16. Dezember 2010
Starbucks, Frontal 21 mit einseitiger Berichterstattung, Social Media und loyale Mitarbeiter
Lesezeit: 4 Min. Archiv
Aus Gründen, die ich hier nicht näher darstellen will, war ich im Rahmen meiner unermüdlichen Recherche nach Karriere- und Ausbildungsfanpages auch am schauen, ob Starbucks Deutschland mit solch einer Page am Start ist. Ist Starbucks doch für innovative Kampagnen bekannt, die den Employer Brand (deutsch: Arbeitgebermarke, hey wie wäre es eigentlich mit der Wortschöpfung “Arbeitgebermakel” – fiel mir gerade so ein :-)) auf hervorragende Weise nach außen transportieren. Auf der Recherche nach einer solchen Seite wurde ich nicht wirklich fündig. Nicht wirklich. Aber irgendwie doch. Drehte sich der erste Eintrag auf der Pinnwand der Starbucks Deutschland-Fanpage nicht um irgendwelche Frappuccino Mochas oder Gingerbread Dingenskirchens, sondern um das Arbeiten bei Starbucks.
Nanu, dachte ich, das ist ja interessant. Zu dem Zeitpunkt war mir noch nicht bekannt, dass das ZDF mit seinem Boulevard- und Meinungsmache-Magazin Frontal21 (welches man eigentlich eher solchen Unterschichtensendern wie RTL, SAT1, Pro7 und wie sie alle heißen, zuordnen würde) über die Arbeitsbedingungen bei Starbucks berichtet hatte. Bei Starbucks? Bei einer Filiale von Starbucks. Und das wie so oft bei solchen effekthascherischen Magazinen, sehr einseitig und fragwürdig. In diesem Fall hatte sich ein ZDF-Mitarbeiter als Mitarbeiter bei Starbucks rekrutieren lassen, um dort Missstände aufzudecken, die von einer ehemaligen Starbucks-Mitarbeiterin kritisiert wurden. Okay, ich will hier gar nicht ins Detail gehen. Wer sich diesen Beitrag anschauen und die Hintergründe erfahren will, schaut am besten mal hier rein (auf den Titel des Videos habe ich im Übrigen keinen Einfluss):
Worauf ich hinaus will, ist die Tatsache, dass zum einen Starbucks sehr offensiv mit diesem Beitrag umgegangen ist und schon im Vorfeld der Sendung auf den Beitrag in Facebook hingewiesen hat und zum anderen – und das ist das Bemerkenswerte, so gleich entsprechendes Feedback von Mitarbeitern und von Starbucks selbst (und das schon während der Ausstrahlung) hierzu kam. Die auf überzeugende Weise mehrfach ihre Loyalität zu ihrem Arbeitgeber ausdrückten. Ein potenzieller Bewerber, der diese Posts der Fans liest, bekommt auf diese Weise unter Umständen einen besseren Eindruck davon, wie Starbucks-Mitarbeiter über ihr Unternehmen denken und dass es ein cooles Unternehmen ist, wo es Spaß macht zu arbeiten, als dies irgendeine hochglanzgeschwängerte Karriere-Fanpage verdeutlichen könnte, wo unter Umständen nur die Personalabteilung postet, wie toll doch das Unternehmen ist und KEIN Feedback – weder von Fans, noch von Mitarbeitern kommt. Klasse, wenn ein Arbeitgeber auf diese Weise ein authentisches Gesicht bekommt.
Und klasse, dass diese Diskussion so in aller Öffentlichkeit auf Facebook ausgetragen wird. Klar, kommen auch kritische Stimmen zu Wort, Fans, die sich von den Vorfällen distanzieren, nicht genügend reflektieren und sich “ent-gefallen”. Die positiven Kommentare bzw. Posts der Starbucks-Mitarbeiter überwiegen aber. Das zeigt einmal mehr die Chancen von Social Media. Zu Zeiten des klassischen Web hätte niemals so schnell eine Reaktion stattgefunden und wäre die Diskussion vor allem weiter in eine negative Richtung gelaufen (Stichwort Meinungsmacht der Medien und Manipulation), so aber kann sich jeder aktiv in die Diskussion einbringen, sie in die richtige Richtung lenken und die Vorwürfe glaubwürdig entkräften. Klar, gibt es auch ein Risiko dabei. Wäre Starbucks jetzt wirklich der ach so böse Arbeitgeber wäre rubbeldikatz die Pinnwand voll. Auch mit Beiträgen von Mitarbeitern, aber eben in die andere Richtung. Und das sollte einem – und vor allem Starbucks – zu denken geben. Dieses Risiko muss Starbucks aber nicht fürchten, ersticken doch die Aussage der loyalen Mitarbeiter und auch vieler Starbucks Kaffetrinker die negative Stimmung im Keim (mehr zu Chancen und Risiken von Social Media im Kontext HR). Interessant auch zu beobachten, dass die Anzahl der Fans trotz dis-likes anderer stetig ansteigt :-).
Hier zeigt Starbucks mit seiner Reaktion im Gegensatz zu BP, KitKat, Jack Wolfskin und anderen, (zu mindest bis jetzt) wie Krisenmanagement in Social Media funktioniert. Oder wie sieht das der Social Media PR-Papst Klaus Eck?
Im Übrigen bin ich kein wirklich großer Fan von Starbucks. Wovon ich aber ein wirklich großer Fan bin, sind die großen Kaffeetassen, die es in wirklich jeder größeren Stadt der Welt gibt. Ansonsten kann ich nur sagen, I don’t speak Starbuckian :-)
Wie ich gerade sehe, legt die Süddeutsche nun nach. Wir dürfen also gespannt sein, wie es weitergeht…
Update: Stellungnahme von Starbucks zu den Vorwürfen von Frontal 21
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