Unternehmen eindeutig dem Oberbegriff “Hype” zuordnen. Aber wie sieht es dieses Jahr aus? Lassen sich Social Media-Kanäle nun endlich den etablierten Recruiting-Kanälen zuordnen? Kann die Personalbeschaffung über diese Kanäle die Hoffnungen rechtfertigen oder bleibt doch alles nur ein Hype? Im Detail beantwortet die Studie u. a. diese Fragen:
- In welchem Verhältnis steht Social Media Recruiting zu anderen Themen im Recruiting?
- Wie nutzen Unternehmen Social Media für Recruiting und Personalmarketing?
- Welche Plattformen werden in welchen Branchen oder von Unternehmen welcher Größe präferiert?
- Wenn Budgets in diesem Jahr umgeschichtet werden, wird der Anteil von Ausgaben für Social Media steigen oder sinken?
- Was bedeutet es für die Recruitingergebnisse, wenn proaktiver rekrutiert wird?
Eine Antwort auf alle Fragen zu geben, würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen, aber einige der Ergebnisse will ich doch mal vorstellen. Bevor ich dazu komme, sollten wir uns allerdings auch einmal anschauen, was wir im Kontext dieser Studie unter Social Media Recruiting zu verstehen haben. Denn nicht überall wo Social Media Recruiting drauf steht, ist auch Recruitig drin :-)
„Social Media Recruiting = Nutzung von Sozialen Netzwerken und Netzgemeinschaften, für Zwecke der kurz-, mittel und langfristigen Personalbeschaffung“
So. Wäre das also geklärt. Auch wenn das jetzt noch viel Interpretationsspielraum lässt. Wenn man sich mal anschaut, dass mehr als 90 Prozent (die einen mehr, die anderen weniger) Schwierigkeiten haben, ihre offenen Stellen mit geeigneten Mitarbeitern zu besetzen, so darf man sich schon die Frage stellen, warum nicht alle Mittel und Wege genutzt werden, die einem das Personalmarketing bietet, um dem Fachkräftemangel die Stirn zu bieten. Und das ist weit mehr als nur Social Media, wie meine ultimativen Tipps gegen den Fachkräftemangel eindrucksvoll belegen. Insofern sind die weiteren Ergebnisse auch sehr interessant…
Nach den Ergebnissen der Studie bewegt sich das Social Media Recruiting langsam aber stetig in der Rangliste der wichtigen Themen nach oben (2011: 7.Platz, 2012: 5. Platz, 2013: 4. Platz). Auch konnte Social Media Recruiting bei den wichtigen Themen in der aktuellen Befragung seinen im letzten Jahr eroberten zweiten Platz verteidigen.
Social Media Recruiting ist der Shooting Star
Social Media Recruiting ist also wichtig. Das würde ich auch niemals in Abrede stellen. Vor dem aktiven (ich spreche da noch nicht vom pro-aktiven :-), dazu weiter unten mehr) Recruiting steht die Anbahnung. Und das ist nun mal in den meisten Fällen die gute alte Stellenanzeige. Stellt sich also die Frage, wo die geschaltet werden bzw. welche Rolle Social Media hier spielen. Zunächst einmal die gute Nachricht: Online-Jobbörsen und die Karriere-Website liegen vor Social Media. Wobei hier (sinnvollerweise) differenziert wird zwischen Social Media Business-Netzwerken (Xing, LinkedIn) und Social Media (Soziale Netzwerke = Facebook). Facebook läuft demnach Print den Rang ab, liegt aber hinter dem Arbeitsamt, Messen oder auch Mitarbeiterempfehlungen.
Auch bei der Effektivität der Kanäle nehmen Xing & Co. eine zunehmende Bedeutung ein. So sind Social Media Netzwerke nach Online-Jobbörsen und der Karriere-Website auf Platz 3 der Einstellungsquellen. Auf gut Deutsch: Eine von 10 Stellen wird über Social Media besetzt.
Und nicht nur das: Social Media ist der Shootingstar bei den Einstellungsquellen. Dieser Kanal ist in drei Jahren von Platz 7 auf Platz 3 gestiegen und weist die höchsten Zuwachsraten auf! Bevor nun aber alle Welt in Jubelrufe ausbricht und Social Media Recruiting ein Loblied singt, möchte ich ein paar Worte der Warnung aussprechen bzw. niederschreiben. Was die “Marktforschung” ermittelt und was letztendlich für Ihr Unternehmen zutrifft, sind zwei grundverschiedene Paar Schuhe. Es ist immer alles eine Frage der Zielgruppe, die Sie erreichen wollen (und die befragt wurde!). Im einen oder anderen Fall wird eine Schaltung in Printmedien im Zweifelsfall sehr viel mehr bringen, als jede (halbherzig betriebene) Facebook-Seite. Einmal mehr gilt der Satz: It’s the Zielgruppe, stupid! Oder eindringlicher, aber nicht jugendfrei (was Du darfst darf, darf man als Blogger aber schon lange): It’s the fucking Zielgruppe, stupid!
So, das musste einfach gesagt werden. Auch vor dem Hintergrund weiterer in der Studie ermittelter Zahlen. So wollen bspw.
- 47,6 Prozent der Arbeitgeber mehr Geld für Social Business Netzwerke ausgeben (da zeigt der Talent Manager von Xing ja schon prächtige Auswirkungen ;-))
- 30,6 Prozent der Arbeitgeber mehr Budget für Mitarbeiterempfehlungen aufbringen (was ich für klug und weise halte, zumal dieser Kanal einer der effektivsten ist)
- 29,9 Prozent wollen mehr in Stellenanzeigen in Online-Jobbörsen investieren. Auch das ist eine sinnvolle und begrüßenswerte Aussage.
Ich persönlich betrachte eine Entwicklung wie nachfolgende mit großer Skepsis:
- 23,7 Prozent der Arbeitgeber wollen mehr Geld für Facebook & Co. ausgeben. Bitte spart euch das Geld! Weihnachten steht vor der Tür und damit die große Spendenbereitschaft. Also mal lieber 5.000 Euro für ein Kinderhospiz oder Greenpeace spenden anstatt in eine Facebookseite investieren (doch, das meine ich wirklich so!)
- 49,3 Prozent der Arbeitgeber wollen ihr Budget für Stellenanzeigen in Printmedien kürzen. Nun, schaut man sich die letzte Ausgabe der FAZ an – die hatte mal gerade 5 Seiten Stellenanzeigen (in Worten fünf!), ist diese Tendenz schon jetzt zu erkennen. Wobei Print in meinen Augen noch lange nicht tot ist (womit wir wieder bei den Bestattern wären), das ist aber in naher Zukunft mal einen eigenen Artikel wert.
Print-Stellenmarkt der F.A.Z. am Samstag mit 5 Seiten #Stellenanzeigen #stellenmarkt #faz #fazjobnet #anzeigen pic.twitter.com/C3DkEqpTQo
— Marcus K. Reif (@marcusreif) November 2, 2013
- Und wenn ich lese, dass 27,9 Prozent auch bei Personalberatungen sparen wollen, kommen mir insofern Bedenken, weil ich mir vorstelle, wie die Unternehmen dank Talent Manager oder wie auch immer gearteten Active Sourcing deren Job übernehmen und sich in aktiver Kandidatenansprache üben. Na denn, Prost!
Nun denn, wo doch so viel die Rede von proaktivem Recruiting ist, wie schaut es da aus? Oder anders gefragt:
Wie proaktiv recruiten die Unternehmen?
Auch dazu liefert die Studie Antworten. Im Übrigen bereitet mir der Begriff “proaktives” Recruiting Übelkeit. Nein, eigentlich schon der Begriff “proaktiv”. Ich kann mich noch an meine Zeit als Recruiting Consultant bei Jobware erinnern, wo dieser Begriff bis zum Erbrechen wiedergekäut wurde. Schon damals. Das ist nun schon… ich weiß gar nicht mehr, wie viel Jahre, das her ist. So acht oder so. Aber gut. Egal. Schauen wir uns also die Entwicklung der Proaktivität bei Unternehmen an.
Wie die Grafik zeigt, sind Unternehmen mehr als doppelt so proaktiv wie vor drei Jahren. Wenn ich mir so manches “Angebot” anschaue, was mich über Xing erreicht, könnte ich gut darauf verzichten. Aber mein Übelkeitsempfinden mal außen vor: Spannend ist doch zu sehen, was die proaktive Suche für das Recruiting bringt. Und das ist nicht ohne. Denn tatsächlich finden Arbeitgeber durch proaktive Kandidatensuche und -ansprache mehr und bessere Kandidaten in sozialen Netzwerken. So, und wer jetzt noch ein “proaktiv” findet, der darf es gerne behalten :-)
Schaut man sich die Rangfolge der für Recruiting und Personalmarketing genutzten Plattformen an, so liegt Xing mit großem Abstand an erster Stelle (was einen nicht wundern sollte, ist Xing doch nun mal primär als Recruiting-Kanal ausgelegt bzw. verdient mit diesem Geschäftsfeld das meiste Geld).
Werfen wir noch rasch einen Blick auf das Thema Erfolgsmessung. Werden Erfolge im Social Media Recruiting gemessen? Ehrlich gesagt überrascht mich das Ergebnis nicht. Bzw. doch. Denn dass es 44 Prozent sind, die ihre Aktivtäten messen, hätte ich nicht erwartet.
Das Thema Erfolgsmessung – in welcher Form und mit welchen “KPI” auch immer – fällt in vielen Unternehmen gerne unter den Tisch bzw. landen solche Zahlen dann maximal in irgendwelchen Schreibtischschubladen und stauben dort vor sich hin. Was natürlich fatal ist. Denn ohne Erfolgsmessung kann man kaum feststellen, wie das Engagement so angenommen und wahrgenommen wird bzw. wo dann gegengesteuert werden muss. Aber das ist ein anderes Thema.
So weit also die Ergebnisauszüge.
Wolfgang Brickwedde zum Social Media Recruiting Report:
“Jede 10. Stelle mit Hilfe von Social Media besetzt, das war wirklich überraschend. Ein Trend dahin war zwar schon in den letzten Jahren erkennbar, aber ein Hype kann ja auch in sich zusammenbrechen. Und die zweite Überraschung ist, dass dies nicht auf Kosten der Online-Jobbörsen geht, die ihren ersten Platz bei den Einstellungen unangefochten verteidigen können.”
Die Zusammenfassung des Social Media Recruiting Reports gibt es hier zum Download.
Social-Media-Recruitment: Wichtige Basics
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Daniel Furth
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